Dialoge

Graue Wolken ziehen über den Himmel, schicken Regenschleier über das Land. Die Wipfel der Bäume vor meinem Fenster biegen sich, beugen sich ächzend der herbstlichen Gewalt und legen dabei fast widerwillig ihr Blätterkleid ab.
Dicke Regentropfen schlagen gegen das Fensterglas, scheinen zu zerplatzen, um dann wie Tränen in gewundenen Rinnsalen nach unten zu fließen. Novemberwetter. Grau. Kalt und nass. Zeit des Abschieds von den Farben der Wärme, Zeiten der Lebendigkeit.
Alles wird still, bereitet sich vor auf die wohlverdiente Ruhe, die der Winter birgt.


Fröstelnd ziehe ich meine Jacke aus flauschiger Wolle, die ich über meinem bordeauxroten Kleid trage, enger um mich und wende mich vom Fenster ab, drehe mich um und begegne seinem Blick, der mich sofort gefangen nimmt. Es ist ein Blick voller Wärme, der mich die ungemütlich kalte Nässe draußen vergessen lässt.
Entspannt sitzt er in einem der tiefen Sessel. Das Buch, in dem er bis eben noch gelesen hatte, liegt nun unbeachtet auf seinen Beinen. Noch immer sieht er mich an, lässt mich einfach nicht los. Ein Glitzern in seinen Augen erzeugt knisternde Spannung, die fast greifbar ist. Ich fühle, wie mein Herz schneller schlägt, erwartungsvoll zu flattern beginnt.

„Komm zu mir“, höre ich ihn sagen, leise und doch so deutlich wie ein lauter Befehl. Zögernd gehorche ich, ohne meinen Blick abzuwenden. Ich sehe in seinen Augen diese fast animalisch anmutende Gier des Jägers, der Beute gewittert hat und nicht eher Ruhe findet, bis er sie nicht in seinen Pranken hält.
Ich sehe die Kraft, die Macht in seinen Augen, die mich unterwirft und mich in Demut erschaudern lässt. Nichts habe ich dieser Macht entgegen zu setzen, die er ausstrahlt.
Nicht seine körperliche Überlegenheit, die er zweifellos besitzt, ist es, was mich in die Knie zwingt und die Augen niederschlagen lässt. Es sind seine kraftvolle Ruhe, seine feste Stimme und eben dieser Blick des Jägers, die mir meinen Platz zeigen.

Ganz nah stehe ich nun bei ihm. Wie von selbst beuge ich meine Knie, neige meinen Kopf und senke meinen Blick. Er legt seine Hand auf meinen Kopf, streicht mit einer unglaublichen Zärtlichkeit über meine Haare. Ich finde Ruhe in dieser Geste, Frieden, fühle mich geborgen und sicher. Entspannt ruhen meine Hände auf meinen Oberschenkeln und ich schließe die Augen, lausche in mich hinein, mir deiner Hand sehr bewusst.
Diese Hand, die mir Schmerz zufügen kann und doch so zärtlich ist, die mir meine Grenzen zeigt und mich in Schranken weist, wenn ich unerwünschte Grenzen überschreite. Es ist seine Hand, die mir seine Macht über mich zeigt, die mich aber auch tröstend in seine Arme zieht und mir meinen Frieden gibt. Ich spüre, wie auch er diesen Moment des Innehaltens genießt.

Sanft streicht er mir wieder und wieder über meine langen Haare. Schon glaube ich, dass er nur diese Nähe sucht, einfach nach Zärtlichkeit dürstet. Doch plötzlich spüre ich seinen festen Griff in mein Nackenhaar, mit dem er meinen Kopf weit nach hinten zwingt, bis er mir wieder in die Augen sehen kann. Erschaudernd erstarre ich.
Mein Puls beginnt zu rasen und mit Staunen wird mir bewusst, dass es ihm mit dieser kleinen Geste, mit diesem Griff in meinen Nacken wieder einmal gelungen ist, mich auch körperlich zu unterwerfen. In meinen Augen, an seinem Lächeln sehe ich, dass er genau das erreichen wollte und diesen Moment der Inbesitznahme in vollen Zügen auskostet. Vergessen ist das Grau vor dem Fenster.

Unsere Blicke tauchen ineinander und nichts anderes scheint mehr existent zu sein. Sein Griff in meinen Nacken, sein Blick lassen mich erglühen und öffnen mich für ihn. Ganz weich werde ich im Angesicht seiner Dominanz, die meine tief empfundene Demut weckt und mich bereit macht zu empfangen, was immer er mir geben, was immer er sich nehmen mag. Nichts anderes zählt mehr in diesem Moment.
Meine Seele liegt nackt und verletzlich in seinen Händen und ich weiß, dass dort ihr Platz ist, dass ich so nur meine Bestimmung finde und endlich angekommen bin. Ich sehe das Erkennen in seinen Augen. Macht und Hingabe, Dominanz und Demut, Oben und Unten im Gleichklang tief empfundener Harmonie, die alles zwischen uns möglich macht.

Und während vor dem Fenster die Welt im Novembergrau verblasst und sich auf eine lange Winterstarre vorbereitet, öffnet sich für uns beide eine Welt der Seelenfarben und lässt uns lebendig sein.

Verfasserin rhapsody

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