Der spielerische Rollenwechsel

Schon bevor ich in den Bereich BDSM gerutscht bin, nach meiner letzten Beziehung irgendwann, dachte ich "Nie wieder der aktive Part sein, jetzt suchst du dir jemanden, der das Sagen in der Beziehung hat". Als ich dann hier reingerutscht bin war ich mir nochmal sicher, ich mag der devote Part sein, der empfangende. Dann bin ich auf Littles und Caregiver gestoßen und war mir sicher "Little, das bin ich. Das mag ich sein, das erfüllt mich." Und das bin ich immer noch. Nur... Habe ich gemerkt, dass da eben auch noch mehr geht.

Dass mein Partner auch mal fürs switchen offen wäre, war mir von Anfang an klar. Da war mir erstmal ganzschön mulmig und ich hatte die Hoffnung, dass ers nicht braucht. Dass er auch gerne dominant ist, wusste ich auch. Ich hoffte, dass es ihm reicht, das auszuleben.
Nach vielem Reden etc kamen mir Gedanken hoch, die ich sehr reizvoll fand. Gedanken, in denen ich plötzlich auf der "anderen" Seite stand. Gedanken, in denen aber ausschließlich NUR mein jetziger Partner eine Rolle spielte. Ich kann mir auch jetzt absolut gar nicht vorstellen, mit jemandem außer ihm diese Rolle gerne ausleben zu wollen.

Aus ein paar Spielereien über Handy und Telefon wurden dann die ersten, zaghaften Versuche meinerseits, das ganze auch real umzusetzen. Dinge, die mich im Kopf schon (überraschenderweise) sehr gekickt hatten. Ich muss dazu sagen, dass ich in einer langen Beziehung, die schon ein paar Jahre zurück liegt, unfreiwillig den aktiven Part übernommen hatte. In ca 40% der Fälle hat es mir was gegeben, da hab ich es gerne gemacht. In dem Rest der Male war es einfach aus der Not raus, weil er einfach so extrem passiv war. Es war mir also nicht ganz fremd und neu. Fremd und neu war aber trotzdem, dass ich plötzlich meinen jetzigen, sonst absolut gar nicht passiven Partner "unter" mir hatte. Ich fands ungewohnt und toll. Gar nicht mehr blöd und gezwungen.

Ein paar Tage später wurde es dann eine erste, wirkliche Session (mit Anfang und Ende ;) ). DAS war dann wirklich Premiere für mich, weil vorher hatte ich ja nicht bewusst BDSM ausgelebt, da waren nur ein paar Elemente in Sex eingebracht, maximal ein "Mach das, mach das" oder "Leg dich so hin" und "jetzt mag ich das machen".
Da lag er also vor mir, nackt, die Arme über dem Kopf und ich kniete daneben, fand das ja schon schön, hatte über meinem Kopf nur ein riesen "Ähm... Und.. jetzt?" Hab dann beschlossen, einfach das zu machen, was ich im Kopfkino schon so überlegt hatte. Wer will es mir verbieten? Wer will mir sagen "Nääh, jetzt wäre eigentlich das und das an der Reihe." An das Gefühl, einfach machen zu können, Wurscht was er dazu denkt oder sagt musste ich mich erstmal gewöhnen. Ich habe auch gemerkt, dass SM, was mir bisher so als devoter Part gar nichts gegeben hat (weil nicht maso), plötzlich für mich im Vordergrund stand. Und er, dem SM bisher auch nichts gegeben hat (weil nicht wirklich maso :D ), das dann doch sehr spannend fand. Ich erinnere mich gerade an die Situation, in der ich ihm sagte, er solle bis 60 zählen und ich in der Zeit schön laut in der Küche gegenüber im Besteckfach gekramt habe. Dann mit einer Gabel neben ihm saß und wieder dachte: "Ja. Gabel. Gabel ist cool. Der weiß gar nicht, was ich in der Hand habe. Gabel ist lustig.... ... Was mach ich jetzt mit der Gabel?" :D

Aber irgendwann war ich drin, er war sowieso von Anfang an drin und dann ging es auch in meinem Kopf flüssiger.

Wir haben danach auch viel drüber gesprochen. Wir sind beide noch überhaupt nicht erfahren im BDSM-Bereich überhaupt, erkunden beide noch das, was uns gefällt und was gibt. Daher hab auch ich mich erstmal langsam rangetastet. Tabus haben wir bisher beide keine geäußert (meine alten haben sich in Luft ausgelöst), wir halten es lieber so, dass man sich gemächlich in so ziemlich alle Richtungen bewegt und wenn einer von beiden merkt, dass das einfach echt gar nicht geht, dann wird darüber gesprochen und das ggf einfach gestrichen.

Wie das ganze mit dem Little-sein zusammen passt? Naja, tuts halt. Im Alltag switchen wir auch eher gar nicht. Wenn wir im Alltag mal nicht auf Augenhöhe sind (was noch am häufigsten der Fall ist), dann ist er fast ausschließlich der dominante Part. Daher fühle ich mich auch trotzdem als Sub. Auch wenn mir das Spielen als dominanter Part durchaus was gibt, ist es für mich eher ein "Spiel", das ich sehr gut und gerne spiele. Ich glaube schon, dass es für ihn einfach eine Rolle ist, die ihm im Blut liegt.

Verfasserin Silbern

Weiterer Bericht zum Thema "Switchen"

 

 

Du bist nicht angemeldet.
 Einloggen / Registrieren