Claudia (34)

Stell dich bitte kurz vor:

Ich bin 34 Jahre alt und lebe mit meinem Mann an der Küste Niedersachsens.


Seit wann reizt dich BDSM, gab es einen Auslöser?

Gewaltsame Szenen in Filmen und in Büchern haben mich schon immer gereizt – mehr als „normale“ Liebesszenen. Gedanken habe ich mir darüber keine gemacht, es hatte auch keinerlei Auswirkungen auf mein Leben.
In einem „normalen“ Chat habe ich dann einen Mann kennen gelernt, der mir von Bondage erzählte. Das klang total spannend und war etwas, was ich unbedingt erleben wollte. Die Beziehung ging nach etwa 7 Monaten auseinander – was aber geblieben ist, ist die Lust an BDSM.


Was genau reizt dich an dem sehr weiten Feld BDSM?

Auf der Sub-Seite reizt mich die Möglichkeit, sich fallen zu lassen. Ich habe durch das Fesseln zum ersten Mal erlebt, wie lustvoll und intensiv Sex sein kann. Vorher hatte ich mich nie so meinen Gefühlen hingeben können, war mit einem Teil meines Kopfes immer mit dem anderen und seinen Bedürfnissen beschäftigt.
Das Gefesselt-sein hat mir die Möglichkeit geschenkt, mich auf mich selbst konzentrieren zu müssen und mich dann loslassen zu können. Eine andere Chance hatte ich ja gar nicht. Das klingt jetzt sehr pathetisch, trifft es aber. Noch relativ neu ist für mich der Lustschmerz, die Geilheit zu spüren, die aus wohldosierten Schmerzen entsteht.
Auf der Dom-Seite reizt mich die Möglichkeit Macht auszuüben. Schmerzen zuzufügen. Die Fäden in der Hand zu halten. Ich liebe den flehenden und bettelnden Blick in den Augen meines Partners. Ich liebe es, diesen Kampf zu sehen zwischen Schmerz, Geilheit, dem Wunsch weiter zu machen und aufzuhören. Den Kampf zwischen Beherrschung und Schrei.
Es ist geil, Handlungen provozieren zu können, die eine Sanktion zur Folge haben. Es ist etwas Erhebendes (und schnöde Geiles), wenn mein Partner vor mir kniet und mich mit diesem ganz besonderen Blick anschaut.


Falls du BDSM inzwischen auslebst: Hat sich „dein“ BDSM im Lauf der Zeit verändert?

Ja, das hat er. Er ist viel intensiver, lebendiger geworden. Hinzu kommt meine persönliche Geschichte, in der ich anfangs, in meiner ersten SM-lastigen Beziehung, einige Monate auf der Sub-Seite war. Danach habe ich viele Jahre nur auf der Dom-Seite „gespielt“.
Erst eine Begegnung Anfang des Jahres hat dazu geführt, dass ich meine „Sub-Seite“ wieder zulassen konnte. Dieses (Aus-)Leben von beiden Seite erlebe ich im Moment als Vollständig-sein und als ein Eins-sein mit mir selbst.


Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

Er gehört zu meinem Leben und zu unserer Beziehung einfach dazu. Er ist Teil davon und schwebt (fast) immer im Hintergrund.


Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus, beziehungsweise wie würdest du es ausleben wollen?

Wir leben es dann aus, wenn uns danach ist. Oder wenn mir danach ist? Im Grunde muss man dafür erstmal klären, was „ausleben“ bedeutet. Sind das schon die kleinen Gesten im Alltag, eine Andeutung, das Hochziehen der Augenbraue, ein spontanes Knien, die Tür aufhalten, in den Mantel helfen… Sachen, die uns und unsere Neigung miteinander verbindet, die überall stattfinden können – aber aus denen sich keine große Session entwickelt. Wenn das „ausleben“ bedeutet, dann Leben wir es fast immer aus. Im Gegensatz dazu kann eine längere Session mehrmals täglich stattfinden oder auch wochenlang gar nicht.


Gab es eine ganz besonders intensive, lustige, oder auch nur ungewöhnliche Situation in deinem Leben, die einen BDSM-Kontext hatte?

Klar – aber das werde ich hier nicht erzählen!


Hast du mit deiner Neigung gehadert? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Ich habe oft mit meiner Neigung gehadert. In der Anfangszeit musste ich mich damit auseinandersetzen, ob ich pervers bin oder nicht. Ob das normal ist oder nicht. Frauen lassen sich nicht fesseln und finden das geil. Und gleichzeitig schwebte der Satz meiner Eltern im Kopf, die mal zu mir gesagt haben, dass man vor der Ehe auch wissen sollte, ob man sexuell zusammenpasst.
Als ich auf die dominante Seite gewechselt habe, standen plötzlich ganz andere moralische Fragen im Vordergrund: Darf ich jemandem wehtun, den ich liebe? Und in diesem Jahr stand plötzlich die Frage im Vordergrund, ob man beides sein kann: Dom und Sub.
Bin ich dann noch vollwertig? Verliere ich nicht den Respekt meines Partners, wenn ich switche? Da waren auch noch so viele andere Fragen und Probleme, dass ich oft gedacht habe: Wieso kannst du dich nicht für eine Seite entscheiden, das würde das Leben deutlich einfacher machen!
Letztlich hat bei allen Fragen nur eins geholfen: Reden, reden, reden – und Zeit vergehen lassen.


Welche Erfahrungen hast du mit der Partnersuche gemacht?

Damit habe ich nur wenig Erfahrung. Ich habe meine erste BDSM-Beziehung in einem „normalen“ Chat kennen gelernt. Meinen Mann (=meine zweite Beziehung) habe ich auch in einem Chat kennen gelernt, allerdings hatte der einen eindeutigen BDSM-Bezug.
Wir haben uns getroffen und es hat direkt gefunkt. Mit ihm habe ich auch die Seiten gewechselt. Um meine Sub-Seite auszuleben bzw. überhaupt kennen zu lernen, haben wir uns entschieden einen ungewöhnlicheren Weg zu gehen: Dies mache ich bei einem „Professionellen“. Ich zahle also Geld dafür. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wenn es interessiert, der kann gerne mit mir Kontakt aufnehmen.


Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Ich biete das, was ich auch von meinem Partner erwarte: Ehrlichkeit, Liebe, Vertrauen, Respekt und Achtung. Das sind für mich Grundwerte einer Beziehung.


Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Sagte ich das nicht schon? Seine Liebe zu mir, sein Respekt, seine Achtung. Das Gefühl, dass ich vor ihm keine Geheimnisse zu haben brauche und alles mit ihm bereden kann. Dieses Vertrauen, das zwischen uns herrscht - das ist etwas Großartiges!


Willst du den Lesern noch etwas mitteilen, was hier nicht angesprochen wurde?

Nein, ich denke, es ist alles gesagt.