Nach einem langen Erziehungswochenende mit Sonnenschein, Arschweh, viel Zeit Miteinander, viel zu wenig Knien und ausgesprochen tollen Highlights, sitze ich wieder im Alltag und mache mir Gedanken über den Begriff Erziehung.

Zugegebenermaßen der Begriff „Erziehungswochenende“ stammt von meinem Herrn. Ganz am Anfang unserer Beziehung fiel das Wort zum ersten Mal in dem Satz “Ich glaube es ist noch einmal ein Erziehungsabend notwendig.“

Mir selbst haben sich damals erstmal die Nackenhaare  gekräuselt. Erziehung…schüttel…Kinder werden erzogen…aber ich? Während meines Studiums durfte ich mir ganze Vorlesungen und Seminare zu dem Thema anhören…ihr glaubt gar nicht wie sehr man sich über den über den Unterschied zwischen Erziehungswissenschaft und Pädagogik streiten kann. Und irgendwie meint jeder hier seinen Senf dazugeben zu müssen…Psychologen, Soziologen sogar die Sportwissenschaftler und die Religionswissenschaftler nicht zu vergessen…

Graue Theorie und was soll die jetzt bitte schön mit meinem Sexualleben – das ich bekennender Weise sehr bunt haben will - zu tun haben? Schon damals kamen in mir allerdings auch schon Worte und Bilder hoch, die irgendwie ein nasses Höschen produzierten.  Warum muss ich ausgerechnet jetzt an  Zofenoutfits (was habe ich sie gehasst) und  Strafböcke denken?

Zeiten ändern sich und Einstellungen auch…. Und je älter ich werde, desto spannender  finde ich es erzogen zu werden (Danke mein Herr) und mich in meine Erziehungsprozesse  einzumischen (Mist mein Herr liest mit).  Was hat sich geändert?

Zunächst einmal habe ich das ganze Kindererziehungstheoriegedöns mal beiseite geschoben und mich auf das wesentliche konzentriert:

Erziehung =  erfolgreiche und erfolglose Versuche Mitmenschen in eine gewünschte Richtung zu ändern.  

Dann versucht dieses ganze BDSMstereotypische „Herr will sub/sklavin/ was auch immer mal eben für den kurzfristigen Kick zum roboterhaftigen Wesen streng nach literarischen Vorbild abrichten“ zu ignorieren. Und mich schlussendlich auf meinen langfristigen Entwicklungsprozess in einer allumfassenden, alltagstauglichen und gesellschaftsfähigen Ds-Beziehung konzentriert …eigentlich auf unseren Entwicklungsprozess…den irgendwie gehören ja mal mindestens zwei dazu.

Und jetzt sitze ich hier und das längst verstaubte Fachwissen erhält einen kleinen (wirklich nur ganz kleinen) Frühjahrsputz und wird auf die letzten Jahre Ds-Beziehung angelegt.

Erziehungsnormen… in hunderten von Mails und Gesprächen haben wir unsere Wertevorstellungen, zusammengeworfen und uns immer wieder gefragt „passt das zusammen?“  Wir haben Wünsche und Sehnsüchte, Vorstellungen von Lebensstilen und Beziehungsformen thematisiert, diskutiert und uns daran gerieben. Unsere Form des Lebensstils weiterentwickelt und auch öfter mal auf Reset gedrückt. Gemeinsam geträumt und gelebt und unsere „Erziehungsnorm“ entstehen lassen.

Erziehungsstil…. hängt von der Persönlichkeit meines Herrn ab und praktischerweise habe ich mir den Herrn gesucht und gefunden, der zu mir passt. Würde wohl anders auch nicht funktionieren *zwinker* Mein Herr wünscht mehr, als dass er befiehlt. Bedeutet für mich, dass ich auf Zwischentöne zu achten habe und  mich mit mehr oder weniger Begeisterung auf seine Impulse stürze. Manchmal Entstehen daraus einmalige Dinge, manchmal langfristiges  und manchmal auch was unter den Tisch fällt. Wenn etwas unter den Tisch fällt, dann war es uns beiden nicht wichtig genug. Ansonsten verfährt er nach der Maßgabe steter Tropfen höhlt den Stein und der wird dann sehr nachhaltig ausgehöhlt.  Je wichtiger es ihm ist, desto mehr Nachdruck erfolgt (siehe Erziehungsmittel).

Erziehungsziele…ein nachhaltig ausgehöhlter Stein ist die Sache mit dem Siezen. Was fand ich Siezen blöd, schafft Distanz, lässt keine Nähe zu…bla…Er fand es für eine Ds-Beziehung essentiell und hat immer ein wenig gebohrt, wie wichtig ihm das ist. Naja gut…sieze ich halt auf BDSM-Veranstaltungen, wenn wir zu zweit sind, in Mails…nach ein paar Wochen war es dann doch irgendwie immer, bei Freunden und Familien erst ziemlich gewöhnungsbedürftig. Dann haben wir uns beide  erschreckt (ich vermutlich noch ein wenig mehr als Er) wenn mir ein „du“ rausrutschte. Wann habe ich Ihn eigentlich das letzte Mal geduzt? Ein kleines Ziel, das viel aussagt. Da gibt es aber noch dieses große Ziel, an dem wir ständig arbeiten…dass ich immer mehr, immer ganzheitlicher und mit allen Fasern meines Seins Ihm gehöre.

Erziehungsmittel… ja da gibt es so eine kleine Hassliebe…Rohrstöcke….mein Herr möchte in keinem Haus leben, in dem nicht in jedem Zimmer irgendein SM-Utensil zu finden ist (Ich übrigens auch nicht). Also steht im Wohnzimmer ein Rohrstock…und es hat komischerweise noch nie jemand gefragt, was der da zu suchen hat. Immer zur Hand, weil an der Hose…der Gürtel. Vielseitig verwendbar, ziemlich laut und mit einem ganz schönen Wumms im Abgang. Oder die neue Single Tail, ein ganz besonderes Exemplar seiner Gattung, das erste  Erziehungsmittel, das wir gemeinsam gekauft haben. Ganz schön demokratisch,  oder? Den manchmal recht autoritären Erziehungsstil, der mit diese umgesetzt wird, darf dann doch eher ich ausbaden. Bevor ich jetzt anfange den kompletten Koffer, pardon mittlerweile sind es zwei…durchzugehen und das mit dem trockenen Höschen heute gar nichts mehr wird,  hier noch die beiden mir wichtigsten Erziehungsmittel: sein Blick und seine Stimme…reichen eigentlich völlig aus, um mich auf Spur zu bringen.

Resultat meiner Gedanken: 1. Erfolgreiche und erfolglose Versuche mich in eine gewünschte Richtung zu ändern, gab es so einige. Bewertungen überlasse ich gerne meinem Herrn *zwinker*

2. Ich liebe Erziehungszeiten. Sind es doch Zeiten in den wir uns Zeit für ein intensives, unglaublich nahes, tief gehendes Miteinander nehmen, uns auf uns und unsere besondere Art der Beziehung besinnen  und uns und unsere Ds-Beziehung gezielt (weiter-)entwickeln.  

3. Glücklicherweise gibt es unendlich viele Erziehungsziele….