Venedig der anderen Art

Endlich war der langersehnte Tag der Abreise. Die Reise zum Karneval nach Venedig begann! Die Koffer hatte ich gepackt, mein Kostüm ordentlich untergebracht und ich ging gedanklich noch einmal durch, was ich vergessen haben könnte...

Claire läutete an der Tür. Sie war meine liebste Freundin und würde mich auf der Reise begleiten. Der Flair des Nachtzuges stimmte uns ein, auch wenn die Betten unbequem waren. Die Stimmung passte in unsere Träume.
Vorsichtig hängte ich mein Kleid an ein Gepäcknetz und betrachtete es. Es war im Stil einer "dunklen Marquise" geschneidert, einer Art Hofdame. Claire entfaltete ein Kostüm einer venezianischen Edelfrau. Natürlich durften die passenden Masken dazu nicht fehlen.

Wir beide sprachen über Gott und die Welt, denn wir beide hatten keine Geheimnisse voreinander. Wir teilten nämlich die gleiche Leidenschaft für die "O". Wir hatten nicht nur gemeinsame Vorlieben, denn es gab Zeiten, zu denen wir beide gemeinsam im Bett lagen und Zärtlichkeiten austauschten. Bei einer so erotischen Frau wie ihr war das kein Wunder. Ich lächelte sie still an.

Am Morgen weckte uns der Schlafwagenschaffner, als der Zug in den Bahnhof Mestre einfuhr. Die Aufregung in mir wuchs immer mehr. Draußen waren unglaublich viele Menschen unterwegs - mein erstes Mal in der Stadt der Träume und der Lagunen. Wir drängten uns durch die Menschenmenge und nahmen ein Wassertaxi zum Markusplatz. Dort lag unser Hotel.
Die Zeit darin war stehengeblieben, die Einrichtung antik und luxuriös, gerade richtig für unser Vorhaben. Wir bezogen unsere Suite und entspannten uns bei einem Bad in der prächtigen Kupferwanne. Draußen tobte der Karneval.

Mit einem tiefen Blick in unsere gierigen Augen begannen wir unsere Verwandlung. Claire schnürte mir das Oberteil, das als Korsett geschnitten war, und sie zog es eng. Ich keuchte, denn sie schien es noch viel enger zu ziehen als sonst.

"Das muss so sein, damit deine Taille ordentlich zur Geltung kommt", lächelte sie, während sie die Bänder verknotete. Meine Brust hob sich hervor. Es war mehr, als ich gewohnt war, doch im Spiegel begann ich, Gefallen daran zu finden. Ich verspürte keine Lust darauf, ein Höschen darunter zu tragen.
Das Glanzstück meines Outfits war eine prächtige Maske aus Porzellan mit Federn. Sie passte perfekt zu unseren Outfits, auch Claire trug eine solche. Wir sahen uns an und fühlten die Zeit Casanovas um uns herum erscheinen. Als wir die Treppe in die Halle schritten, waren wir zwei Damen der alten Zeit. "Che donne belle", flüsterte der Rezeptionist.

Wir hatten Capes über unsere Kostüme gezogen, und im Gedrängel auf dem Platz hatten wir Mühe hindurch zu kommen. Die vielen Masken wirbelten um mich herum, und nach einem Augenblick der Unaufmerksamkeit hatte ich Claire aus den Augen verloren.
Schnell raffte ich mein Kleid etwas in die Höhe, rannte einige Treppen hinunter und hielt Ausschau nach meiner geliebten Freundin. Ich nahm wieder Stufen und Treppchen und landete in einer kleinen Seitengasse. Ich bemerkte erst jetzt, dass sie leer war. Nur eine Laterne am Ende der Gasse spendete etwas Licht. Mein Herz klopfte wie wild. Venedig bei Nacht!

Plötzlich konnte ich ein leises Geräusch vernehmen, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie eine Gondel neben mir anlegte. Eine große Gestalt erhob sich und stieg aus. Unter seinem schwarzen Cape blitzte ein Rüschenhemd hervor, das Gesicht war verdeckt durch eine Volto Macrame.
Ich blieb wie versteinert stehen. Die Gestalt musste mich bemerkt haben, denn sein Blick richtete sich zu mir. Das Blut rauschte in meinen Ohren! Ich stand allein mit einer geheimnisvollen Gestalt in einer einsamen Gasse, denn die Gondel war mittlerweile lautlos wieder abgefahren.
Der Mann stand regungslos und fixierte mich mit den Augen. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ging auf ihn zu. Meine Absätze hallten laut auf dem Pflaster. Ich nickte grüßend und wollte mich an ihm vorbeischieben, als eine Hand meinen Arm fasste.

"Wohin des Weges so schnell, Signora?" flüsterte er. Seine tiefe, kehlige Stimme ließ mich erschaudern. Ich hätte schreien, rennen, in Panik geraten können, doch stattdessen antwortete ich mit belegter Stimme: "Ich bin auf der Suche nach meiner Freundin."

Seine Blicke wanderten auf meinem Körper, ich konnte es spüren. Sein Duft umwehte mich, ein Blumenbouquet aus herbem Rasierwasser. Mein Armgelenk hatte er losgelassen. Warum ging ich nicht?
Eine Faszination hatte mich gepackt. Die Umgebung, der Mann, die venezianische Nacht. Er zeigte auf meine rechte Hand und schien zu lächeln. Er zog sie zu sich und bemerkte beiläufig: "Ihr tragt einen besonderen Ring, Signora".

Es war eine Nachbildung des Ringes, den die O im gleichnamigen Buch trug. So musste er ausgesehen haben. Der Ring! Ein Feuersturm fuhr über meinen Nacken.
"Somit kann ich über euch verfügen, wie es mir beliebt, Signora", sagte er sanft, aber bestimmt. Ich neigte mein Haupt und richtete den Blick zu Boden. "Ja, das können Sie, Signor", entgegnete ich ihm. Meine Bestimmung! So wirbelte es durch meinen Kopf.

War es ein Traum? Hier in Venedig einen Mann zu treffen, der über den Ring und dessen Trägerin Bescheid wusste!

Er drückte mich gegen die Wand. Seine Hände tasteten meinen Körper ab und schoben meinen Rock in die Höhe, so dass mein blankes Gesäß die kalten Mauern berührte. Mit einem Ruck drehte er mich um und richtete meinen Blick gegen die feuchten Steine der Mauer.
Seine Hände begannen, mein Korsett aufzuschnüren. Ich blieb regungslos stehen. Als es weit genug geöffnet war, konnte ich seine Hände auf meinem Rücken spüren. Er zog das Kleid über meine Schultern nach unten, bis ich nackt auf der Gasse stand. Der Gedanke an Passanten streifte mich nur kurz, zu aufregend war das Geschehen.

"Ihr seid sehr schön, Signora, es wird mir eine Freude sein, Sie zu gebrauchen, wie ich es möchte." Er lächelte ein wenig. Seine Mundwinkel hoben sich wie zum Biss.
"Wir werden diese Gasse bis zum Ende gehen, Ihre Kleider werden Sie hier zurücklassen. Nur den Umhang gestatte ich Ihnen." Er hob ihn auf und legte ihn mir behutsam um, dann reichte er mir seinen Arm, und wir schritten den Weg entlang bis zum Ende der Gasse. Ich erkannte dort eine Säule vor mir.

"Signora, würden Sie die Güte besitzen, sich mit dem Gesicht zur Säule zu stellen und dort so zu verweilen?" fragte er. Seine vornehme, leise Art zu sprechen faszinierte mich, doch sie war auch so fordernd, dass ich tat, was er wollte.
"Ihre Hände umklammern die Säule, und Ihre Beine möchte ich gespreizt sehen." Stumm gehorchte ich.
"Sie werden jetzt Schmerz verspüren, Signora, doch Sie werden sich keinen Zoll bewegen. Sie werden in dieser Position bleiben!" In meinem Kopf explodierte die Angst und überschüttete meine Adern mit heißem Feuer.

Das Pfeifen einer Gerte ließ mich erzittern. "Signora, keine Bewegung!", schnurrte er.

Meine Finger krallten sich vergeblich in den glatten Stein der Säule. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf seine Schläge. Das Brennen auf meinem nackten Hinterteil ließ mich erschaudern vor Wonne.

"Signora, ich bin beeindruckt von Ihnen!" lobte er. Mein Stolz flammte auf! Je länger er schlug, desto lustvoller wurden seine Hiebe. Ich bemerkte, dass mein Hintern sich im Takt wand, und meinte, dass mein Schritt im Schein der Gassenlaterne glänzen musste.

Dann hörte es plötzlich auf. Zitternd blieb ich stehen und spürte, wie er sich mir näherte. Seine Hände streichelten sanft mein geschundenes Fleisch und seine Lippen drückten einen zärtlichen Kuss darauf. "Ich bin stolz auf Sie, Signora. Sie sind einer 'O' würdig", murmelte er.

Ich wagte nicht, mich von der Säule zu lösen, doch er legte mir meinen Umhang wieder an und drehte mich zu sich. Durch die Maske sah ich seine Augen blitzen. Ich werde diese Augen niemals vergessen.
Ein blaugrüner Ozean, in dem ich versank. Als ich mich gefasst hatte und ihn ansprechen wollte, legte er mir den Finger auf den Mund. "Signora, es war mir eine Ehre, doch ich muss nun weiter meines Weges."

So plötzlich, wie er gekommen war, entschwand er. Nur sein Kuss brannte noch auf meinen Lippen...

Verfasserin Livia_O

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