Klischeealarm! 'natural dom' W.W.

Vorstellung, Entwicklung und Erstkontakt zur "offiziellen" BDSM-Szene im Internet.

Neuer Blog, erster Beitrag - willkommen, liebe Leser.

In diesem Blog werde ich mich mit Wahrnehmungen, Gedanken und (gelegentlich) Gefühlen zu Ausschnitten aus dem BDSM-Bereich beschäftigen.

"Ausschnitte" bleiben dies notwendig, da ich mich auf die Themenbereiche konzentriere, die mich selbst am meisten interessieren.
Dem Leser (ja, das war bleibt ein generisches Maskulinum) wird einiges zugemutet. Ein wenig Ironie, Sprachspiele und gelegentliche Anfälle von Sprache, die nicht p0hlitisch korähkt ist muss man hier wohl überstehen. Einen besonderen Schwerpunkt werde ich immer wieder auf das "Klischee", das "Stereotyp" legen, weil diese Denkschubladen (neudeutsch: 'frames', 'mentale Scripts') mir und letztlich uns allen einerseits Orientierung und Hilfe bieten, andererseits auch im Weg stehen können.


Wer ist also W.W. -beziehungsweise Walter- und was soll dieser 'natural dom'-Titel?


Sinnlos provozieren soll er schonmal nicht. Steck die Mistgabel ein und lösch die Fackel.
Kurz und schmerzlos - bin halt einer.
Kann ich ja nicht wissen, dass diese Tatsache schon im Akt der Selbstbezeichnung in der "Szene" mittlere bis schwere Gehirnkrämpfe auslöst. Und irgendwie ist es mir auch ein wenig egal. ;-)

  • 'natural', also sinngemäß "natürlich", "von Natur aus", weil ein bestimmtes sexuelles Verhalten  bei mir schon früh vorlag. Mit dem Verhalten im beruflichen Alltag hat das wenig zu tun.
  • 'dom', also schlicht "dominant", weil dieses Verhalten dem entspricht, was man hier so bezeichnet: In der Bandbreite von erotischen Situation bis hin zur konkreten Handlung bin ich bestimmend.

Abgesehen davon bin ich Akademiker (ich sehe schon das nächste Augenrollen), arbeite in einer mittleren Führungsposition mit Menschen (nichts ungewöhnliches, keine Millionen auf dem Konto) und folge einer Reihe von Interessen: Bücher, antiquarische Bücher ganz besonders, vorpolitische Literatur aus dem grauen Bereich (ganz besonders aus den Vor- und Zwischenkriegszeiten), Kampfsport und ein Hauch 'gaming' gehören dazu. Ein kleineres soziales Engagement (Beratung und Lebenshilfe in einer sozialen Einrichtung) kommt demnächst hinzu.

Wie sich dieses Verhalten und diese Vorlieben entwickelt haben und letztlich zum "Szenekontakt" geführt haben, schildere ich im folgenden Abschnitt.


Entwicklung und Erstkontakt zur BDSM-"Szene"

Wie entwickelt sich jemand "natürlich", also scheinbar aus sich selbst heraus, zu einem "dom"?

Die üblichen Erklärungsmuster aus dem Alltag kennen wir ja: Sie laufen in letzter Konsequenz auf das hinaus, was man "Pathologisierung" nennt.
"Pathologisierung" bezeichnet eine bestimmte Strategie, mit Menschen umzugehen:
Man erklärt sich ihr äußeres Verhalten aus einer krankhaften Wurzel, die als letztlich nicht heilbar und abartig gedacht wird.

Zwei Beispiele können das schnell klarmachen:

Beispiel 1:
"Schwule sind doch einfach krank, die wurden früher von ihren Vätern ge******" / "haben eine schwere Störung, das hat doch schon Siegmund Freud rausgefunden!"
Hier wird kaum jemand heute noch solche Dinge ernsthaft als sachlich richtig behaupten.

Beispiel 2:
"Diese Typen die Frauen schlagen sind doch krank, die sind wohl zu oft vom Wickeltisch gefallen" /"...haben eine gestörte Mutterbeziehung" / "...traumatisches Erlebnis in der Kindheit, man muss nur genau genug hinschauen."
Hier wird es schon kniffliger - machen wir uns nichts vor: Die Masse der Mehrheitsgesellschaft stimmt Beispiel 2 blitzschnell zu und hält so etwas gerne für sachlich richtig.

Genau die Mehrheit, die dann doch auf weiblicher Seite liebend gerne vom passenden Partner 'richtig durchgenommen werden will' (oder stattdessen Fifty Shades of LOL liest und sich ganz dolle verrucht vorkommt) oder auf männlicher Seite 'es der geilen kleinen S** mal richtig besorgt hat'.
Das heftige Besorgen spielt sich natürlich auch rein zufällig mit genau dem ab, was nach aussen pathologisiert wird - Stichworte 'hart', 'Handschellen', 'dreckig', 'ganzes Zimmer roch nach...', '...Hengst...', 'Stute'...'Hintern versohlt'...
Vom Madonna-Hure-Komplex bis zur totalen Verunsicherung oder auch völlig krankhaften Ideologie reicht die Bandbreite dieser Abspaltungen und Leugnungen.

Dieser künstliche Gegensatz zwischen Lustgefühl und Moral war und ist mir fremd.

Ich kann ihn zwar vom Kopf her verstehen, aber nicht gefühlsmässig nachvollziehen.
Kindheitstraumata habe ich auch keine und mit der Familie ist alles ok.
Keine Monster unter dem Bett, tut mir leid.

Lange ist es her, die erste Freundin.
Ganz leise und unsicher hauchte sie: "Du kannst ruhig ... Aber denke bitte nicht, dass ich..."
Was da genau passierte ist nicht der Punkt - der Punk ist, dass sie schon instinktiv wusste, wie sehr diese künstliche Spaltung von lustvoll-unterwerfender (oder auch versteckt diese Unterwerfung aktiv-fordernder) weiblicher Lust und dem entsprechenden mänlichem Begehren sie in Gefahr bringt.
Und zwar nicht so sehr in die Gefahr, von einem "bösen fremden Mann" schlimme Dinge erfahren zu müssen, sondern eine "Schlampe" zu sein: Neid- und Begehrensobjekt für diejenigen Männchen und Frauchen, die den submissiven oder zumindest submissiv angehauchten Frauen ihre Öffnung mit Verrat bzw. Neid auf ihre Erfüllung ("Schlampe", "Freak", "Psychoalte") danken. Oder ähnlich schlimme Dinge über dominante Männer behaupten.
Richtig verstanden habe ich das natürlich erst viel später.

Das war für mich nie so - und ironischerweise ging ich immer davon aus, dass in den Schlafzimmern der anderen eben ein ähnliches Programm lief wie in meinem.
Im Nachhinein ist es zum schmunzeln:
Wenn es mal zu "Männergesprächen" ausserhalb meiner Clique kam und die entsprechenden Stichworte (oder auch: Angebereien) fielen, ging ich davon aus, dass die anderen Kerle eben auch (nur eben sehr viel diskreter als ich) das machen, was ich gerne mache.
Eben das, was richtig kickt - Reizen, Fixieren, Bestimmen, Belohnen, Hart-Zart. Gefühle gehören natürlich dazu, Zärtlichkeit natürlich auch - keine Frage. Aber (so dachte ich) da wird doch natürlich noch mehr laufen als der immer gleiche Vaginalverkehr?

Dieser Effekt verstärkte sich bei mir mit dem engen Freundeskreis.

Ganz ohne Lack und Leder, pseudogeheime Erkennungszeichen und ähnliches wurde im engen Freundeskreis so einiges gemacht. Das funktionierte deswegen so gut, weil wir Teil einer Subkultur waren:
Nachmittags wurde gelernt (später studiert oder zum Militär gegangen), Abends und am Wochenende war Action angesagt, wurde die Gaderobe und auch die Sprache gewechselt - work hard, party hard.
Die Sorte "party hard", die ich hier nicht näher erläutern werde. Schon bisschen mehr als "heimlich einen Joint geraucht" oder was sonst so als "Action" durchgeht.

"Feste Beziehungen"? Der Normalfall.
"Offene Beziehungen"? Kein Problem.
"Frauen rumreichen"? Gab es nicht, denn es waren die Frauen, die damit mal garkein Problem hatten. Die wollten was erleben. Wer die abwertend "rumreichen" wollte hätte wohl eher eine Kölschflasche im frontalen Kortex gehabt.
Es ging bunt und hart zur Sache.
Rollenspiele sowieso, die weiteten sich dann aus - Druck von Aussen schweisst eine Gruppe bekanntlich prima zusammen. Das Vertrauen steigt und schon redet man ganz alltäglich über intimste Dinge. Und wenn etwas Spaß macht, gute Gefühle verschafft, keine Nebenwirkungen hat...dann gibt es eine ganz einfache Logik: Mehr davon.
  • Fesseln? Macht das nicht eh jeder?
  • Mal dem bösen Schulmädchen den Hintern versohlen? Ja, das mag die C. doch auch!
  • Ach so, so richtig? Uniform? Du spinnst doch...aber hört sich schon irgendwie geil an. Hat die T. nicht auch mal da sowas runtergeladen als Film? T., ja, äh, zum Wohl erstmal, erzähl mal...Gürtel? Ähm, aha...

So vergingen mehre Jahre - die Endphase der Schulzeit, Bundeswehr und Studium.

Der Kontakt innerhalb Clique blieb eng, auch als die wildesten Zeiten vorüber waren. Die Kleidung wurde tagsüber spießiger, die E-Mails veränderten die Begrüssungs- und Abschiedformeln. Man machte Abschlüsse. Das gewöhnlich-alltägliche Leben eben "nebenbei" im Griff zu haben war schlicht in Fleisch und Blut übergegangen. Warum sollte also in der Sexualität das Erkunden und Suchen der besonderen Situation, des eigenen Films, aufhören?

Der Hund der einmal Blut geleckt, der weiß wie es den Wölfen schmeckt.


Als 'Zirkel' (phasenweise waren das die Verhältnisse) oder 'dom', als 'sub' oder 'phasenweise Sklavin' hat sich da niemand je begriffen oder bezeichnet. Aber die Vorlieben bleiben eben.
Die Handlungen entsprachen oft dem, was ich ich jetzt unter neuen Wörtern kennenlerne.

Natürlich kann kaum jemand ewig am gleichen Ort leben. Die alte Bande zerstreut sich.
E-Mails und gelegentliche Treffen schön und gut - aber ewig konnte es so natürlich nicht weitergehen. Und enge Cliquen sind notwendig klein, man kann und sollte intime Beziehungen nicht immer wieder aufkochen.

Natürlich war auch diese Zeit nicht konfliktfrei. Natürlich gab es auch Situationen, die von typischen Gruppenphänomenen geprägt waren - auch Eifersucht. Aber aus irgendeinem Grund sind diese Situationen nie voll eskaliert. Ob das am Druck von Aussen lag? Wahrscheinlich, das große Freizeitprogramm und die Abwesenheit von (großen) Geldsorgen kombiniert mit viel gutem Sex liess einfach niemanden als dermassen zurück, dass der Zusammenhalt ganz gesprengt worden wäre.

Bis zu diesem Punkt hatte ich mich noch nie dafür interessiert, wie ich das gerne tue was ich eben tue. War ja auch nie nötig gewesen - der Kontakt zu Partnerinnen oder festen Beziehungen ergab sich instinktiv und ganz natürlich: Aus den Feiern, aus dem Info-Tausch in Foren, auf dem Konzert...und eben im engen Freundeskreis.
Das gleiche gilt für die technische Ebene: Was wo wie tief eindringen kann und darf oder was wo mit welcher Härte auftreffen darf ergibt sich für mich bisher aus Empathie. Aus dem Einfühlen in die Partnerin, oft aus einer Streichel- und/oder Rauf-Phase vorher.


Es folgt ein Umzug und die erste Stelle im freien Berufsleben.
Neue Stadt, neues Glück. Willkommen im Jahr 2011.

Beruflich alles super - aber ich machte neue Erfahrungen, die ich zunächst schwer verstehen konnte:
  • Man lernt eine tolle Frau kennen - man versteht sich wirklich gut, mag sich.Man fährt sein übliches Programm, sie fühlt sich toll, ist aber "überfordert", ruft nie wieder an. Ähm, da waren doch viele gleiche Interessen und verdammt viele Orgasmen für eine Nacht, was ist denn jetzt los? Die ganze Nacht hat man (auch) geredet und sich erkundet, auf einmal heisst es "überfordert"? Wird wohl ein Frauenspielchen sein.
  • Die andere ist geschockt: Erst ja, dann nein, plötzlich der Kontaktabbruch. Na ja, machst Du nix. Die stand wohl nicht auf Dich.
  • Die nächste blockt gleich ab. Man mache ihr Angst. Dann aber doch auf einmal die SMS, nachts um 23:39. Ja. Aber man muss es versprechen! Niemand darf etwas wissen. Niemand! Und ja, jetzt sofort oder ver***** Dich. Es wird toll, aber auch hier: Plötzlich hat sie Angst vor dem eigenen Mut bekommen.
Ich denke mir: Sind jetzt alle Frauen verrückt geworden? Habe ich was im Gesicht? Natürlich kommen mir einige Selbstzweifel.

Was tut Mann, wenn es eben so garnicht läuft mit den Frauen? Man nimmt sich eine Auszeit.
Sprich: Arbeiten, seine Hobbys pflegen, zu viel Freizeitkram machen und natürlich zwischendurch mal 'nen Porno gucken. Ja, das macht jeder Mann. ;-)


So stellt sich der Kontakt zur "Szene" gegen Mitte des Jahr 2012 ein.
Auf meinem Desktop landet ein Filmchen einer Firma, die hier auf gentledom im Forum von einigen Nutzern schon einmal (ich glaube ohne Nennung des Names) eher positiv diskutiert wurde.
Nur durch Zufall schaue ich mir den Streifen überhaupt an, denn es beginnt langweilig:
Da redet eine Frau auf Englisch irgendwas über "like it rough", ich denke zuerst da wird irgendein Interview mit irgendeiner Darstellerin abgedreht.

Als ob das jemanden interessi...dann nennt sie Praktiken. "Submission"? Auf einmal werde ich sehr aufmerksam und höre genau zu.
Aus dem Abspann entnehme ich die Produktionsfirma - alles weitere ist nur eine Suchmaschine entfernt.

Ich beginne nun, mich einzulesen. Ich bestelle die üblichen Verdächtigen: Grimme, Sakow, die große Zeitschrift. Dabei stelle ich fest:
Hups, ich wäre ein Klischee der übelsten Sorte, würde ich eine Kontaktanzeige aus dem Bauch heraus verfassen. Sogar ganz ohne sich als "Sir" zu bezeichnen, "vollständige Unterwerfung" zu fordern oder lächerliche Anreden an Unbekannte zu verschicken. So etwas lese ich erst im Internet.
Und finde es lustig.
Denn wer so spricht, ohne dass ein Kontakt bereits entstanden ist zeigt gerade durch die aktuelle Situation, dass keinerlei Dominanz bzw. überhaupt Anziehung besteht...entsprechende Aussagen ("Du wirst Dich mir unterwerfen blabla") sind also dümmliche Tautologien.

Ich beginne nun, mich im Eiltempo durch häufig genannte Seiten zu lesen, möchte mein instinktives Handlungswissen (dass sich eben stark auf das Schlafzimmer konzentriert) um neues Wissen ergänzen. Was gibt es noch da draussen?

Mein erster subjektiver Eindruck der "Szene" im Internet als Neuankömmling ist sehr gemischt:

Positiv
fällt mir auf:
  • es gibt eine sehr hohe Menge an Foren, Websites und eben auch Informationen, mit denen man Kontakt zu Personen herstellen kann. "Stammtische" sind relativ leicht zu finden. Werde ich sicherlich einmal besuchen.
  • es gibt viele Sicherheitshinweise, einmal aus gesundheitlicher Sicht, aber auch zum Thema "sicheres Daten", "covern" und so weiter. Gute Sache!
Leider hört es da auch schon auf. Negativ fällt mir auf:

  • Massenweise passiv-agressive Kommunikation. Ich besuche eine extrem große, angebliche (BD)SM-Partnerbörse. Mich interessiert nicht die Partnersuche, sondern das Forum und Informationen über den üblichen Umgang, Schlüssel- und Reizwörter und so weiter. Was ich da sehe löst bei mir eher Fremdschämen beziehungsweise die Feststellung aus, dass eine hohe Anzahl der Poster bei solchem Umgang höchstens Mitleid bis hin zu Schellen (gemeint sind hier nicht die erotischen) verdient hätten. Da suhlen sich angebliche "doms" in kleinlichen, feigen Online-Stichelein gegen Neulinge oder auch untereinander; da werden (selbst für mich als Szene-, aber nicht BDSM-Neuling erkennbar) naive Fragen mit patzigen, besserwisserischen Verweisen bedacht; angebliche Subs verbal-dominieren herum; Subs mit abweichenden Vorstellungen werden ausführlich und gespickt mit ambivalenten Botschaften "belehrt", ohne dass auch nur die Grundlagen von These und Beleg oder gar Quelle eingehalten werden...Reaktion: Seite nie wieder besucht.
  • Beschwerdekultur: Alle sind die Bösen. "Doms" sind (je nach Hormonpegel oder schlechten Erfahrungen) sowieso [setze beliebige Pathologisierung ein]. "Subs" haben eh "Wunschzettel" oder sind allesamt "Borderliner", je nach gefühltem Frauenmangel beziehungsweise Anspruchsdenken. Fangen diese Menschen (unabhängig von der bevorzugten Praktik, Geschlecht oder Lieblingsstellung) eigentlich im wirklichen Leben an zu weinen, wenn ein anderer Mensch die eigenen Ansprüche nicht zu 100% erfüllt?
  • Teilweise für mich schwer verständliche Kategorien, in die sich eingeordnet werden muss. Ein scheinbar klassisches Beispiel ist die ewige Diskussion darüber, wie weit denn eine "Sub" oder "Sklavin" zu gehorchen habe. Ich will mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - gerade wegen meiner Unerfahrenheit in der BDSM-Szene. Aber mir stellt sich da eine ganz einfache Gegenfrage auf rein logischer Basis: Wenn eine submissive Partnerin bestimmte Vorstellungen fest ablehnt, ist es da nicht völlig absurd, darüber herumzudiskutieren? Kein geistig gesunder Mensch wird sich im sexuellen Bereich ohne weiteres zu etwas "überreden" lassen, was ihm/ihr schadet. Ist jedenfalls meine Erfahrung. Schon garnicht durch Forumsbeiträge im Internet. Aber selbst wenn dies möglich wäre - wie ist ein Mensch strukturiert, der ein solches de facto herbeimanipuliertes Verhalten dann sexuell erregend findet? Wie wäre es mit einer Reaktion wie "Ok, Dir alles Gute, das wird dann eben nichts mit uns."? Eine genauso merkwürdige Sache ist es, dass die Kategorie "festes Tabu" scheinbar auf "Subs" beschränkt gedacht wird. Ich habe als "dom" durchaus Tabus - wie etwa "BDSM-ONS", die von vorneherein klar als einmalige Treffen gedacht sind. Mag für manche gut sein, für mich ist definitiv nichts. Schon weil Entwicklung der Technik, Verfeinerung der Situationen, des Geschmacks und Variation auf der Strecke bleiben - vom Kontakt zur Partnerin ganz zu schweigen.
  • Beenden möchte ich die Internetbeispiele mit dem für mich persönlich abschreckensten Fall: Eine Person schildert ein durchaus solides bis extremes Programm (inklusive cutting), für das eine Partnerin gesucht wird. Auf der gleichen Seite schildert die Person in einem unangemeldet einsehbaren Forumseintrag, dass er "sowas" niemals mit der "Mutter seiner Kinder" durchführen würde, für sowas gäbe es ja "Schlampen". Jeder weitere Kommentar überflüssig, oder?
  • Auf der gleichen Seite sucht eine "Sub" ausdrücklich einen Partner, der sie "fertig macht" und "zerstört". Jeder weitere Kommentar...

Abschließen möchte ich mit einem ersten, noch sehr subjektiven Fazit über meinen Erstkontakt zu der großen und teilweise sehr unterschiedlichen Gruppe von BDSM-interessierten Personen, die ich als "Szene" bezeichnet habe:

Für mich erhellend und nützlich waren die zahlreichen Sicherheitshinweise und eher an Informationsvermittlung interessierten Seiten wie datenschlag. Bei allen Schwächen und Unklarheiten der gängigen Begriffe ("BDSM", "dom", "sub"...) war es für mich eine sehr interessante Erfahrung zu erkennen, dass meine persönliche Neigung weder ein extrem seltener Einzelfall ist noch dass diese Neigung nur in sehr abgeschlossenen Kleingruppen lebbar ist.

Wie man meinem Text sicherlich anmerkt sind meine Aussagen und Meinungen teilweise noch von einer bisher von mir in großen Teilen unhinterfragten Natürlichkeit geprägt, die sich aus meiner Lebensgeschichte ergibt. Daraus entsteht auch eine teilweise schwammige Verwendung von Begriffen und Konzepten, die man an meinen Beiträgen sicherlich irritierend finden kann.
Das ist ein Bereich, an dem ich selbst bei der Aufnahme neuer Kontakte im Rahmen der "Szene" sicherlich noch arbeiten muss - ich kann meine eigenen Erfahrungen in der Art und Weise mich auszudrücken, aber natürlich auch zu spielen nicht so absolut setzen, wie ich es bisher aus sich natürlich ergebenden Kontakten gewohnt bin.


Fortsetzen
werde ich meine Betrachtungen im Themenfeld "Technik" am Beispiel der Ohrfeige sowie der Peitsche (habe ich noch nie benutzt, hoppla!) und der (aus meiner Sicht implizit transportierten) Vorstellung von verschiedenen Graden von "Meisterschaft", bevor man eine Technik ausüben "darf".


P.S.: Ja, ernsthaft. Ich ziehe die Hand bisher der Peitsche vor. HAbe aber gehört dfa gibt es Kurse, wer hat mir bloß den Floh ins Ohr gesetzt. ;-)


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    W.W.
    Begegnungen mit und Gedanken über das Etikett "BDSM" und die Menschen dahinter - von einem, der Auszog das Etikett zu seiner Neigung kennenzulernen.
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