Lego

Aufwachen – Strecken – zu hell hier, viel zu hell. Auf den Bauch drehen und schnell den Kopf ins Kissen graben. Vorher einen Blick in die Ecke werfen, wo sie auf ihrer Bambusmatte den Schlaf der gerechten Subbies schlummert. Wie immer, wenn sie dort schlafen muss, liegt sie in Embryonalhaltung unter Decken, die bis zum Kinn hochgezogen sind.

'Ob sie wohl träumt? Vielleicht zählt sie mal wieder Doms. Obwohl - Das tut sie wohl eher zum Einschlafen'. Wo andere Schafe zählen, zählt sie laut eigener Auskunft Doms, die auf einer großen, grünen Wiese über einen Zaun hüpfen.

'Moment mal! Wer sind diese Doms eigentlich? Von welchen Typen träumt meine Sub? Verdammt, wieso ist mir das früher nie aufgefallen?'

Den Gedanken werde ich später wieder aufgreifen müssen. Er ist für den frühmorgendlichen Halbschlaf nicht geeignet, zumal ich von einem zunehmenden Ziehen in meiner Leistengegend mehr und mehr abgelenkt bin. Jemand hat dort einen Baseballschläger deponiert. Mein Bemühen um Linderung durch Veränderung meiner Lage ist nicht von Erfolg gekrönt. Das Ziehen wächst sich peu a peu zu einem handfesten Schmerz aus. Den flüchtigen Gedanken, mir den Druck von meiner Sub absaugen zu lassen, verwerfe ich. Natursektspiele, so habe ich seinerzeit beschlossen, sind auf primzahlige Jahre zu begrenzen. Im Geiste gehe ich die Zahlen durch, während ich mich aus dem Bett schwinge. '2013? Nein, zum Glück keine Primzahl. 2015 sowieso nicht. 2017? Mist, kann ich so nicht falsifizieren, ...'.

Ich setzte bei 2021 meinen Fuß auf den Boden. Ob die Zahl 2017 tatsächlich eine Primzahl ist, werde ich wahrscheinlich erst vier Jahre später herausfinden, da ein unglaublicher Schmerz in meine Glieder fährt und meine algebraischen Bemühungen abrupt beendet. Ich knicke zur Seite weg, weil etwas meine Ferse durchbohrt hat. Ich kann mich gerade noch so abfangen, doch schon bohrt sich etwas in den anderen Fuß. Fluchend tänzle ich auf einem Bein durch das Schlafzimmer, in dem Versuch zu entfernen, was in meiner Ferse steckt und dort einen Höllenschmerz entfacht. Der Baseballschläger, der nun in meinen Shorts steckt, hüpft dabei auf und ab, und ich hopse stöhnend hinterher durch die Tür.

Mit tropfendem Haar stehe ich dreißig Minuten später an der Anrichte, schlürfe meinen ersten Kaffee und sichte das vor mir liegende Beweismaterial: Den Kassenzettel eines Second-Hand Ladens, einen Pappkarton mit dem Bild eines klingonischen Raumschiffs. Im Karton sind laut Aufdruck 1712 Legosteine. Bzw. nur noch 1709, denn drei der kleinen olivfarbenen Steinchen, die ich inzwischen aus meinen Füßen gepult habe, liegen vor der Packung. Unter meiner Ferse liegt ein Eispack, aber meine Wut ist längst verraucht und hat einer stummen Bewunderung Platz gemacht.

Unglaublich diese Frau! Das Spielzeug muss sie vor Wochen gekauft haben, um auf einen geeigneten Tag zu warten. Sie hat wach gelegen, bis ich einschlief, sich verbotenerweise erhoben, die Falle vorbereitet. Kein Problem mit der bis zum Bett reichenden Kette. Steinchen für Steinchen hat sie in konzentrischen Kreisen um unser Bett ausgelegt, etwa eine halbe Fußlänge voneinander entfernt. Meine Fußlänge wohlgemerkt! Womöglich hat sie die ganze Nacht wachgelegen, um das Schauspiel ja nicht zu verpassen. 'Dieses fiese Miststück', ich grinse in mich hinein, denn das schreit förmlich nach Rache.

'Rache? - Rache, Strafe, Belohnung, ist doch scheißegal! Max, bitte jetzt KEINE Strafzweckdiskussion!', ermahne ich mich. Der Begriff 'Flexible Response' kommt mir in den Sinn: 'Eine Doktrin, auf die ich mich einigen kann', stelle ich erfreut fest, während ich das Spielzeug sinnierend durch meine Finger gleiten lasse. 'Custom Lego Set assembled by GuJugo' entnehme ich der Verpackung. War mir neu, dass es Firmen gibt, Drittanbieter, die Original-Legosteine zu hochkomplizierten Bausätzen zusammen stellen. Interessanter als diese Erkenntnis ist allerdings die Vorstellung, wie Subbie stundenlang mit diesen winzigen Bausteinen hantiert, Haare raufend und fluchend. Diesen Bird of Prey zusammenzubauen wird selbstverständlich Teil meiner 'angemessenen Antwort' sein, nächste Woche vielleicht, zu profan für heute. Die Botschaft, die sie mir mit Legosteinen in meinen Fersen zukommen ließ, ist angekommen: „Heute kein Kaffee & Kuchen, und auch kein Kulturprogramm!“ 'Soll sie haben', denke ich und freue mich auf ein vergnügliches und hoffentlich abwechslungsreiches Wochenende.

 

***

 

Meine Subbie hat sich entschlossen, an ihrer Charade festzuhalten. Als ich die Decke sachte wegziehe, 'erwacht sie' spontan, räkelt, gähnt, streckt sich; das volle Programm. Vorsichtig löse ich den hakeligen, aber überaus robusten Splint aus der Arretierung, mit der ihre Kette an der Wand befestigt ist. Kopfschüttelnd denke ich an das Schloss, das in den ersten Wochen hier hing. Ziemlich unverantwortlich für einen Sicherheitsfanatiker mit paranoiden Zügen, besonders einen relativ fantasiebegabten wie mich. Meine Sub kann sich jederzeit von ihren Ketten befreien, was sie jedoch nur im äußersten Notfall tun wird. Beim bisher einzigen Test hatte sie sich zwei ihrer wie immer perfekt manikürten Nägel abgebrochen und einen weiteren bis auf das Nagelbett eingerissen.

Ich schiebe die Decke zur Seite und betrachte die lackierten Krallen. Der Farbraum, aus dem Kosmetikindustrie und Designer die Bezeichnung ihrer Kreationen schöpfen, ist ein Mysterium für meine maskulin geprägten Hirnwindungen. Die Bezeichnung 'samtweiß' scheint mir aber angemessen, wenngleich sie sicherlich schärfsten Protest oder sogar Spott meiner Sub provozieren würde. Auf manchen der samten schillernden Flächen blitzen einige Steinchen.

Damals, als ich sie unter meine Fittiche nahm, manikürte sie noch selbst und zwar mit ihren hübschen weißen Beißerchen, und das ständig. Da ich von Anfang an auf perfekte Nagelpflege bestanden habe, hat sie sich umorientieren müssen. Gegenüber der Methode 'anknabbern' ist 'Samtweiß plus Glitzersteinchen' ein klarer Fortschritt, auch wenn ich das Glitzerdesign für etwas zu stylish halte, fast schon tussihaft. 'Notiz an mich selbst: Von Vetorecht Gebrauch machen!' Ist ohnehin überfällig, bevor Subbie denkt, sie kann rumlaufen, wie es ihr beliebt.

Ich stupse einen Finger gegen ihr Knie und gleite den Oberschenkel hinauf, über die verblassenden Striemen des Vortags. Endlich schlägt sie die Augen auf und gibt mir ihren Unschuldsblick, der mir vor allem eines verrät: Sie hat tatsächlich kaum geschlafen. 'Himmel, ist sie schön', denke ich ergriffen Das zerstrubbelte Haar, der leicht zerknautschte Kann-kein-Wässerchen-trüben-Blick, Wange und Stirn teilweise überzogen vom Muster der Bambusmatte.

„Gut geschlafen, Schatz?“

„Ja Herr, danke Herr!“ antwortet sie mit einem unterdrückten Gähnen. '96', denke ich und starre auf ihre linke, ebenfalls mit Bambusmattenmuster überzogene Brust. Scheinheilig frage ich: „Möchtest du mir beim Frühstück Gesellschaft leisten, Schatz!“ -„Ja klar, Herr“, - '93.'

Ich löse die Kette von ihrem Hals 'keine Lust auf Kettengerassel' und führe sie an den Fingern. Das heißt, ich schiebe ihr den Daumen zwischen die Lippen, warte, bis sie aufgestanden ist, und lasse sie hinter mir hergehen. Verliert sie meinen Daumen, dann …. 'naja das werden wir dann sehen'.

Spöttisch sieht sie mich an , als wir den Tisch erreichen.

„Mit dem falschen Fuß aufgestanden heute?“, fragt sie höhnisch und fügt nach einer Pause hinzu, "Herr." -'86!'

Auf dem Tisch liegt ein Tuch, in das, und das weiß sie natürlich genau, etwas Spielzeug eingeschlagen ist. Daneben der offene Karton mit 1712 Legosteinen; ein Teller, eine Tasse schwarzen Kaffees, drei frisch gebackene Croissants, Konfitüre und Frischkäse. Für ein gemütliches Frühstück zu zweit fehlt einiges: Mindestens drei weitere Croissants, eine großer Café au lait, Butter sowie das obligatorische Glas ihrer geliebten Nougatcreme. Fast bin ich etwas traurig, wird mir doch der überaus entzückende Anblick entgehen, wenn sie auf der mir gegenüber liegenden Seite des Tischs sitzt. Nackt wie ich sie schuf, an ihren dick mit Nougat bestrichenen Croissants knabbernd und mich über ihren Becher hinweg mit ihren Katzenaugen anfunkelnd. „Willst du nicht Platz nehmen?“, freundlich deute ich neben mich. Ihre Augen verschießen Blitze in meine Richtung, bevor sie sich neben mir auf die Knie begibt. 'Wenn du denkst, dass du mich so klein kriegst, hast du dich geschnitten!', manchmal, so auch jetzt, bilde ich mir ein ihre Gedanken regelrecht hören zu können.

 

***

 

Ich genieße mein Frühstück, erfreue mich an der mehr als brillanten Auflösung meines neuen Spielzeugs, eines Nexus, und lese News. Trotz oder gerade wegen der herrlichen Ruhe, eine Folge der 100-Worte Regel, schweifen meine Gedanken immer wieder ab zu meiner Sub und meinen Plänen mit ihr für den heutigen Tag.

'Sprachfolter vielleicht? Ich könnte sie Zungenbrecher aufsagen lassen und für jeden Fehler kriegt sie eins drauf:

'Der dreiste Dom drischt seine devote Dienerin?', nein, klingt Scheiße und ist zu kurz.

'Dolldreist drischt der dicke Dämeldom die dumme Dienerin? Haha, dumme Dienerin, Dämeldom', denke ich entnervt und suche nach Alternativen. 'Distinguierter Dom vielleicht? Und der könnte dräuen, drängen, drücken, darben. Darben?'

„Darben sollst du. Schmeißt den Purschen zu Poden.“ kräht plötzlich die Synchronstimme Graham Chapmans in meinem Hirn.

'Max, AUS!' rufe ich mich zur Ordnung. Mein Gedankenstrom ist längst über die Ufer getreten, aber es besteht durchaus noch die Chance, ihn wieder in vernünftige Bahnen zu lenken, bevor er in ein unendliches Delta mäandert und sich verliert. Ich unterdrücke den Impuls, Reimgenerator und Synonymlexikon auf den Browser des Tablets zu laden, und sehe auf meine Sub herab. Wegen ihrem zu einer nervösen Maske erstarrten Gesicht verstummen die Stimmen in meinem Hirn, die so wichtige Fragen aufwerfen, wie die, warum ich Zitate aus Life of Brian in Deutsch assoziiere und wer die mindestens zwei Synchronsprecher Graham Chapmans gewesen sein mögen.

Nach vielleicht einer halben Stunde auf den Knien sind wahrscheinlich noch keine allzu großen Zweifel in ihre Hirnwindungen gekrochen, aber immerhin registriere ich ein leichtes Zucken, als ich meine Hand auf ihren Kopf lege. Ihre Haltung erinnert entfernt an das Bild von Nadu, das ich mal gesehen habe.

'Wie der Herr so das Gescherr.' Zweifelsohne gehöre ich in derlei Fragen nicht zu den Puristen. Zumal meine Sub es instinktiv versteht ihre mehr als ausreichend vorhandenen körperlichen Reize auf eine Art und Weise zu präsentieren, die meine Fantasie mehr beflügelt, als es durch die sklavische Einhaltung der feuchten Träume irgendwelcher Schreiberlinge möglich wäre.

Meine Finger streichen über ihr strubbeliges Haupt. In früheren Zeiten hat es hier eine prachtvolle Mähne gegeben, deren Tönung ebenso oft wechselte, wie ich den TV-Kanal, ungefähr alle paar Wochen. An ihre Tränen, als das Haar in dunklen Büschen auf die hellen Fliesen fiel, erinnere ich mich allzu gut. Geschah es doch an dem Tag, an den sie mir die Ehre erwies mir die volle Verfügungsgewalt über sich zu übertragen. In den letzten Tagen ist mir mehr und mehr bewusst geworden, dass mich Kurzhaarfrisuren schneller zu langweilen scheinen, als die Alternativen. Ihren haarlosen Schädel hatte ich jedenfalls ebenso sehr geliebt, wie zuvor die üppige Mähne. Ein Entscheidungsproblem, dem ich mich recht bald werde stellen müssen. Gegen die Glatze spricht das Hantieren mit einem nicht für den Dauereinsatz konzipierten, übel riechenden Agent-Orange-Derivat.

'Max Musterdom, spontan und entscheidungsfreudig' verhöhne ich mich in Gedanken selbst, angesichts meiner Unfähigkeit diesbezüglich zu einem Entschluss zu kommen? 'Ich könnte sie allerdings in eine Diskussion darüber verwickeln, fällt mir ein, dabei würde sie innerhalb von 5 Minuten ihr 100-Worte-, bzw. jetzt noch 87-Worte-Kontigent aufbrauchen.

An jenem Tag hatte sie neben ihrer Haarpracht auch ihr Recht zu sprechen eingebüßt. Als ihr ständiger Redestrom versiegt war, hatte ich eine Weile die wunderbare Ruhe genossen. Doch ihre bissigen Kommentare hatten mir bald ebenso gefehlt, wie ihr intelligenter Sprachwitz, weshalb ich eine Lösung ersann, mit der wir beide recht gut leben können, zumal ich die Regel je nach Bedarf mehr als flexibel auslege. 100 Worte ist ohnehin die Obergrenze an Dialog, den ich über die Dauer eines Tages memorieren kann.

 

***

 

„Steh jetzt mal auf, ich möchte dich ein bisschen hauen“, lasse ich betont beiläufig verlauten. Eine Schrecksekunde später steht sie rasch und in einer fließenden Bewegung auf. Ich nehme mir etwas mehr Zeit, lege den Tablet-PC zur Seite, greife nach dem Tuch, wickele es auf und entscheide mich nach einem prüfenden Blick für das mittlere von den fünf Schlagwerkzeugen. 90cm lange Elektrokabel, in verschiedene Stärken, von 7mm bis 20mm Durchmesser, wie man sie in jedem Baumarkt kaufen kann. Aus praktischen Gründen sind die Enden verschweißt. Da ich das schlichte Unterputz-Grau nicht mochte, habe ich sie vollständig mit schwarzem Schrumpfschlauch überzogen. Mit den zweckentfremdeten Kabeln erziele ich regelmäßig beste Ergebnisse was Treffsicherheit und Dosierung angeht.

Meine Sub hat eine Haltung angenommen, für die es sicher ebenfalls irgendwelche Namen gibt, die ich jedoch nicht kenne: Aufrechter, gerader Stand, Hände locker an den Seiten, geschlossener Mund, Kopf gerade, den Blick auf einen Punkt an der gegenüber liegenden Wand gerichtet. Es sei denn, ich trete in ihr Blickfeld. Wenn ich das tue, flackert sie ein wenig. Einige Male wandern ihre Augen zwischen dem Fixpunkt und mir hin und her, bis sie mich festhalten und zur Ruhe kommen können. Ich bin immer wieder von dieser Veränderung fasziniert; dieser Moment wirkt so, als ob sie allein aus meinem Blick Kraft schöpfen könnte. Heute dauert es allerdings etwas länger, bis sich der gewünschte Effekt einstellt.

Ich lasse die Spitze meiner Peitsche sachte über ihre Rundungen gleiten. Wie ein Maler fertige ich auf der Leinwand, meiner Leinwand, eine Skizze an, in der Absicht, sie später mit dicken Pinselstrichen zum Leben zu erwecken. Ich konzentriere mich auf den Bereich um die beiden hellen Dreiecke auf der Vorderseite oben. Der Look 'nicht-nahtlose Bräune', an dem sie regelmäßig im heimischem Garten arbeitet, war ihre eigene Idee. Die Bikinis, die so knapp geschnitten sind, dass eine Motte den Zweiteiler mit einem einzigen Happen verschlingen könnte, habe ich beigesteuert. Auch nackt sieht es auf den ersten Blick so aus, als trüge sie eines dieser Waffenschein-pflichtigen Designerteile.

Schon nach wenigen Treffern auf die beiden oberen Scheitelpunkte erstrahlen die Dreiecke in einem sanften Rosa, die gebräunte Haut darüber dunkelt nur wenig nach. Nicht nur aus Gründen der Symmetrie widme ich mich den anderen Ecken, nehme mir eine nach der anderen vor. Es sind bisher nur Aufwärmübungen, die dennoch eine besondere Wirkung auf mich haben. Es ist die Vorfreude, sich ganz den eigenen dunklen Gelüsten widmen zu können, obendrein mit einer Partnerin, die dies mit jeder Faser ihres wunderbaren Körpers genießen kann. 'Sadisten sind die letzten Romantiker', stelle ich in Gedanken fest, 'in einer Welt, die Hingabe nicht mehr zu schätzen weiß'.

Als ich mich der Mitte widme, wozu ich meine Sub ihre Brüste mit den Händen umfassen lasse, erlaubt sie sich eine weitere kleine Frechheit. „Autsch“, ertönt es nach dem fünften Hieb, sie reißt ihre Hand zur Seite. Schüttelnd bewegt sie die Hand nach oben, lutscht ihren Finger. Ich bin ziemlich perplex. Derartige Klagelaute gibt es von ihr nie. 'Mist, ich habe ihren Finger getroffen;' denke ich entsetzt und während ich mir überlege, ob und wie ich mich dafür entschuldigen müsste, fällt mir das spöttische Grinsen auf, das ihre Mundwinkel umspielt. Diese freche Biest versucht, mich reinzulegen. Die Botschaft verstehe ich nicht ganz, höchstens, dass ich nicht fest genug geschlagen habe. 'Nicht fest genug für ihre Nippel , aber zu fest für die Fingerchen? Oder einfach nur einer ihren verrückten kleinen Einfälle?'.

„Du bist ganz schön frech heute!“ Sie neigt ihren Kopf leicht zur Seite und grinst, was soviel heißt wie :'Du kannst ja versuchen, mir die Frechheit auszutreiben!' - 'Das werde ich ganz sicher nicht tun', denke ich, 'dafür liebe ich deine Frechheiten zu sehr'.

„Dir ist klar, dass du heute leiden wirst!“ Ein kaum merkliches Schulterzucken ihrerseits: 'Pfft, denkst du, du kannst mir Angst einjagen?', soll das wohl heißen. 'Ja, denke ich. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich das kann', denke ich und sage:

„Dein Safeword? Du weißt es noch?“ Sie schafft es völlig ausdruckslos zu nicken, aber das minimale Zucken in der Region des Kehlkopfes verrät mir: Die Erwähnung des Safewords hat seine Wirkung nicht völlig verfehlt. Darüber haben wir bei einer unserer ersten Sessions vor einigen Jahren gesprochen und seither nie wieder.

 

***

 

„Gut. Die schwarzen Schuhe bitte, die aus London! Du weißt schon, welche ich meine. Bring eine Augenbinde mit, und …. achja … zieh dir was an!“ Ohne Hast macht sich meine Sub auf den Weg. Während ich warte, fällt mir ein, dass ich ihr für heute noch einen Namen geben will. Allzu viel Zeit habe ich nicht, denn schon bald ist das leise Klacken der Absätze zu hören.

Diese Schuhe sind meine Favoriten: Schlichtes, klassisches Design, 'glaube ich', dunkles Leder, vielleicht Nappa 'vermute ich', Absätze normal hoch, eine Handbreit oder so 'schätze ich'. Meine mehr als vage Ansage, sich etwas anzuziehen, hat sie geradezu minimalistisch erfüllt, mit nur einem Strumpfband, wie ich schmunzelnd zur Kenntnis nehme.

Der Name 'Gwendoline' taucht in meinen Hirnwindungen auf. 'Sweet Gwendoline', ist soweit ich mich erinnere, eine durchaus ansehnliche Fantasiefigur, die einem beim Anblick eines derart hübschen, bis auf Pumps und Strumpfbänder nackten Frauenkörpers in den Sinn kommen kann. Gwendoline klingt nicht schlecht. Aber zwischen dem Schönheitsideal der 60er und dem meinen liegen geschätzte zwei bis drei Konfektionsgrößen und damit Welten. Deshalb verwerfe ich den Namen als unpassend.

Ihre Wirkung auf mich ist wie immer die gleiche. Ihr bloßer Anblick verwandelt mich im Prinzip in einen sabbernenden Idioten. 'Einen Sabbanten', einen Typen mit einer Quasi-Inselbegabung, der seine nur noch spärlich vorhandene kognitiven Fähigkeiten auf den sexuellen Austausch mit dem Subjekt, das ihn sabbern macht, richtet. Auch jetzt noch, nach Jahren, hat dieser Effekt nicht nachgelassen. Und sie kennt diese Wirkung genau, verspottet mich mit jeder Bewegung, jedem Schritt und jedem Blick. Und ganz nebenbei verspottet sie die Gesetze der Physik.

Sie schwebt durch den Raum, zerreibt jeden ihrer Schritte zwischen ihren Beinen, ganz oben. Dann steht sie vor mir, stolz, stoisch, schön wie eine Göttin. Ich möchte mich vor ihr in den Staub werfen und ihr danken, dass sie mein ist. Das metaphysische Feuerwerk in meinen naturalistischen Synapsen macht mich schaudern: 'Wie sehr ich sie liebe', denke ich und erschrecke beim gedachten Verb noch mehr, als beim gesagten. 'Eigenartig, dass ich es denken kann, ohne es sagen zu wollen, aber nie sagen kann, ohne es gedacht zu haben'. Schlechtes Timing für theatralische Liebesbekundungen, befinde ich, nicht ohne mir vorzunehmen, es bei nächstbesten Gelegenheiten mal wieder zu erwähnen.

Es sind ihre Gene, die mit jedem Quadratzentimeter ihrer Haut, mit jeder Faser ihres Körpers eine verschlüsselte Botschaft in meine Richtung senden. „Hey, ihr da drüben. Kommt doch mal rüber“! rufen sie meinen Genen zu. Das 'Ich', für das 'ich' 'mich' halte ist nicht mehr als ein Hilfskonstrukt. Eigentlich bin 'Ich' nichts weiter als eine Dechiffriermachine, ein biomechanischer Apparat, gelenkt von meinen eigenen Genen. Und diese, egoistisch wie sie nun einmal sind, stimmen einen Chor an: „Wir kommen gleich!“ rufen sie im Kollektiv. 'Mist', denke ich, 'ich muss aufpassen, sonst übernimmt der Australopithecus das Kommando'. Dieser etwas ruppige und wenig gesprächige Vorzeitgenosse hockt seit drei Millionen Jahren in meinen Genen, von wo er nach dem Weibchen mit den richtigen Genen Ausschau hält.

'Zu früh!' Das Weibchen ist schon das richtige, und mehr als das. Aber mir ist nicht – noch nicht - nach Australopithecus afarensis sondern nach Homo sapiens. 'Homo sadens sapiensis!', korrigiere ich. 'Naja, Sapiens, übertreib mal nicht. Bestenfalls noch Semi-sapiens, in deinem Zustand.' Mit meinem Latein ans Ende kommend, entschließe ich mich für die muttersprachliche Variante: 'Sadist mit Restintelligenz'!

 

***

 

Ich lege ihr die Augenbinde an und ziehe ihre Arme stramm hinter dem Rücken zusammen, wo ich sie mit Manschetten fessele. Als ich mein Werk begutachte, erscheint ein anderer Name auf meinem Schirm. Mir ist überhaupt nicht klar, warum ich ausgerechnet diesen Namen assoziiere, aber er gefällt:

„Tiffany!“

„Tiffany?“, an meine kleine Marotte, ihr wechselnde Namen für unsere Spiele zu geben, wird sie sich nie gewöhnen. Ihr gefällt das nicht, aber sie fügt sich in ihr Schicksal.

„Ja, Tiffany!"

„Ich finde, dir würde etwas Bewegung gut tun, Tiffany! Hüpf!“

„Ich soll... hüpfen?“

„Meine Liebe, du bist ganz schön geschwätzig heute. Wenn du so weitermachst, wirst du einen sehr schweigsamen Grillabend verbringen müssen!“

Mein Wunsch bereitet ihr sichtlich Mühe, entspricht er doch so gar nicht ihren Erwartungen. Den verkniffenen Gesichtsausdruck ignorierend, sorge ich für etwas mehr Enthusiasmus, dabei die ersten Striemen des Tages auf dem Po hinterlassend. Die abwechselnde Wirkung von Schwer- und Fliehkraft erzeugt optische Reize, denen ich mich nur schwer entziehen kann. Ich frage mich – wie so oft schon – wie es aussähe, wenn man eine dieser beiden Kräfte eliminieren würde. 'Baikonur, Parabelfug, 8000€ investieren und du bekommst deine Antwort.'

Eine solche Ausgabe, anders als den Nexus, müsste ich natürlich meinem Finanzvorstand vorlegen. Ich grinse bei dem Gedanken, wenn ich vor sie trete und verkünde: 'Tiffany, ich möchte 8000€ ausgeben, damit ich sehen kann wie deine Titten sich bewegen, wenn du in der Schwerelosigkeit herum turnst.' Ich müsste ihr allerdings vorher einen anderen Namen geben, 'Finanzvorstände können unmöglich Tiffany heißen', finde ich. Trotzdem, diese Ausgabe würde sicher auch mit dem passenden Namen nicht bewilligt werden. Klar, ich könnte dann immer noch ein Machtwort sprechen, aber Absprachen sind Absprachen. Und ich muss zu meiner Schande zugeben, sie kann wirklich besser mit Geld umgehen als ich. Viel besser.

 

***

 

Ich sitze mit einem frischem Kaffee am Tisch und rufe sie zu mir. Sie ist dankbar, nicht mehr hüpfen zu müssen, und sichtlich bemüht, leise zu atmen, aber ihre Brust hebt und senkt sich. Auf ihrer Haut glänzt ein dünner Film frischen Schweißes. Ich helfe ihr bei den letzten Schritten, damit sie sich nicht am Tisch stößt.

„Möchtest du dich setzen, Schatz?“ frage ich zuvorkommend. Sie schnauft einmal und nickt, sichtlich genervt. Mit einer Hand auf ihrem Rücken dirigiere ich sie auf die Holzbank zu meiner Rechten. Die großzügig auf der Sitzfläche verteilten Legosteine entlocken ihr ein undefiniertes Quieken, als sie darauf niedersinkt Der sanfte Druck meiner Hand in ihrem Nacken scheint sie jedoch davon zu überzeugen, dass die Legosteine, die sich in ihren Hintern bohren, nicht zufällig dort liegen, und sie fügt sich in ihr Schicksal.

Nun sitze ich also hier mit meinen Spielzeugen. Mein nagelneuer Tablet-PC, auf dem es zahlreiche Sicherheitseinstellungen vorzunehmen und Apps zu installieren gilt. Unter anderem natürlich Amazon und Zalando, auch wenn sie viel weniger dort einkauft, seit sie selbst die gemeinsamen Finanzen verwaltet. Das gute ist, den Tablet kann ich zumindest zu großen Teilen mit einer einzigen Hand bedienen. Die andere Hand ist frei für mein anderes Spielzeug, meine Subbie. Die Subbie, die mir heute morgen eine in fetten Versalien gedruckte Botschaft hat zukommen lassen. Eine Aufforderung, die zu erfüllen ich mehr als bereit bin.

Ich nehme mir also eine kleinere Aufgabe an dem Computer vor. Währenddessen kann Tiffany es sich auf einem Kissen von scharfkantigen, kleinen Legos gemütlich machen und etwas verschnaufen. Die Hüpferei war anstrengend.

Nachdem ich ein paar Apps installiert habe, lasse ich sie aufstehen und erfreue mich an den kleinen Steinchen, die an ihren knackigem Po kleben. Noch mehr erfreue ich mich an der Säuberungsaktion. Für das größere Zielgebiet nehme ich das feinere Werkzeug, also die dünnste meiner fünf Peitschen. Drei Steine, vier Schläge, denn der dritte hat sich mit der offenen Seite in ihre Haut gedrückt und ein Vakuum gezogen.

Beim zweiten Durchgang sind es sogar sieben Steinchen, die ich allerdings mit nur vier Schlägen beseitigen kann. In den folgenden Runden sind es vier, sechs und wieder drei Steine, und für die meisten davon brauche ich genau einen Schlag. An der mehr als dunklen Rötung ebenso wie an den kehligen Lauten ist nach Runde vier zu erkennen, Subbies Hintern braucht eine Pause.

 

***

 

Ich spiele an meinem Computer, während sie neben mir kniet. Irgendwann bemerke ich, meine andere Hand ist über die Schulter nach unten zu ihrer Brust gewandert. Sanft taste ich mich vor, fühle, umfasse und wiege. Die Hand ist beinahe zur Gänze gefüllt, stelle ich wie immer fest und wundere mich, wieso bei Damenmoden statt Körbchengrößen nicht das für männliche Käufer sehr hilfreiche Inversmaß also die entsprechende Hand(schuh)größe angegeben wird. 'Himmel, hier fehlt eine App', stelle ich fest. Hand aufs Tablet legen – korrospondierende Körbchengröße ausspucken lassen. 'Männer werden das lieben. Und Sponsoren dürfte man reichlich für so ein Projekt finden. Ich wiege noch einmal und starte meinen eigentlichen Angriff, der dem Bereich zwischen ihren Schläfen gilt:

„Weißt du, wen ich gestern getroffen habe?“, frage ich und fahre erst nach ihrem Kopfschütteln fort: „Dein Schwesterlein.“

„Meine Schwester?“, erwiedert sie und ich registriere mit einer gewissen Genugtuung, dass sich ihre Stirn in Falten legt. Dass sie Worte durch bloße Wiederholung verschwendet, hat es schon lange nicht mehr gegeben.

„Hast du nicht etwas vergessen?“

„Ja Herr“, zischt sie.

„Auf diesen Fauxpas werden wir später zurückkommen“, sage ich und bin selbst vom eisigen Klang meiner Stimme überrascht.

„Danke Herr.“ - '82', ganze Dialoge zu memorieren bereitet mir weniger Schwierigkeiten als zahlreiche Anreden und Floskeln, auf die sie wegen der 100-Worte-Regel zu meiner großen Freude üblicherweise verzichtet. „Ich glaube wirklich, sie will immer noch bei mir landen“, lautet die eigentliche Attacke, die wie ein Blitz in ihre Glieder zu fahren scheint. Fast bekomme ich ein schlechtes Gewissen wegen all dieser Lügen.

Das Verhältnis zur Schwester, eigentlich Halbschwester, wäre früher mit Hassliebe zutreffend beschrieben gewesen. Kürzere Beste-Freundinnen-Phasen gefolgt von Perioden tiefer Feindschaft. Unter anderem wegen des Versuchs just den Mann, den meine Sub sich zum Partner auserkoren hatte, zu verführen, nämlich mich. Genervt von dem auf und ab, hatte ich zu einer Zeit, in der es unserer Beziehung noch an der heutigen Stabilität mangelte, eine Kontaktsperre verhängt. Ein ziemlicher Eingriff in ihre Selbstbestimmung, einer der schwersten bisher, den ich mir gewiss nicht leichtfertig erlaubt habe. Aber ich sah damals ebenso wie heute nicht ein, warum ich den Versuchen Dritter, mutwillig Unfrieden zu stiften, tatenlos zusehen sollte.

„Ich hatte den mehr als deutlichen Eindruck, dass sie mir schöne Augen macht“, meine Sub senkt kurz den Blick, während ich nachsetze: „Und sie hat sich schon wieder operieren lassen. 800 ml hat sie jetzt auf jeder Seite.“ Ich lasse meine Worte wirken, bevor ich das nächste Geschoss platziere: „Wir sollten auch endlich einen Termin in der Klinik machen.“ Den Druck meiner Hand auf den fraglichen Gegenstand verstärkend, der in Volumen, Form, Festigkeit und nicht zuletzt Belastbarkeit ziemlich genau dem entspricht, was ich für perfekt halte. Eine Schönheits-OP ist so ziemlich das letzte was ich meiner Sub abverlangen werde. Ganz besonders gilt dies für eine operative Brustverschlimmerung.

„Ach, weißt du. Wir können ja morgen noch mal darüber reden“, schließe ich lapidar und registriere das Vibrato in ihrer Stimme:

„Ja Herr.“

 

***

 

Inzwischen haben wir einige weitere Runden 'Lego gespielt'. Bei der ersten habe ich mindestens zwei Dutzend Steinchen mit chirugischer Präzision von ihrer geschundenen Kehrseite entfernt. Bei der folgenden habe ich mich ihrer Front gewidmet, wo es zwar keine Legosteine gab, aber diverse helle Bereiche zum Leuchten zu bringen galt. Obwohl ich ihr bisher noch nicht soviel abverlangt habe, knickt sie bei einem leichten Schlag auf den Bauch kurz ein. Ein Phänomen, das mir als Sportmasochist wohl bekannt ist. Z.B. eine winzige Druckstelle irgendwo am Fuß, die man bei Kilometer acht bemerkt. Für sich genommen kein großer Schmerz, dennoch reicht er, um sich als Stimme des Zweifels im Kopf festzusetzen. 'Wie soll man die nächsten 34 km aushalten, wenn man jetzt schon eine Blase hat?', fragt man sich bang. Im Ziel angekommen, stellt man oft fest, dass man eine andere, weit schlimmere Verletzung völlig ignoriert hat.

Ich trete einen Schritt an sie heran, mein Finger berührt sacht ihre Flanke, gleitet nach unten, bewegt sich hin und her, sanft von einer Seite zu anderen. Bis sich meine Hand über ihren Bauch legt, fühlt, tastet und schließlich verharrt. Nach einer Stille, die mir minutenlang erscheint, fallen die beiläufigen Worte:

„Wir müssen dringend über deine Diät sprechen.“ Sie starrt mich an. Sogar durch die Augenbinde spüre ich ihren entsetzten Blick wie Nadelstiche auf meiner Haut. Ich denke: 'Himmel, bin ich ein fieser Sack', während meine Hand weiterhin tastend auf ihrem Bauch liegt. Ich spüre, wie sie sich verhärtet, zur Salzsäule erstarrt. 'Wenn du jetzt noch sagst, dass sie einen pickeligen Hintern hat, fängt sie an zu heulen.' - 'Wieso denn? Die beiden Pickelchen von letzter Woche sind doch längst verschwunden.' - Ich hoffe dir ist wenigstens klar, die Nummer hier wieder gerade zu rücken, wird dich mindestens eine Woche kosten.'

Wie bei jedem Hirnfick – mehr noch als bei normalen sadistischen Handlungen - meldet sich prompt die Geißel eines jeden Sadisten, das schlechte Gewissen. Mein Unterbewusstsein schickt mir allerdings nicht Engelchen noch Teufelchen auf meine Schultern. Vielmehr sind es wechselnde Personen des öffentlichen Lebens, die das Fernsehduell meines inneren Spartensenders bevölkern. Ich bin einigermaßen überrascht als Margot Käßmann als Vertreterin von Sitte und Anstand vor meinem geistigen Auge auftaucht. Eine Person, die sich regelmäßig in den rhetorischen Fallstricken verfängt, die sie für andere auszulegen versucht. Mein Unterbewusstsein muss mich für völlig bescheuert halten, wenn es annimmt, dass ich ihr auch nur eine Sekunde zuhören werde. Noch bevor der Ringrichter den Gegner der Käßmann ankündigen kann, verfrachte ich sie in eine der zahlreichen Katakomben und wende mich meiner sichtlich aufgewühlten Sub zu.

'Himmel, ich könnte das den ganzen Tag tun. Meine Sub quälen und ärgern.' Kann sein wir nähern uns einer Grenze und ich bin bereit, einen Schritt weiterzugehen. 'Nein mein Schatz, Sadisten singen keine Kinderlieder', denke ich und entzünde ein paar Kerzen auf dem Tisch, natürlich mit dem Dupont Feuerzeug. 'Wenn man schon Subbies Grenzen bricht, dann wenigstens mit Stil und etwas Kerzenlicht', denke ich, und gleich darauf: 'Fuck! Du solltest dringend weniger deutschen Sprechgesang hören!'

Ich wende mich wieder meiner Sub zu, die mit jedem ihrer verfügbaren Sinne jede meiner Regungen verfolgt. Vor ihr stehend, nehme ich ihren Anblick in mir auf, versinke in ihr, sauge sie auf. Es ist der Duft, der aus ihrer Mitte entspringt. Süßlich herb nebelt er den 'Sadisten mit Restintelligenz' ein. Verborgen unter den betörenden Aromen, sendet sie verschlüsselte Botschaften direkt an mein Unterbewußtsein: Einen geruchsneutralen Pheromoncocktail. Damit macht sie, wenn auch nur vorläufig, wie ich hoffe, meine Pläne zunichte. Manchmal, so auch jetzt, frage ich mich, ob sie mich damit fernsteuern kann. Je nach Wunsch den Sadisten oder das Tier in mir wachrufen kann oder den anderen Typen, mit dem sie so gern kuschelt. 'Interessanter Ansatz', denke ich noch 'Topping from the Bottom mal ganz anders gedacht.' Mit Pheronomen kann man so ziemlich jedes Verhalten auslösen, Lust, Aggression und sogar Dominanz.' Also bin ich nur ihre Marionette', wie mir einen schmerzlichen Augenblick lang bewusst wird, bevor ich sie packe und auf den Tisch werfe. Eigentlich schmeiße nicht ich sie auf den Tisch, das tut der Australopithecus. 'Ich' schaffe es allerdings gerade noch etwas anderes auf den Tisch unter sie zu schmeißen: Eine Handvoll Legosteine.

 

***

 

Als ich auf ihr liegend wieder zu mir komme, höre ich ihren hämmernden Herzschlag, oder ist es meiner? Wirklich ohnmächtig war ich natürlich nicht. Aber doch irgendwie weit weg. Das Gedankenkarussell hatte eine Ruhephase. Oder es hat sich so schnell gedreht, dass die Bewegung vor dem Hintergrund verschwamm. Um Atem ringend kleben unsere Körper aneinander, nur in der Mitte scheinen wir auseinander zu gleiten. Ein unangenehmes Gefühl von ihren Säften geradezu hinaus gespült zu werden, während ich, bzw. ein momentan nicht unwesentlicher Teil von mir, teilweise in sich zusammenfällt. Ich stemme mich instinktiv dagegen, presse meinen Unterleib nach vorne und rufe mir die bildhaften Erinnerungen des Urmenschen vor mein geistiges Auge.

Dass er ein besonders kreativer Liebhaber wäre, kann man beim besten Willen nicht behaupten. Vielmehr ist er einer, der stoisch dem Liebesspiel ausschließlich in seinen Lieblingsstellungen frönt. Davon scheint es einige Dutzend zu geben, die er der Reihe nach durchprobiert. Seinen Wunsch nach Stellungswechsel kommuniziert er – mangels Sprachbegabung – ausschließlich nonverbal, und zwar, indem er unsere Sub kurzerhand in die von ihm gewünschte Stellung bugsiert. Die Frage, ob das für sie angenehm ist, scheint mich – natürlich mich! - in diesen Momenten nicht sonderlich zu interessieren. Ich rücke, ziehe, schiebe und drücke ihren Leib, so wie es mir beliebt. Ich biege ihre Beine nach oben, presse sie nach unten oder spreize sie bis zum Anschlag. Ich klemme sie fest, halte sie, schlage gerne auch meine Finger in Fleisch oder Krallen in Haut. Dass ihr Hals sich praktisch in jeder Stellung in Armlänge befindet scheint mir kein Zufall, sondern einem evolutionären Vorteil geschuldet, den es noch zu ergründen gilt. Wahrscheinlich irgendwie zusammenhängend mit der Ausschüttung enormer Mengen an Oxytocin und anderer Glückshormone als Folge des Sauerstoffmangels im Hirn. Den Australopithecinen interessieren meine neurologischen Erkenntnisse natürlich nicht im Geringsten, er hält sich und sie einfach nur fest. Der Hals bietet sich da an, zumal es wegen nicht mehr vorhandener Mähne an Alternativen in gleicher Reichweite mangelt. Unter normalen Umständen versteht sich Tiffany sehr gut mit ihm, dem Urmenschen. Sie goutiert seine unwirsche und sehr fordernde Natur regelrecht. Jedenfalls, wenn sich nicht gerade Dutzende von Legosteinen in ihre Rückseite bohren.

Trotz der überaus unangenehmen Stellung schaffe ich es, mich gegen das 'Entfleuchen' zu stemmen. Die unaufhörlichen Kontraktionen ihrer Muskeln tragen das ihre zu meinem raschen Wiedererstarken bei. Hauptgrund dürfte allerdings die Programmankündigung in meinem Kopfkino sein. Im Mittelpunkt des Trailers steht ihre leicht nachgedunkelte Gesichtsfarbe sowie mehr als deutliche Abdrücke an ihrem Hals. Mein Vorhaben erfordert Vorbereitungen, die sich mit meinem Wunsch ihr nicht zu entgleiten, nur unter Mühen vereinbaren lassen:

Zunächst den Tisch verschieben. Er ist zwar massiv und daher schwer, aber der Boden gefliest. Erfordert nur wenig Anstrengung, macht aber einen Höllenlärm und sorgt für entsprechende Irritationen bei Subbie. Die greife ich mir als nächstes, zusammen mit dem bereitgelegten Seil. Subbie ziehe ich an den Schultern nach oben, presse sie an mich, auf meinen Schoss.

Dann der schwierige Teil, die Besteigung. Nicht die Eiger Nordwand, nur den Esstisch, Buche geölt und wegen starken Niederschlags der Kategorie 'in meinem Zustand äußerst anspruchsvoll' zugehörend. Erst mal umdrehen und meinen nackten Arsch in die Schweisslache tunken. Subbie fest auf den Schoss ziehen, Beine hoch auf die Tischplatte schwingen und dann auf den Arschbacken im Schneckentempo gen Tischmitte ruckeln, was Subbie sehr zu gefallen scheint. 'Was man nicht alles macht, um seinen perversen Lüsten zu frönen.' Jetzt Beine anwinkeln, eine Hand, die mit dem Seil, nach hinten zum Abstützen, Subbie festhalten und in den Stand. Mit dem zusätzlichen Gewicht gerade so zu schaffen aber ein Balanceakt. 'Warum habe ich Idiot eigentlich mit den Kniebeugen aufgehört?', frage ich mich, während ich mich schwankend aufrichte und versuche, auf dem rutschigen Grund nicht den Halt zu verlieren. Immerhin, Subbie arbeitet gut mit, mit ihren Beinen hinter mir, sich fest gegen mich drückend. Mehr als das kann sie zur Stabilisierung unserer Lage nicht tun. Allerdings gibt es ein stetiges Auf- und Abjuckeln ihrerseits, was ich ihr fürs erste durchgehen lasse, da es sich in der Nähe unseres gemeinsamen Massenmittelpunkts abspielt und unsere Balance nicht zu beeinträchtigen scheint. Ihre, in meinen Beinen eingehakten Füße, zwingen mich allerdings zu einem sehr unkomfortablen Watschelgang. 'Eine Fortbewegungsart von geradezu bildhafter Männlichkeit und Dominanz'. Meine Haltung dürfte in etwa der Ausgangsstellung eines Sumo-Ringers entsprechen, mit ihr auf meinen Oberschenkeln kauernd. Gerade noch so in der Mitte verbunden, bei jedem Schritt drohe ich, ihr zu entgleiten.

'Sicherlich geben wir ein Bild vollendeter Harmonie ab', denke ich noch, als mein Hirn sich diversen schmerzhaften Empfindungen zuwenden muss. Legosteine unter meinen Füßen, mal wieder. 'Der Running Gag des Tages.' Die auf dem Tisch liegenden hatte ich entfernt, die auf der Rückseite meiner Sub klebenden vergessen. Inzwischen sind sie runter gefallen. Ich habe Glück im Unglück, bin nicht mit der Ferse hineingetreten, sondern 'nur' mit den Fußballen und der Sohle. Vielleicht ist es auch so, dass ich den Schmerz wegen der reichlich in meinem Kreislauf zirkulierenden Glücks- und Stresshormone als weniger schlimm empfinde. Ich lasse mich davon jedenfalls nicht beirren. Das Seil muss über den Kehlbalken und durch die beiden seitlich eingeschlagenen Karabinerhaken, wozu ich mich strecken muss. Das wiederum interpretiert meine Sub völlig falsch, anders ist das heftigere Juckeln nicht zu erklären.

„Kannst du mal still halten!“, zische ich atemlos, während ich das Seilende in den zweiten Karabiner zu fädeln versuche. Subbie ficht das nicht an. Sie reibt und drückt, juckelt und ruckelt, im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten. Meine Lage, die sie trotz eingeschränkter Sinne zweifellos richtig einschätzt, erst einmal schnell und schamlos ausnutzen. Danach kann man ja weiter sehen. 'Ärgert dich das? Nein! Vielleicht ein wenig und wenn, dann ist es wegen dieser bescheuerten Legos in den Füßen und nicht wegen ihr.' Sie tut, was sie tun muss. Ist gefangen in einem Paralelluniversum, wo nichts existiert außer ihrer Lust.

Endlich ist das Seil durch und ich lasse mich langsam auf die Knie sinken, das Seilende mit mir nach unten ziehend. Dummerweise fällt mir nichts Besseres ein, als mich einfach nach hinten plumpsen zu lassen. Fluchend muss ich mir einige Legos aus den Hinterbacken ziehen und dann die von den Füßen streifen. Durch das ganze Geruckel, mein Geruckel, ist Subbie fast soweit. Ich muss sie zurückholen und das schnell.

Ihr Kopf fliegt nach links, nach rechts und dann wieder nach links. Es ist nicht so, dass ich bei dieser Art von Schlägen eine besondere Lust empfinde, aber ich bin lange nicht mehr so weich wie früher. Bei den ersten Ohrfeigen hatte ich mich noch verstohlen umgesehen, fast damit gerechnet, dass jeden Moment eine Frauenbeauftragte hinter einem Vorhang hervor springt und mir einen Vortrag über häusliche Gewalt hält. Jetzt warte ich einfach nur, gebe dem Wasser Zeit, kleine Rinnsale auf ihren roten Wangen zu bilden und bedaure, dass ich das grüne Glühen ihrer Augen nicht sehen kann.

„Bist du wieder bei mir?“, meine Stimme klingt blechern. Sie nickt und ich sehe mich zweifelnd nach dem Spielzeug um. In meinem Kopf denkt es hämmernd. Das Karussell schlingert in Folge einer mir nicht erklärlichen Unwucht. 'Ich bin zu weich für diesen Hitze- und Feuerscheiss.' - 'Fuck You, Kreativsadist!' Ich schließe die Augen. Erhitzte Metallstäbchen und Klammern werden ebenso wenig zum Einsatz kommen wie die eigenes angeschafften Kräuterzigarillos. Ich werde sie ein anderes Mal zeichnen, jetzt fehlt mir die dazu nötige Konzentration und Kontrolle. 'Ich bin zu weich dafür, weil ich zu hart bin', wird mal klar, jetzt, da ich mit geschlossenen Augen die Kontraktionen in unserer Mitte mehr als deutlich vernehmen kann. 'Ich will doch nur ein bisschen Spaß.'

Als ich die Augen wieder öffne, stelle ich zu meiner Freude den Stillstand des Karussells fest. Ich werde mich einfach zurücklehnen und meinen Spaß haben. Ganz normalen Spaß, wie es sich für normales Paar geziemt. 'Naja, fast normal.' Grinsend umfasse ich sie, drücke sie fest an mich, was sie erleichtert zur Kenntnis nimmt. Ich beginne, die Fesseln hinter ihrem Rücken zu lösen, presse meinen Mund auf ihr Ohr und flüstere:

„Willst du mich reiten?“ Sie nickt hastig, wohl wissend oder ignorierend, dass sie für diese Stellung, die nicht zu meinen Favoriten zählt, üblicherweise einen gewissen Preis zu entrichten hat. Noch die Augenbinde runter und der Ritt kann beginnen.

 

***

 

Ich genieße sie in all ihrer Schönheit. Tiffany, mein Luxus-Subbie. Es war die Augenbinde, die mich an eine Szene in „Frühstück bei Tiffany“ erinnert hat. Daher also der Name. Holly konnte ich sie nicht nennen, mein Unterbewusstsein weigert sich, ihr den Namen einer Dirne zu geben, auch nicht den einer überaus attraktiven und liebenswerten.

Tiffany also. Wie sie sich müht, schwitzt und kämpft. Wie ein Marionettenspieler kontrolliere ich sie mit dem Seil. Gebe nach oder ziehe, je nach Bedarf. Halte sie in einem Schwebezustand von Lust, Agonie und Atemnot. Ich drücke mein Becken nach oben oder entziehe mich nach unten, hole sie mit kurzen Schmerzimpulsen zurück, wenn sie sich zu weit von mir entfernt, entscheide mich gegen die Backpfeife und z.B. für eingedrehte Nippel. Es gibt so viele wunderbare, bessere Möglichkeiten. Mich selbst muss ich dabei zurücknehmen, kann mich nicht gehen lassen, wenn sie am improvisierten Galgen hängt. Aber ihr Anblick entschädigt mich für die Verzögerung. Das verkniffene Gesicht, die aufeinander gepressten Lippen, die perlenden Tropfen auf ihrer Stirn. 'Tiffany Tausendmaltausendschön', die sich erzwungenermaßen zur eigenen Luststeigerung selbst foltert. Bis ich sie erlöse, sie gehen lasse, kommen lasse. Sie krampft und verhärtet sich, jeder Muskel wird sichtbar. Am Bauch zeichnet sich einen Moment lang sogar die Andeutung eines Sixpacks ab, als sie sich nach hinten biegt, um sich gleich darauf den Zug des Seils ignorierend nach vorne zu schmeißen. Nun werde ich gezeichnet, als sie ihre samtweißen Krallen in mich schlägt und ein Muster hinterlässt, das mich sicherlich eine Weile begleiten wird.

 

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Sie hat sich auf mir ausgeruht, längst vom Galgen befreit. Aneinander geschmiegt schwimmen wir auf der Tischplatte. Dann sitzt sie auf mir, blickt auf mich herab. Ihre Hände gleiten spielerisch über meinen Bauch.

„Sag mal, mit deinem Sixpack ….“ sie zögert und mir wird klar, dass ich die 100-Worte Regel für heute vergessen kann. Es sei denn, ich verzichte auf die Zählung der kehligen, aber sehr wortreichen Liebesbeteuerungen 'danach'. 'Waren wir bei 86? Bei 83? Keine Ahnung mehr!' Dermaßen in meinen Überlegungen vertieft, trifft mich ein punktgenauer, von oben geführter Schlag direkt unterhalb meines Rippenansatzes völlig unvorbereitet. Wie ein Messer klappe ich in der Mitte zusammen, durch einen Nebel vom Schmerz sehe ich sie sprechen, höre aber die Worte nicht.

„Unsere .... Methode …. bestens … Kommunikations …. Therapie...“, stammele ich um Atem ringend. Sie grinst.

„Ich sagte, dass du dringend dein Trainingsdefizit aufholen musst. Dein Sixpack scheint … naja ... Ich glaube, du hast es vernachlässigt, mein Lieber.“

„Ja Ja … schon gut“, japse ich, frage mich tatsächlich und nicht gänzlich uneitel, ob da was dran sein könnte. Doch bin ich auch dankbar, irgendwie jedenfalls. Diese Retourkutsche wegen meines vorherigen Angriffs auf ihre imaginären Problemzonen habe ich mir redlich verdient. Zumal diese Aufarbeitung eine wochenlange Auseinandersetzung, ob oder ob nicht mein Angriff einen ernsten Hintergrund hat überflüssig machen wird. 'Ich sollte unsere nonverbale Methode in einem Forum für Kommunikationstherapeuten oder Eheberater vorschlagen', denke ich in einem Anflug morbiden Humor.

'Eheberatung...?' - '...Ehe...', denkt es in mir. Ein glasklarer Gedanke, der spontan auftaucht. Gänzlich unspontan denke ich ihn zu Ende ohne Einwände zu finden. Während ich mich mühsam aufrichte, zischen diverse Ideen durch mein Hirn. Sehe mich, am Fallschirm hängend, mit Rauchpatronen bunte Heiratsanträge an einen blauen Himmel malen. Derlei pseudoromantischen Unfug verwerfend blicke ich sie an und verkünde meine Entscheidung in meiner besten dulde-keinen-Widerspruch-Stimme, die im krassen Widerspruch zu dem nervösen Pochen in meiner Halsschlagader steht.


„Tiffany, Schatz, wir werden heiraten. Bald!“


Ende

Dieser Text ist © 2013 by Sehwolf und publiziert unter der Creative Commons License 3.0 CC BY-NC-SA (Details dazu finden Sie in creativecommons.org).

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