Fox (23)

Mein Partner und ich sind im nächsten Jahr 7 Jahre zusammen. Wir haben viel Schönes erlebt und schlechte Zeiten überstanden. Wir ergänzen uns im Alltag ziemlich gut. Probleme tauchen hier und dort mal auf, aber wovon spreche ich hier eigentlich?!

Mein Partner und ich sind beide 86er Jahrgang und leben seit einiger Zeit zusammen im Raum NRW.

Zu Anfang unserer Beziehung, eigentlich auch recht früh, hatte das Thema BDSM Interesse in uns geweckt. An einem Abend hatten wir uns lange und sehr intensiv über Gott und die Welt unterhalten. Im Laufe der Unterhaltung hat mir mein Partner gestanden, dass er in seiner Kindheit bemerkt hat, wie sehr er jegliche Arten von Handschuhen mochte. Sein Fetisch fing schon im Kindesalter an.

Ich habe es absolut nicht als Schlimm empfunden – im Gegenteil. Wir fingen an, uns im Internet umzuschauen. Sind dann auch auf viele Seiten gelangt und uns wurde einiges an BDSM im Internet geboten. Texte, Bilder, Videos, Spielzeuge und vieles, vieles mehr. Eine facettenreiche, außergewöhnliche Welt.

Ich kann nicht mehr genau wiedergeben wie alles anfing, aber wir hatten beschlossen, uns ein Spielzeug zu kaufen. Kurz darauf hatten wir auch schon eine Session, die für uns beide eine positive Erfahrung war. Seither haben wir uns sehr viel mit dem Thema beschäftigt.
Verträge selbst erstellt, Tabus und Grenzen gesetzt, Wünsche an den Partner gestellt, Codewörter ausgemacht, Sessions erlebt und gespielt. Wir hatten beide viel Spaß daran gefunden und von Zeit zu Zeit Erfahrungen sammeln können, auch ich, die eigentlich in keinster Weise gedacht hätte, je so etwas Mal erleben zu dürfen. Wir haben uns beide auf einer anderen Ebene kennengelernt. Eine interessante Ebene.

Irgendwann machte ich mir Gedanken um das Thema. Ich hatte mir auf einmal Gedacht: "Oha, was machst Du hier eigentlich?" Ich habe mich auf einmal irgendwie dreckig gefühlt - Mit damals 17-18 Jahren solch ein Sexleben zu führen?!
Daraufhin folgte auch eine Pause. Die Pause betraf aber nicht nur BDSM, sondern auch Sex. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Ich wollte weder Sex noch BDSM oder andere Spielchen. Da fing unser Problem auch schon an. Zuerst war es die Ratlosigkeit von beiden Seiten.

Wieso nicht mehr?
Woran liegt es?
Hatten uns aber zunächst keine weiteren Gedanken darum gemacht und gedacht, es sei nur eine Phase.

So fing es langsam an, dass wir uns gestritten haben. Wir stritten uns aus dem Grund, weil ich nicht mehr wollte. Ich habe mich sexuell komplett entfernt. Wollte es einfach nur vermeiden (Woran es auf einmal lag, wusste ich bis dahin auch nicht). Ich wollte das Thema BDSM nicht mehr hören. Es wurde mir einfach zu viel.
Mein Partner sprach mich auf das Thema an und ich zuckte zusammen. Ich wollte es einfach nicht. Er behauptete, dass ich jene war, die ihm dieses schöne Gefühl erstmals gegeben hat. Ich hätte ihm gezeigt, wie sehr man in Ekstase versinken kann. Ich habe mich sehr darüber gefreut so etwas zu hören – solch ein Kompliment zu bekommen, aber meine Lust auf BDSM war dennoch weg.

Über die letzten Jahre hatte sich das Thema mehr und mehr zum Negativen entwickelt. Wir hatten Sex und zwischendurch auch BDSM, aber offen dafür war ich nicht mehr so richtig. Ich habe meinen Partner nie für Pervers oder ekelhaft gehalten! Aber sobald er auch nur seine Latexhandschuhe trug, fühlte ich mich im Bauch so – wie soll ich es ausdrücken - ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Ein Gefühl von Bedrängnis. „Er trägt seine Handschuhe, erwartet er nun etwas von mir?“

Die Streitigkeiten haben immer mehr bezweckt, dass mich das Thema mehr und mehr abschreckte. Ich habe mich durch die Streitereien sehr unter Druck gesetzt gefühlt. Eine Art Leistungsdruck.
„War doch immer richtig gut, hast Du immer super hinbekommen. Warum jetzt nicht mehr?“, sagte mein Partner.
Ich hatte mir gewünscht, es wieder wie zu Anfang genießen zu können und wieder Freude daran zu haben. Ich wusste aber selber nicht, wie ich es ändern kann.

Kurz nebenbei: Wenn ich in der Situation eine Session mit meinem Partner hatte, ist es NICHT so, dass ich es vollkommen nicht ausstehen konnte, ich mochte es auf einer Art trotzdem. Nur denke ich, dass ich auch sehr verletzt war mit der Art und Weise, wie wir uns gestritten haben und ich unter Druck gesetzt wurde.

Mein Partner hatte dann richtig schlechte Laune wenn seine Bedürfnisse nicht befriedigt wurden, er brauchte es. Er sagte, er könnte nicht mehr ohne...

Es lag auch an mir. Als es anfing, dass ich nicht mehr "spielen" wollte, habe ich ihm immer versprochen, es gibt eine Session und ihn dann leider versetzt. Oft verschoben wegen irgendwelchen Ausreden. Ich konnte einfach nicht. Das vergisst er nicht. War auch ein schlimmer Fehler von mir. Das machte die Sache auch sehr zu einem Problem. Er dachte "Funktioniert ja eh nicht", war von vorn herein schon sauer und wir stritten uns. Und ich saß da und wusste überhaupt nicht, was los war?!

Ich denke, in seinem Kopf lief es dann so ab:
Samstagmorgen, er dachte: Oh, heute hätte ich Lust auf BDSM.
Wir liegen beide auf der Couch und gucken fern, während ich sehr gemütlich bin und noch nicht vorhabe aufzustehen.
Er sagte: Wie wäre es heute, wenn ich ein wenig Dein Sklave bin und Du etwas mit mir spielst.
Ich verneinte nicht, stehe aber auch nicht tobend auf mit Partyhut und lege los. 20 Minuten später merkte ich wie seine Laune von GUT in SCHLECHT umwandelt. Nun ging in seinem Kopf vor (vermute ich): Es gibt heut sowieso nix, wie immer!
Und zack wir stritten uns. Ich wusste erst mal gar nicht, was los ist, ich habe doch nicht NEIN gesagt zu seinem Vorhaben. Nur weil ich nicht auf Anhieb aufgesprungen bin, oder wieso?

Er warf mir irgendwann an den Kopf, dass ich keine sexuellen Bedürfnisse hätte. Das hat mich sehr verletzt. Ich habe keinen Fetisch, richtig. Ich finde dieses Spiel dennoch interessant und es ist schön, auf die eine Art und Weise. Natürlich habe ich sexuelle Bedürfnisse.

Aber war ich nun für ihn bedürfnislos, nur weil ich in diesem "Bereich" keine Vorlieben habe?

Ich wollte sehr gerne wieder mit Spaß und Motivation an das Spiel rangehen können. Ich fühlte mich einfach nur bedrängt; benutzt, um SEINE Bedürfnisse zu befriedigen und manchmal fühlte ich mich auch unverstanden. Ich weiß nicht, an was es damals lag. Es ist schwer, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Man hat immer die Probleme im Kopf und kann sie nicht vergessen, so macht es das noch schwieriger eine Lösung zu finden.

Ich wollte es einfach wieder genießen können. Ohne die Vorwürfe und Streitigkeiten die damals waren. Ich wollte aus diesem Teufelskreis raus. Es war nicht leicht, aber wir haben es geschafft!


Situationen, wie oben teilweise beschrieben, kommen auch heute noch vor. Ich habe gelernt, damit umzugehen und ihm sofort die Seite von mir gezeigt, die ich lang nicht mehr gefunden hatte. Ich mache nun ein Spiel daraus, anstatt wie früher abzublocken oder ein schlechtes Gefühl zu bekommen.

Ich entscheide, Was und Wann es passiert. Handelt er meiner Meinung nach falsch oder versucht mich unter Druck zu setzen, bestrafe ich ihn auf meine Art, wie ich es für richtig halte. Dies kann ganz unterschiedlich ausfallen. Je nach meiner momentanen Stimmung. Wir haben uns wieder gefunden und das Spiel neu entdeckt.

Ich denke, in jungen Jahren sich mit diesem Thema zu beschäftigen, ist nicht so leicht. Was dann auch zu solchen Problemen und Hindernissen führen kann. Man weiß einfach nicht, die extremen Gefühle und Erfahrungen anzunehmen und damit zunächst Umzugehen. Es ist zwar viel Neugierde dabei gewesen, aber die gewisse Verantwortung hat man (Wir) etwas außer Acht gelassen.
Es ist ein anderes ICH, das man auslebt. Eine Rolle, in die man schlüpft. Anders zu sein, sich anders zu geben. Aber dennoch immer wieder zu sich zurück zu finden und den Alltag bewältigen.
Diese Sprünge von BDSM und Alltag können sehr verwirrend sein. Damit umzugehen, ist meiner Meinung nach, in jungen Jahren nicht so einfach. Wobei es nicht unmöglich ist! Ich musste den Umgang lernen. Das Wichtigste dabei ist, sich Zeit zu nehmen, nichts zu überstürzen und zu viel zu Erwarten: Denn die Fantasie ist in der Realität kaum zu übertreffen!!!