Caro

Stell Dich bitte kurz vor:

Ich bin Caro und Mutter von vier Kindern. Alle bereits erwachsen. Meine Arbeit macht mir viel Spaß und nebenbei habe ich viele interessante Hobbys, die nichts mit BDSM zu tun haben.


Seit wann reizt Dich BDSM, gab es einen Auslöser?

BDSM reizt mich noch nicht lange. Erst durch Zufall in einem Chat bin ich darauf gestoßen. Da gab es viele Räume. Zuerst recht schockiert über die Namen der Räume schloss ich den Chat. Aber man war neugierig geworden. Und so wollte ich einfach mal lesen, was da so die Themen waren und worum es ging.
Ich ging rein in den Raum, grüßte höflich und setzte mich so gesagt in die Ecke um nur mitzulesen.
Aber nicht lange hatte ich meine Ruhe. Ich wurde angesprochen und gefragt, ob ich weiß, was BDSM bedeutet. Ich schrieb zurück... gehört habe ich schon einmal davon. Aber nur im Zusammenhang mit Gewalt. Und um ehrlich zu sein, bis zu diesem Zeitpunkt interessierte mich dieses Thema nicht einmal.
Er fragte mich geduldig, ob ich mehr darüber erfahren möchte. Was es mit BDSM auf sich hat? Was BDSM überhaupt ist? Usw. usw.
Ich sagte JA, denn warum sollte ich mich nicht informieren und vielleicht meine Meinung ändern. Zu diesem Zeitpunkt bezweifelte ich das sehr, dass er es schafft meine Meinung zu ändern. (Ich muss heute noch darüber lächeln, wenn ich an diese Zeit denke.)
Wir unterhielten uns lange... und aus dem ersten chatten, wurden regelmäßige Treffen via Internet... Stunden über Stunden, Tage und Wochen vergingen.

Er erzählte mir von BDSM, deren Bedeutung. Die einzelnen Buchstaben. Die einzelnen Buchstabengruppen. Erzählte mir über Dom-Sub-Beziehungen. Wer welche Aufgaben hat. Was ein Dom ist. Was sich hinter diesem Wort für ein Mensch verbirgt bzw. verbergen kann. Was das Wort Sub bedeutet. Was für eine Person sich dahinter verbergen kann oder auch nicht.
Ich erfuhr was das Wort COVERN bedeutet. Ich erfuhr auch, was es auf sich haben kann, wenn ich es nicht mache.
So chatteten wir also wochenlang. Wir sahen uns per Webcam und wir telefonierten viel.
All meine Fragen, die ich zu diesem Thema hatte, er antwortete ruhig und gelassen drauf- auch wenn ich 10 mal die gleiche Frage stellte.

Er schickte mir Texte mit Regeln, die er irgendwo mal im Internet gefunden hat. Ich sollte mir diese mal durchlesen und Ihm dann meine Meinung dazu sagen. bzw. mal schauen, welche der Regeln für mich akzeptabel wären. Irgendwann dann unterhielten wir uns über diese Sklavenregeln. Wir gingen jede Frage einzeln durch und legten diese auseinander und wieder zusammen. Wogen ab, ob man sich daran halten könnte oder besser nicht.
Wenn ich Nein sagte, hatte er kein Problem, das zu akzeptieren. Es gab kein MUSS, alles geschah auf freiwilliger Basis.
Ich besorgte mir Bücher über BDSM und machte mich im Internet auf die Suche nach mehr und genaueren Informationen. Dabei geschah es natürlich auch , dass man eine Menge Mist fand. Das wurde dann natürlich ausgefiltert. Wir sprachen auch darüber, dass es einiges gibt, was nicht so prickelnd war. Die Gewalt, die einige Herren für sich in Anspruch nahmen und damit der Meinung waren, dies gehört mit dazu.

In dieser Zeit geschah mit mir viel. Ich hörte zu. Meine Meinung wandelte sich ganz langsam, fast unmerklich. Mich begann dieses Thema nun immer mehr zu interessieren. Es machte mich neugieriger. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal den Traum hatte - so etwas zu probieren.

Nach nun mittlerweile etliche Wochen ins Land gezogen waren, fragte er mich eines abends, ob wir nicht eine Session, Spiel machen wollen. Meine erste Reaktion war nein niemals. Ich bekam Angst und trotzdem verspürte ich ein zartes Grummeln in der Magengegend. All das, was nach dieser Frage auf mich einstürmte, war nicht zu beschreiben. Da war wie gesagt Angst, Panik, etwas was ich zu dem Zeitpunkt gar nicht kannte und vor allem Neugier – alles mit dabei.

Er beruhigte mich sofort. Und erklärte mir, wir könnten erst einmal eine Online-Session machen.
Man kann sich gar nicht vorstellen, was mir für ein Stein vom Herzen bei diesen Worten plumpste. Die Neugier trieb mich dazu zuzusagen.

Und so kam der nächste Abend, an dem die Online-Session stattfinden sollte.
Und das Kopfkino begann. Er erzählte mir, was er mit mir machen würde im Realen und ich sollte ihm daraufhin antworten, was in mir dabei vorging. Natürlich kamen wieder viele Fragen. Zu Gegenständen, Werkzeugen usw. Aber ich bekam die Antworten ohne wenn und aber.

Die Reaktionen, die ich dabei an mir entdeckte, schockten mich ganz schön. Ich lernte meinen Körper und mich selber neu entdecken. Ich genoss dieses Spiel um Macht und Ohnmacht.

Danach gab er mir Zeit diese Session zu verdauen. Meine Gedanken in Worte zu fassen und erst Tage später sprachen wir über diese Online-Session. Fragen wurden von uns Beiden gestellt und beantwortet.

In dieser ganzen Zeit wuchs das Vertrauen zueinander. Ich erzählte ihm, wie es um mich stand. Damit meine ich, welche Gefühle in mir waren, wenn wir miteinander schrieben. Dieses Grummeln in meiner Magengegend, es wurde von mal zu mal schlimmer.

Und irgendwann fragte er mich dann, ob wir uns nun nicht auch mal real treffen wollen. Mir rutschte mein Herz in die Hose – doch ich sagte zu.
Mein Gefühlsleben bis zum Date waren wie eine Achterbahn. Himmelhoch jauchzend und dann zu Tode betrübt.
Das Einzige, was ich mir immer noch sagte, wenn wir uns treffen ... ich kann noch NEIN sagen.
Und wie sollte es anders sein, wir trafen uns, unterhielten uns. (Natürlich nicht, ohne dass ich mich von einer Person meines Vertrauens covern ließ).
Meine Gefühle hatte ich nach der ersten halben Stunde wieder im Griff. Mein Hirn funktionierte wieder, das Vertrauen war da. Ich fühlte mich sehr wohl in seiner Nähe. Wir redeten über alles mögliche und Unmögliche. Dann jedoch stellte er mir die entscheidende Frage, gehen wir gemeinsam hinaus oder trennen sich unsere Wege vor der Tür des Cafes.
Ach, meine Neugier war viel zu groß, als dass ich hätte nein sagen könnte. Und so war es dann um mich geschehen.
Wir gingen langsam zu mir. Er beruhigte mich. Meine Nervosität war nicht mehr zu überbieten.

Nur langsam kam meine Sicherheit wieder. Er half mir dabei. Er erinnerte mich an meine Aufgaben und langsam funktionierte ich wie von selbst.

Die Session muss nicht beschrieben werden. ES war für mich der pure Wahnsinn. Ich erlebte, wie mein Körper auf Züchtigung und Streicheleinheiten reagierte. Für mich öffnete sich eine neue Welt der Sexualität.
Nach der Session, war ich glücklich, zufrieden, fühlte mich sehr ausgeglichen und genoss die Reaktionen meines Körpers.
Am nächsten Tag fuhr er wieder nach Hause.
Tage später unterhielten wir uns dann über den Verlauf der Session. Er hatte ein Grinsen im Gesicht, als ich ihm erzählte, dass ich ihm sehr dankbar bin, dass er mich damals im Chat angesprochen hatte und wir es so durchgezogen haben. Dies ist nun mittlerweile gute sechs Jahre her.
Ich hatte eine neue Welt für mich entdeckt. Die Welt des BDSM. Diese Nacht im Chat war der Auslöser, dass ich BDSM lieben und schätzen gelernt habe.


Was genau reizt Dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Was mich daran reizt? Ganz einfach, dass Hinabsinken in eine andere Welt. Man glaubt, die Grenzen die man sich setzt, überschreitet man nicht. Doch unbemerkt oder aber auch bewusst kann dies geschehen.
Das Spiel um Macht. Die Hingabe, die der dominante Part fordert. Der Reiz zwischen Schmerz und Lust. Sich fallen lassen können, die Verantwortung für sich selber in die Hände des Herrn für ein paar Stunden abzugeben.


Wenn Du BDSM inzwischen auslebst, wie war Deine Entwicklung bisher?

Da ich ja wie bereits geschrieben, einen sehr guten Lehrmeister hatte, fiel es mir nicht schwer, mich zu entwickeln. Dadurch, dass er mir damals erklärte, dass nicht jeder Dom ein Dom ist, blieb ich recht wachsam. Für mich begann eigentlich eine Klasse Zeit. Aus Gründen, die ich hier nicht nennen möchte, trennten sich die Wege zwischen meinem Lehrmeisters und mir. Wir trennten uns jedenfalls nicht im Bösen.
So blieb ich selbstbewusst genug, meinen Weg mit SM zu gehen. Ich lernte viele Doms via Internet kennen. Mit denen ich mich traf, konnte ich meine Erfahrungen vertiefen und viele neue Erfahrungen sammeln. Ich wählte hart aus. Dabei hatte ich das Glück, dass ich mich selten in einem Menschen täuschte. Bei den ersten Treffs ging es erst einmal nur ums Kennenlernen. Ich hatte ja Zeit. Mich hetzte niemand. Und wem das nicht passte, der konnte wieder gehen.

Durch einen Zufall geschah es dann, dass ich meinen Körper auf eine ganz andere Art und Weise kennen lernte, bei einer Session, als wie ich es mir jemals vorgestellt hätte. Der dominante Part war genauso geschockt wie ich.
Lach... geschockt , es hört sich hart an, aber zu diesem Zeitpunkt war es das auch. Ganz einfach, weil wir keine normale Erklärung dafür fanden, was mit mir geschah. Von diesem Tage an entschied er mit, mit wem ich mich traf.

Und was für viele der Doms eine Frechheit war. Sie mussten sich bei mir bewerben. Und ich alleine entschied, mit wem ich mich traf. Oh, wie oft musste ich mir anhören, wer ich denn sei und das das eine Frechheit von mir sei. Ein Dom braucht sich nicht zu bewerben. Schließlich sei er der Dom und nicht ich und er kann darüber entscheiden, ob ich seine Sub werde und es wäre dann eine Gnade für mich. Die flogen natürlich gleich. Aber um es auch zu sagen, es gab auch genug Doms, die das ohne wenn und aber machten. Sie versuchten zu verstehen, warum ich das so und nicht anders machte.

Trotzdem waren wir nach wie vor auf der Suche nach Antworten. Es dauerte lange bis wir diese fanden. Mittlerweile hatte ich bereits meinen jetzigen Herrn kennen gelernt. Er wusste nun ebenfalls, was mit mir geschah und lernte richtig zu handeln.

Ich setze mich nach wie vor mit dem Thema BDSM auseinander. Überlege für mich, ob sich Wege für mich ändern - bisher kann ich nur sagen nein.
Ich liebe nach wie vor die devot/ masochistische Seite.
Ich habe gelernt mit den Reaktionen meines Körpers umzugehen.
Ich kann von mir sagen, dass ich mich zwar langsam, aber dafür stetig weiter entwickle. Und was ich bisher nicht aufgegeben habe, immer wieder meinen Standpunkt klar darzustellen. Mich für das einzusetzen, was ich für richtig halte bzw. auch Kritik anzunehmen.


Welchen Stellenwert hat BDSM für Dein Leben und für Deine Beziehung?

Hmmm, manchmal möchte ich mehr. Aber ich weiß, so wie ich es jetzt habe, ist es für mich richtig. Lach, auch wenn ich immer wieder mal versuche auszubrechen. BDSM gehört für mich genauso dazu wie Sex. Es gibt viele Dinge im Leben, die man mehr möchte oder auch weniger.
Ich möchte kein Leben ohne BDSM mehr leben. Ich kann aber auch nicht ohne meine Freunde, meine Familie und meinen Hobbys leben. Den richtige Mix zu finden, ist nicht immer leicht. Aber deswegen Stress zu machen liegt mir nicht.
Alles zu seiner Zeit und manchmal darf man auch als Sub Wünsche äußern.


Wie lebst Du BDSM in Deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest Du es ausleben wollen?

Ich denke, dass liegt doch an jedem Paar selber. Es richtet sich doch danach, was jeder selber für Wünsche hat.
Wenn du schreibst, wie ich es ausleben würde, dann müsste ich dir sagen, das dies ein Wunsch wäre, wie ich leben möchte. Aber Wünsche kann man nicht leben! Man kann sie vielleicht realisieren oder erfüllen, aber man kann keine Wünsche leben.


Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in Deinem Leben die einen BDSM Kontext hatte?

Lach... ich weiß noch nicht, ob ich das hier reinnehmen soll. Es ist einfach zu privat.


Hast Du mit Deiner Neigung gehadert, wenn ja warum und wie bist Du damit umgegangen?

Nein, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich die devot/ masochistische Seite sehr liebe, habe ich mit dieser Neigung nie gehadert. Und vor allem auch keine Hehl daraus gemacht.


Welche Erfahrungen hast Du mit der Partnersuche gemacht?

Die Partnersuche ist nicht ganz einfach. Viele suchen, aber es sind leider auch viele dabei, die nur eine schnelle Nummer suchen.

Da muss ich jeden warnen, nicht leichtsinnig zu sein. Denn es treiben sich viele Fakes und Spinner herum. Vor allem meine Bitte an die Suchenden. Lasst Euch Zeit bei Eurer Suche. Nur wer wirklich achtsam und ehrlich sucht, kann einen entsprechenden Part suchen. Und den oder die gibt es nun mal mit vielen Facetten.

Das Wichtigste aber muss sein... lernt, euch zu Vertrauen. Kein oberflächliches. Nur tiefes und wahres Vertrauen sowie Ehrlichkeit kann eine Partnerschaft wachsen lassen.

Das fängt schon damit an, dass man im Internet ehrlich ist.
Partnersuche kann auch Spaßmachen. Man muss nur nicht selber unter Druck setzen, dass bringt dann gar nichts. Und immer daran denken. Bleibt ehrlich - erst recht im weiten Internet!


Was bietest Du und was erwartest Du von Deinem Partner?

Nichts, was ich nicht von mir selber verlangen würde.


Willst Du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Vielleicht für alle Anfänger. Seid auf der Hut und nur wer sich wirklich sicher ist, das BDSM mit all seinen Facetten etwas für sich ist, der soll bitte mit aller Vorsicht auf Suche gehen.

Macht kleine Schritte. Und nicht den zweiten vor den ersten Schritt. Werdet Euch erst einmal selber darüber im Klaren, was Ihr wirklich wollt.

Überlegt für Euch selber, was für einen Part Ihr sucht. Was Ihr preisgeben wollt bei einem ersten Gespräch.

Lernt Euch erst kennen, richtig kennen – dies kann nur die Zeit bringen. Lernt euch zu vertrauen. Erst dann trefft Euch zu realen Dates, aber noch ohne zu spielen.

Glaubt nicht alles, was man Euch im weiten Internet erzählt. Hier klingen Lügen wie Wahrheit und man kann sie schlecht überprüfen. Denkt immer daran, erst recht in den Chats treiben sich viele herum die nur die schnelle Nummer – den schnellen – suchen.