Das erste Mal: Eine Begegnung mit der Peitsche

Mutig per Email


“Ich werde auf alles zurückgreifen, was du mir anbietest, nur eben nicht dann, wenn du es dir gerade wünschst!”

Es klang beiläufig dahin gesagt, wie eine Allerweltsbemerkung über das Wetter, doch mich berührten die Worte wie ein Schlag auf die Schulter während einer ZEN-Session: Auf einmal war ich sehr sehr wach, balancierte plötzlich auf dem Grat zwischen Schrecken und Abenteuerlust, Angst und Verlangen.
Als letztes hatte ich nämlich gefragt, ob ich das Instrumentarium bei mir zuhause mit einem Rohrstock vervollständigen sollte. Und noch dazu gemailt:

“Die bisherigen Sachen hab’ ich mir immer dann angeschafft, wenn ich innerlich bereit war, mich damit auch “behandeln” zu lassen. Lange hat es nur die Peitsche gegeben, dann die Gerte, die längst nicht so schlimm ist, wie ich dachte. Einen Rohrstock wollte ich mir eigentlich niemals anschaffen – aber seit gestern hat sich mein Gefühl erneut verändert. Auf einmal empfinde ich die Bereitschaft, mich von dir auch “empfindlich” bestrafen zu lassen – sofern es aus deiner Sicht einmal sein muss, was ich nicht unbedingt hoffe! ;-)”

Mutig oder leichtsinnig? Nach nur einer einzigen Session, in der der Hand- Peitschen- und Gerteneinsatz fast ganz auf lustvoll-intensivem Wellness-Level geblieben war, zumindest ein forsches Vorgehen! Die letzten drei Schläge mit der Gerte auf den bereits gestriemten Hintern hatten richtig weh getan – es hat nicht viel gefehlt, und ich hätte das Stoppwort benutzt – oder doch nicht? Eben das will ich herausfinden. Es reizt mich, zu erleben, wie es ist, wenn der Schmerz immer wieder kommt, und zwar genau ab dem Punkt, wo es wirklich Schmerz ist und nicht nur ein starker Massage-Reiz. Warum es mich reizt? Auch das will ich heraus finden.

Reality

Als er mich das nächste Mal besucht, sitzen wir zusammen vor dem Computer und surfen ein bisschen im Web. Ich erzähle ihm von der Idee, eine “Schattenwelten-Seite” zu erschaffen. Wie er das wohl fände? Ich könnte nicht über ihn schreiben, wenn er nicht einverstanden wäre, also auch nicht über unsere gemeinsamen Erlebnisse.

Um zu zeigen, wie so ein “Schatten-Tagebuch” aussehen könnte, lese ich ihm den kurzen Text “Mutig per Email” vor: Seine Worte, meine Antwort-Mail – meine Stimme zittert ein wenig. Zwar will ich nur erkunden, ob es für ihn ok wäre, so “literarisch verwurstet” zu werden, aber dann berührt es mich doch ganz anders, gerade diese Sätze laut vorzulesen: “Auf einmal empfinde ich die Bereitschaft, mich von dir auch “empfindlich” bestrafen zu lassen – sofern es aus deiner Sicht einmal sein muss, was ich nicht unbedingt hoffe!”

Von da an ist es nur noch eine knappe halbe Stunde vom Verlesen bis zum Erleben.

Eigentlich haben wir an diesem Samstag vor, in meinem geräumigen Keller die Wände mit Haken zu bestücken, um mal in einem “Verlies-Szenario” zu spielen – zwar weiß ich nicht, ob mich das erregen könnte, aber ich experimentiere gern, fühle mich wie ein neugieriges Kind, bereit zu allerlei Risiken. Dass ich ihm vertrauen kann, weiß ich seit jenem Abend vor drei Wochen, als er mich das erste Mal beiläufig fesselte – zärtlich, vorsichtig, äußerst aufmerksam um mein Wohl bemüht.

Ob er auch weniger rücksichtsvoll sein kann? Später wird er mir sagen, dass ich geradezu darum bettelte, die drastische Erfahrung zu machen, die mir schon seit langem im Kopf rumspukt:

“Es reizt mich, zu erleben, wie es ist, wenn der Schmerz immer wieder kommt, und zwar genau ab dem Punkt, wo es wirklich Schmerz ist und nicht nur ein starker Massage-Reiz.”

Handarbeit

Eine Bestrafungs-Szene vom Zaun zu brechen ist nicht schwer. Er wirft mir vor, dass ich meine eigenen Vorhaben noch immer nicht abgearbeitet habe, obwohl er mich noch am Donnerstag daran erinnert hatte. Urplötzlich wird mir recht mulmig zumute, ich spüre: das ist nicht nur so dahin gesagt. Dem wird etwas folgen.

Und ja, er kündigt an, er werde das nicht länger hinnehmen, ich hätte nun wirklich Strafe verdient. Ich erröte! Und wundere mich gleichzeitig über mich selbst: Sein Ton, die einzelnen Vorwürfe – ich weiß doch, das alles ist nur “Spielmaterial”: die Psyche braucht einen gewissen “Rahmen” um so etwas Verrücktes wie eine “Auspeitschung” ins Werk zu setzen. Aber das Spiel hat mich bereits eingefangen, ich bekomme den Mund nicht mehr auf, mein Herz schlägt spürbar schneller. Kleine Schauer rieseln mir über den Rücken, eine Mischung aus Fluchtreflex, Verlegenheit, Angst und Peinlichkeit – und unter alledem spüre ich, wie es mich erregt!

Bei unserem bisher ersten und einzigen “Schlag-Experiment” hatte er mich äußerst sanft behandelt, meine Grenzen noch kaum erkundet. Ich glaubte schon fast, dass er vielleicht gar keine Neigung zum Spiel mit dem Schmerz hat, was mich gleichzeitig erleichterte und enttäuschte. Nun aber zieht er mich herunter vom Stuhl, neben sich auf den Boden. Ich lande auf allen Vieren und sofort beginnt er, die “Bestrafung” mittels Handarbeit ins Werk zu setzen. Diese Art Be-Handlung kenne ich schon, beruhige mich also ein wenig, doch spüre ich auch, dass er nicht vorhat, mir etwas zu schenken. Kraftvoll landen seine großen Hände auf meinem nackten Hintern, den Slip hat er mir gleich zu Anfang herunter gezogen. Und während er wieder und wieder zuschlägt, wirft er mir meinen Ungehorsam vor, und dass ich jetzt gefälligst zu lernen hätte, seine Anweisungen auch ernst zu nehmen. Mit der Linken hält er mich nieder, so muss ich ihn immerhin nicht ansehen, kann ganz in den unbeschreiblichen Gefühlen aufgehen, die mich regelrecht überschwemmen.

Wie anders das ist als das bloße “Ausprobieren” einer Tracht Prügel! Jetzt werde ich tatsächlich BESTRAFT! Am liebsten würde ich mich tief im Boden verkriechen, einfach geistig ausblenden, was hier passiert – und gleichzeitig erlebe ich in aller Wachheit das Absurde der Situation: ich lasse das mit mir machen! Lasse mir den Arsch versohlen wie ein kleines Kind, wehre mich nicht mal. Auf einmal kocht mir die Wut hoch, ich winde mich, zapple und versuche, seinen Händen zu entkommen – aber keine Chance: er hat mich jetzt zwischen den Beinen festgeklemmt, steht über mir und verdrischt mich weiter, schert sich nicht weiter um meine Proteste.

Will ich denn, dass er aufhört? Immer wieder zucke ich unter den harten Schlägen zusammen, doch gleichzeitig lasse ich mich fallen, stelle das Zensieren der Gedanken ein, genieße es, gänzlich machtlos zu sein und “so” behandelt zu werden. Ja, da ist sie wieder: die verstörende Lust an der Demütigung, das geile Gefühl, unterworfen zu werden, gepaart mit dem brisanten Reiz des Verbotenen, politisch Mega-Inkorrekten: ich lasse zu, dass ein Mann mich schlägt!

Autsch! – der nächste Schlag reißt mich aus den Gedankenspielen. Bestimmt glüht mein ganzer Hintern schon dunkelrot, so brennend, wie sich jetzt alles anfühlt! Verdammt, ich kann nicht mehr still sein, stöhne bei jedem Schlag auf, beiße aber gleich wieder die Zähne zusammen: eine Indianerin kennt keinen Schmerz! Ich denke nicht daran, um Schonung zu bitten. Soll er sich doch die Hand wund prügeln! Mal sehen, wer es länger aushält.

Plötzliche Stille. Erleichterung! Mein Atem geht schnell, noch bin ich zu perplex und mitgenommen, um mich zu rühren, mich irgendwie zu verhalten. Wie soll man sich auch verhalten nach einer Tracht Prügel? Dafür gibt es wohl kaum einen Knigge! Wut spüre ich nicht mehr, doch immer noch ist mir das ganze Geschehen peinlich – und unterhalb der Oberfläche bin ich weich, ganz weich, fühl’ mich zärtlich, voller Hingabe, möchte, dass er mich jetzt überall berührt, möchte seine Handinnenflächen lecken…. und zwischen den Beinen bin ich ziemlich nass.

“So, jetzt kannst du die Peitsche holen!”

Hart und klar reißt mich seine Stimme aus meinen Innenwelten. WIE BITTE? Jetzt noch die Peitsche? Erschreckt schaue ich zu ihm auf, erhebe mich dann aber schnell, um seiner Aufforderung nachzukommen. Irgend etwas zwingt mich, zu gehorchen, einfach zu tun, was er mir befiehlt – ein Teil meiner selbst will es offensichtlich genau wissen.

Auf dem Tisch

Ich stehe auf und hole die Peitsche, die in der Zimmerecke auf einem silbernen Tablett liegt. Sie ist schwarz, hat einen beeindruckend lebensecht geformten Dildo-Griff und 36 dünne, aber nicht gerade weiche Lederriemen. Er geht mir voraus ins andere Zimmer und deutet auf den Tisch: “Räum das Zeug weg und wisch ihn ab!”.

Es ist ein seltsames Gefühl, an der Vorbereitung der eigenen peinlichen Bestrafung auch noch tätig mitzuwirken! Ich halte den Kopf gesenkt, damit er wenigstens nicht sieht, wie ich erröte, und konzentriere mich darauf, mit einem nassen Lappen aus der Küche die Tischplatte zu säubern.
Anschließend muss ich mich darüber beugen, das rauhe Männerhemd, das ich noch immer trage, darf ich anbehalten – Er schiebt es bis zur Taille hoch, so dass mein nackter Hintern nun ungeschützt vor ihm liegt. Was heißt “liegt”: die Haltung zwingt mich, ihn regelrecht “hinzustrecken”.

Ich bin nicht gefesselt, kann mich frei bewegen, könnte mich ganz einfach aufrichten, anstatt mich an den abgerundeten Tischkanten festzuhalten und auf Schläge zu warten. Bin ich nicht ganz dicht im Kopf? Der rationale Gedanke blitzt kurz auf, vermag es aber nicht, mich für mehr als einen Augenblick aus der Situation zu entführen. Hart spüre ich die glatte Holzplatte, die Dielen unter den nackten Füßen, ein wenig knicke ich in den Knien ein, denn wenn ich gerade stehe, zieht es in den Kniekehlen. Himmel, wann geschieht denn endlich etwas? Er muss immer noch dicht hinter mir stehen, aber ich kann ihn nicht hören. Auf einmal muss ich an frühere Zeiten denken, als es noch Körperstrafen gab: Auspeitschungen im Namen des Gesetzes, manchmal auf dem Marktplatz vor geil gaffendem Publikum exekutiert. Der Delinquent wird an einen Pfahl gebunden, die Menge johlt und pfeifft…

Wie lange bin ich hier? Eine halbe Minute? Drei Minuten? Ich weiß es nicht, weiß nur, dass mich das Warten auf die Peitsche innerlich aufwühlt und verunsichert. Bestimmt stehen mir alle Körperhaare zu Berge! Und kalt ist mir, mitten im Juli.

Ich zucke vor Schreck zusammen, als ich auf einmal etwas spüre – es ist NICHT die Peitsche!! Sanft kitzelnd fahren warme Finger über die Rückseiten meiner Schenkel, wandern weiter nach innen, kommen höher… hmmmm, ich zerfließe! Die aufkommende Geilheit übertönt meine ängstlichen Erwartungen – ich wünsch’ mir seine Hände fester, zielstrebiger, drücke mich ihm ein wenig entgegen – aber nein, er spielt nur mit mir, erregt mich, geilt mich auf, um dann immer wieder von mir abzulassen, weidet sich vermutlich an meinem Verlangen, betrachtet den nackten Arsch, der sich nun wollüstig regt, nach weiteren Stimulationen giert…

Autsch! Die Peitsche trifft mich unvorbereitet und entsprechend heftig. Ich verkrampfe, ziehe die Luft ein, warte atemlos auf den nächsten Schlag – der aber nicht kommt. Statt dessen wieder sanfte Berührungen, tastende Finger…Er streicht über die Stelle, die gerade getroffen wurde und noch nachbrennt, bis der Schmerz verschwunden ist. Ich staune!

Der nächste Schlag kommt eher sanft, trifft mich direkt auf die Arschbacken, wo die gute Polsterung den Schmerz am besten abdämpft. Ein starker Reiz, der durch und durch geht, aber nicht wirklich schlimm. Ich entspanne ein wenig, bin jetzt der Meinung, es ganz gut aushalten zu können… au, falsch!!! DAS hat jetzt RICHTIG weh getan! Und gleich wieder beißen mich die Lederriemen, wickeln sich ein wenig um meine Seite, treffen mit den Spitzen dort empfindlich auf. Mein Körper ist hoch alarmiert, ich fasse die Tischkanten fester, schmiege mich ans glatte Holz, als könne ich da irgendwie einsinken und entkommen. Aber, das ist mir auf einmal ganz bewusst, dieser “Bestrafung” werde ich nicht entrinnen! Lange genug hab’ ich damit kokettiert, habe N. provoziert, leichtsinnig mein Verlangen nach einer “richtigen Tracht Prügel” spüren lassen, gerne nicht nur mit den Händen, sondern unter Einsatz der üblichen Instrumente zu verabreichen. Sogar den gefürchteten Rohrstock hab’ ich mir zugetraut – und jetzt bringt mich schon die Peitsche an den Rand des Erträglichen!

Doch nein – sooo schlimm ist es nun auch wieder nicht… Wie WUNDERBAR er mich gerade wieder befummelt! Die sanften Stimulationen an den richtigen Stellen lassen mich ruhiger werden, doch noch immer bin ich innerlich angespannt, erwarte den nächsten Schlag. Jede Zelle ist jetzt misstrauisch, es braucht Zeit, bis der Körper vergisst, sich wieder dem Gefühl des Augenblicks hingibt, durch die Berührungen vordringlich Lust verspürt und sonst gar nichts… Und genau in diesem Moment trifft mich ein neuer, deutlich härterer Schlag. Der Biß der vielen Schnüre reißt mich aus meinen Träumereien – und dieses Mal gönnt er mir keine Pause.

Es geht weiter, immer weiter. Schläge, die mich angenehm stimulieren wechseln mit solchen, die mich ans Stoppwort denken lassen. Letztere sind selten, er ist vorsichtig, manchmal zu vorsichtig – ein Gedanke, der vom nächsten Aufklatschen der Peitsche aufs schmerzlichste ad absurdum geführt wird. Heftiges Brennen schickt mir eine Schmerzwelle bis hinunter in die Waden und hinauf in den Schultergürtel. Blitzschnell verspanne ich – doch gleich wieder sind da die sanften Hände, streichen über die getroffenen Stellen, der Schmerz wird regelrecht weggestreichelt! Erstaunlich schnell winde ich mich wieder wohlig seufzend unter den erregenden Berührungen. Was für eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit – mein Körper überrascht mich!

Wie lange ich hier wohl schon liege? Ich weiß es nicht, bin außerhalb der Zeit, schwimme in unzähligen Eindrücken, Bilderfetzen, Gedanken – einer davon fragt: Wo will er eigentlich hin? Es ist doch nicht die physisch-geile Mösenlust, wegen der wir so etwas Drastisches wie eine Auspeitschung veranstalten – oder doch? Ich kenne das Ziel nicht, kann es mir auch nicht ausdenken, schwimme also einfach mit im Fluß des Geschehens. Bis wieder ein harter Schlag eine Zäsur setzt: Arbeitsspeicher gelöscht, Denken gecancelt.

Ganz gewiss ist mein hellhäutiger, hoch empfindlicher Hintern bereits jetzt von roten Streifen gezeichnet. Meine Haut neigt zu kollosalen Übertreibungen, ich habe es selbst getestet. Wollte wissen, wie sich Schläge eigentlich anfühlen, schließlich hab’ ich sowas seit der Kindheit nicht mehr erlebt. Also einen breiten Gürtel gekauft und mit leichten Startschwierigkeiten, was die richtige Haltung, das Ausholen und zielgenaue Treffen angeht, vorsichtig zugeschlagen. Ich spürte noch kaum etwas – und doch flammte die Spur des Gürtels gleich dramatisch auf!

Ob ihn das jetzt erregt oder behindert? Ich weiß um seine Schwierigkeiten mit der eigenen Neigung, die zumindest ebenso schwer zu verkraften ist wie die meine. Vielleicht sogar ein Stück schwerer. Einen anderen Menschen schlagen, noch dazu einen, den man liebt, dabei zugunsten der Lust gegen wichtige gesellschaftliche Werte und Normen verstoßen, es als MANN tun, der vielen sowieso qua Geschlecht als nicht therapie-fähiger Verursacher sämtlicher Übel im Geschlechterverhältnis und anderwo gilt: das kostet schon Überwindung! Das ist auch durch viele Gespräche und ein bisschen gemeinsames Fantasieren nicht gleich aus der Welt geschafft.

Beim Anblick der nach jedem festeren Schlag rot aufblühenden Striemen, im Augenblick des Gewahrwerdens: ich schlage sie, diese Strieme ist von mir! – wie er sich in diesen Momenten wohl fühlt? ZAPP – der Gedanke beamt mich augenblicklich in sein Inneres, wo ich mich ausbreite und mich neugierig-gespannt umsehe: Ich halte die Peitsche in der Hand, vor mir windet sich der nackte Arsch, der mir nicht entkommen wird. Angesichts der Spur, die der letzte Schlag hinterlassen hat, erschrecke ich (Hab ich zu fest geschlagen? Jetzt schon? Warum sagt sie nichts?) und spüre doch gleichzeitig die geile Lust, aufs Neue auszuholen und wieder zuzuschlagen, diesen Hintern, der sich mir so ungeschützt darbietet, unter den Bissen der Lederriemen erzittern zu lassen – und gleich ein wenig fester, vielleicht kommt ja dann mal eine deutlichere Reaktion!

Oft schon hab’ ich mir vorgestellt, was in ihm vorgehen könnte, wenn… Ich kenne die Zerissenheit zwischen widerstreitenden Impulsen, kenne das Gefühl, wenn das vernünftige Ich am Rand des Abgrunds zum Irrationalen steht und die Wahl hat, zurückzuschrecken oder sich dem Unbekannten zu überantworten, das ein Teil des eigenen Selbst ist: verlockend, verführend, verstörend und erregend zugleich. Es macht mich an, mir auszumalen, wie ER das jetzt spürt, innerlich drücke ich ihm die Daumen, dass er nicht zurückschrecken möge. Öfter schon hab’ ich ihn vorausschauend ermuntert, ihm in den “Meta-Gesprächen” rund um unser Spiel mein Einverständnis deutlich gemacht. Ja, sein Abrund ist auch mein Abgrund, ich brauche seine von ihm selbst gefürchtete “sadistische Ader”, um das zu erleben, was ich erleben will. Geile Angstlust überkommt mich angesichts der Möglichkeit, seine Vernunft könnte zeitweilig aussetzen – und meine eigene meldet sich sogleich zu Wort und befindet, dass es gut ist, beim “ersten Mal” nicht auch noch gefesselt zu sein.

Des Stolzes ganze Härte

“Siehst du jetzt ein, dass du die Strafe verdient hast? Wirst du meinen Befehlen in Zukunft besser gehorchen?” Seine Stimme erreicht mich aus weiter Ferne und holt mich zurück in die Wirklichkeit des Spiels. Glaubt er im Ernst, dass ich jetzt zu Kreuze krieche? Meint er vielleicht, ich wäre schon am Ende meiner “Belastbarkeit” angekommen und er müsse mir jetzt fürsorglich ein ins Spiel passendes Ende nahe legen?

Nicht mit mir! Nicht im Traum denk’ ich dran! Auf einmal bin ich voller Trotz und Groll: Er kann mich schlagen, ja, mir weh tun, mich weiter auspeitschen, aber meinen WILLEN wird er nicht beugen! Mit gelindem Schrecken bemerke ich die Härte und Unüberwindlichkeit des eigenen Stolzes. Wie eine glasharte Wand umgibt er mein Inneres. Lust an der Unterwerfung? Mein Vordergrund-Ich hat für diese komische Idee im Moment nur höhnisches Lachen, während die Beobachterin dahinter beginnt, sich langsam Sorgen über die Folgen dieser riskanten Unbeugsamkeit zu machen. Wie stelle ich mir eigentlich vor, dass das Ganze enden soll, wenn ich nicht bereit bin, die geringste unterwürfige Geste zu machen? Keine Bitte um Gnade, kein Zugeben von Schuld, kein Geloben einer Besserung – was um Himmels Willen werde ich tun, wenn die Grenze dessen erreicht ist, was ich an Schmerzen ertragen kann? Das Stoppwort sagen? Gut zu wissen, dass es das Stoppwort gibt, aber irgendwie bin ich genauso weit davon entfernt, es zu gebrauchen, wie von jeder Form der Unterwerfung.

“Wer nicht hören und antworten kann, muss wohl weiter FÜHLEN – oder wolltest du gerade etwas sagen?”

Der drohende Ton in seiner Stimme ist unüberhörbar, doch ich schweige. Schweige eisern weiter, beiße nur die Zähne zusammen, als der nächste, mit deutlich mehr Kraft geführte Schlag mir die Tränen in die Augen schießen lässt. AUTSCH! – jetzt hat er eine Stelle getroffen, die bereits einmal den Kuß der Peitsche erlebt hat. Es brennt unsäglich, der Nachhall durchfließt mich als überwältigende Schmerzwelle vom Scheitel bis zum Zeh. Mein Gott, das halte ich nicht lange aus! Kein Streicheln besänftigt jetzt mehr die Empfindung: kaum ist die Welle abgeklungen, folgt schon der nächste Schlag, erneuert und steigert die Pein. Meine Hände krampfen sich um die Tischkante, die Oberschenkel presse ich fest zusammen, als deren Rückseiten ihr Teil abbekommen. Ich bemerke nicht, dass er kurz versucht, meine Füße wieder auseinander zu schieben – zwecklos, ich bekomme nichts mehr mit von außerhalb des Meers der Schmerzen, in dem ich mich vollständig darauf konzentrieren muss, zwischen den einzelnen, sich aus dem Nichts urplötzlich aufbäumenden Wellen nicht unterzugehen.

Oh, wie plastisch ist doch das Bewusstsein! Obwohl bei jedem Schlag aufs peinlichste zur “Einspitzigkeit” gezwungen, passt es sich in atemberaubender Geschwindigkeit an. Auf die schiere Agonie beim Auftreffen des Leders, die mich gänzlich wegspült, folgt das Abflauen, das die Aufmerksamkeit immer noch an der kurzen Leine hält, dieser aber mehr und mehr Länge gibt. Sofort vergrößert sich auch wieder das Realitätsfenster, durch das ich beobachte, was geschieht: Meinen Körper durchzittern auf einmal verschiedene Bewegungsimpulse gleichzeitig. Das Zusammenpressen der Schenkel, während nur noch meine Zehen den Boden berühren, ergibt eine Spannung, die sich ohne eigenes Zutun immer wieder in wilden Zuckungen der unteren Körperhälfte löst. Gleichzeitig mache ich seitliche Ausweichbewegungen, versuche auch, den Hintern ein wenig wegzudrehen, obwohl ich doch genau weiß, dass der nächste Schlag sein Ziel trotzdem finden wird. Gegen das Zittern, das mich zeitweise befällt, kann ich schon gar nichts ausrichten. Es ist nicht zu übersehen: mein Körper gehört nicht mehr mir, er macht, was er will, bzw. was die Peitsche ihm zu tun gebietet.

Langsam ermüden meine aufs Schärfste geforderten Fähigkeiten, dem Schmerz etwas entgegen zu setzen. Ohne dass er die Intensität der Schläge weiter steigert, treffen sie mich doch immer “tiefer”. Nicht mehr nur Haut, Muskeln, Zellen und Nerven reagieren, ich werde ANGEGRIFFEN! Jeder weitere Schlag schlägt Sprünge in die glasharte Wand um mein inneres Sein. Risse entstehen, die sich sofort erweitern und immer mehr vom “Draußen” durchlassen: noch mehr Schläge, noch mehr Schmerz! Und nichts lässt darauf hoffen, dass es “einfach so” aufhören wird. Im Gegenteil, ich weiß, gleich wird mich die Peitsche wieder treffen, weiß aber nie genau, wann und wo. Die ängstliche Erwartung des Schmerzes, die er duch verschieden lange Pausen zwischen den Schlägen noch intensiviert, verstärkt die Wirkung im subjektiven Empfinden. Ich fühle mich immer schutzloser, ausgelieferter, ein Gefühl dunkler Verzweiflung macht sich breit. Alles in mir schreit Alarm, fordert sofortiges Handeln, doch ich bin nicht im Stande, aus all den wilden Empfindungen, Gefühlen und Gedankenfetzen eine “vernünftige Überlegung” zu formen, wie es sonst so selbstverständlich für mich ist.

Und schon wieder wickeln sich die 36 Lederriemchen um meinen Körper: ein von der Seite geführter Schlag lässt die harten Spitzen mit höllischem Beißen auf bereits malträtierter Haut landen. Ich schreie auf, nicht wirklich laut, aber gegen das bisher eher verhaltene Stöhnen ist der Unterschied gewaltig. Wieder kommen mir die Tränen. Verzweiflung, Selbstmitleid und Gefühle, für die ich keine Namen habe, überschwemmen mich. Fast bekomme ich einen Weinkrampf, doch knapp davor, gerade als ich es bemerke, versiegt der Fluß schon wieder. Mit Staunen registriere ich den Anflug von Enttäuschung – ein Sehnen ist in mir, aber wonach?

Über die Schwelle

Wenig später bin ich soweit. Ein lautes Aufschluchzen mit gequältem Klagelaut folgt auf den nächsten Treffer. Nicht mehr nur die Schmerzwellen “von außen” überfluten mich, ich werde auch von innen her überschwemmt. Ein ansonsten nur untergründig fließender, ganz in Vergessenheit geratener Strom tritt plötzlich über die Ufer, verströmt herzergreifende Wärme, zieht mich an, mich hinein fallen zu lassen, was mit jedem Weiterschluchzen ein Stück mehr gelingt.
Ich beginne gerade, die fließende Wärme, die ich auf einmal bin, zu genießen, das Wohlige am Weinen zu spüren – da trifft mich der nächste Schlag!

Unversehens werde ich zu reiner, hell und heiß aufflammenden Wut. Nichts mehr puffert jetzt die Gefühle gegen die Wirklichkeit, ich bin außer mir! Was fällt diesem Menschen ein? Wie kann er mir jetzt noch weiter weh tun? Obwohl mein Blickfeld nur die Holzmaserung des Tisches und ein Stück Tapete umfasst, kann ich ihn genau sehen. Die Vorstellung hat kein Problem, mir das Bild des geilen Unmenschen zu zeichnen, der erregt auf den verstriemten, rot glühenden Arsch stiert und gerade wieder ausholt, um sich weiter an meinem Schmerz zu ergötzen. In mir kocht es über, als die Peitsche abermals ihr Ziel erreicht. Ich verdamme ihn innerlich, urteile ihn ab und eine kalte Entschlossenheit macht sich breit: ich weiß, dass er DAS bedauern wird. Die Rache der Göttin wird furchtbar sein! Nie wieder werde ich ihn ansehen! Ich HASSE ihn!

Heftige Gefühle sind wie hoch aufschäumende Wellen von immenser Kraft. Für Momente gibt es nichts mehr daneben: kein Ich, keine Welt, kein Du, keine Vergangenheit, keine Zukunft. Doch so schnell sie aufwallen und alles mit sich reißen, so schnell flauen sie auch wieder ab, geben dem Denken und anderen Gefühlen wieder Raum. Ein paar Sekunden nur hat mich die Wut ganz für sich, dann weiß ich wieder: er tut das, was ich mir wünsche, das, was ich erleben will. Tut es, obwohl er genau vor dem Angst hat, was soeben in mir stattfindet. Er geht das Risiko ein, plötzlich zum Ziel meiner üblen Gefühle zu werden, weil er meiner Liebe vertraut, genau wie ich ihm vertraue. Anders wäre es zu dieser Szene nicht gekommen. Ich hasse ihn nicht, ich finde ihn wunderbar!

Abermals tauche ich ab in den See der Tränen. Mein Schrecken über die Gewaltigkeit der Wut verebbt, ich schluchze, schmiege die Wange ans glatte Holz, fühle mich eins mit meinem selbst gewählten Los, er hat meine zärtlichsten Gefühle – bis zum nächsten Auftreffen der Peitsche, dass meine Flammen wieder auflodern lässt. Es ist genug! Es soll jetzt aufhören! Muss aufhören…

“Meinst du nicht, dass ich jetzt langsam genug bestraft bin?” Weinerlich und ein wenig stockend bringe ich die Worte über die Lippen, die mich erlösen sollen. Es fällt mir unsäglich schwer, mich zu überwinden, überhaupt etwas zu sagen. Nicht ums Verrecken – eine Wendung, die mein Vater häufig gebrauchte – bin ich bereit, mich zu unterwerfen. Bin nicht fähig, eine echte Bitte zu formulieren. Nicht einmal jetzt.

“Was hast du gesagt?” Er lässt mich den Satz laut wiederholen, was ich auch tue, allerdings in zunehmend ungeduldigem, vorwurfsvollen Ton.

“Da kannst du Recht haben.” Seine Stimme ist kühl und beherrscht. “Nach den nächsten fünf Dutzend soll es fürs erste genug sein!”

Und ohne weitere Vorreden fährt er fort, mich auszupeitschen, als hätte ich gar nichts gesagt. Mein Gott, noch 60 Schläge – wie soll ich das aushalten? Lautes Aufschluchzen begleitet jetzt die einzelnen Hiebe, ich achte nicht mehr darauf, leise zu sein, ich strample, winde und drehe mich, krampfe die Hinterbacken zusammen und entgehe dem Schmerz doch nicht. Der Biss des Leders durchfährt mich ohne irgend einen Halt. Ein Weinkrampf erfasst mich, plötzlich ist da kein Wiederstand mehr: meine Schultern zucken und ich heule hemmungslos wie ein Kind. Nein, ich werde das Stoppwort nicht sagen, nicht jetzt, wo etwas in mir endlich zusammenbricht. Das Denken registriert: Er schlägt mich weiter, schlägt einfach weiter, weil er es so will. Nicht ich bestimme, wann es genug ist, sondern ER, zumindest solange wir das Spiel spielen. Ich kann das Spiel stoppen, dann habe ich es umsonst gespielt und kann von vorne anfangen – oder ich muss es akzeptieren. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.

Wieder erlebe ich bei dieser Erkenntnis Wut und Trotz, doch bin ich jetzt am Ende meiner Kräfte. Die ständige Hochspannung auf mehreren Ebenen, das Wechselbad der Gefühle, die unzähligen wirbelnden Gedanken und nutzlosen Versuche, für länger als ein paar Sekunden zu einer Orientierung, einer vernünftigen Haltung zu finden, hat mich ausgelaugt. Als mich die nächste brennende Schmerzwelle durchpulst, lasse ich mich hineinfallen, lasse alles los, was loszulassen geht. In einem Augenblick zum andern verwandelt sich mein gesamtes Empfinden: JA, er allein bestimmt, wann es genug ist, ich kann NICHTS dagegen tun! JA, er beherrscht mich, herrscht über meinen Körper und meinen Schmerz, macht mit mir, was er will. Ich stürze hinein in dieses Gefühl vollständiger Machtlosigkeit, spüre, wie ich von mir selber frei werde, spüre auf einmal wieder die überfließende Wärme, die aus dem Herzen aufsteigt. Weich bin ich jetzt, ganz weich. Zitternd und zuckend verliert sich die noch verbliebene Spannung aus meinem Körüper, während mir die Tränen über die Wangen laufen. Ich strecke die Hände nach hinten aus, die Handflächen nach oben – und sofort spüre ich SEINE Hände auf meinen, genauso heiß, aber groß, kräftig, zärtlich. Wir halten uns fest und für einen endlosen Augenblick ist es, als flössen unsere Lebensströme ineinander.

Wie, so wundere ich mich später, konnte er so punktgenau wissen, wann es genug ist? Mehr als fünf bis sechs Schläge waren es nicht mehr gewesen seit meiner “Frage” nach dem Ende. Jeder weitere hätte den Bogen überspannt.

Vorsichtig hilft er mir, mich aufzurichten. Ich lehne mich gegen ihn, spüre seinen Arm um meine Schultern und kann keinen klaren Gedanken fassen. Merke kaum, wie mir die Beine zittern zittere, als er mich zum Bett führt. Oh ja, ich will mich hinlegen, aber von ihm will ich nicht lassen. Wir sinken auf die Matte, halten uns fest umschlungen, ich drücke mich an ihn, bis auch der letzte Funke Spannung aus der hinterletzten Körperzelle gewichen ist. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich in ihn hinein schmelzen, vor Wohlgefühl zerfließen!

Ich staune, dass nicht das kleinste bisschen Groll hängen geblieben ist: alles wurde weggeschwemmt, sämtliche negativen Gefühle sind aus mir verschwunden, auch diejenigen, an deren beständiges Dasein man so gewöhnt ist, dass man sie gar nicht mehr bemerkt. Es ist, als hätte meine Seele einen Vollwaschgang erfahren. Ich liege in angenehmster Erschöpfung auf der weichen Matratze, nackter denn je, weicher denn je, müde und glücklich.

 

Autorin Clu, erstveröffentlicht in ihrem Blog: In den Schattenwelten

 

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