Meine erste Session (Dom)

Gesellenprüfung. Das umschreibt die Gefühle, die ich vor meiner ersten Session hatte, am genauesten. Wie war das denn, vor vielen Jahren, so ungefähr eine Woche vor Ausbildungsende? Man hatte viel gehört, manches gezeigt bekommen und noch viel mehr selbst gemacht, aber halt immer nur im Einzelnen. Und plötzlich sollte man dies alles in einem einzigen Stück zusammen bringen?

Dass da die Aufregung vorher groß war, ist nur zu verständlich. Und genau so ging es mir vor meiner ersten Session. Wobei ich das Wort Spiel eigentlich viel passender finde. Denn genau genommen ist es wie ein Spiel. Abtauchen in eine für uns beide vollkommen schöne „andere Welt“, in der die Grenzen nur durch unser beider Fantasie gesteckt sind. Ich hatte zusammen mit meiner Partnerin vieles entdeckt. Viel im Internet gestöbert, selbst im Einzelnen ausprobiert, und jetzt hatten wir uns für unsere erste richtige Session verabredet.

Ich war aufgeregt wie vor der Gesellenprüfung. Alles sollte perfekt organisiert sein. Schon Tage vorher begann ich mit dem Herrichten unseres „Spielzimmers“. Wobei dies gar nicht so einfach ist, wenn man kein festes hat, also das Schlafzimmer herhalten muss. Auf der einen Seite soll es ja schon etwas dunkel und furchteinflößend sein, aber die Gemütlichkeit des Schlafzimmers soll ja auch nicht zerstört werden. Aber mit viel Fantasie und Improvisation war unser Schlafzimmer in kurzer Zeit zu einem ganz netten Darkroom geworden.

Endlich konnte es losgehen. Nervös erklärte ich meiner Sub, was ich von ihr nach dem Duschen erwartete. Sie sollte mit Hand- und Fußfesseln und einem Halsband ausgestattet im Spielzimmer auf mich warten. Nachdem auch ich mich vorbereitet hatte, begab ich mich zu meiner auf den Knien wartenden Sub ins Schlafzimmer.

Für mich war dieser Moment ein besonderes Gefühl. Denn trotz der Unsicherheit, die wegen der mangelnden Erfahrung einfach normal ist, wusste ich in diesem Moment, was ich wollte. Ich wollte zusammen mit meiner so vertrauten Partnerin einen neuen Weg einschlagen. Einen Weg, der viel Vertrauen und wahrscheinlich auch ebenso viel Geduld voraussetzt. Und wie ich heute sagen muss, uns beiden in puncto Lust und Leidenschaft so viel gegeben hat.

Und so begann unser erstes Spiel. Zaghaft begann ich damit, die verschiedenen Spielzeuge, die wir uns im Laufe der letzten Wochen angeschafft hatten, anzuwenden. Dabei erinnerte mein erster Schlag mit unserem Paddel wohl eher an den Nasenstüber einer Katze. Worauf ich den dezenten Hinweis bekam, es dürfe schon etwas fester sein – schließlich sei sie ja nicht aus Zucker gebaut. Als ich dann merkte, dass die süßen Qualen die Lust meiner Sub steigerten, steigerte sich auch die Intensität meiner Schläge. Endlich traute ich mich auch, die etwas härteren Sachen, wie die Bull Whip oder eine ganz einfache, doch sagenhaft wirkungsvolle Fliegenklatsche einzusetzen.

Man glaubt es kaum, was man im Haushalt so alles finden kann, um es anschließend im Spiel zu benutzen. So auch eine Kunststoffsuppenkelle aus einem bekannten Möbeldiscounter, die ich sofort ausprobierte. Ich sag nur: Testen. Das gibt schöne blumenartige Spuren ;-). Wichtig war für mich der Blickkontakt mit meiner Sub. Denn nichts sagt so viel über den Gemütszustand einer Person aus, wie ihre Augen. Und diese Augen forderten eindeutig mehr. Und ich war bereit, mehr zu geben. Ich hatte Gefallen gefunden, am Spiel zwischen Macht und Auslieferung. Und so entwickelte sich schon beim ersten Mal eine recht anständige BDSM-Session, an deren Ende ein zufriedener Dom, eine glückliche Sub mit einem schönen roten Hintern erschöpft auf dem Bett lagen und schon ein neues Spiel planten.

Wer mehr Details erwartet hat, den muss ich enttäuschen. Lasst einfach euer Kopfkino laufen und versucht es selbst einmal. Es lohnt sich. Wichtig ist auch noch, dass ihr eure Fantasie spielen lasst. Einfach mal was ausprobieren. Wenn gewisse Hemmungen da sind, erst mal an euch selbst. So machen wir das auch heute noch.

Ich muss gestehen, trotz aller Ernsthaftigkeit, mit der wir beide versuchten, unsere Rollen als Dom und Sub zu spielen, konnten wir uns zwischendurch ein breites Grinsen nicht verkneifen. Das ist auch heute noch so. Aber BDSM und Lachen schließen sich ja nicht aus. Es macht einfach nur Spaß.

Autor: Mr. Spätzle

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