Annabelle (46)

Stell dich bitte kurz vor:

Annabelle, 46 J., Kauffrau und Autorin, (SZ 235040), ich habe einen ersten SM-Roman veröffentlicht und schreibe gerade an zwei weiteren.


Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?

Seit fast 20 Jahren, einen bestimmten Auslöser gab es nicht, denke ich. Ich habe nur irgendwann gemerkt, daß mich bestimmte Filme wesentlich mehr reizten... daß es mich besonders erregte, wenn ich sah, wie "Sklavinnen" behandelt werden.


Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Das Spiel mit der Macht. Schon immer habe ich Männer bewundert, die jede Situation beherrschen und sozusagen alles im Griff haben.
Ich genieße es, mich in verschiedenen Rollen zu sehen. Als Hure und Freundin, als Schlampe, Partnerin oder Dreckstück oder als kleines Mädchen. Ich liebe das einfach. Nicht zu vergessen den Schmerz, der sich irgendwann in Lust auflöst. Und ich staune jedesmal über die Gefühle, sowohl bei anderen als auch bei mir, die sich dabei entwickeln... dieses ganze Feld ist so vielschichtig und aufregend, was kann es Schöneres geben???


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Verändert würde ich nicht sagen. Da ich schon so lange darüber nachdenke und irgendwann auch angefangen habe, darüber zu schreiben, sind mir alle Facetten bekannt, ich habe früh erkannt, was für mich die richtige Mischung ist. Aber ich hatte einige Tabus, wovon ich zwei inzwischen gebrochen habe. Das liegt aber sicherlich auch an der jetzigen Spielbeziehung mit meinem Dom. Wer weiß schon, ob ich es mit einem anderen auch getan hätte?


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

Einen sehr großen. Es steht an erster Stelle, eine Beziehung ohne das alles habe ich definitiv für mich ausgeschlossen, in meinem Alter sollte man einfach keine Kompromisse mehr eingehen *lächel*.
Froh bin ich, daß meine Familie und Freunde genauso selbstverständlich damit umgehen wie ich und das einfach akzeptieren. Zum Glück bewege ich mich in einem Umfeld, welches sehr weltoffen und tolerant ist.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Ich habe eine wunderbare Spielbeziehung mit einem verheirateten Dom. Meine jahrelange Weigerung, überhaupt eine feste Beziehung einzugehen, gerät langsam ins Schwanken. Vielleicht hat das auch was mit dem Alter zu tun. Ich könnte mir immer öfter vorstellen, eine feste Partnerschaft zu haben, aber ich weiß auch, daß man nichts erzwingen kann, also lasse ich es mal ganz gelassen auf mich zukommen.


Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?

Ohja, die gab es. Ist mir aber auch erst spät bewußt geworden, während meines Nachdenkens über diese meine Neigung. In meiner Kindheit gab es den Brauch, wenn einer von uns Kindern Geburtstag hatte, dann hat unser Opa uns immer über einen Stuhl gelegt, wir bekamen für jedes Lebensalter Klapse auf den Po und nach jedem Klaps landete 1 DM auf dem Boden *grins*. Mir hat´s gefallen, und ich habe beschlossen, das mal als erste Berührung mit der Welt des SM zu sehen.
Mal ganz davon abgesehen, daß ich als Leseratte schon früh im Bücherschrank meiner Eltern gewühlt habe, und so versteckte Schätzchen wie "Fanny Hill" oder Josephine Mutzenbacher" gefunden und verschlungen habe. Wie gesagt, aus heutiger Sicht erste Zeichen einer devoten Grundhaltung und der besonderen Lust am Schmerz.


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Nein, nie gehadert. Selbstbewußt, wie ich bin, habe ich es als zu mir gehörig betrachtet. Von Anfang an.


Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?

Bisher nur positive. Glück oder Intuition? Keine Ahnung. Hilfreich ist sicherlich, daß ich völlig offen über alles spreche, was ich gerne habe und was nicht. Vielleicht ist es auch ein gut funktionierendes Bauchgefühl beim ersten Telefonat.


Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Hingabe. Da ich viel zu lange allein gelebt habe, bin ich süchtig nach Zärtlichkeit... und habe auch genug zu geben. Mein Partner muß das Spiel mit "Zuckerbrot und Peitsche" verstehen. Vertrauen, von beiden Seiten. Und Phantasie, es darf nie langweilig werden.


Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Absolute Loyalität und Ehrlichkeit. Ich switche, und ich spreche absolut offen mit allen Partnern über alles, und genauso erwarte ich das auch von ihnen. Da darf es keine Geheimnisse geben.


Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Gerne.
Laßt es zu. Hadert nicht damit, ob eure Neigung gut oder schlecht, verboten oder erlaubt ist. Nehmt sie an und betrachtet sie als Bereicherung in eurem Leben. Und laßt euch von keinem erzählen, ihr wärt pervers oder schlimmeres.
Es gibt soviele verschiedene Arten von Liebe, und jeder sollte seine Art zu lieben auch leben. Außerdem ist das Leben viel zu kurz, um es mit verpaßten Gelegenheiten zu füllen. Huch, so pathetisch wollte ich gar nicht werden *lächel*