Zwei Stunden

Nun habe ich seit Kurzem eine neue Muse - noch in der Probezeit. Im Moment inspiriert sie mich noch ausschließlich auf Zuruf, und nur für ein paar Absätze. Diese kleine Schreibübung ist eine Übergangslösung, bis sich die "Neue" richtig eingearbeitet hat. Aber dann ... wink

 

Nur aus den Augenwinkeln sieht sie hin. Sie will es nicht wissen, muss es aber doch. 15:51 Uhr zeigt die Uhr an der Wand. Maja holt tief Luft. Noch wenige Minuten und es ist wieder so weit. Wieder liegen zwei Stunden vor ihr, voller Ungewissheit. Nur eines weiß sie sicher: dass sie gehorchen muss. Egal wer in wenigen Augenblicken durch die Tür kommt, sie muss ihm, ihr, ihnen gehorchen. So, wie sie es von ihrem Herrn gelernt hat. So, wie sie es mit ihm vereinbart hat.

Obwohl es nun schon fast drei Jahre sind, in denen sie diese Vereinbarung immer wieder aufs Neue einhält, ist Maja aufgeregt. Jede Woche liefert ihr Herr sie für genau zwei Stunden aus. Hier, in diesem kleinen Apartment, dass er extra für diesen Zweck mietet. Anonym und doch sicher, da er immer nur ein Zimmer weiter ist. Egal wer auch immer sie benutzen will. Eine unumstößliche Bedingung ist, dass er im Nebenzimmer anwesend ist, auf sie aufpasst. Unsichtbar für Majas Besucher beobachtet er alles über eine verborgene Kamera. Nicht aus voyeuristischen Motiven. Rein aus Fürsorge. Für Maja ist es nicht nur beruhigend zu wissen, dass ihr Herr über sie wacht. Es ist ihr auch Motivation. Es hilft ihr, nicht nachlässig oder unkonzentriert zu sein. Er sieht alles, was sie tut - und sie will es richtig machen, damit er stolz auf sie ist.

Seit fünfzehn Minuten wartet sie schon. Nackt, auf Knien, direkt vor dem Bett. Ihren Kopf hält sie gesenkt, ihre Arme hinter dem Rücken. Sie hat alles vorbereitet, zurechtgelegt. Seile, Lederfesseln, Knebel, Dildos und vieles mehr. Selbst die ungeliebten Handschellen liegen bereit. Sollte sie leiden müssen, ist auch dafür alles da: Peitschen, Riemen, Paddel und Ruten. Und auch Maja ist vorbereitet. Lange und ausgiebig hat sie gebadet, sich gründlich rasiert, einen Einlauf gemacht. Die Fuß- und Fingernägel hat sie mit einem eleganten Rotton lackiert. Ihre langen braunen Haare fallen glatt und seidig über ihre Schultern. Und auch ihre Haut hat durch die wohlriechende Lotion nach dem Bad einen leicht schimmernden Glanz.

Nochmals guckt sie aus den Augenwinkeln zur Uhr. 15:57 Uhr. Gleich! Ihr "Besuch" ist schon da. Sie hat schon Stimmen gehört, ist sich aber nicht sicher, ob es eine oder mehrere fremde Stimmen waren. Wie immer hat ihr Herr den oder die Besucher etwas früher empfangen. Maja weiß, dass ihr Herr nochmals die Grenzen erklärt, die Tabus nennt. Bei dieser Gelegenheit muss auch jeder Besucher ein aktuelles ärztliches Attest vorzeigen. Nur einmal in all den Jahren scheiterte ein Besucher an dieser Hürde.

Schritte! Maja hört Schritte vor der Tür. Jetzt!

Sie hält die Luft an. Noch immer, nach den vielen, vielen Malen, schämt sie sich etwas, für das, was die Spannung zwischen ihren Beinen auslöst. Maja ist erregt, gespannt, ängstlich, neugierig, etwas nervös und doch ganz ruhig. Diesen Moment liebt sie - jedes Mal.

Die Tür geht auf. Maja erkennt die Schuhe ihres Herrn. Daneben steht noch ein Paar Männerschuhe. Und hinter den Beinen der Männer kann sie noch ein Paar nackte Frauenfüße sehen. Majas Erregung steigt sofort noch weiter an. Sie liebt es, ihre bisexuelle Ader ausleben zu können.

"Wie besprochen: Zwei Stunden, und nicht länger", hört sie ihren Herrn sagen. Ohne eine Antwort abzuwarten, verlässt er das Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

Einige Sekunden lang passiert gar nichts. Keine Bewegung, kein Ton. "Du kniest dort im Eck. Wie besprochen wirst du aufmerksam alles beobachten. Wenn du etwas nicht richtig sehen kannst, darfst du selbstständig deine Position entsprechend verändern. Los." Maja kann die Frau nicht wirklich sehen. Hört nur die Bewegung hinter ihrem Rücken. Dann sieht sie seine Beine vor sich stehen. "Sieh mich an!" Gehorsam hebt sie den Kopf, sieht zu ihm hoch. Diesen Mann hat sie noch nie gesehen. Gepflegt, mit dunklem Anzug. Sein Alter lässt sich schlecht schätzen. Obwohl sein Haar an den Schläfen schon silbern schimmert, ist sein Gesicht noch glatt und faltenlos. An seinen Augen bleibt ihr Blick hängen: grau, fast hellgrau. Kalt, streng und doch schön. "Steh auf!" Maja kann seine Dominanz fühlen. Er ist kein Anfänger, weiß genau, was er tut. Und er tut es nicht zum ersten Mal.

"Das ist Manuela", er zeigt auf die Frau, die in der Ecke kniet. Kurz sieht Maja zu ihr, dunkelblonde Haare, am ganzen Körper nackt wie sie selbst, wendet dann aber den Blick gleich wieder auf ihm. "Sie ist in dem, was ich gleich mit dir tun werde, unerfahren. Sie ist aber eindeutig veranlagt. Und sie ist neugierig. Daher soll sie sehen, was auf sie zukommt, wenn sie sich entschließt, mein zu werden." Unvermittelt dreht er sich von Maja weg, geht zu den auf dem Bett aufgereihten Utensilien. Sofort findet er, was er sucht. In seiner Hand hält er den dünnen Bambusstab, lässt ihn einmal hörbar durch die Luft sausen. Allein dieses Geräusch sorgt bei Maja für eine Gänsehaut. Aus Erfahrung weiß sie genau, dass sie mit diesem Instrument in den richtigen Händen alles erleben kann: von Himmel bis Hölle.

Wieder steht er vor ihr. "Da dein Herr und ich die gleichen Vorlieben haben, sind wir der Meinung, dass du Manuela zeigen kannst, was ich von ihr erwarte. Und was sie erwartet, wenn sie bei mir bleibt." Seine Augen suchen die ihren, graben sich tief in sie hinein. Majas Gänsehaut wird noch stärker. "Hast du das verstanden?" Immer noch hält sein Blick Majas Augen gefangen. "Ja mein Herr." Aufregung, Erregung klingt in ihrer Stimme mit. Er nickt.

"Entkleide mich!" Vorsichtig lockert Maja seine Krawatte, öffnet den Knoten und zieht sie unter dem Hemdkragen vor. Sie legt sie sich über die Schulter. Knopf für Knopf öffnet sie sein Hemd. Da er stoisch stehen bleibt, geht sie um ihn herum und hilft ihm aus dem Sakko. Von einem Haken an der Tür nimmt sie einen Kleiderbügel und hängt seine Jacke und die Krawatte daran auf. Schnell macht sie die Manschettenknöpfe ab, legt sie zur Seite. Wie schon beim Sakko hilft sie ihm aus dem Hemd. Sorgfältig legt sie es über die Lehne eines Stuhls nahe der Tür. Wie sie es gelernt hat, zieht sie den Gürtel komplett aus der Hose und legt ihn zu den Manschettenknöpfen.

Auf ihren Knien bindet sie ihm die Schuhe auf. Abwechselnd hebt er einen Fuß und ermöglicht ihr, die Schuhe auszuziehen. Eine Sekunde zögert Maja. Erst die Strümpfe? Oder erst die Hose? Wie will er es? Im Zweifelsfall so, wie ihr Herr es ihr beigebracht hat. Also, erst die Strümpfe. Wieder hebt er seine Beine abwechselnd leicht an.

Zwei Minuten später liegt auch seine Hose sorgfältig zusammengelegt auf dem Stuhl. Und seine Unterhose folgt kurz darauf. Nachdem Maja seinen Befehl nun vollständig ausgeführt hat, stellt sie sich wieder in die vorherige Position vor ihn. Sie kann ihn nun deutlich riechen, nimmt die Gerüche seines Aftershaves, seiner Haut mit ihrer Nase auf. Sein Duft ist angenehm und unterstreicht seine Männlichkeit. Maja mag es, wenn ihre Besucher gut riechen.

"Nimm die Arme hinter den Kopf und dreh dich langsam. Will doch sehen, was ich da habe." Sofort verschränkt Maja die Hände in ihrem Nacken und streckt die Ellenbogen links und rechts von sich, so weit es geht. Tippelnd, mit kleinen Schritten dreht sie sich langsam vor ihm. Kein Lob, kein Kompliment. Stumm betrachtet er sie. Fast wie ein Arzt scheint er ihren Körper zu prüfen.

Am Ende der Drehung bleibt Maja wieder stehen und blickt ihm ins Gesicht. Keine Regung, nichts verrät seine Anerkennung, sein Missfallen, seine Meinung über ihr Aussehen. Er weiß, dass er ihr nichts mitteilen muss. Es ist seine Meinung! Und was hat sie, die Sklavin, diese Meinung zu interessieren? Seine Dominanz, sein Selbstbewusstsein, seine offensichtliche Erfahrung gefallen Maja. Dieser Mann hätte vermutlich auch ohne den Befehl ihres Herrn Macht über sie. Wenn Manuela wirklich so veranlagt ist, wie er es erzählt, wird sie gar nicht anders können, als bei ihm zu bleiben.

"Zeig mir Demut! Küss mir die Füße! Lang und mit Leidenschaft." Obwohl es ein eindeutiger Befehl ist, klingt es wie eine beiläufige Aufforderung. Seine Stimme wird nicht wirklich laut dabei. Das braucht es bei Maja auch nicht. Ohne Zögern gehorcht sie, geht vor diesem Mann, von dem sie nichts weiß, nicht mal seinen Namen, auf die Knie und beugt sich zu seinen Füßen. Wie er es verlangt hat, tut sie es. Zeigt ihm, was ihr Herr ihr beigebracht hat.

"Arbeite dich nach oben, und lass deine Hände hinter dem Rücken." Ihre Lippen, die feuchte Zunge, wandern abwechselnd an seinen Beinen nach oben. "Stopp!" Kurz vor seinem Schritt lässt er Maja innehalten. "Lass mich deine Zunge an meinen Hoden spüren!" Erneut fällt Maja seine Wortwahl auf: "Entkleide mich, Hoden". Kein: "Zieh mich aus, Eier, Sack". Nicht, dass ihr Dirty Talk etwas ausgemacht hätte. Aber sein offensichtliches Niveau lässt Maja seine Dominanz noch stärker erscheinen. Ja, er ist ihrem Herrn wirklich sehr ähnlich.

"Räum das Bett frei" Er lässt den Bambusstock in seiner Hand schaukeln, "ich habe hier alles, was ich brauche." Maja hält sich nicht lange damit auf, alles ordentlich wegzuräumen. Kurz entschlossen packt sie die Utensilien und schiebt sie unter das Bett. "Und dann fangen wir an. Wir haben nur begrenzt Zeit. Und Manuela soll schließlich etwas zu sehen bekommen."

***

Wie immer klopft es genau zehn Minuten bevor die zwei Stunden vorbei sind an der Tür. Es ist ein Hinweis, ein vereinbartes Zeichen, dass die Zeit gleich um ist. Der fremde Mann zieht sich wieder an. Dabei lässt er sich wieder von Maja helfen. Zwei Minuten vor Ablauf der Zeit bindet sie ihm die Schuhe. Erwartungsvoll kniet sie, die Hände wieder auf dem Rücken verschränkt, vor ihm auf dem Boden. "Manuela! Wir gehen." Ohne ein Wort des Abschieds, ohne Dank, ohne Gruß verlässt er mit seiner nackten Begleiterin das Zimmer.

Maja bleibt ruhig in ihrer Position knien und wartet darauf, dass ihr Herr sie holt. Nie weiß sie, wie lange es dauert. Aber meist nimmt er sich noch die Zeit, mit ihrem Besuch zu sprechen und ihn dann zu verabschieden. Maja weiß nicht, worüber gesprochen wird. Noch nie war sie dabei. Sie stellt sich manchmal vor, wie ihre Besucher sie loben, sich bei ihrem Herrn für die Überlassung bedanken.

Dieses Mal nicht. Dieser Mann war anders. Er ist sicherlich niemand, der sich für die Benutzung einer Sklavin bedankt. Es war, als würde er nur etwas nehmen, was ihm zusteht. Und seltsamerweise hatte Maja die gesamte Zeit über genau dieses Gefühl: dass es richtig ist. Dass alles, was sie tut, diesem Mann zusteht. Ein Gefühl, das sie sonst nur bei ihrem Herrn kennt.

Fast eine Stunde vergeht, ehe ihr Herr sie holt. "Geh duschen."

Gereinigt, die Haare noch etwas nass, kehrt Maja nackt zu ihrem Herrn zurück. Er sitzt in seinem Sessel und wartet auf sie. Zu seinen Füßen lässt sie sich nieder, umarmt seine Beine und legt ihren Kopf auf seine Knie. Zärtlich streicht er ihr eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. "Bis zur nächsten Woche gehörst du nun wieder uneingeschränkt mir." Glücklich seufzt Maja: "Ja mein Herr, nur dir." Er legt ihr seine Hand auf den Kopf. "Du hast heute jemanden beeindruckt, der sehr schwer zu beeindrucken ist. Jemand, den ich beeindrucken wollte. Du hast mich sehr stolz gemacht." Mit beiden Händen nimmt er ihren Kopf, dreht ihn zu sich und sieht ihr tief in die Augen "Immer war ich eine Art kleiner Bruder für ihn. Immer habe ich zu ihm aufgesehen. Es war einer seiner Sklavinnen, mit der ich meine ersten Erfahrungen sammelte. Er war viele Jahre ein Mentor für mich." Er hält einen Moment inne, und Maja kann seinen Stolz sehen, in seinen Augen lesen. "Und heute hat er mich beneidet. Dafür, dass du mir gehörst." Sie drückte sich noch fester an seine Beine, war stolz, die Seine zu sein, und glücklich in ihm den gefunden zu haben, dem sie gehören will - nur ihm!

Aber ganz tief in ihr drin, glimmt schon wieder ein Funke Neugierde, etwas Spannung, was wohl die nächsten zwei Stunden bringen mögen ...


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Autor Die Grimm'igen Gebrüder

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