Meine Arbeit als professionelle Sklavin

Als BDSM Jungfrau ins SM Studio

Wie bist du dir deiner Neigung bewusst geworden?
Das war eigentlich Zufall. Bei der Recherche für eine Hausarbeit zum Thema “Sicherheit” bin ich über das Buch “Safeword” von Nala Martin gestolpert. Das Buch handelt von einer professionellen Domina, die auch die submissive Seite spielt. Durch dieses Buch bin ich das erste Mal überhaupt ernsthaft mit dem Thema BDSM in Berührung gekommen. Die Tatsache, dass es Frauen gibt, die sich freiwillig benutzen, schlagen und erniedrigen lassen, hat mich irgendwie fasziniert und gleichzeitig so sehr angemacht, dass ich es selber mal ausprobieren wollte.

Also hast du direkt deine ersten BDSM Erfahrungen auf der professionellen Ebene gemacht?
Genau, meine erste BDSM-Erfahrung hatte ich in einem Dominastudio. Allerdings habe ich nicht dafür bezahlt, sondern ich habe meine “Dienste” als Sklavin dort angeboten.

Warum hast du dich nicht erstmal im nicht professionellen Bereich umgeschaut?
Auch wenn es sich jetzt ziemlich lustig für mich anhört, aber irgendwie war es mir nicht bewusst, dass es BDSM auch im privaten Bereich gibt. Wenn ich Ideen in meinem Kopf habe, die mich reizen, dann kann ich meist nicht warten und möchte sie so schnell wie möglich umsetzen. Das Studio schien mir die schnellste, leichteste und auch sicherste Möglichkeit dafür.

Du konntest es dir also gar nicht vorstellen, dass es das auch im privaten Kontext gibt?
Ja und ich hätte zu dieser Zeit gar nicht gewusst, nach wem und wo ich hätte suchen sollen, um meine Fantasien ausleben zu können. Eigentlich gab es nicht mal klare Fantasien, die ich hatte. Alles was ich wollte, war benutzt und erniedrigt zu werden.

Wie läuft denn ein Vorstellungsgespräch in einem Dominastudio ab?
Das ist recht locker. Einige Studios vergeben Termine, andere Studios bieten an, dass man jederzeit vorbeischauen kann, um sich vorzustellen. Dann erzählt man kurz was über sich, warum man das machen möchte und was man schon für Erfahrungen hat. Zum Schluss wird man noch durch die Räume geführt. Ich durfte ganz spontan, am Tag des Vorstellungsgespräches, mit in eine Session.

Wenn ich an mein “Vorstellungsgespräch” zurück denke, dann schäme ich mich jetzt noch ein wenig. “Dann erzähl mal. Warum bist du hier?” Meine Antwort darauf lautete, “Weil ich mich für Sadomachismus interessiere.” Da konnte ich das Wort nicht einmal richtig aussprechen ;) Wie peinlich mir das war. Und ich war so nervös und aufgeregt.

Wie kamst du zu deinem ersten Kunden?
Man sagt nie Kunden, sondern nennt Menschen, die im Studio professionelle Dienste in Anspruch nehmen, “Gäste”. In der Regel vereinbaren die meisten Gäste im Vorfeld einen Termin. Mein erster Gast hatte keinen Termin. In diesem Fall setzt der Gast sich in einen Raum. Jede der Damen im Studio betritt einzeln den Raum und stellt sich mit 1-2 Sätzen kurz vor. Der Gast entscheidet sich dann für eine Dame. Er hat sich für mich entschieden :)

Was hattest du denn an?
Ich hatte ziemlich “normale” Kleidung an. Das kleine Schwarze, schwarze Dessous, schwarze halterlose Strümpfe und hohe Schuhe. Damit hätte ich abends auch ausgehen können, wenn ich die halterlosen Strümpfe ein bisschen höher gezogen hätte :)

Was habt ihr gemacht?
Wir haben eine halbe Stunde gespielt. Der Gast hat mir ein Halsband, Hand- und Fußfesseln angelegt. Dann hat er mir die Augen verbunden und meine Hand- und Fußfesseln mit Ketten an einer Vorrichtung unter der Zimmerdecke befestigt. Er hat mich gefragt was mir gefalle und ob seine Vorstellungen mir ebenfalls zusagen würden. Dabei ist er die ganze Zeit auf mich eingegangen. Mit einem Paddel hat er mir im Stehen meinen Po leicht versohlt. Am Ende habe ich ihm einen runtergeholt. Danach haben wir uns aufs Bett gesetzt und noch ein bisschen gequatscht. Nach dem Spiel wusste ich, dass mich die Zeilen im Buch nicht nur gedanklich erregt haben, sondern das es mir auch gefiel, es in echt zu erfahren.

Hört sich etwas so an als wäre er auf dich eingegangen?
Mein erster Gast ist sehr auf mich eingegangen. Das kam mir sehr entgegen, da es ja meine allererste BDSM-Erfahrung war und ich bis dahin wirklich null Erfahrung hatte. Ihm hatte ich im Vorgespräch auch erzählt, dass es für mich das “erste Mal” sei.

Was war das so für ein Typ?
Er war ein gepflegter, vernünftiger Typ in Anzug, Anfang 40, Switcher und in einer festen Beziehung. In seiner Partnerschaft kann er seine Neigung nicht ausleben und kommt deshalb regelmäßig ins Studio.

War das dann schon der Tag oder passierte noch etwas?
Am meinem ersten Tag hatte ich noch einen zweiten Gast, der ebenfalls ohne Termin vorbeischaute. Diese Session war allerdings etwas “unangenehmer”.

Warum war der zweite Gast unangenehm?
Er wollte meine Grenzen austesten und ich war mir unsicher, wo diese liegen und ob ich es überhaupt zulassen wollte, mich von einem völlig Unbekannten an meine Grenzen spielen zu lassen. Das bedeutet nicht, dass es mir nicht gefallen hätte. Aber da habe ich schon gemerkt, dass es verdammt schwierig ist, ohne Vertrauen zu spielen, weil man einfach viel zu viel nachdenkt. Seine grobe Art hat mich anfangs sehr verunsichert.

Was haben dir die Chefs vorher erklärt?
Eigentlich gar nichts, ich wurde direkt “ins kalte Wasser geworfen”. Mir wurden die Räume gezeigt und ich sollte selber ausprobieren und für mich entscheiden, welche Schlaginstrumente, Klammern, etc. ich zulasse und was für mich tabu sei. Zu meiner Sicherheit wollte ich mich über die verschiedenen Spielarten, Sicherheitshinweise, Tabus und Schlaginstrumente informieren. Bei meiner Suche nach Informationen bin ich auf der Gentledom-Seite gelandet, die mir übrigens sehr geholfen hat, alles besser zu verstehen und erste Einblicke zu erhalten.

Oral, vaginal immer mit Gummi?
Ungeschützter Verkehr, sowohl oral als auch vaginal, standen auf meiner Tabuliste. Anal war für mich komplett tabu. Einige Damen im Studio boten OV ohne Gummi gegen einen Aufpreis an. Das war eine Sache, die ich absolut nicht verstehen konnte.

Was war das schönste Erlebnis und was das unangenehmste Erlebnis?
Die erste Session war für mich eine schöne Erfahrung. Sonst ist “schön” wohl nicht die richtige Wortwahl. Ich würde es eher als geilstes Erlebnis bezeichnen. Das war ein Rapegame. Sonst haben mir immer die Sessions am besten gefallen, in denen der Gast authentisch war und spontan gehandelt hat. Unangenehm war es, wenn die Gäste wollten, dass ich innerhalb einer Session switche. Wenn ich dann plötzlich Facesitting machen oder sie schlagen sollte, dann hat mich das nicht gerade begeistert/angemacht.

Wie werden sind Kosten in so einem Studio gestaffelt?
Sessions dauern üblicherweise 30, 45 oder 60 Minuten. Es kommt auch schon mal vor, dass Gäste sich eine längere Session wünschen. Die Preise staffeln sich nicht nur nach der Dauer. So kosten Sonderwünschen wie z.B. NS, AV, etc. extra. Zusätzlich gibt es noch Aufschläge je nach “Härtegrad” der Session, ob leicht, mittel oder hart gespielt wird. Das Studio selbst gibt Mindestpreise vor, mehr zu nehmen ist immer möglich, wobei das Studio von allem einen festen Prozentanteil erhält.

Hattest du in der Regel auch Spaß und woran hattest du den?
Oh ja, am Anfang hatte ich sehr viel Spaß, weil alles so neu und aufregend war und der Gedanke daran, meinen Körper zu verkaufen, mich angemacht hat. Vor allem, weil ich es heimlich gemacht habe und niemand aus meinem Umfeld mir jemals sowas zutrauen würde. Aber schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass es nicht das war, was ich wollte und wonach ich gesucht hatte. BDSM ohne Vertrauen macht keinen Spaß, weil ich mich dann einfach nicht fallen lassen kann. Dazu kam noch, dass es mir zu krass wurde, da ich am Ende einen Termin nach dem anderen hatte. Dann hat das ganze mehr mit “Leistungssport” als mit Spaß zu tun.

Warum muss man Sex mit anbieten?
Ich denke, da das Studio durch dieses Angebot viel mehr Gäste anlockt und somit mehr verdient.

Was verdient man pro Tag?
Das kann ganz unterschiedlich sein. Es kann Tage geben, da hat man keinen einzigen Gast, das ist mir aber nie passiert :) und dann gibt es Tage, da verdient man über 1000 Euro.

Wem hast du es in den Alltag integriert, wem hast du es erzählt, wie hast du es verheimlicht?
Da ich nicht mehr viele Kurse in der Uni besuchen musste, hatte ich zwei Tage in der Woche frei. An diesen Tagen bin ich ins Studio gegangen. Freunden und Familie habe ich erzählt, dass ich einen Nebenjob als Raumpflegerin angenommen hätte. Da ich ausschließlich tagsüber dort gearbeitet habe, hat es niemand hinterfragt.

Wie hast du aufgehört?
Ich habe gesagt, dass ich keine Lust mehr habe dort zu arbeiten.

Hat es dir nach dem Ende gefehlt?
Bevor es mir fehlen konnte, habe ich mich nach einem Spielpartner im privaten Bereich umgeschaut :)

Was sind die Unterschiede zwischen professionellem und privatem BDSM?
Es ist einfach viel schöner, jemanden zu haben, zu dem man Vertrauen aufbauen kann und der einem ebenfalls vertraut. Viele Dinge wie z.B. Atemreduktion, Fisting, Anspucken, Küssen, OV ohne Gummi, etc. standen im Studio auf meiner Tabuliste. Im privaten Bereich lasse ich viel mehr zu. Genauso verhält es sich auch mit der Härte der Hiebe. Im Studio habe ich mir meine Grenze bewusst unter meiner wirklichen Grenze gesetzt, da ich nicht wollte, dass mir jemand starke Schmerzen zufügt, von dem ich nicht einmal den Namen kenne. Im privaten Bereich habe ich es manchmal sehr gerne, starke Schmerzen auszuhalten. Ich kann einfach ich selber sein und muss mich nicht verstellen.

Würdest du es anders machen wenn du noch mal bei Null starten könntest?
Ich denke, dass ich es nicht anders machen würde. Denn da ich vorher wirklich überhaupt keine Erfahrung hatte und auch gar keine Vorstellung hatte von dem was mich erwarten würde, war das Studio für mich persönlich der sicherste Einstieg. Vielleicht aber dann eines bei dem ich nicht direkt „ins kalte Wasser“ geworfen werden würde, diese soll es auch geben. Hätte ich mich direkt privat umgeschaut, wäre es vielleicht sogar gefährlicher gewesen, da ich ohne jegliche Erfahrung an den “falschen” Dom hätte geraten können ohne es zu merken. Aber durch das Studio hatte ich ja zumindest schon mal einen groben ersten Eindruck.

Bereust du den Schritt?
Meine Zeit im Studio bereue ich nicht. Entscheidungen treffe ich zwar oft sehr spontan, überlege sie mir aber dennoch sehr gut.

Hast du keine Angst dass das irgendwann auf dich zurückfällt?
Davor habe ich keine Angst. Sollte ich z.B. beruflich mal auf jemanden treffen, der mein Gast war, dann wäre das für ihn mindestens genauso problematisch wie für mich.

Würdest du es deinem zukünftigen Partner erzählen?
Es wäre wahrscheinlich nicht das, was ich beim ersten Treffen erzählen würde und auf die Nase binden würde ich es ihm bestimmt auch nicht. Da aber bestimmt das Thema aufkommen würde wie ich zu BDSM gekommen bin, würde ich es ihm in diesem Zusammenhang erzählen.

Also schließt du einen NichtBDSMler als Partner aus?
Vor kurzem hätte ich die Frage nicht wirklich beantworten können. Aber mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mir eine Partnerschaft ohne BDSM nicht wirklich vorstellen könnte. Denn dann würde mir etwas fehlen. Es sei denn, mein Partner würde es mir erlauben, meine Neigung außerhalb der Partnerschaft auszuleben, was ich aber für sehr unwahrscheinlich halten würde. Denn ich denke, eine Person ohne jeglichen Bezug zu BDSM könnte dieses Verlangen nur schwer oder überhaupt nicht nachvollziehen.

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