Missy

Stell dich bitte kurz vor:

Internet-Pseudonym missy. Ich komme aus Deutschland und bin 32 Jahre alt, sehr selbstbewusst, ehrlich, direkt und humorvoll. Im Alltag stehe ich meine Frau in Beruf und Familie, wodurch ich ein sehr dominantes Verhalten entwickelt habe, in der Sexualität bin ich allerdings devot/masochistisch veranlagt.


Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?

Seit ich wußte, dass man dies, was sich in meinen Gedanken abspielt, als BDSM bezeichnet. Wenn man anfängt, sexuelle Fantasien zu entwickeln und dann den ersten Partner hat, merkt man schnell, dass es nicht das ist, was man sich in seiner Fantasie erhoffte. Die Erfüllung, die Befriedigung blieb aus.
Die Fantasien werden deutlicher, je mehr man sich damit auseinander setzt. Man forscht in seinem Innersten nach und findet Bilder von Hingabe und träumt davon, hart genommen und benutzt zu werden. Diese Gedanken, Träume verfolgen einen Tag und Nacht.
Nach jedem Blümchensex wird es deprimierender. Man spricht das Thema mal an, wird aber sehr schnell als krank oder verrückt bezeichnet, wenn man nach Jahren den Wunsch äußert, einfach mal zum Oralsex o.ä. gezwungen zu werden. Zwingen ist nicht mit dem Zwingen im Sinne einer Erpressung zu verstehen, sondern eher der Aufforderung, es zu tun. Ein beidseitiges Abkommen.
Das alles passt ja nicht in das Bild, dominant im Alltag zu sein und dann den Wunsch Befehle zu folgen. So kommt es, dass man seine Gedanken verschließt und versucht, wieder der „normalen“ Sexualität nachzugehen. Was natürlich nicht gelingt.


Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Die eigene Hingabe und das Geschenk zu sein, das angenommen wird, eben ganz der Besitz meines Herrn zu sein. Ihm zu dienen, von ihm benutzt und bestraft zu werden. Seine Launen zu ertragen und seinen Befehlen zu folgen, so dass er stolz auf mich ist und mich dies auch spüren lässt.
Dieses Ausgeliefertsein, die Erwartung und das unendliche Vertrauen, welches man seinem Herr schenkt und die Dankbarkeit dafür, dass er dieses Vertrauen nicht ausnutzt, sondern mit Achtung entgegen nimmt.


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein" BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Ja natürlich. Man lernt immer wieder neue Grenzen, neue Gebiete kennen. Steckt Tabus zurück oder setzt Grenzen, die man aber gemeinsam austestet.


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

BDSM ist eine Lebensbereicherung, aber nicht der einzige Lebensinhalt.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Ich denke, für jeden BDSMler ist es ein Traum, einen passenden BDSM Partner zu finden, der eben nicht nur die Neigung und Vorlieben teilt, sondern auch Alltags zu einem passt. Genau da liegt das große Problem: Die meisten, vor allem Dom leben BDSM im Dunklen aus, heißt, sie haben Familie und somit eine Partnerschaft in dem Sinne ausgeschlossen. Es entsteht meistens „nur“ ein Dom/Sub Beziehung, die aber auch eine Beziehung ist, eben nur anders.


Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?

Meine intensivste Situation war eine inszenierte, also von beiden Seiten absolut einvernehmliche Vergewaltigung. Nicht zu vergleichen mit dem sonstigen Spiel, denn das war überraschend, da es zwar im Vorfeld abgesprochen war, ich aber nicht wusste, wann es geschehen wird. Was für Gefühle dabei freigesetzt werden, lässt sich kaum in Worte fassen. Einer der intensivsten Momente meines Lebens.


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Ja natürlich. Man weiß ja nicht, was das für Gedanken sind, ob man vielleicht krank ist o.ä. wenn man rechts und links nicht mal hört, dass andere auch solche Fantasien haben.
Ich war schon immer in Themen wie Sexualität offen, habe mich viel mit anderen über einige Themen unterhalten, zwar auch das Thema mal angesprochen, aber sofort an den Reaktionen bemerkt, dass es besser ist, das Thema zu wechseln.
Später dann, im Laufe des Lebens, entwickelt man sich, findet seine Identität und wird immer charakterstärker, so dass man irgendwann über diesen Dingen steht und man das alles eben nur noch mit sich selbst oder vernünftigen BDSMler ausmacht oder austauscht.


Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?

Privat recht gute, man sieht sein Gegenüber. Kann seine Reaktionen erkennen, sieht seine Haltung, seinen Blick; es ist einfacher zu reden und darauf zu achten, wie sich alles einspielt.
Virtuell eher schlechte. Die meisten sind Fakes, verstecken sich hinter der Bezeichnung, sind nicht fähig Gespräche zu führen, sehr oberflächig und dumm. Von Gefühlen haben die wenigsten etwas gehört, was zählt, ist das Spiel, egal mit wem, egal wo, Hauptsache eine Sub, die bereit zu allem ist. Kennen lernen ist unwichtig, meist in der 4. Mail wird nach Ort und Uhrzeit gefragt. Tabus werden nie angesprochen und das Thema Sicherheit unter den Teppich gekehrt.
Vorbei mit, der Dom legt sich ins Zeug, spielt mit der Lust, dem Verlangen der Sub. Will ihre Hingabe, will dieses Geschenk, das sie für ihn bereithält. Treibt ihr Verlangen nach ihm ins Unermessliche, leidet selbst mit, bis sie dann bereit für ihn ist. Bereit für die Hingabe, das Leid und den Schmerz zu ertragen, sich fallen zu lassen, um später sanft von ihm aufgehoben zu werden. Das alles ist virtuell leider ein Wunschdenken. Virtuell sieht es verdammt hart aus.
Die meisten würden am ersten Tag schon ein Treffen festlegen, deshalb mein Appell... schützt euch vor diesen Doms, es gibt sie wie Sand am Meer im Internet. Unterhaltet euch mit anderen Subs, macht so etwas niemals alleine aus/klar. Einen vernünftigen Dom werdet ihr erkennen, versprochen. Denn auch die gibt es im Netz, zwar wenige aber es gibt sie.


Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Was ich biete, meine totale Hingabe. Werde mich als starke Persönlichkeit unterwerfen. Werde meinen Herr schätzen und respektieren, ihm dienen und seine dunkelsten Triebe ertragen. Was ich verlange ist Verständnis, Achtung und hohes Verantwortungsgefühl.


Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Dass er mich und gewisse Situationen einschätzen kann. Dass er genau weiß, wie weit er gehen kann, dass er mein Vertrauen niemals verletzt, dass er mich ehrt und anerkennt.


Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Nein, für mich waren die wichtigsten Fragen aufgelistet!