Wunschzettelsub... oder doch nicht?

Schon oft habe ich mich gefragt, ob ich nicht zu dieser bösen Spezies der Wunschzettelsubs gehöre.
Mal vorweg, ich bin frech, aufmüpfig und sage auch gerne mal „Nein“, „Muss das nun sein?“ oder auch „Och nö“.
Ich beneide oft die, die es schaffen einfach nur „zu dienen“ und in sich zu ruhen und „ohne wenn und aber“ folgen können.
Tja, irgendwie kann ich das nicht und eine solche Beschreibung trifft nie auf mich zu.
Wenn er sagt „Fräulein, mach XYZ“, dann ist der erste Impuls von mir ein recht freches „Nö“ oder eine Gegenfrage.
Tatsächlich gebe ich aber bei dann ausgeübtem Druck sehr schnell nach. Sobald die Ernsthaftigkeit in seinen Augen durchblitzt werde ich meist schnell kleinlaut und spätestens wenn seine Hand in meinem Nacken landet, bin ich doch sehr brav und folgsam. (Naja ok, halbwegs brav und folgsam :D)
Bis sich bei mir diese innere Ruhe einstellt, die ihm folgt und in der jeweiligen Situation das tut was er gerne möchte, dauert es eigentlich immer ein wenig länger.

Das alleine würde mich vermutlich zur frechen, aufmüpfigen Sub machen, aber nicht direkt zur Weihnachtswunschlistenschreiberin an ihren Dom.

Nun ist es aber durchaus so, dass ich das was ich möchte, gerne und klar kommuniziere und bei uns Wünsche auch sehr offen besprochen werden, meist auf der allseits bekannten Augenhöhe.
Ich sage klar welche Spielarten ich nicht möchte, auch wenn sie tatsächlich kein Tabu sind und welche mir Spaß machen. Er wiederrum hat klar kommuniziert was für ihn besonders wichtig ist und was ihm weniger wichtig ist oder worauf er verzichten kann.
Ob dies nun Tabu ist und bleibt, weiß ich am Ende nicht.
Ich frage mich, ab wann ist ein Wunsch, ein Wunsch und ab wann werden viele Wünsche und Ablehnungen zum berühmten Wunschzettel?
Ich habe klar definierte Tabus, das dies normal ist, ist denke ich jedem klar. Das war zwischen ihm und mir auch nie ein Thema. Aber dann gab es Dinge, die tue ich gerne, davon hat er mir einige erfüllt, andere bis heute jedenfalls noch nicht. Das ein oder andere hat er auch gleich ausgeschlossen. Hier darf ich also durchaus meine „Wünsche“ und Vorstellungen kundtun und er erfüllt sie mir nur allzu gerne, weil er dies genießt, aber eben auch nur wenn er gerade Lust darauf hat und etwas in seine Planung passt, bzw. er dies umsetzen mag.
Soweit so gut, immer noch keine „BDSM-Einkaufszettel-Verfasserin“.

Dann gibt es da aber noch die Tatsache, dass ich zu Dingen auch mal nein sage, weil ich möchte bzw. nicht möchte und nicht, weil es für mich nicht machbar wäre. Das wiederum meiner Meinung nach, macht mich zu einer recht bequemen Sub.
Ich sage auch mal nein, weil ich gerade absolut nicht in der Stimmung bin, die zu dem passt, was er nun möchte, aufgrund von Tagesform, Stress, etc.
Klar, könnte ich nun durchaus alles „über mich ergehen“ lassen oder eben mitmachen, weil es sein Wunsch ist und er eben das letzte Wort hat. Aber genießen könnte ich das dann recht sicher nicht. Und wenn ich etwas so gar nicht genieße, nicht wenigstens teilweise, dann hat er am Ende meist auch keinen Spaß.  
Tue ich das also für ihn? Nein, ganz ehrlich – ich tue es weil ich in diesem Moment einfach nicht möchte und es gar nicht zu meiner Stimmung und meinem mentalen Zustand passt.
Ist das in Ordnung für ihn? Ja, nahezu immer ist das in Ordnung und er respektiert ein ehrliches „Nein, jetzt bitte nicht“ weil er am Ende meist nur auf seine Kosten kommt, wenn ich mich fallen lassen kann.
Was nicht heißen soll, dass ich immer alles genießen könnte oder mir immer alles zusagt ;)  Aber dennoch kann ich mich fallen lassen und darauf völlig einlassen.    
Also ist es am Ende zwar nicht so, dass ein „Nein, jetzt bitte das nicht“ bindend wäre, denn er hat immer noch das letzte Wort und sofern er das dennoch möchte, dann ist das eben so.
Aber meist geht er darauf ein was ich gerade brauche und was zu meiner/unserer Stimmung passt.
Macht mich das zur „Wunschzettel-Untergebenen?“ Ja, vermutlich. Insbesondere in den Augen der Meisten werde ich hier sicherlich in die Schiene „Wunschzettelsub“ einsortiert werden.
 Und wisst ihr was? Das ist vollkommen in Ordnung für mich.  Ich bin ja der Meinung BDSM ist bunt und insbesondere im Bereich DS glaube ich ist BDSM mehr als nur individuell.

Dieses meine Wünsche ebenso in den Vordergrund stellen, war aber nicht immer so. Es hat sich entwickelt und ist gewachsen. Mit steigendem Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und seiner Nähe und Liebe. Weil ich weiß, dass es ihm wichtig ist, dass wir beide in dieser Beziehung in allen Facetten glücklich sind und nicht nur er.
Was nun nicht bedeutet, dass unser DS als Wunschliste zu verstehen ist und ich mir am Tag genau das raus picke, was ich gerade gerne haben mag, wie eine bunte Speisekarte. Nein, ich sage tatsächlich auch nicht oft, dass ich jetzt etwas nicht möchte, weil ich gerade in der absolut falschen Stimmung bin. Vielleicht, gerade weil ich das eben so selten tue und ihm sonst auch herzlich gerne jeden Wunsch und jede Forderung erfülle, ist es so, dass ich mittlerweile auch einfach mal „Nein, möchte ich gerade nicht“ sagen darf. Ist unser BDSM dadurch „weicher“ geworden? „Lockerer“?
Nein, eher intensiver und manchmal deutlich extremer. Und das gerade aufgrund dieser Umstände. Denn so ist er sich sicher, dass ich es an Tagen an denen es auch mal heftiger wird, definitiv verkraften kann. Sonst hätte ich schon längst was gesagt oder drum gebeten es um einen Tag oder zwei zu verschieben. Denn gerade da er immer und überall 24/7 das Machtgefälle abrufen kann, kann er sich so auch sicher sein, wenn er einen für mich wirklich nun ehrlich blöden Moment erwischt, dann sage ich das auch zumindest. Ob es dann am Ende was bringt, bleibt seine Entscheidung.

Wie seht ihr das?
Macht mich dies zur Wunschzettelsub oder nicht?

Liebste Grüße aus dem sonnigen Garten

SchriftStück

 


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    SchriftStück
    Zitat Gentledom "eine Mädelskolumne"... ja vielleicht, aber macht euch doch selbst ein Bild. Schriftstück - frech, fröhlich, ehrlich und ziemlich direkt von der Leber geschrieben. Thematisch von Suballtag über Frauenpower, bis hin zu amüsanten Anekdoten.
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