Ich wurde von einer Shades of Grey Fan Gruppe gefragt, ob ich ihnen einmal Rede und Antwort stehen würde, für die vielen Fragen der Shadies zum Thema BDSM. Am 07.07.2014 gab es dann eine Art Chat, in der mich die Frauen (irgendwie gab´s dort keinen einzigen Mann) mit ihren Fragen löchern konnten. Innerhalb von drei Stunden wurde ich ganz schön gelöchert und Auszüge veröffentliche ich gerne hier, vielleicht liest der eine oder andere die Fragen und Antworten gern. Natürlich habe ich es ein wenig gekürzt, es würde sonst arg den Rahmen sprengen ;)
Wenn ihr eine Session habt, wie muss deine Sub dich ansprechen? Mit Herr oder deinem Vornamen oder sogar mit Master (es gibt ja so viele Anreden, ich kenn das ja nur aus den Romanen)? Und wie sprichst du deine Sub an?
Ich spiele nicht nach einem festgelegten Schema. Daher gibt es auch keine festgelegte Anrede. In der Regel nutze ich ihren Vornamen oder auch eine nicht jugendfreie Bezeichnung, um sie anzusprechen. Ich selber favorisiere meinen Vornamen, aber wenn sie das wirklich so empfindet, kann sie den Begriff Herr als Anrede verwenden
Empfinde ich mehr als nur Sympathie für die Frau und geht es in Richtung Liebe, dann gibt es dennoch einen kleinen Unterschied. Nicht immer, aber immer mal wieder sage ich eben nicht „Schlampe” sondern „meine Schlampe”. Für mich ein kleiner sprachlicher Unterschied, der aber eine große Bedeutung hat, denn dann ist sie eben nur so bei mir und ich wertschätze dies auch besonders.
Ich schmunzle immer noch über „nicht jugendfreie Bezeichnung”. Wobei ... geh mal über einen Schulhof ...
Lustigerweise hasse ich es, die Wörter zu schreiben, die ich im Spiel nutze ;) Es ist wohl eine Erziehungsfrage bei mir. Im Spiel ist es Trieb, außerhalb dessen wirkt es auf mich persönlich eher billig.
Wenn du deine Sub bestrafst - z.B. Mit dem Rohrstock, wie lange sieht man es auf ihrer Haut?
Wie fest gibst du eine Ohrfeige, da gerade das Gesicht doch sehr empfindlich ist und Rötungen doch recht schnell sichtbar werden? Wie lange dauert es, bis sich die Haut wieder beruhigt hat?
Also Spuren von Ohrfeigen sieht man eigentlich nie und ich bin niemand, der solche(wenn es erlaubt ist) sehr zaghaft verteilt. Beim Rohrstock kommt es auf die Kraft, das Material und das Gewebe der Frau an. Ich habe meine Sub bisher zweimal wirklich hart bestraft, das war noch nach 2 Monaten leicht zu erkennen. Nicht bleibend, aber schon langwierig. Normale Spuren sind in der Regel nach 2 Stunden oder nach bis zu 2 Wochen nicht mehr zu sehen.
Wenn eine Frau das Safeword benutzt hat, war dann alles komplett zu Ende für euch Beide oder eben nur die jetzige Situation?
Das Safeword bedeutet den Abbruch einer Session, es ist ein Schnitt. Es gibt aber nicht nur das Safeword, sondern auch Slowwords. Diese sagen dem Dom, es geht in eine Richtung, die ich nicht mitgehen kann. Solche Wörter nutze ich jedoch nicht, ich fände es komisch, von meiner Sub zum Beispiel zu hören „Grün“(= alles ok), Gelb(es wird kritisch) und Rot(=das geht nicht mehr, aufhören). Ich bin der, der das Spiel leitet und lenkt, natürlich achte ich dabei auf meine Sub, nicht umsonst hat bisher keine in 15 Jahren jemals das Safeword für einen Spielabbruch nutzen müssen.
Muss man eigentlich immer ein Safeword vereinbaren / haben?
Wenn man einen Absturz versucht zu vermeiden, wär´s schon sehr sinnvoll ... ich spiele niemals ohne ... klar ist der Kick ohne größer, aber die Gesundheit sollte einem schon etwas wert sein ... rechtlich brauchst du kein Safeword, das braucht nur dein Dom, um nicht immer Gefahr zu laufen, eine Straftat zu begehen.
Ist denn keine Versuchung gegeben, es früher zu sagen als man aushält?
Dann hat die Person den Sinn des Wortes nicht verstanden ... und ganz ehrlich, das kommt eigentlich nicht vor ... also die Bedenken verstehe ich durchaus, sie sind für mich aber nicht praxisrelevant. Das Safeword ist wie ein Fallschirm, den nutzt du auch nicht im Flugzeug, wenn alles in Ordnung ist wirst du auch nicht rausspringen, außer Fallschirmspringen ist deine Leidenschaft ;)
Ich würde es ja unglaublich gerne ausprobieren, aber wenn ich das Thema bei meinem Mann nur anspreche, blockt er total ab. Aber der Wunsch wird immer größer. Jetzt frage ich mich, ob ich das auf Dauer unterdrücken kann oder ob ich immer das Bedürfnis haben werde?
Es wird sicher immer da sein ... mal leise im Hintergrund und dann bei einem Auslöser wieder ganz laut ... aber niemals so laut wie es sein wird, wenn du erst einmal Blut geleckt hast ... daher überleg es dir gut, ob du diesen Schritt wirklich gehen willst ... wenn du auf jemanden triffst, der weiß, wie er eine Sub behandeln sollte, dann wirst du schnell mehr wollen und das wird deine Beziehung extrem gefährden ...
Also lieber nicht testen? Es ist schon echt frustrierend irgendwie, eigentlich sollte der Partner wenigstens etwas darauf eingehen und nicht komplett dicht machen oder?
Jeder Mensch hat andere Wünsche und Bedürfnisse und das muss man akzeptieren. Wenn es nichts für deinen Partner ist, ist das eben so, auch wenn es sicher sehr schade ist. Damit musst du leben oder die Konsequenzen für dich ziehen.
So jetzt muss ich noch mal was loswerden. Ich habe wie fast alle Frauen hier auch Shades of Grey gelesen, finde es aber überhaupt nicht gut, dass in dem Buch BDSM im Kontext einer schlechten Kindheit bzw. einem traumatischen Erlebnis gesetzt wird. Ich glaube nicht, dass dies der Realität entspricht. Ich glaube BDSM ist ein Lebensstil, den man bewusst wählt.
Ist ein Klischee mit einem wahren Kern ... es gibt leider wirklich mehr traumatisierte BDSMler als NichtBDSMler (Proportional) ... aber es bedeutet eben nicht, das jeder BDSMler ein Trauma hatte ...
Ja, aber leider wird dieses Klischee dadurch noch mehr verbreitet. Ich finde es auch fragwürdig, warum es immer noch im ICD 10 zu finden ist. Es hat für mich nichts mit Persönlichkeitsstörungen oder Störungen der sexuellen Präferenz zu tun.
So wie es im ICD 10 steht finde ich es nicht unpassend ... Wobei bitte die Originalversion, nicht die verhunzte Übersetzung ... Danach ist es krankhaft, wenn man nur durch diese Art der Praktik (SM, 65F5) sexuelle Erregung verspüren kann ... und das ist durchaus krank, wenn man normale Sexualität nicht mehr spürt ... aber mit der Meinung stehe ich auch in der Szene recht allein.
Wenn du in einer Liebesbeziehung bist, gibt es dann keine Sub?
Das hängt von meiner Partnerin ab. Sie entscheidet darüber, was ich außerhalb der Beziehung machen darf oder nicht. Sollte sie mir keine Rechte abtreten, sind wir vollkommen gleichberechtigt und ich würde ihr ja auch keinen zweiten Mann zugestehen, kann dieses also auch nicht verlangen.
Dom zu sein ist doch aber sicherlich ein Teil deiner Persönlichkeit und diese dann zu unterdrücken für eine bestimmte Zeit oder sogar für den Rest deines Lebens, das ist für dich denkbar? Also ich glaube nicht, das man auf Dauer einen Teil seiner Selbst aufgeben kann.
Doch es geht. Ich habe es oft genug gesehen, interessanterweise aber nur bei den Leuten, die sich wirklich schon sehr intensiv in dem Bereich ausgelebt haben ... alle anderen wurden rückfällig, einige nach Wochen, andere nach Jahren. Mir fehlt die Angst, etwas verpasst zu haben, ich kenne die positiven und negativen Seiten (ja die gibt es auch) einer BDSM Beziehung und es gibt in meinen Augen weitaus wichtiger Dinge in einer Beziehung. Ich kann auch den ganz normalen Sex sehr genießen Ich habe schon 1,5 Jahre wegen einer Frau mit BDSM ausgesetzt und es war nie ein Problem ... einzig mein Sexualtrieb ließ sehr stark nach und ich war dann eher ein Langweiler im Bett und brauchte auch nicht viel Sex.
Heißt das, du nimmst dir auch Anfängerinnen oder nur welche, die bereits Erfahrungen mit BDSM haben? Oder ist dir das zu anstrengend jemanden Neues da „anzulernen”?
Mir ist der Erfahrungsstand relativ egal. Jemand mit Erfahrung hat den Vorteil, dass man einiges voraussetzen kann. Jemand ohne Erfahrung hat den Vorteil, dass man diese Person ganz auf die eigenen Wünsche prägen kann und es sehr spannend ist, zusammen diese weite Welt zu entdecken. Meine jetzige Sub hat Vorerfahrung (aber selbst bei ihr hat sich viel wieder anders entwickelt), meine letzte Freundin kam dagegen erst durch mich zum BDSM.
Was mich ja interessieren würde ist die Frage, wie Mann denn zu einem Dom wird.
Also ich denke, da braucht man doch jede Menge Erfahrung, um zu wissen, wie hart man z.B. zuschlagen/zudrücken (bei Atemreduktion) kann, damit nichts Schlimmeres passiert, oder ab welcher Härte man Spuren hinterlässt. Also ... Wo kann man diese Erfahrungen sammeln? Eine Sub sucht sich halt einfach einen erfahrenen Dom, aber der Dom?
Der muss doch auch wo üben können?
Ganz ehrlich, bei mir hat gesunder Menschenverstand, Kreativität, Empathie und die Möglichkeit bei ungewöhnlichen Spielarten eine erfahrene Person zu fragen, vollkommen gereicht. BDSM oder Sex allgemein ist gelungene Kommunikation ... ergo man ergründet Tabus, Wünsche und Vorlieben ... vorab verbal und dabei eben auch durch die Körpersprache und gerade Frauen haben beim Sex/Spiel eine sehr eindeutige und damit leicht zu lesende Körpersprache ... wenn man denn ein wenig zuhören und verstehen kann. Diese Empathie ist wichtiger als das Wissen um die Technik X oder Y.
Also meinst du, dass durch Shades of Grey ein Tabu gebrochen wurde (ich glaube du hast erwähnt, es nicht gelesen zu haben) oder generell die Erotik Kopfkino Storys, dass viele nun offener mit dem Thema BDSM umgehen und hast du eventuell auch die Hände über den Kopf zusammengeschlagen weil du eventuell an all die „ Möchte-Gern-Tester-Doms" gedacht hast, die es nicht richtig machen, sondern es auch fatale Folgen haben könnte?
Shades of Grey hat BDSM mehr in die Mitte der Gesellschaft gerückt, dafür bin ich dem Buch durchaus dankbar. Ein Tabu war es inzwischen schon nicht mehr, wobei das vielleicht auch daran liegt, dass ich Tabu relativ eng definiere. Auf den Zug BDSM sind Männer schon immer aufgesprungen, eben weil es dort möglich erscheint, an Frauen zu kommen, die außerhalb dessen einfach nicht ihre Kragenweite sind.
Diese Aussage führte zu der Annahme, dass die Gesellschaft durch solche Einflüsse offener wird und so kam folgende Bemerkung auf:
*Hehe* naja, darüber Bescheid wusste ich schon, nun sagen wir mal die Männer schienen immer zu denken, es gäbe nur eine Richtung *hust* und waren meist sehr schockiert oder im männlichen Ego gekränkt, wenn ich nur aus Spaß sagte ,na denn können wir ja die Spielsachen dazu nehmen*lach* die Gesichter waren unbezahlbar ...
Für Männer ist Sex oft eine Egosache und das merkt man dann schnell, wenn es eben an ihr Ego geht. Frauen haben aber auch ihre kleinen Schwächen, nicht wenigen ist es wichtig, sich dabei im richtigen Licht zu präsentieren und das nimmt leider die Natürlichkeit ... daher hat Mann vor allem Spaß, wenn man der Frau zeigt, man will sie genauso wie sie ist und es ist Sex, kein Laufsteg (der beiderseitigen) Eitelkeiten.
Mir ist noch was eingefallen, hast du nur Partnerinnen aus deiner Nähe, also Wohnort bezogen oder auch mal weiter entfernt?
Meine jetzige Sub (aber eben nur eine freundschaftliche Affäre) wohnt zwei Stunden entfernt. Ich hatte sogar eine Liebesbeziehung mit einer Frau, die 998 km entfernt gewohnt hat. Wobei das langfristig nicht geht, es muss dann zumindest eine gemeinsame Perspektive geben.
Ok. Danke. Und wie lang ging deine längste (ich glaub du nennst es) Affäre?
Die längste Affäre puh .... vier Jahre müsste das gewesen sein ... in der Regel dauern Affären bei mir 0,5-2 Jahre ... BDSM wird mit der Zeit intensiv, wenn Vertrauen wächst und man sich eben auch sexuell immer besser kennt. Meine aktuelle Affäre läuft seit einem 3/4 Jahr. Solange wir beide solo sind, werden wir auch weiterhin spielen. Bis vor 2 Monaten hatte ich eine weitere Affäre, da es sie nach Japan zog, ist es aber nicht mehr aktuell. Mit ihr waren es glaube ich auch so gute vier Jahre (mit Unterbrechungen, einmal war sie, einmal war ich liiert).
Wie viele Affären hattest du gleichzeitig? Wissen die jeweiligen Subs voneinander? Funktioniert das? Also so eifersuchtsmäßig ... weil du ja meintest, aus einer Affäre kann auch mal mehr werden?!
Sie wissen nicht immer voneinander im Sinne von: Tanja kennt Julia. Sie wissen aber, es gibt X andere Personen und wie ich zu ihnen jeweils stehe. Ja, es gab durchaus zwei Affären, die damit nicht klargekommen sind und ich habe es deswegen dann auch beendet. Wenn eine Sub mir sagt, ich will es nicht wissen, sorge ich dafür, dass sie nichts bzw. möglichst wenig von anderen mitbekommt. In meinen Augen sollte man immer mit offenen Karten spielen. Was ist ein Dom, der lügen muss? Wie soll man dem bei anderen Dingen dann noch vertrauen, wenn er nicht mal zu den eigenen Bedürfnissen stehen kann? Gleichzeitig ... oh ich habe mir durchaus mal die Hörner abgestoßen ... und es fiel mir nie schwer, Affären zu finden ... Also regelmäßig (sonst ist es ja keine Affäre, zumindest meine ich muss man sich dafür zumindest alle zwei Wochen sehen) hatte ich etwas mit vier Frauen. Das wäre mir inzwischen viel zu anstrengend. Du siehst jede dann ja mindestens einen Abend > geht schlecht, da: Ein Abend Eltern, ein Abend Freunde/Bekannte, zwei Abende Sport.
Hast du auch schon Affären beendet, weil du auf diese person keine Lust mehr hattest? Oder war immer Eifersucht, Nicht-Teilen-Wollen oder ein anderer Partner der Grund?
Keine Lust kam schon vor, ist aber eine Ausnahme. Ich suche mir meine Affäre sehr genau aus, aber eine Garantie, dass es dauerhaft passt ist es natürlich nicht.
Wo lernst du deine Subs kennen? Oder sprichst du einfach eine Frau an und schaust wie sich's so entwickelt, ob ernste Beziehung oder doch Affäre?
Es kommt schon mal vor, dass ich angeschrieben werde. Meine aktuelle Sub hat mich übers Kontaktformular angeschrieben, aber es ist sehr unterschiedlich und recht ausgeglichen. Also online und real (eben Klassiker Zug, Park, Feier, etc.) halten sich in etwa die Waage ... wohin es sich entwickeln soll, das kläre ich immer vorab, nichts ist schlimmer, als enttäuschte Erwartungen, es bedarf eben einer gemeinsamen Perspektive und ist diese nur der Spaß, ist es eben eine Affäre, wollen beide mehr miteinander teilen, dann eine Beziehung. Entscheidend ist, dass beide das gleiche wollen.
Gab´s Frauen die du angesprochen hast, die überhaupt keine Ahnung von BDSM hatten und trotzdem mit dir „mit” sind?
Nein, ich würde niemanden, der das noch nie gemacht hat mitnehmen nach der ersten Offenbarung. Die Person soll zumindest eine Nacht drüber schlafen, danach ist dann alles möglich ;)
Wo kaufst du dir deine „Spielsachen” dafür ein?
Gar nicht ;) Ich baue (Sexspielzeug und Gerten ausgenommen) alles selber.
Ich bin Jurist und produziere beruflich Papier, da ist es unglaublich entspannend und schön, etwas mit den Händen zu machen und es ist zudem viel persönlicher. Für mich ist es auch Ausdruck meiner Individualität, mich hinzusetzen und eben die Sachen, die ich in dem Bereich brauche, selbst herzustellen.
Wie alt sind in der Regel deine Subs? Gibt es bei dir eine Grenze von x bis y Jahren?
Die Jüngste war 18, das wird wohl immer meine Untergrenze bleiben und dann muss viel passen, dass es mir eben nicht zu jung wäre. In die andere Richtung waren es damals 42 Jahre und man sieht ihr das Alter absolut nicht an. Bei Affären sind 20-34 Jahre in den letzten Jahren die normale Range. Bei einer Beziehung wären mir 20 Jahre aber viel zu jung, da ist die Bandbreite zwischen 25 und 35 Jahren.
Fragen, die vor dem Interviewabend gestellt wurden
Haben Doms wirklich so einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, wie uns all die Bücher weiß machen wollen?
Oftmals ist es auch einfach nur die Angst, jemanden zu verlieren, welche Dom seine Sub „beschützen” lässt. Nicht alles ist Gold, was glänzt und BDSMler sind ganz normale Menschen. Der eine wird wirklich einen Beschützerinstinkt haben, der andere wird dies nur als Vorwand nutzen, um seine Interessen durchzusetzen.
Und du? Bist du Gold oder glänzt du nur?
Ich habe meine Ecken und Kanten und bin kein Feingold. :D Ob ich nun 333er, 555er, 750er oder 900er Gold bin, solltest du nicht mich, sondern eine neutrale Person fragen. In meinen Augen ist meine primäre Intention aber wohl wirklich der Schutz, da ich mich als Dom schon in der Verantwortung sehe. Besonders bei einer Anfängerin oder einem größeren Machtgefälle.
Hast du dich schon mal in eine Sub verliebt und wolltest mehr?
Ich habe mich in die Frau verliebt, die meine Sub war. Das ist ein kleiner Unterschied, der für mich aber sehr entscheidend ist. Bin ich solo, kann aus einer Affäre mehr entstehen, wenn es beide so wollen. Dies ist bei mir zweimal passiert, jeweils aber schon in den ersten Wochen/Monaten der Affäre.
Welche „Spielmethoden” bevorzugst du? Hast du einen persönlichen Favoriten?
BDSM hat drei Grundausprägungen: Bondage, DS und SM. Beim Bondage geht es um Fixierung, dies kann auf die unterschiedlichsten Arten erfolgen. Ich bin kein Fan von komplizierten Verschnürungen, auch wenn das wirklich toll aussehen kann. Schlagen, also SM, kann in meinen Augen jeder Depp. Für mich ist Schmerz nur etwas, mit dem ich belohnen (wenn die Person eben Lustschmerz empfindet) und bestrafen kann. Der Reiz von BDSM liegt für mich ganz eindeutig im Bereich DS. Ich habe Freude daran zu benutzen, mit der Lust der Partnerin zu spielen, erwünschtes Verhalten zu fördern und unerwünschtes zu unterbinden. Wenn es um praktische Spielmethoden geht, so mag ich im Bereich SM am liebsten den Rohrstock, bei der Fixierung eine Spreizstange und bequeme Lederfesseln und ansonsten Spiele in der Öffentlichkeit, die aber niemand sieht, Atemreduktion (nur solche die sicher ist), sexuelles Benutzen, Spiele mit zwei Subs (ja ich bin böse), Ohrfeigen (wobei diese in den ersten sieben Jahren zu meinen Tabus gehörten) und mir einfach zu nehmen, worauf ich Lust habe (und das eben kein Tabu der Frau ist).
Atemreduktion ... das hört sich immer so gefährlich an ... wie muss man sich das denn vorstellen?
Ich praktiziere nur HoM (mit der Hand Mund und Nase zu halten) und lehne Spiele, die in die Ohnmächtigkeit führen oder die Blutzufuhr einschränken (> Halsschlagader) oder andere Verletzungsgefahren in sich bergen (Kehlkopfquetschungen), für mich ab. Ich halte also mit meiner Hand Mund und Nase zu (braucht ein wenig Übung, das mit einer zu machen) und wenn der Schluckreflex einsetzt (Körper versucht, trotz fehlender Möglichkeit zu atmen), höre ich nach kurzer Zeit wieder auf. In den ganz seltenen Fällen, bei denen ich etwas weiter gehe, muss Sub in meinen Oberarm greifen und zudrücken ... würde sie erschlaffen oder verkrampfen wüsste ich, es wird gefährlich und nehme sofort meine Hand weg. Es gibt noch viele andere Spielarten, diese sind mir aber zu gefährlich. Selbst ein Mediziner kann nicht garantieren, dass jemand aus einer Ohnmächtigkeit ohne Schaden wieder aufwacht. Atemreduktion ist keine Spielart, welche man einfach mal so ausprobieren sollte!
Was genau ist der Kick an dieser Atemreduktion?
Das Vertrauen, das die Sub in dich legen muss?
Für mich eher die Macht, ich halte ja buchstäblich ihr Leben in meinen Händen und zu sehen, wie das ihr Lust bereitet. Für die Partnerin ist es sicher das Vertrauen und natürlich Adrenalin, wie auch die Körperchemie die sich in dem Moment durchaus verändert.
Wie oft bist du eigentlich Dom? Zieht sich das durch deinen kompletten Alltag oder nur am WE oder nur phasenweise ohne bestimmte Zeiten?
Es ist eine Facette meiner Persönlichkeit, aber eben nur eine und ich denke nicht einmal die, welche sich am meisten auf mein Handeln auswirkt. Für mich hängt es sehr davon ab, in welcher Lebenssituation ich mich befinde. Habe ich eine Sub, der ich jederzeit etwas befehlen könnte, wäre ich auch durchgehend ein Dom, selbst wenn ich diese Situation eben nicht nutze. Ohne eine Sub bin ich einfach nur ein Mann, der eine dominante Ader hat. Nur durch das Geschenk der Sub, sich mir unterzuordnen, werde ich ja erst zu einem Dom. Dies kann man aber sicher auch anders sehen. Wie schon kurz erwähnt, bin ich zwar solo, habe aber eine Sub als Spielbeziehung (Affäre), ich fühle mich also als Dom wenn wir uns sehen (auf Entfernung nehme ich keinen wirklichen Einfluss auf ihr Leben, abgesehen von ganz wenigen Dingen, wie ich bin der einzige Dom für sie). Wenn wir uns sehen, verbringen wir aber nicht die nächsten 48 Stunden im Spielzimmer, sondern gehen mit Bekannten aus, haben normale Brettspielabende oder picknicken ... jedoch überall dort kommt es eben vor, dass ich auch mal ein wenig (oder wenig mehr) mit ihr spiele (=BDSM betreibe).
Du schreibst, dass sie sozusagen nur dich als Dom haben soll. Blöde Frage zu dem Thema im Allgemeinen: Macht man da wirklich schriftlich was fest oder gibt es nur mündliche Absprachen bei dir?
Ich bin kein Freund von Verträgen, damit muss ich mich beruflich genug rumschlagen ;) Mein Wort hat nicht mehr oder weniger Gewicht, nur weil es schriftlich fixiert wurde und das gilt in meinen Augen auch für meine Partnerin. Absprachen sind daher in der Regel mündlicher Natur, aber ja, ich hatte zumindest zwei Beziehungen, in denen es einen „Vertrag” gab. Das ist aber etwas, das eher der schönen Symbolik dient.
Ich würde gern wissen, ob´s für dich auch No Go's/ Hard Limits, however gibt und Sachen, die dir gar nicht in die Tüte kommen?!
Hard Limits ist doch ein Begriff aus Shades of Grey oder? Ich habe mich schon länger gefragt, was das genau bedeuten soll. Es gibt Spielarten, die ich kategorisch ablehne und welche, die ich nur ablehne, weil ich sie derzeit ganz sicher nicht will. Beides ist ein Tabu, das eine eines was immer eines bleiben wird, das andere eines was vielleicht irgendwann mal eine Grenze sein wird, die ich überschreiten kann. Für mich abgelehnt habe ich zwei Spielarten, die inzwischen kein Tabu mehr sind. Die eine Spielart sind Ohrfeigen, meine erste Liebesbeziehung die auch Sub war, stand total darauf und so habe ich es ihr zuliebe versucht und es ist einfach ein tolles Gefühl. Das andere Tabu, das zu einer Grenze wurde, ist mir zu persönlich um es hier zu schreiben. Sachen die für mich kategorisch tabu sind, wären Spiele mit Tieren/Kindern, Noncon, Metakonsens (wobei das sicher seinen Reiz hätte), Handlungen die eine schwere Straftat darstellen würden, Spiele welche die Gesundheit meiner Partnerin mehr als nur etwas (sorry nichts ist 100% safe und das sage ich als jemand, dem Sicherheit sehr wichtig ist) gefährden und Spiele/Sex an Kult- oder Gedenkstätten. Spielarten die ich selber ablehne, aber ohne einen moralischen oder ethischen Grund sind: Spiele mit Blut, Bereich Klinik (Nadeln und Co), Spiele mit Kaviar (netter Ausdruck für Kot), Spiele mit Strom (außer Reizstrom)
Hallo, mich interessiert, ob man als Sub durchtrainiert sein muss? Anna soll ja bei SOG auch trainieren. Und muss eine Sub immer maso sein, um sich auf eine Session mit einem Dom einzulassen? Ich bezeichne mich als devot, aber nur wenig maso. Das heißt, meine Schmerzgrenze ist sehr niedrig. Seit ich Sog gelesen habe, stelle ich mir allerdings öfter mal die eine oder andere Szene vor, Kopfkino läuft.
Vorweg ... muss ein Dom XY sein ... muss eine Sub XY sein ... solche Fragen gibt es gerade von Anfängern immer und ich kann dazu nur sagen: BDSM ist und bleibt das, was ihr daraus macht. Es gibt große, kleine, dünne, dicke, dumme, kluge Menschen, kurz: jeden Menschentyp, der daran Spaß haben kann. Mich selber reizen schlanke sportliche Frauen, aber nicht weil Sub so sein muss, sondern weil mich dieser Figurtyp optisch einfach sehr anspricht. Ich war am Wochenende bei einem Forumstreffen und dort war von schlank bis übergewichtig alles vertreten und keinen hat´s gestört Eine Sub muss auch nicht maso sein, jedoch bedeutet Dom + Sub eben auch nicht, es wird klappen. Man braucht eine gewisse gemeinsame Schnittmenge. Eine Person, die nur Spaß am SM hat, wird nicht mit einer Person glücklich werden, die DSlerin ist. BDSM ist facettenreich und daher kann es an diesen Facetten mitunter auch scheitern. Bei vielen Subs ist es durchaus möglich, ihnen zu zeigen wie sie Schmerz besser in Lust umwandeln können, dazu braucht es Einfühlungsvermögen und den Willen, zusammen das Ziel zu erreichen. Wird Lust mit Schmerz gekoppelt (Dom erregt Sub stark und fügt ihr dabei langsam immer etwas mehr Schmerz zu, irgendwann wird Schmerz dann stärker mit Lust verbunden), kann hier einiges erreicht werden. Sofern man das auch will und nicht vergessen, in dem Bereich ist vieles tagesformabhängig ... was gestern geil war, kann heute einfach nur höllisch weh tun und abtörnen ... hier sollte Dom genau wissen was er macht, sonst wird mehr zerstört als verbessert.
Was mich interessieren würde, wenn dir jemand gefällt, kannst du nur auf dominante Art Sex haben oder geht auch Blümensex?
BDSM ist Trieb und ja auch geil, aber Sexualität besteht für mich, vor allem in einer Beziehung, aus mehr als nur einem Trieb. Ich könnte mir eine Beziehung ohne „normale” Sexualität nicht vorstellen, es würde mir mehr fehlen als BDSM, auch wenn ich sicher weitaus häufiger diese Art von Sex habe.
Würde mich auch interessieren, ob du dich dann mit so was „Langweiligem” überhaupt noch zufrieden gibst?
Und es gibt auch beim Blümchensex sehr aufregende Situationen: Zum Beispiel, wenn man ihn im öffentlichen Raum hat. BDSM ist nicht die einzige Wahrheit, wenn es um Sex geht. Mir tun die BDSMler, die nur diese Art von Sex genießen können, sogar leid.
Wie reagieren die Frauen auf deine sexuelle Neigung?
Interessanterweise überwiegend mit Neugier. Das liegt aber vielleicht auch an meinem Typ, ich bin ein lustiger und offener Mensch, den man damit erst einmal nicht in Verbindung bringen würde, daher habe ich wohl einen anderen Zugang zu einer Frau, wenn ich das Thema anspreche. Entscheidend ist auch das Timing, aber das richtige zu finden, das lässt sich nicht in ein paar Sätzen erklären. Wenn ich mich outete, habe ich noch nie sehr negative Erfahrungen gemacht, oft aber durchaus positive.
Das ist ja interessant: vielleicht reagieren die Frauen darauf neugierig, weil es was Neues ist, bzw. etwas, das man nicht ständig erlebt?
Ich glaube Frauen sind sexuell weitaus offener als Männer und mindestens 25% sind für diese Spielart offen, mit der Zeit weiß man wohl Menschen zu lesen und hat es im Gefühl, bei wem es passen könnte.
Warst du eigentlich mal scharf auf die Sub eines guten Freundes? Also ich mein jetzt nicht nur sexuell, sondern wo es menschlich einfach gepasst hat?
Ich definiere Freundschaft sehr eng und zähle daher nur drei Menschen zu meinen Freunden, zwei davon haben mit BDSM nichts am Hut und die dritte Person ist devot. Wenn ich scharf auf jemanden wäre, käme es darauf an was meine Intention ist, was für eine Art von Beziehung sie haben und wie ich mich mit ihm/ihr verstehe. Mag ich die Person, würde ich es ihr mitteilen, noch bevor ich es der Sub gegenüber äußern würde. Haben sie eine Liebesbeziehung, würde ich mich da nicht einmischen, außer als Affäre mit dem OK von ihm/ihr (gibt ja auch weibliche Doms, die Frauen als Sub haben).
Wie erklärst du deine Neigungen, wenn du in einer neuen Partnerschaft bist und sie keine Erfahrung damit hat?
Für mich ist es einfach sehr situativ, ich habe da keinen festen Plan, sondern gehe intuitiv vor. Ich verpacke es gerne mit Humor, das kam bisher immer am besten an und ja, das funktioniert selbst bei einem so ernsten und mitunter schambesetzten Thema.
Wie baust du eine Sessions auf? Gönnst du deinen Subs während des Spiels auch mal eine Pause oder lässt du sie „leiden”?
Eine Session ist wie ein guter Roman, du hast Phasen in denen ein Spannungsbogen aufgebaut wird, Höhepunkte und ein Abflachen. Ich selber spiele nach keinem festgelegten Plan, das fände ich recht langweilig, also entscheidet meine Lust darüber was passieren wird. Bei einer längeren Session sollte es immer auch Phasen der Ruhe, bzw. Entspannung geben, außer man versucht wirklich, an die Grenzen der Sub zu gehen. Das würde ich aber keinem Anfänger empfehlen.
Wie ist BDSM im realen Leben, also geht es dort hauptsächlich um Kontrolle und Bestrafung (wie bei Fifty, der gerne Mädels „bestraft” weil er ´nen Knacks hat) oder ist es doch eher eine große Spielwiese der Lust? Ich muss da immer an die klassische Domina denken, die ihren Sub mit ihren Stiefelabsatz quält oder sind das eher die krassen Ausnahmen der Szene?
Für mich ist es in der Regel nur eine Spielwiese der Lust. Mit der richtigen Partnerin kann es aber auch einen Platz im Alltag haben, nur keinen zu dominanten. Ich kenne durchaus klassische Dominas und die quälen ihren Sub nicht häufiger mit ihrem Stiefelabsatz als das junge Pärchen von nebenan Sex hat. Extreme gibt es bei den jungen Paaren ebenso wie bei den BDSMlern, also ja, es wird Leute geben, die nur für diesen Kick leben. Ob das gesund ist, wäre eine ganz andere Frage.
Waren deine Subs immer gleich im Spiel oder gab es auch welche, die sich aufmüpfig verhalten haben?
Menschen sind facettenreich und Subs sind Menschen. Es gibt Personen, die haben Freude daran zu dienen, andere daran unterworfen zu werden. Bei den meisten ist es eine situationsabhängige Mischung. Ich selber habe kein Problem mit einer Sub, die mich herausfordert, jedoch will ich auch genießen. Jemand der ständig und immer auf Konfrontation aus ist (nennt man Kampfsub) wäre nichts für mich, ich will auch einfach mal ihre Hingabe genießen. Jedoch ist das eben meine persönliche Meinung und es gibt durchaus auch dominante Männer, die eine Kampfsub sehr schätzen.
Wie findet Gentledom es, dass BDSM durch Fifty Shades kein so großes Tabu mehr ist? Freut er sich über das Interesse an dem Lebensstil oder ist er eher genervt von den (aus seiner Sicht vielleicht) „Möchtegern”-Subs, die das nur aus dem Buch kennen und davon träumen?
In meinen Augen gibt es keine Möchtegern Subs. BDSM ist bunt und niemand hat eine Deutungshoheit, was nun wirklich BDSM ist und was noch unter „normal” fällt. Leute, die Shadies als Möchtegern bezeichnen, wollen sich nur abgrenzen und hervorheben, wie viel besser sie sind, das disqualifiziert sie in meinen Augen selbst.
BDSM ist das, was du daraus machst!
Sind überwiegend Frauen Subs oder macht das nur den Eindruck?
Es gibt auch sehr viele devote Männer. BDSM ist emanzipiert, die Rolle der Person hängt weder von ihrer Bildung, ihrer sozialen Herkunft oder einem anderen Status ab, allein die jeweilige Neigung entscheidet darüber, auf welcher Seite Mann oder Frau sich wiederfinden.