Evermore: Beziehungen der besonderen Art

geschrieben von Ruby

 

Ich möchte versuchen, ein paar dieser dunklen und intimen Gedanken zu 24/7 - TPE niederzuschreiben, die gerade in mir herum spuken und das Kopfkino füttern.

Analysieren wir das „Evermore”:

  • Ever
    • Immer, stets, überhaupt
  • more
    • mehr, weitere
  • Evermore
    • immer mehr, auf immer und ewig, immerfort, zunehmend

Nehmen wir ein utopisches, aber dennoch irgendwie realistisches  Szenario zur Veranschaulichung:

Ihr lernt den einen gewissen Menschen im Leben kennen, diesen einen gewissen Menschen, also diesen einen Menschen auf den man sein ganzes Leben lang wartet. Ihr verliebt euch sofort ineinander, alles ist perfekt doch dann… wird  eine Bedingung gestellt, bzw. daran geknüpft  (von welcher Seite diese kommt, ist egal):  Damit dieser Mensch bei euch bleibt oder euch aufnimmt, müsstet ihr euch dazu bereit erklären, in eine TPE, CIS, 24/7 – Beziehung mit ihm/ihr zu leben oder einzuwilligen und das ohne wenn und aber, ohne zu wissen wie weit es gehen wird und wie tief dieser geheimnisvolle Kaninchenbau wirklich sein wird …. …. ….

Würdet ihr euch darauf einlassen??? oder würdet ihr dann NEIN sagen und auf das Glück, das große Los verzichteten??? …. …. ….

Eine wirklich verzwickte Frage, mit ordentlichem Konfliktpotential. Damit meine ich diesen inneren Konflikt mit sich selbst, der dadurch entsteht .Oder entsteht der bei euch etwa nicht? Denn wie viel sind wir bereit zu opfern, um wirklich glücklich zu sein?

Ich lasse den Text mal so stehen und jeder kann sich darüber seine Gedanken machen. während ihr die nächsten „paar” Zeilen lest. Am Ende des Textes stelle ich die Frage erneut, und wir schauen, ob sich unsere Gedanken verändert haben.  Mir erging es jedenfalls beim Erstellen dieser Zeilen und auch jetzt beim Neuverfassen dieses Textes so…

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TPE - 24/7 und andere Gedanken ^^

Was ist das überhaupt?

Zitat Wikipedia 24/7:

Die Abkürzung „24/7”(gesprochen „twentyfourseven“ oder auch „vierundzwanzigsieben“) bezeichnet die ständige Bereitschaft, bzw. „Verfügbarkeit” einer „Dienstleistung” oder seltener, die Fähigkeit zum Dauerbetrieb eines Gerätes oder einer Maschine.

Die Abkürzung steht für „24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche” – also schlichtweg „immer” oder auch „rund um die Uhr”. Der Begriff stammt aus den „USA” und ist mittlerweile in fast allen Ländern verbreitet, die der anglo-amerikanischen Kultur nahestehen. In Deutschland ist statt 24/7 eher „24h” oder „rund um die Uhr“ verbreitet. In „Frankreich” wird „24h/24“ und „7j/7“ verwendet.

Zitat Wikipedia TPE:

Total Power Exchange (engl., wörtlich: „totaler Machtaustausch“, abgekürzt TPE) bezeichnet ein Partnerschaftskonzept in der „BDSM-Szene, das Sadomasochismus” beinhalten kann, den Schwerpunkt jedoch auf D/S (Dominanz & Unterwerfung) legt. Die vollständige Unterwerfung des devoten Partners (häufig als Sub, Sklave/Sklavin oder Bottom bezeichnet) unter den dominanten Part (Herr/Herrin oder Top) wird angestrebt.

Das Beziehungskonzept beruht auf der ständigen, zumindest geistigen, Präsenz eines Machtgefälles, einer bewussten und einvernehmlichen Asymmetrie im Machtgefüge. TPE als Lebensform kann die Kontrolle des Top über Geld, Beruf, familiäre Beziehungen des Bottom einschließen, allerdings ist es vom Status der Beziehung und den internen Absprachen der Partner abhängig, wie weit der Bottom dem Top Verfügungsgewalt über sich und sein Leben einräumt. Aufgrund der Verwendung des Begriffs „total” oder „absolut” wird TPE nicht als Status einer Beziehungsform, sondern als Zielsetzung oder Prozess innerhalb einer Beziehung definiert. Die Ausgestaltung einer auf TPE ausgerichteten Beziehung ist sehr individuell, bisweilen tragen symbolische Akte wie „Tätowierung”, Sklavenvertrag, etc. zur Dokumentation der Verbindlichkeit dieser Beziehungen bei. Die Einvernehmlichkeit (Konsensualität) dieser Beziehungsform wird häufig diskutiert, ebenso wie die Frage der zunehmenden psychischen Abhängigkeit des Bottom.

Da das Konzept von TPE auch die nichtsexuellen Lebensbereiche einschließt, gibt es keine Abgrenzung von „Spiel” und „realem Leben”. Damit geht TPE über das Erotic Power Exchange (engl.: „erotischer Machtaustausch“, abgekürzt EPE) hinaus, eine Beziehungsform innerhalb der BDSM-Szene, in der die Partner außerhalb der sexuellen Rollenverteilung als Top und Sub gleichberechtigt leben.

Die Erklärung wird benötigt, damit auch Menschen, die sich damit noch gar nicht befasst haben, verstehen können und ab hier fangen dann meine Meinung an. TPE und 24/7 sind totale Machtbeziehungen, man gibt bei 100% des Auslebens jede eigenständige Entscheidungsbefugnisse  an die dominante und führende Person ab.  Dies kann die Entscheidungsmacht über alle Lebensbereiche sein  und auch die Umsetzung kann je nach Art des Auslebens anders aussehen, wie ich später auch noch aufzeigen werde. Die 100% gibt es sicher auch irgendwo auf der Welt, aber Fakt ist eher: Es ist ziemlich unwahrscheinlich für den Otto-Normal-BDSM-Anwender, da sind es dann meist eher 50% oder 70% oder 80% des Lebens, die man kontrollieren kann, auch wenn die heutige Technik so einige nette Spielereien zu bieten hat. (GPS-Ortung für jedes Smartphone). Es gibt ja tausende verschiedene Spielarten, die nicht immer auf „Subi du bekommst Schläge!” hinauslaufen. Ein Sub/eine Sklavin hat hier definitiv einen sehr aktiven und sogar auch eigenständigen Part, je nach dem wo wir uns gerade befinden im Machtspiel. Ein Adult Child oder ein Pet z. B. hat im Vergleich zu einem Sub einen mehr passiven Part, den er/sie einnimmt und wenn man  beides vermischt, dann kommt man wieder auf ein anderes Ergebnis.

Ich möchte versuchen, ein paar dieser dunklen und intimen Gedanken niederzuschreiben, die gerade in mir herum spuken und das Kopfkino füttern. Man findet immer wieder diese Unwissenheit bei anderen Menschen, die es entweder nicht kennen, nicht verstehen oder auch nicht verstehen wollen. Das Traurige daran ist, sie treffen diese Aussagen, obwohl  sie sich oft nicht einmal mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Realität oder Fiktion?

Wie realitätsbezogen ist das denn überhaupt? Ist es in der heutigen Zeit noch möglich? Sind wir denn nicht viel zu komplex, um uns darin zu verlieren?

Als aktiver Blogger und sehr wissbegieriger Mensch schaue ich auch gerne hinter die Kulissen und gehe neuen Blickwinkeln nicht aus dem Weg. Ich lese auch sehr gerne meine Statistiken oder schaue bei Google nach, wie mein Blog gesucht wird. Das habe ich sicher mit anderen gemeinsam, die sich mit BDSM öffentlich beschäftigen. Es tauchen vermehrt Suchbegriff auf wie:

Ich will als Pet leben, TPE Partnerschaft, 24/7 zu leben, als Adultbaby, zum Windelmädchen erzogen werden, möchte als Sklave leben, leben als Dienstmädchen … und viele, viele weitere Sachen, die ich hier gar nicht alle auflisten kann …. *fg*

Das heißt aber auch, dass diese Konstellationen wirklich sehr häufig gesucht werden, von vielen unterschiedlichen Menschen. Warum, sei dahingestellt.

Ich frage mich aber immer, ob diese „Suchenden” sich auch mit den Konsequenzen auseinandergesetzt haben? Zu sagen: „Ich will TPE oder 24/7 leben.”, ist etwas ganz anderes, als es wirklich zu tun. Im Großteil der Fälle ist es ja eh nur „bedingt” möglich (aber selbst das ist schon sehr viel), es sei denn man hat einen Lotto 6er mit 48 Mill. Euro oder der Partner ist so gut verdienend, dass er/sie sich ein „Subimädchen” oder „Haus-Rübchen" leisten kann. Aber dennoch glaube ich, dass sich nur wirklich wenige darüber Gedanken machen, was es wirklich bedeutet, die Kontrolle vollkommen abzugeben, nicht nur für die nächsten 2 Stunden, sondern ganz und zwar bedingungslos. Nicht wie bei einer Session, die endet nachdem man „die Kammer der Qualen” (Schlafzimmer) verlassen hat. Die Macht herrscht dann ständig und immer, auch wenn sie vielleicht nicht immer benutzt wird, kann sie jederzeit eingefordert werden. Oder aber sie besteht ständig im Hintergrund. Dann  muss man sich vielleicht immer an Regeln halten oder Aufgaben erfüllen, die einem immer zeigen: „Ich bin der Sub in unserer Partnerschaftlichen Beziehung.”. Und um  einen weiteren Irrglauben zu beseitigen: Es findet auf der partnerschaftlichen Ebene genau so viel Austausch statt wie in einer normalen Beziehung, auch wenn man als Sub und Herrin zusammen seinen Alltag meistert. =)

Was auch noch dazu kommt ist das „Spiel mit Nähe und Distanz”, das hier auch ein wesentlicher Bestandteil ist und sehr intensiv werden kann. Dies  sorgt unter Umständen oft für Konflikte im Inneren des Sub: „Ich bin doch ein freiheitsliebender Mensch, der für Gleichberechtigung ist, warum lasse ich es dann mir machen?”, habe ich mal gelesen. Wirkliche Gleichberechtigung gibt man bei Spielbeginn ab, geteilter Haushalt ... hahaha ... da kann man froh sein, wenn die Lady einem auch einmal hilft und lernt, das als Geschenk anzusehen. Vielleicht Napf versus Tisch essen oder im Bett und neben dem Bett. Wenn man kuscheln möchte und dann gefesselt und geknebelt vor dem Sofa hockt und sie sich genüsslich ihre Lieblingssendung ansieht, ohne einen zu beachten. Man kann auf sehr viele Arten physische und psychische Distanz oder umgekehrt auch Nähe schaffen.

Daher ist die Grundvoraussetzung, um diese Beziehungsform überhaupt leben zu können, die absolute Wahrheit mit jedem dunklen Eck, das sich verstecken mag, sowohl aus der Zeit vor, als auch während der Beziehung und das für beide Partner. Man muss das können und auch umsetzen, wenn man 24/7 lebt. Wenn man das nicht kann, dann sollte man sich keines Falles auf einen totalen Machtaustausch einlassen.

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Ich versuche es mal mit plastischen Darstellungen von verschiedenen Bereichen …. Also Kopfkino bitte einschalten und dann schauen wir und diese Beispiele an:

D/S – Top & Bottom

Fangen wir mit einer klassischen D/S Beziehung an. Ein Sub oder eine Sklavin muss sich also vollkommen dem Willen seiner Partnerin unterwerfen, jede Eigenständigkeit unter Kontrolle geben und alles könnte (eigentlich würde) überwacht werden. O.k., das ist die extreme Form davon und es kommt immer darauf an, wie man sich das Leben gestaltet.

Ich kenne diese Beziehungsform (persönlich per Spielbeziehung) und von einem befreundeten Pärchen, die das 10 Jahre in einer 24/7 Beziehung gelebt haben, es kam dann aber zum Bruch aus nicht BDSM-igen Gründen. Ich kenne auch zwei andere besondere Damen ^^, die 24/7 leben und diese Erfahrungen mit anderen durch ihren Blog teilen und ihren Lesern somit ermöglichen, es zu verstehen. Ich lese sogar bei einem 24/7 Heteropärchen mit, die das auf der AC (Adult Child) Basis Leben, dazu kommen wir später. Also ist es definitiv möglich und glaubt mir, das sind alles Menschen, die einbetoniert im Leben stehen (TOP/SUB) und nicht irgendwie einen an der Waffel haben oder unfähig wären, ihr Leben alleine zu meistern.

Ich versuche, euch das näher zu bringen: Nehmen wir an, du müsstest immer und damit meine ich immer ein Halsband tragen. Nein, jetzt kein Lederhalsband, obwohl ich da selber mal die Erfahrung gemacht habe oder machen musste wie es ist, einen Monat lang eines zu tragen und es nur zum Duschen abzulegen zu dürfen. Sagen wir, einen schönen Titanreif mit einem Ring daran oder einen „Heaven´s Hell” *schnurrrrrrrr*, welchen man selber nicht abmachen kann. Es kann auch ein Armreif oder ein Fußreif sein, der fest verschlossen ist. Für nicht SMler wird es „nur Schmuck” sein, aber jeder, der nur ein bisschen Ahnung davon hat, wird deinen Stand erkennen. Dasselbe würde auch für sichtbare Markierungen gelten, wie z.B. ein Tattoo oder ein Branding, denn der Prozentsatz ist klein, welcher sich die Initialen der Partnerin ins Genick oder an den Hals tätowieren lassen würde als nicht BDSMler. *fg* Oder im Sommer, wenn man ins Schwimmbad geht und dann ein Branding für alle sichtbar ist. So kann jeder erkennen, dass man jemandem gehört oder eben in Besitz ist. *fg* Dies ist nebenbei eine Facette, wo es um Rückhalt geht und diese darf nicht vergessen werden, denn für sehr viele und dazu würde ich mich auch zählen, ist eine „Markierung” nicht nur ein Zeichen, dass ich Eigentum bin, sondern auch ein Anker, an dem ich mich festhalten kann und der mir Kraft gibt, auch wenn der Partner nicht anwesend ist.

Wie sieht es mit dem Sex aus? Wie würde man reagieren, wenn die eigene Sexualität kontrolliert wird oder man darüber keine Selbstbestimmung mehr hat?

Dieser Punkt ist etwas kompliziert für mich zu Beleuchten, denn normaler Sex „rein raus oder nur Ficken – GV oder wie man es nennt” hat für mich eine andere Bedeutung, bzw. ist für mich nicht wichtig, damit eine Beziehung für mich vollkommen ist.

Also nehmen wir an, ihr würdet Keusch gehalten und das über Tage, Wochen oder gar Monate? Sich selbst nicht mehr sexuell anfassen und wenn es auch nur die Möpse sind? (O. k., das eine würde ich auch doof finden. ^^) Da würden jetzt schon viele jammern und raunzen (kann man ja immer so schön nachlesen) *ggg*, aber wer den Porzellanladen will, muss auch den Elefanten (in unserm Fall die Wünsche der Lady) kaufen, sage ich immer. Mit Konsequenzen kann man leben oder man lässt es einfach bleiben.

Essen aus dem Napf, nicht immer aber auch nicht nur einmal und irgendwie ist es dann vielleicht auch lustig oder es bleibt eine Demütigung. Aber es reicht schon, wenn man nicht am Tisch sitzen darf dabei oder gar kniend futtern oder in der Küche alleine essen muss.

Ein sehr großes Problem ist auch die Konfliktlösung …. denn der Grad ist so schmal, dass in den meisten Fällen einer der beiden Partner in seine Rolle fällt und die Dinge von der einen Seite auf die andere zieht,  wo diese aber so nicht gelöst werden können. Es ist dabei egal, ob das dann der Top oder der Sub macht, ich kenne beide Varianten und es endete bei den Pärchen immer im Streit, einer provoziert den anderen, dann gibt es Schläge oder Watschen, die eigentlich hier nichts zu suchen haben und einer geht danach zwei Stunden spazieren und nach all dem ist wieder Friede, Freude Eierkuchen. Jeder löst halt seine Probleme anders. ^^

Es kann aber bei ganz einfachen Dingen, die in ein „Spiel“ verfrachtet wurden wegen mangelnder Kommunikation zu fatalen Missverständnissen kommen. Daher ist es wirklich sehr wichtig, dass kommuniziert wird und man Sub immer davor die Beweggründe erklärt, sofern er/sie es nicht weiß. Die Beweggründe, warum man jetzt das und dies Erleiden muss oder das Regeln und Co. verletzt wurden und jetzt die Konsequenz daraus folgt oder was auch immer von Belang sein mag. Ebenso gilt für Sub, dass er auch offen sagt, wenn etwas nicht in Ordnung ist oder was auch immer ihn belastet. Ja, auch in einer 24/7 Beziehung kann man ganz normal mittelnder reden und zwar – jetzt nicht erschrecken - sogar auf Augenhöhe.

Sicher, es gibt  Regeln und Aufgaben, dennoch handelt man immer noch selbständig und besitzt sein eigenes eigenständiges Denken.

Also sagen wir so, ohne einem dicken Panzer oder hartem Fell, stelle ich mir das sehr kompliziert vor und da würde wohl auch so mancher daran zerbrechen.

Das „Spiel” hat keine Grenzen mehr (nein, Tabus und Co. bleiben hier dennoch vorhanden, auch wenn sie nicht mehr in der eigenen Hand liegen).Ich meine, aus dem „einzelnen Spiel” wird Alltag und der kann jede Ecke und jedes Winkerl im Leben betreffen … Kleidung, Essen, Lebensstil, Freunde, soziales Umfeld, Sexualität, Arbeit, Familie, Überwachung …. in der Theorie könnte man eine perfekte Marionette oder Puppe aus jemandem, erschaffen (in der extremen Form) und diesen Menschen so formen, wie man ihn/sie haben will. O.k., das macht man ja in jedem BDSM Spiel auch.

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Eine Stufe weiter Ageplay, Adult Baby und Adult Child

Noch immer D/s, aber anders als bei einer Sklavin oder einem Sub, der noch irgendwo eine Selbständigkeit hat oder auch gefordert wird, wird im Bereich des Ageplays diese Macht viel extremer ausgeübt und ist für absolut jeden sichtbar, wenn man das will.

Wenn man sich ein wenig mehr mit den Themen Ageplay, Adultbaby und Adult Child beschäftigt, sieht man wirklich, dass es da um einiges härter zugeht, als bei den nervenden Subs, die einen mit Nachrichten zutexten, auch wenn man schon 77 mal NEIN gesagt hat. Ich möchte mal die irren und ganz irren Fantasien weglassen … sprich die, welche von heute auf morgen mit Hilfe von Botox inkontinent werden wollen und ja, sagen wir einfach, Irre gibt es überall.

Wie  in jedem Bereich innerhalb von BDSM, kommt es auf die die Größe des Auslebensfaktors an. 100% oder nur 10%% Im Normalfall geht es hier in Richtung der 99%, wo alles im Leben komplett von jemand anderem kontrolliert wird …. …. Essen, Kleidung, Freizeit, Handy, Internet, Waschen, Keuschheit etc. ... und eben vor allem die Sexualität. Man hat dann auch keinen Sex als Adult Child. Man würde in jeder Situation bevormundet, Entscheidungen trifft Mami oder Daddy und Widerworte gibt es keine. „Ganz oder gar nicht.”,  so wie das Markenzeichen für einen Sub oder eine Sklavin ein Halsband ist, ist es für ein AB-chen oder ein AC-chen eine Windel oder kindliche Kleidung. Diese Dinge sind natürlich weitaus auffälliger für Außenstehende als ein Halsband. Eine Windel sieht man nicht, dass weiß ich selbst, aber ein dickes Paket mit 3 oder 4 Windeln oder eine dieser gefütterten Baumwollwindeln kann man nur schwer verstecken. =P Sozusagen kann man sich nicht mehr verstecken.

Klar kann ich den Reiz daran verstehen und es für ein paar Tage auszuprobieren wäre sicher interessant, aber was ist, wenn aus einer Woche zwei Wochen werden oder ein ganzer Monat, sechs Monate, ein ganzes Jahr oder für immer?. Das kann man ja ganz leicht inszenieren, z. B. Aufgaben stellen, die man nicht erfüllen und somit auch nicht aus dem Spiel entkommen kann. Wie würde das einen Menschen verändern? Als Erwachsener hat man doch gewisse Bedürfnisse, man möchte Dinge selbst entscheiden; möchte seine sozialen Kontakte nicht aufgeben; man will vielleicht Sex haben, wenn man es selber will oder überhaupt; man möchte vielleicht heute nicht „Kind sein”. Die Entscheidungsgewalt darüber gibt man ab, wenn man sich darauf einlässt.

In diesen Zusammenhang hört man ja immer wieder, wie oben genannt von „Leuten, die jetzt unbedingt inko werden wollen, nur um das ausleben zu können.”, also ich würde das nicht wollen und das ist ja auch kein unverzichtbarer Faktor, um es ausleben zu können. Es würde dann irgendwann automatisch soweit kommen und das auf natürlichen Wege, was ich durch eine Bloggerin weiß, die das schon über ein Jahr lebt und wenn sie nicht stets verpackt werden würde, würden untertags und auch in der Nacht Unfälle passieren. Wenn man einmal annimmt, eine Woche lang rund um die Uhr in Windeln zu stecken, 24 Stunden und absolut kein WC benutzen darf, dann pinkelt man schon ohne nachzudenken, zwar noch immer bewusst, aber man lässt es einfach laufen. Bei einigen ist es ja gerade das „müssen” und nicht das „es passiert einfach so”, welches das Schöne daran ist. Es muss schon geübt werden, in jeder Situation, ohne hochroten Kopf zu Pinkeln, aber das ist nur Übungssache, nach zwei Wochen könnt ihr es in jeder Position (Sitzen, Gehen, Liegen, Kopfstand) laufen lassen und nach einem Monat lasst ihr es immer und überall laufen, sobald ihr einen Druck verspürt und zurückhalten wird dann schon schwer sein. Die Blase wird auch immer kleiner und somit läuft da dann auch nichts über (ein Problem bei Männern). Aber alles ist noch irgendwo bewusst und man kann es wieder umkehren, auch nach einem Jahr oder 5 Jahren, es dauert dann eben nur länger. Männer haben da einen Vorteil, da wir zwei Muskeln haben, Frauen haben eben nur einen,  daher leiden sie auch im Alter eher an Inkontinenz, wenn sie den Muskel nicht trainieren oder ggf. die Blase anheben lassen.

So, aber jetzt muss man bedenken, wie stark ist man persönlich? Dabei sind wir erst bei den Windeln… Egal wo hin man geht, man steckt in der Windel, wenn man arbeiten geht, am Abend fortgeht, Mutti besuchen fährt und zu Hause sowieso, meist dann in einem noch dickeren Paket. Jedes Geschäft geht in die Windel und wenn man unterwegs ist, wird man um das Wechseln nicht herum kommen, wenn man nicht auslaufen will. Man könnte überall entdeckt werden.

Das Ganze kann man noch steigern, wenn man eben in kindliche Ebene geht … damit meine ich entsprechende Kleidung oder Verbot von Schminke, kindliche Frisur und auch den Körper. Wenn man gesund ernährt wird und hauptsächlich nur noch Tee bekommt, nimmt man ab und das erleichtert natürlich den Umwandlungseffekt. Kleider machen Leute, genauso wie Schuhe. Wird man in kindliche Kleidung gesteckt, die es auch für Erwachsene gibt, kann man einen Menschen wirklich verändern. Dinge wie Strumpfhosen tragen zu müssen, Lackschühchen und, und, und, … der Schamfaktor wird immer weiter nach oben geschraubt und man schämt sich irgendwann einfach für alles, aber es gehört eben dazu. ^^ Ich musste immer schmunzeln, wenn ich den Blog von Little Missie gelesen habe, denn sie musste eine Zeit lang zwei Zöpfe tragen *ggg*, über einen längeren Zeitraum und in ihrem Blog kann man die dadurch verursachten Probleme des Alltags sehr gut nachvollziehen, die entstehen wenn man „24/7/ TPE” in seiner eigenen Vorstellung auslebt oder eher ausleben muss (weil man es will).

Das Essen kann man ja hier auch sehr schön verändern ^^ Anstatt eines schönen Steaks mit Pommes gibt es dann nur noch Spinat mit Kartoffeln, Spagetti mit Tomatensauce, Grießbrei (bääääääähhhhhhh), püriertes Gemüse und Obst und andere „Leckereien”.

Verbote ^^, ja die hatte man vielleicht in der Jugend noch, aber wie würde dies sich heute anfühlen? Fernsehverbot oder nur noch Kinderfilme ….  Handy?? Kinder brauchen kein Handy, die haben Bauklötze, Lego, Stifte zum Malen, Kinderbücher, Stofftiere, Matchboxautos und Puppen zum Spielen und sich Beschäftigen …. …. Cola, Kaffee, Bier, Red Bull??? Vergiss es, da kann man noch froh sein, wenn wenigsten Zucker im Tee ist und man diesen nicht aus einem Fläschchen trinken muss ^^ …. …. Stubenarrest oder Hausarrest kann auch eine Bestrafung sein. Geht auch subtil, wenn das Paket so dick und abgeschlossen ist, dass man sich gar nicht vor die Tür traut …. ….. Naschverbot =/ keine Soletti, Erdnüsse, Snips, Chips, Schokolade, Kekse, Gummibärchen, Mäusespeck, Ildefonso (ganz schlimm) …. …. Internetverbot oder gar nur noch Zugriff auf Kinderseiten oder gerade mal noch den WordPress Blog um seinen Tagesablauf zu berichten ….  mir fällt gerade nicht mehr ein.

Als Sub hätte ich sicher kein Problem in „Evermore” zu leben, bei Ageplay wäre sicher mal so ein Schnupperkurs interessant, so ungefähr für 3 Tage. Es würde aber sicher meine Grenzen der Freiwilligkeit weit überschreiten, denn soweit könnte ich mich selbst glaubeich nicht aufgeben oder die Kontrolle abgeben. Ich bleibe eben ein Ruby und der ist Sub.

Ein weiteres Problem würde die Distanz sein und die würde mich fertig machen. Ein Sub hat auch dieses Spiel mit Nähe und Distanz, aber er schläft vielleicht im Bett oder am Boden vor oder neben dem Bett, oder wenn er ganz schlimm war im Käfig, Sagen wir so: Ein Sub ist einem immer nahe, auch wenn man ihn glauben lässt, dass er nur aus der Ferne beobachtet wird. Im Ageplay ist dies aber um ein Vielfaches intensiver, viel mehr Nähe, aber dafür auch viel härtere Distanz. Als AC-chen schläft man vielleicht im Gitterbett und das Nacht für Nacht alleine (bis auf die Kuscheltiere). Auch wenn man vielleicht lieber neben seinem Partner schlafen würde oder dessen Nähe umso mehr möchte. Schreckliche Vorstellung, da ich ein Mensch bin der Nähe liebt (egal ob das jetzt Berührungsnähe oder räumliche Nähe ist).

Jede Eigenständigkeit würde man in eine Abhängigkeit leiten … und auch wenn man oft hört, dass Age Play eine softe Variante gegenüber des normalen SM sei, bin ich eher der Meinung, dass es vom psychischen Aspekt her viel härter ist als ein angenehmes Subi- oder Sklavinnendasein mit vielen Freiheiten zu fristen.

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Noch weniger Mensch geht auch – Petplay oder ein Leben als Pet

Auch diese Wünsche gibt es. Hier fächert es sich aber sehr breit auf, vom  Fury bis zum Human-Pet.

In jedem steckt eine animalische Seite, das wird sicher keiner abstreiten. Manche Menschen leben das aber auch aus und das kann bis hin  zu einem Extrem gehen, dafür kennt sicher jeder ein Beispiel. Bleiben wir aber beim „Normalen”, also Pet Play und wie weit man den Menschen dabei entmenschlichen kann.

Ich muss jetzt gerade an „CSI” denken, in  einer Folge waren sie in so eine Art von Katzenhaus, wo sich alle Bewohner wie Katzen aufgeführt haben. Eigentlich ist ja alles schon einmal bei CSI vorgekommen, vom Adult Baby über die D/S Beziehungen und auch Pet Play und Lady Heather *hhhhhhhrrrrrrrr* ist ja dann noch ein ganzes Kapitel für sich. Hammer - Rolle sage ich da einfach. ^^

Aber ich schweife ab ….

Als Pet gibt man seine „menschliche” Position auf und begibt sich auf die Position eines  „Haustiers“. Bei einem „Pony“ ist das noch ein bisschen anders. Ein Tier, das dann theoretisch hierarchisch gesehen sogar noch unter einem Sub oder einem Age-Player stehen würde. So gesehen würde auch das Tier alles rund um sich aufgeben:

Ein Pet spricht nicht, es gibt je nach Tierart Laute von sich und bedient sich dessen Gestik und Mimik oder  nutzt Aktionen wie Pfötchen geben,  schmusen, verspieltes oder nervöses Verhalten, um zu kommunizieren. Aber eine richtige Konversation würde nicht stattfinden oder sie würde nur einseitig sein, wenn Frauchen oder Herrchen etwas erzählt. Ich würde jetzt einfach sagen wie in „The Pet”, aber dafür müsstet ihr den Film gesehen haben und da dieser leider zu den Raritäten unter den Filmen zählt (nur in OV erhältlich und ist ein Import), werden ihn nur wenige kennen. Wenn es nicht gehorcht, bekommt es einen Klaps auf den Popo oder eines mit der Zeitung übergebraten, Stoff-Schlapfen werfen ist auch noch in Ordnung.

Manche meinen, ein Pet zu sein sei einfach … finde ich ganz und gar nicht, viele würden dies auch keine 24 Stunden lang aushalten …. probiert es doch mal aus? Nehmen wir an, ihr müsstet 24 Stunden ein Pet sein, das heißt den ganzen Tag nicht sprechen, sitzen nur am Boden, dasselbe gilt für das Schlafen … Essen und Trinken gibt es nur noch aus dem Napf, ein Napf gehört nicht auf den Tisch (Hundefutter ist für Menschen nicht wirklich verträglich!) … den Großteil der Zeit verbringt ihr mit Nichtstun… ihr seid den ganzen Tag nackt, egal ob es warm oder kalt ist (es gibt ja Decken) und eure einzige Bekleidung sind vielleicht Ohren und ein Plug mit Schwanz/Schweif im Popo … das Klo ist Tabu oder benutzen Hunde die Toilette??? Ja, das Katzenklo vielleicht, wenn man eine Katze ist oder das Beinchen in der Dusche heben oder jemand geht mit euch Gassi in den Garten … Sex??? Ja unter „Artgenossen” aber sicher nicht mit Herrchen oder Frauchen, das wäre ja pervers! Ständig ein Halsband tragen oder noch besser ein E-Halsband …

Ich könnte mir nicht vorstellen, dauerhaft als Pet zu leben =) dafür bin ich zu gerne Mensch, es aber hin und wieder erleben zu dürfen ist dann wieder reizvoll. ^^

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Andere Versionen und Modelle

Zum Beispiel Sissification und Feminization. Diese zwei Varianten gibt es auch im „Evermore” Stil und zwar sowohl mit als auch ohne transsexuellen Hintergrund.

Man kann sich sicher gut vorstellen, wie es sein würde, wenn man mit der Zeit immer mehr in das andere Geschlecht/Rollenbild gedrängt wird, bis man schließlich vollkommen darin Leben „muss”. Also, dass ein Mann dann immer als Frau unterwegs sein muss oder in der Mädchenrolle mit der entsprechenden Kleidung sein Dasein fristen muss. Sissification kann man dem Begriff  nach auch bei Frauen anwenden, indem man aus einer Frau eben ein Mädchen macht, von der Kleidung oder auch von ihrem Alltag her. Ich habe leider nicht die gegenteilige Form von Feminization gefunden, bei der man aus einer Frau einen Mann macht, welches viel einfacher ist, als wenn man versucht, aus einem Mann eine Frau zu machen.

In den meisten Fällen sind wir hier dann sicher auch schon in dem Bereich des „forced”, dem erzwungenen Zustand, aber es kann auch freiwillig sein, genauso wie es Sissi und Fem auch mit und ohne dem „Age Play” Hintergrund gibt. Ein sehr komplexes Thema.

Ich denke für Zuhause ist es sicher kein Problem, aber wenn es dann in die Öffentlichkeit geht, werden dann doch ein paar Probleme auftauchen. Ich habe ja auch schon gecrosst, ein paarmal unter Zwang/Strafe und dann auch ein paar Mal richtig, als junge Dame würd ich das mal ausdrücken. Ja, auch in der Öffentlichkeit, und da stößt man auf einige Probleme, Klogänge sind anstrengend und das Hinsetzen mit hohen Hacken ist doof, da ist das Gehen noch einfacher, auch wenn man anfangs eher einer betrunkenen Nudel ähnelt, Schminke ... versucht mal einen Abend zu überstehen, ohne dass nach einer Stunde Lidschatten, Eyeliner oder Kajal verschmiert  ist.

Auf Dauer bekommt man sicher in vielen Dingen Routine, aber im Vergleich kann ich sagen: Frauen haben meinen tiefsten Respekt für das, was sie sich da alles antun, dagegen ist ein Männerleben echter Urlaub..

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 Rubys Variante

Die für mich persönlich ansprechendste Variante von „Evermore” wäre eine All-in-one oder All-Inklusive Variante. Alles kann und nichts muss. Ich liebe die Abwechslung, und so würde man auch einen unendlich großen Spielraum haben. So auf die Art: Immer wieder etwas Neues und Veränderungen ….

Auf die Art, dass man sagt: „Der höchste Stand ist, Sub zu sein”, und man da auch alle seine Rechte hat zu 100%. Dies wird natürlich über eine sogenannte Regelliste oder einen Regelkatalog festgehalten, welche Regeln verbindlich gelten und welche Regeln veränderbar sind. Wenn man brav ist, bekommt man Punkte, die man dann auch Sammeln kann, um Minuspunkte auszugleichen. Je mehr Punkte man aber verliert, desto mehr Rechte verliert man und fällt dann in die vorherige Stufe zurück. Dadurch wird es aber schwieriger, wieder Guthabenpunkte zu sammeln, weil man z. B. weniger vergütet bekommt. Wieder aufsteigen kann man aber nur, wenn man gewisse Aufgaben besteht. Würde ich zumindest sehr interessant finden.

Bin ja eh offen für alles und so wie man es plant, kommt es dann nie zustande. ^^

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Der Nachtrag

Ach ja, BDSM ist so eine wunderschöne große Spielwiese zum Herumtoben …. mir geht das wirklich ab, aber jammern soll man ja nicht, ich kann ja zumindest darüber schreiben und davon träumen. =)

Wie ihr in den Beispielen gesehen habt, würde sich der Alltag sehr verändern, wenn man es exzessiv ausleben würde, aber auch nur kleine Veränderungen haben bereits Auswirkungen. Sicher kommt es immer darauf an, wie tief man es dann auslebt oder „ausleben muss” als unterwürfiger Part, aber dennoch würden nur kleine Dinge schon große Wellen schlagen. Auch wenn man jetzt vielleicht auf die Schnelle sagt: „Ist ja ganz easy, weil man das aus Session kennt”. Dann muss ich aber sagen: „Denke genau darüber nach, denn in einem 24/4 – TPE Verhältnis endet diese Session nicht nach einer Stunde oder einem Tag, es besteht immer und ohne wenn und aber, wenn man sich darauf einlässt.”

Aber man darf diese Beziehungsform jetzt nicht so verstehen, das die partnerschaftliche Ebene vollkommen ab- oder ausgeschaltet wird. Okay, je nach Intensität des Auslebens wird sie abgeschwächt oder sagen wir besser der dominante Part kontrolliert diese auch. Aber trotzdem kuschelt man am Abend oder nach einer Session auf dem Sofa gemeinsam. Geht gemeinsam Freunde besuchen, in ein gutes Lokal oder als Sub und Herrin auf eine Fetisch-Party. Man backt vielleicht gemeinsam Weihnachtskekse oder geht ins Schwimmbad oder ins Kino. Und ich denke, der wichtigste Aspekt, den man darin sehen (können) muss ist, dass es keinen Unterschied gibt zwischen Lady und Partnerin oder Sub und Partner. Man ist beides und das immer, egal ob man nun spielt oder nicht. Genauso wird aus vielen einzelnen Facetten ein mega-gigantisches Ganzes, vereint in nur einem „Spiel”.

Anfängern würde ich absolut von diesen Beziehungformen abraten, weil man dafür eine gewisse Grunderfahrung, Lebenserfahrung und einen starken Charakter braucht, um nicht in einen destruktiven Zustand zu gelangen. Oder anders gesagt: Damit man sich selber nicht verliert in dem Spiel und sich selbst aufgibt. Da ist eben dieser Grat zwischen völliger Hingabe und der Eigenständigkeit/Eigenverantwortung sehr schmal. Viele Subs verfallen aus Unwissenheit in die Hörigkeit, weil man ihnen das dann so beibringt und diese dann glauben, dass es normal sei. Aber die Hörigkeit hat eindeutig nichts mit BDSM zu tun, wie ihr sicher wisst.

Hörigkeit ist ein krankhaftes Verhalten (man könnte es pathologisch nennen, genauso wie es pathologische Neigungen gibt, die nichts mit BDSM zu tun haben.), denn ein Sub oder eine Sklavin gehorcht nur weil sie gehorchen will. Sie tut die befohlenen Dinge weil sie es will und nicht, weil es Top will (auch nicht bei 24/7) oder der Verstand schon so kaputt ist, dass sie nicht mehr anders kann. Man tut all diese Dinge, weil man sich dazu aus eigenem Willen entschieden hat und man kann auch jederzeit Stopp sagen, weil man z.B. eine Pause braucht oder es andere wichtige Dinge zu sagen gibt, die geregelt werden müssen. Ein weiteres Problem dabei spielt die Verlustangst, viele Subs und auch Tops leiden unter diesen Problem und lassen sich dadurch auf mehr ein, als für sie gut ist, nur um den Partner nicht zu verlieren. Bei einem Top ist das jetzt nicht so schlimm für ihn/sie selbst, aber bei einem Sub kann das bis zur völligen Selbstaufgabe führen. Es gibt Fälle, in denen diese nach Beendigung der Beziehung fast oder sogar ganz unfähig sind, ihr Leben noch alleine zu bestreiten, weil dann plötzlich von niemanden mehr geleitet wird. Gut, schwarze Schafe gibt es leider überall. Es gibt Doms/Tops, die ihre Macht ausnutzen, um einen Menschen in diese Abhängigkeit zu treiben und das nicht nur, wenn BDSM im Spiel ist.

Es gibt diese Fälle auch in nicht „Evermore” BDSM - Beziehungen, weil eben nicht darauf geachtet wird, dass dieses Problem nicht auftaucht. Für eigentlich alle „Tops”, die ich persönlich kenne, ist es eigentlich eine Grundvoraussetzung: „Sub muss eigenständig sein und auch so einen *starke/n* Charakter/Persönlichkeit haben, um sich im Spiel nicht zu verlieren, denn genau diese Eigenständigkeit macht diese Subs so interessant für ein längeres Spielverhältnis.” Ich bin kein Top, um das bestätigen zu können, aber ist es nicht dieses Machtgefühl, einen Menschen so leiten zu können wie man es möchte und dieser die Dinge freiwillig und aus eigenen Willen, aus Überzeugung (ich will) über sich ergehen lässt und man sich danach noch immer auf einer Augenhöhe, auch wenn man Sub ist und kniet, mit ihm/ihr unterhalten kann? Das ist dann doch wahre Macht über einen Menschen, wenn er es freiwillig tut, auch wenn er sich anderes entscheiden könnte? Oder nicht?

Wenn man miteinander spielt, müssen beide Menschen umso mehr auf sich achten  (ja, auch Sub hat diese Aufgabe). BDSM hört sich oft so einfach an, aber das Konstrukt, welches sich dahinter verbirgt, ist gigantisch und das lernt man erst mit der Zeit. Es gibt sehr viele Sackgassen und Irrwege, auf die man stoßen kann wenn man nicht aufpasst und das geht schneller als man denkt. Es ist genauso, das  man seine Neigung und das „Normalsein”, das Mensch Sein, nicht wirklich trennen kann (professionell ist das was anderes) und auch wenn viele sagen: „Dem ist nicht so, wenn die Session aus ist, wird die Herrin/Sub in die Kiste gesperrt.”. Diese Aussage ist vollkommener Blödsinn und wenn man mit den Menschen länger Kontakt hat, merkt man auch, dass dem eben nicht so ist. Denn die Neigung ist in dem Fall ein Teil der Persönlichkeit und den kann man nicht einfach abschalten, außer man wäre schizophren. Da würden es zwei Persönlichkeiten sein, die unabhängig voneinander agieren können. Somit bleibt ein Meister, eine Sklavin, ein Sub und eine Herrin immer auch ein Meister, eine Sklavin, ein Sub und eine Herrin im alltäglichen Leben, nur übernehmen sie vielleicht nicht die erste oder die primäre Position, aber sie stehen direkt dahinter und warten auf den richtigen Moment. Diese zeigt sich dann nur bei gewissen Menschen oder eben nur dem Partner. =)

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Wie würdet ihr jetzt entscheiden …?

Nehmen wir das utopische Beispiel vom Anfang zur Hand und es ist noch immer irgendwie ein realistisches Beispiel. Nehmen wir folgendes an:

Ihr lernt den einen gewissen Menschen im Leben kennen, diesen einen gewissen Menschen, also diesen einen Menschen, auf den man sein ganzes Leben lang wartet und man verliebt sich sofort und alles würde perfekt sein …. ….. Jetzt wird aber eine Bedingung gestellt bzw. daran geknüpft (von welcher Seite diese kommt, ist egal) …. …. Damit dieser Mensch bei euch bleibt oder euch aufnimmt und auch seine Liebe zulässt, müsstet ihr euch dazu bereit erklären, in eine TPE, 24/7 – Beziehung mit ihm/ihr zu leben oder einzuwilligen und das ohne wenn und aber, ohne zu wissen, wie weit es gehen wird und wie tief dieser geheimnisvolle Kaninchenbau wirklich sein wird ….

Würdet ihr euch jetzt noch darauf einlassen??? Oder würdet ihr jetzt NEIN sagen und auf das Glück, das große Los verzichteten???

Eine wirklich konfliktträchtige Frage, damit meine ich einen inneren Konflikt mit sich selbst, der dadurch entsteht oder etwa nicht? Denn wie viel sind wir bereit zu opfern, um wirklich glücklich zu sein?

Für mich persönlich war es ein Zwiespalt zwischen ja und nein, als ich mir zum ersten Mal wirklich Gedanken darüber gemacht habe. Aber heute würde ich mich zu 99% der Wahrscheinlichkeit für eine TPE und 24/7 Beziehung entscheiden oder es nur so wollen. Warum? Nun ich lebe mein Sein jetzt schon 24/7 aus, meine Wohnung ist SMig eingerichtet, so kann es auch jeder sehen …. ich schreibe Blog-Artikel, in denen jeder Mensch lesen kann, wer ich bin und wie ich ticke und dies sogar mit Fotos. Selbst mit der Öffentlichkeit habe ich kein Problem. Somit würde sich eigentlich nur die Kontrolle über manche Dinge ändern. ^^ Ich kann aber jetzt schon davon ausgehen, dass es sicher hin und wieder zu Machtkämpfen kommen würde, wenn es die eine oder andere Einschränkung geben würde. Aber irgendwie ist dies ja auch etwas Schönes, wenn man seiner Lady mal die Stirn bieten kann, um zu sehen ob sie nachgibt oder ob man dafür eine ordentliche Strafe aufgebrummt bekommt und letztlich dankbar dafür ist. *gggg*

Ich kann leider nur meine Gedanken darüber niederschreiben, da ich bis jetzt noch nicht die Gelegenheit hatte, in so einer Beziehungsform in einer Partnerschaft zu leben. Aber ich bin ja offen für vieles und vielleicht kann ich mal eines Tages aus erster Hand berichten, wie es ist.

Ich hoffe euch hat der Artikel gefallen.

Ruby


Kommentare:


Carsten schrieb am 15.04.2014


Bastelanleitungen

Hallo Ruby,

ich kannte bisher nur Doms die ihre Spielsachen selber bauen, ich bin gespannt welche Werke du noch einstellen wirst und sicher wird das ein oder andere Teil in nächster Zeit nach deinen Anregungen (wir Doms basteln ja nie nach einem uns vorgegeben Plan) realisiert ;)

Mach weiter so, du bereicherst diese Seite sicherlich.

Grüße

Carsten


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Carsten,
danke, ich bin eben ein besonderer Sub der auch gerne Bastelt. ^^ Sagt ja keiner das nur Doms basteln dürfen. *fg*
Vielleicht, wie ich immer sage, Bauanleitungen zu schreiben liegt mir nicht sehr. Da bin ich besser daran, wenn man mir eine Vorstellung gibt "Das und das will ich haben" und alles andere geschieht dann nur noch in meinem Kopf bis das fertige Werkstück vollendet ist. =)
Das werde ich machen und ein paar Stücke der größeren Natur werden noch kommen in nächster Zeit.
Lg Oliver

Black_Swan schrieb am 09.04.2014


Herzlichen Glückwunsch zum neuen Blog @---`--,-----

Lieber Ruby,

Du schreibst mir wieder mal aus der Seele....

Wenn man seine wahre Erfüllung darin findet, einem anderen Menschen seine ganze Hingabe, Aufmerksamkeit und Liebe zu opfern, kann man Deine Frage ganz klar mit JA beantworten.

Wenn sich Befriedigung alleine dadurch einstellt, alle Aufgaben richtig erfüllt zu haben und man vielleicht sogar auf eine Belohnung hoffen kann *fg*.... dann auch mit JA.

Ich bin auf das Thema BDSM eher durch Zufall gestoßen, vor ziemlich genau einem Jahr.... seitdem habe ich zwar erkannt, dass das, was mein Mann und ich seit fast 10 Jahren praktizieren sich durchaus BDSM nennen kann.... und doch war ich immer auf der Suche nach dem "Mehr".

Ist es 24/7, was wir tun? Ganz klar, schon irgendwie.... oder doch nicht? Vielleicht schon TPE???
RACK- sicher, oder ??? Wenn man sich solange miteinander vertraut gemacht hat, ist ganz sicher nicht immer alles "safe", was man so treibt....
Bin ich überhaupt normal?
Darf ich mich Sub nennen :-P , wenn ich einen eigenen Kopf habe und dazu noch ein Wildfang bin?
So viele Begriffe, es ließe sich unendlich weiter schreiben....

Seit heute habe ich einen Begriff, mit dem ich "unsere Art" auch sehr gut beschreiben kann.

Danke für das
"MORE"
das "EVER" ergibt sich aus dem "Bis dass der Tod Euch scheidet"

;-)

MAch weiter so,

***Swan ***


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Swan,vielen Dank für die Blumen. =)Es freut mich das dir mein Artikel wieder so gut gefallen hat und das du nun auch ein Wort dafür gefunden hast.Ich mache so weiter keine Sorge.
Lg Oliver

Alexandra schrieb am 08.04.2014


Kompliment

Hallo Ruby,

vor dem Lob eine kleine Kritik ;-) Also du schreibst sehr interessant, ich war aber erst von dem theoretischen Diskurs etwas abgeschreckt und hätte fast nicht weiter gelesen. Was, wie ich nun feststellen durfte, sehr schade gewesen wäre ;-)

Heute habe ich schon einen anderen neuen Artikel gelesen, ihr scheint euch da sehr ähnlich zu sein. Ich hatte ebenfalls noch keine dieser wirklichen Herr-Sklavin Beziehung aber wenn dann geht dies nur mit zwei sehr starken Persönlichkeiten. Du sprichst viele wichtige Punkte an und das auf eine sehr persönliche Art.

Ich hoffe hier noch viel von dir lesen zu können ;-)

Liebe Grüße

Alexandra


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Alexandra,
Vielen dank für deine Meinung und freut mich das dir Artikel gefallen hat.Ich weiß das Erklärungen am Anfang abschrecken, aber wenn man sich mit einem Thema noch nicht beschäftigt hat, dann ist dies ganz hilfreich. =)
Ach von mir wird noch so einiges kommen, keine Sorge.
Lg Oliver

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