Lady Michelle

Fremdes Interview mit Lady Michelle, von dieser zur Verfügung gestellt


Redaktion: Herzlichen Dank, dass sie sich die Zeit genommen haben. Sie haben sicherlich viel zu tun?

Lady Michelle: Ja, aber da ich mich generell viel im Bereich SM engagiere, habe ich natürlich auch Zeit für ein Interview.


Redaktion: Darf ich fragen, wie Sie sich engagieren?

Lady Michelle: Ich besuche zwei SMer-Stammtische, in die ich gelegentlich auch Interessierte einführe, die sich alleine dort nicht hin trauen, stehe häufig real und virtuell für Gedankenaustausch zur Verfügung, und ich schreibe zum Beispiel erotische Geschichten und Gedichte im SM-Kontext.


Redaktion: Gedichte auch? Wo sind denn Ihre Werke erschienen.

Lady Michelle: Bislang erscheinen alle Werke online in einer der größten SM-Plattformen im deutschsprachigen Raum, aber es hat auch bereits Gespräche mit Printmedienverlegern gegeben. Die nächste Geschichte erscheint Sonntag online.


Redaktion: Kann man damit Geld verdienen?

Lady Michelle: Nein, ich bin freiwilliges, unbezahltes Redaktionsmitglied, wie alle anderen auch, und schreibe und lektoriere kostenlos. Das sind Tätigkeiten, die ich bei freier Zeiteinteilung erledigen kann.


Redaktion: Was man vom Domina-Beruf vermutlich nicht behaupten kann?

Lady Michelle: Bedingt. Ich richte mir für meine Domina-Tätigkeit Zeitblöcke ein, in denen ein Spiel möglich ist. Ein Interessent kann dann wählen, welchen der möglichen Termine er wahrnehmen möchte. Aber die Gespräche vorher nehmen natürlich schon eine Menge Raum ein.


Redaktion: Was sind das für Männer, die eine Domina besuchen?

Lady Michelle: Das ist ganz unterschiedlich. Das Klischee vom gestressten Manager, der Druck abbauen möchten, trifft genauso zu wie das vom schüchternen Sachbearbeiter, der aus unerklärten Gründen mal ordentlich den Hintern vertrimmt haben möchte. Man kann nicht alle über einen Kamm scheren und entsprechend nicht alle gleich behandeln.


Redaktion: Wie erkennen Sie denn, wer was braucht?

Lady Michelle: Ich stelle vorher die richtigen Fragen. Es ist wichtig, möglichst sicher einzuschätzen, ob jemand devot veranlagt ist oder masochistisch oder beides oder einfach nur eine Bondage-Vorliebe hat.


Redaktion: Würden Sie für den Leser bitte erläutern, was Bondage ist?

Lady Michelle: Ja natürlich. Mit Bondage ist die Fesselung gemeint. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten von der einfachen Handfesselung über das Fixieren an ein Möbelstück bis hin zum kompletten Verschnüren. Es gibt z.B. die japanische Zierbondage, die allerdings mehr bedeutet, als nur Zierde. Dabei werden nach einem bestimmten System die Seile symmetrisch um den Körper geschlungen, was je nach Aufwand zu einem Gefühl der Geborgenheit führt. Werden zusätzlich noch Hände und/oder Füße fixiert, kommt das intensivere Gefühl der Ausgeliefertheit hinzu.


Redaktion: Widersprechen sich Gefühle von Geborgenheit und Ausgeliefertsein nicht?

Lady Michelle: Nicht unbedingt. Ein Mensch kann sich sehr geborgen fühlen, wenn er einer Person ausgeliefert ist, der er vertraut. Mit ein Grund, warum ich vor einem ersten Date telefoniere, um eine gewisse Grundsympathie festzustellen. Darüber hinaus macht natürlich diese Divergenz zwischen Geborgenheit und Spannung der Ungewissheit einen gewissen Kick aus, da sich mein Gegenüber ja bewusst ist, dass es keine Gegenwehr mehr leisten kann, wenn es gefesselt ist. Eine hocherotische Situation, die Adrenalin freisetzt und erregt. Ganz nebenbei macht Adrenalin auch noch schmerzunempfindlicher, ein Grund dafür, warum ein Mensch in einer Session „zu fliegen beginnt“. Das heißt, der Geist will unter Umständen mehr, als für den Körper gut ist.


Redaktion: Wie gehen Sie damit um? Bekommt der Delinquent, was er will?

Lady Michelle: Ja, aber nicht im Sinne von „immer mehr“ sondern im Sinne von „anders“. Es wäre nicht besonders professionell, einfach immer fester drauf zu schlagen. Deutlich sinnvoller ist es, die Praktik zu wechseln. Mein Gegenüber kommt zwar zunächst erst einmal wieder etwas runter, um aber aufgrund der überraschenden Wendung des Geschehens gleich wieder zu fliegen. Ein ständiges Auf und Ab, ganz klassisch, Zuckerbrot und Peitsche eben.


Redaktion: Hört sich sehr interessant an. Wie lange sind sie schon Domina?

Lady Michelle: SM-Erfahrung habe ich seit dem 17. Lebensjahr, also seit 20 Jahren, FemDomme, das ist der Begriff für eine aktive dominante Frau, bin ich seit 18 Jahren, in der Szene aktiv seit drei Jahren. Als Domina bin ich seit einem Jahr tätig, wobei ich vorher ausreichend Spielerfahrung mit unterschiedlichen Männern hatte, um das notwenige Fachwissen und vor allem das notwendige Verantwortungsbewusstsein zu haben. Bei mir geht niemand frustriert oder traumatisiert aus der Session. Meistens sind sie drei Tage lang geil.


Redaktion: Woher wissen Sie das?

Lady Michelle: Das schreiben mir meine Spielpartner. Ich stehe nicht nur vorher per eMail und Telefon für Fragen zur Verfügung, sondern auch nach der Session, da die wenigsten zu Hause jemanden haben, mit dem sie sich über das Erlebte austauschen können.


Redaktion: Rundumbetreuung also? Rechnet sich das?

Lady Michelle: Finanziell natürlich nicht. Da ich aber nicht hauptberuflich Domina bin sondern nebenberuflich, lege ich nicht alles auf die Goldwaage. Wo ich allerdings nicht mitspiele, ist dann, wenn jemand „rund um die Uhr“ betreut werden möchte und permanent in meinem Messenger auftaucht, um sich dort kostenfrei dominieren zu lassen. Das sind dann meistens die Männer, die sich real gar nicht blicken lassen. Würde ich solche Wünsche erfüllen, säße ich rund zwölf Stunden am Tag am PC und hätte permanent 20 Fenster auf.


Redaktion: Würde dem Privatleben vermutlich schaden.

Lady Michelle: Nicht nur dem Privatleben, auch meiner Berufstätigkeit. Ich befinde mich in einer beruflichen Zweitausbildung, gehe zusätzlich stundenweise arbeiten und habe mich für die Domina-Tätigkeit entschieden, um weitere Arbeitszeiten abends zu haben, weil ich tagsüber unbezahlte Praktika ableisten muss, die Bestandteil der Ausbildung sind.


Redaktion: Hört sich nach einer vollen Woche an. Kann man sich dann noch auf SM an sich konzentrieren?

Lady Michelle: Ja natürlich. Das ist auch absolut notwendig. Vorlieben der Spielpartner zu verwechseln, wäre verheerend! Ich lese vorher nochmals die getauschten Mails und die Nachrichten im Messenger durch und rufe mir das geführte Telefonat in Erinnerung. Nicht nur wegen der Vorlieben und Tabus. Ich muss natürlich mit einem devoten Mann anders umgehen als mit einem nicht devoten, rein masochistisch veranlagten Mann. Aber auch Temperament und mentale Einstellung spielen eine Rolle. Mit einem schüchternen, eher ängstlichen Mann muss ich anders umgehen als mit einem selbstbewussten Mann, der dazu neigt, die Gesprächsführung übernehmen zu wollen. Darüber hinaus müssen Rollenspiele und Outfitwünsche vorbereitet sein, für mich beginnt das Spiel also schon vor dem tatsächlichen Treffen.


Redaktion: Erscheinen eher ängstliche Männer überhaupt zum Spiel?

Lady Michelle: Nicht alle. Man hat auch einige dabei, die das Date wochenlang vor sich her schieben und beispielsweise nach drei Wochen wieder schreiben, auch schon mal Termine ausmachen, diese dann aber wieder absagen. Eine ärgerliche Angelegenheit, wenn dies sehr kurzfristig geschieht oder der Termin gar nicht erst abgesagt wird.


Redaktion: Was passiert dann?

Lady Michelle: Da ich mir die Personalien nicht geben lasse, kann ich natürlich auch niemanden in die Haftung nehmen, aber für mich bedeutet das unnötigen Aufwand und Verdienstausfall. Ich hätte bei rechtzeitiger Absage den Termin einem anderen anbieten können. Nach dem zweiten geplatzten Termin ist allerdings spätestens Schluss.


Redaktion: Das ist ärgerlich. Passiert das häufig?

Lady Michelle: Ja, leider viel zu häufig. Gerade Männer unter 30 scheinen nicht die Sozialkompetenz zu besitzen, einen Termin, den sie dann doch nicht wahrnehmen möchten, abzusagen. Da fehlt es an der Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln. Das zeigt sich aber auch schon im Vorgespräch.
Diese Männer bezeichnen sich häufig als tabulos und wollen alles, was die Herrin will, haben aber gar keine Vorstellung davon, was die Herrin alles wollen könnte und wie extrem schmerzhaft oder demütigend das sein könnte. Sie haben ein fertiges Kopfkino und können sich gar nicht vorstellen, dass das Kopfkino einer Domina davon abweichen könnte. Da kann man eigentlich nur auf Klischees aufbauen.
Grundsätzlich müsste man in solchen Fällen mit Checklisten arbeiten, um die bevorzugte Richtung herauszufinden. Das wird aber zum einen als unerotisch empfunden, der Sinn solcher Fragen wird nicht verstanden, und der Aufwand lohnt sich auch nicht, wenn auf ausführliche Mails mit entsprechenden Rückfragen lediglich lapidare Zweizeiler ohne Anrede und Gruß zurückkommen. Ein Zeichen dafür, dass das Wesen der Beziehungsart nicht verstanden wurde und das Interesse nicht so groß sein kann, dass tatsächlich ein Treffen zustande kommen wird. Kommt überraschend doch mal so ein Treffen zustande, bleibt nur, sehr vorsichtig auszutesten, was geht und was nicht.


Redaktion: Merkt man das schon beim ersten Kontakt, wer ernsthaft interessiert ist und wer nicht?

Lady Michelle: Meistens schon. Wer ernsthaft eine Session mit einer Domina will, ist schon aus dem eigenen Sicherheitsbedürfnis heraus bestrebt, von sich selbst eine ungefähre Skizze zu zeichnen. Es gibt natürlich immer mal wieder Fakes, die vorgeben, devot zu sein, das halten sie aber nicht über mehrere Mails durch.


Redaktion: Welches Ziel haben solche Fakes?

Lady Michelle: Zum einen schlichtweg interessante Unterhaltung aufgrund Langeweile, zum anderen gibt es aber auch einige, die einfach nur Sex wollen. Sex mit einer Domina ist natürlich utopisch. Das gehört einfach nicht dazu und dafür gibt es Prostituierte.


Redaktion: Das heißt, der Mann darf nicht kommen?

Lady Michelle: Nein, das heißt, dass er nicht in mir kommt. Da gibt es große Unterschiede in den Wünschen der Männer. Die einen trennen SM und Sex, andere wünschen sich, dabei oder hinterher kommen zu dürfen. Das kann man wunderbar ins Spiel einbauen, wenn ich beispielsweise einem schüchternen Mann befehle, vor mir zu wichsen.


Redaktion: Und das tut er dann auch?

Lady Michelle: Ja. Im Spiel entsteht eine ganz eigene, knisternde Atmosphäre, die es völlig natürlich macht, dass die Herrin dem Sklaven mitteilt, was er tun soll und er das auch tut. Gesellschaftliche Normen und entsprechende Barrieren werden in der Session immer wieder durchbrochen. Gelegentlich braucht er etwas Zuspruch, aber allein die Aufforderung hat meist schon derartig Wirkung, dass die Ausführung meist auch kein Problem mehr darstellt.


Redaktion: Befehlen hört sich so nach Kasernenhof an. Kann ein Mann dann kommen?

Lady Michelle: Dafür muss man nicht brüllen, wie viele meinen. Ich selbst brülle grundsätzlich nicht. Auch wenn ein Machtgefälle zwischen Herrin und Sklaven vorliegt, bedarf es grundsätzlich gegenseitigen Respekts und deshalb gehe ich mit meinen Spielpartnern grundsätzlich höflich um. Das Rumbrüllen überlasse ich den Fernseh-Dominas.


Redaktion: Gibt es Männer, mit denen Sie nicht spielen?

Lady Michelle: Ja, ich habe schon einige abgelehnt. Wenn die Mails schon vor obszönen Begriffen strotzen, ist für mich völlig klar, dass mir kein Respekt entgegengebracht wird und der Absender schlichtweg Sex will. Dann macht zum einen inhaltlich das Treffen keinen Sinn, vor allem aber verliere ich den Respekt vor meinem Gegenüber und dann ist kein vertrauensvolles Spiel möglich. Vertrauen basiert auch auf dem Gefühl, als Person und mit seinen Sehnsüchten und Tabus respektiert zu werden. Ein Mann, den ich nicht respektiere, hat gar keine Chance, sich im Spiel vertrauensvoll fallen zu lassen. Gleiches gilt, wenn meiner Aufforderung, in einer Mail Anrede, Gruß und Unterschrift zu verwenden, wie ich selbst das ja auch tue, nicht nachgekommen wird mit der Antwort, ich möge ihn dafür bestrafen. Das nennt man in Fachkreisen „Topping from the Bottom“ und ist nichts anderes, als der Versuch, den dominanten Part zu dominieren. Das mag bei einer unerfahrenen Domina funktionieren, ich reagiere in solchen Fällen nicht mit der gewünschten Strafe, sondern mit einer gänzlich unerwünschten. Beispielsweise setze ich den Preis hoch, was grundsätzlich angemessen ist, da solche Spielpartner immer wieder provozieren werden und somit ein recht unentspanntes Spiel zu erwarten ist. Ich hatte auch schon einen Fall, der immer wieder unverschämt wurde und massiv provoziert hat, um ein hartes Spiel zu bekommen. Solche Männer haben den Sinn von SM nicht verstanden; meistens haben sie nicht mal eine Vorstellung davon, was ein hartes Spiel bedeuten kann. Es geht nicht darum, negative Emotionen hervorzurufen und dafür bestraft zu werden. Eine Domina schlägt nicht aus Wut oder Ärger. Es findet weitgehend das statt, was im Vorfeld besprochen wurde; natürlich mit entsprechender Anpassung, wenn der Mund zu voll genommen wurde. Und natürlich mit einigen Überraschungselementen, sonst wäre es ja langweilig, aber eben immer innerhalb der gesetzten Grenzen.


Redaktion: Was war bis jetzt ihre seltsamste Anfrage?

Lady Michelle: Die Anfrage über mein Domina-Profil, ob ich an realem SM interessiert bin. Ich habe selten so gelacht.


Redaktion: Was würden sie sagen, welches der größte Irrtum über Dominas ist?

Lady Michelle: Dass Dominas rund um die Uhr gestylt im vom Interessenten bevorzugten Fetisch-Outfit bereit sitzen und 24 Stunden am Tag auf Abruf stehen und sonst nichts zu tun haben. Dem ist natürlich nicht so. Wir haben genauso Arbeitszeiten wie andere auch und außerhalb dieser Arbeitszeiten sind wir eben nur bedingt verfügbar. Wenn ich nachts um eins noch einmal online gehe, um meine Mails zu checken und sie noch beantworte, ist das Freundlichkeit, aber keine Verpflichtung. Tue ich das aber, wird das häufig so verstanden, dass jederzeit ein Anrecht auf sofortige Antwort besteht. Gleiches gilt für den Messenger. Dass ich Sonntags online bin, bedeutet nicht, dass ich einem Gespräch zur Verfügung stehe.


Redaktion: Ein typisches Internetproblem, vermute ich. Tauschen Sie sich auch mit anderen Dominas aus?

Lady Michelle: Ja, hier in Frankfurt gibt es ein regelmäßiges privates Treffen dominanter Frauen, an dem auch professionelle Dominas teilnehmen. Der Austausch ist ungeheuer spannend und informativ, nicht nur was Praktiken und Variationsmöglichkeiten angeht, sondern auch hinsichtlich des Umganges mit verschiedenen Situationen.


Redaktion: Sie tauschen sich also auch über die Kunden aus?

Lady Michelle: Nein, da werden zwar schon mal Anekdoten erzählt, aber natürlich keine Namen oder Details genannt. Da ist jede - notwendigerweise - ziemlich verschwiegen. Wenn ein Mann nicht von selbst erzählt, dass er verschiedene Dominas besucht, erfährt das keine von uns. Allerdings habe ich auch schon mal einem Mann die Hosen runtergezogen und einen völlig verstriemten Hintern vorgefunden. Da kann man einfach nicht mehr ernst bleiben, wenn man überlegen muss, wo man denn da noch hinhauen kann und dieses Schlitzohr steif und fest behauptet, nicht gespielt zu haben.


Redaktion: Es geht also auch schon mal lustig zu in solchen Sessions?

Lady Michelle: Ja, wenn die Situation das hergibt und der Spielpartner dafür empfänglich ist. Manchmal, gerade bei einem ersten gemeinsamen Spiel, muss man auch schon mal gezielt auflockern, wenn der gerade auf dem Strafbock fixierte Mann einfach nur noch verkrampft und man das Gefühl hat, dass er sich, noch bevor man überhaupt irgend etwas gemacht hat, wünscht, es möge vorbei sein.


Redaktion: Wie geht das? Sie erzählen doch keine Witze in der Session?

Lady Michelle: Nein, natürlich nicht! Ich brauche doch nur mit der Gerte gut hörbar durch die Luft zu schlagen und wenn er allein aufgrund des Geräusches zusammenzuckt, schimpfe ich ihn - natürlich höchst empört - für das Simulieren aus und er bekommt dafür einen ersten Klaps mit der Hand auf den Po. Dann ist für gewöhnlich schon das Eis gebrochen.


Redaktion: Hört sich so an, als wüssten Sie jeweils, was in ihrem Gegenüber vorgeht?

Lady Michelle: Ja, die vorhin erwähnten fehlenden zwei Jahre als aktiver dominanter Part beziehen sich auf frühe erste Erfahrungen als inaktiver Part. Ich bin heterosexuell und habe mit dominanten Männern gespielt, die für meine Begriffe meist nicht sonderlich einfühlsam im Umgang mit meinen Bedürfnissen waren. Es hat sich allerdings schnell herausgestellt, dass ich nicht auf die devote Seite gehöre, wobei ich selbst aber auch nie devot war. Aber die Erfahrung an sich ist von unschätzbarem Wert und sensibilisiert ungeheuer für mögliche Empfindungen in unterschiedlichen Situationen. Ich erkenne körperliche Warnsignale, die auf ein Kippen der Situation deuten, recht schnell. Und ich beobachte auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen viel bewusster, wie unterschiedlich eine Situation in Abhängigkeit vom Geschlecht wahrgenommen werden kann.


Redaktion: Heißt das, Sie spielen auch mit Frauen?

Lady Michelle: Gelegentlich, ja. Auch hier findet kein Sex statt, was für Frauen, die erste SM-Erfahrungen suchen, meist auch der ausschlaggebende Grund ist, überhaupt mit einer dominanten Frau zu spielen.


Redaktion: Sie vermeiden den Begriff Kunde. Warum?

Lady Michelle: Kunde wäre grundsätzlich richtig, es handelt sich um eine bezahlte Dienstleistung. Aber so ein Treffen beinhaltet ja nun - auch wenn kein Sex im üblichen Sinne stattfindet - auch eine Art sexuelle Handlung. Diese als reine Geschäftsbeziehung zu sehen und das geschäftliche Vokabular zu verwenden, wäre äußerst schädlich. Ich spreche von einem Date und von einem Spielpartner. Wenn ich auswärts spiele, betrete ich mit dem Spielpartner gemeinsam die Lokation und wir verlassen sie auch gemeinsam. Wir treten also nach außen hin wie ein Paar auf. Damit schaffe ich eine gewisse Privatheit, die auch Vertrautheit und Vertrauen zur Folge hat.


Redaktion: Gibt es etwas, was Sie zum Abschluss des Interviews noch sagen möchten?

Lady Michelle: Man muss schon überzeugte und erfahrene SMerin sein, um nicht mit den Dollarzeichen in den Augen, sondern mit dem Herzen und dem Verstand zu spielen.


Redaktion: Ein schönes Schlusswort, ich danke Ihnen für das Interview.

Lady Michelle: Ich habe zu danken.

SZN LADYMICHELLE