Rowenas Traum

Es war der 27. April. Rowena schloss den kleinen Buchladen von innen ab, den sie nach dem Tode ihrer Mutter geerbt und übernommen hatte. Ihren Vater hatte sie nie gekannt, noch hatte ihre Mutter jemals über ihn gesprochen oder sich einen anderen genommen.

Rowena ging die gewundene Treppe zu ihrer Wohnung hinauf, zündete all die Kerzen und orientalischen Lampen an, deren Schein sie so liebte, legte eine CD in den Player mit sinnlicher, leiser Musik, entzündete Harze und Kräuter in ihrer Räucherschale und begann sich zu entkleiden, strich dabei wie zufällig über ihre samtweiche Haut, die noch niemals ein Mann berührt hatte.
Sie schüttelte ihr Haar, ließ sich Badewasser ein in die weiße Wanne mit den goldenen Füßchen, streute Badekonfetti ins Wasser, das dadurch den dunklen, schweren Duft türkischer Rosen annahm, und ließ sich langsam, genüsslich in die Wanne gleiten.

Der Duft der Harze, der Kräuter, die Musik, der flackernde Schein der Kerzen, ihr Tag, der wie immer früh in den Stunden des Morgens angefangen hatte, ließen sie in einen Zustand fallen zwischen Tag und Traum, in eine sanfte Nacht der Träume.
Der Raum um sie her verschwand ebenso wie die Badewanne - und sie lag nackt am Ufer eines Sees, der zum Teil von Nebeln eingehüllt war. Rowena schaute über den See und sah eine Barke auf sich zukommen, sie wollte aufstehen, aber sie konnte nicht, sie war gebannt an ihren Platz.
Aus der Barke stiegen vier in weite dunkelblaue Gewänder gehüllte Gestalten, ergriffen sie, trugen sie wie ein erlegtes Wild in die Barke. Rowena schwanden die Sinne.

Sie erwachte in einer runden Felsenkammer, nackt und gefesselt auf einem weichen Moosbett liegend. Um ihren Hals, ihre Hand- und Fußgelenke lagen Ringe aus Eisen, die im Boden verankert waren.
Eine kleine Bewegung ließ sie erkennen, mit welch teuflischer Konstruktion sie gefangen war. Jede Bewegung trieb ihr spitze, metallene Dornen ins Fleisch; nur so weit, dass sie sich nicht ernsthaft verletzen konnte. Nur winzige Tropfen warmen Blutes perlten aus den nadelfeinen, kleinen Wunden, drangen langsam unter den Eisenringen hervor, trockneten auf ihrer Haut ehe sie fließen konnten.
Noch niemals war sie so hilflos gewesen, so ausgeliefert, so wehrlos gegenüber allem, was man ihr angetan hatte, antun würde. Jede unbedachte Bewegung trieb die Dornen wieder in ihre ohnehin schon verletzte Haut.

Rowena verlor jeden Zeitbegriff, dämmerte vor sich hin und war doch auf's Äußerste gespannt. Schritte erklangen und zwei Frauen in einfachen dunkelblauen hirschledernen Gewändern traten ein. Die Frauen befreiten sie von ihren Fesseln, still, ohne ein Wort. Eine reichte ihr die Hand, half ihr aufzustehen.

Widerstandslos ließ sich Rowena fortführen und fand sich in einem großen Gewölbe wieder, in dem sie von einer Gruppe Männer und Frauen erwartet wurde, die nun einen Kreis um sie bildeten.
Eine alte Frau löste sich aus diesem Kreis, streckte ihre knochige Hand aus, wies Rowena an, ihre Beine zu spreizen und öffnete ihre Schamlippen. Ihre Finger drangen in sie ein, wurden benetzt von soviel duftender Nässe während sie fanden, was sie suchten… Rowenas Jungfernhäutchen. Zufrieden zog die Alte ihre Finger zurück, nickte zufrieden und kehrte zu den anderen zurück.

Aus der Gruppe löste sich ein Mann, nahm Rowena an der Hand und führte sie zu einer Stelle des Gewölbes, wo an der Decke eiserne Ösen angebracht waren. An diesen Ösen baumelten bereits lange glänzende Ketten.
Rowena musste sich auf eine kleine wacklige Fußbank unter die Ketten stellen. Der Fremde legte ihr Manschetten aus weichem Leder um die Handgelenke, an denen Ketten aus Silber befestigt waren und an deren Ende sich Karabinerhaken befanden. Dann nahm er die silbernen Ketten und hakte sie mit dem Karabiner in die Ketten, die bereits von der Decke herabhingen.
Rowena musste sich dazu auf die Zehenspitzen erheben, sie hatte das Gefühl, ihr ganzes Körpergewicht würde einzig und allein von den Ketten getragen.

?Der Mann verband Rowena die Augen und sie verlor sich in sich. Dann war Stille. Plötzlich hörte sie ein pfeifendes Geräusch hinter sich, das sie zusammenzucken ließ. Noch einmal vernahm sie den Laut, dann traf ein so scharfer Schmerz ihren nackten, bloßen Po, dass sie unwillkürlich aufschrie. Wieder und wieder bissen sich die ledernen Zungen der Peitsche in ihr weißes Fleisch, sie taumelte, fing sich aber wieder und begriff nicht, was ihr geschah…
Der warme Geruch von Eisen stieg ihr in die Nase, sie spürte den klebrig-süßen Saft, der so warm ihre Schenkel hinunter lief, sie schrie vor Schmerz, aber auch aus Lust - einer Lust, die sie bis dahin nicht gekannt hatte, die sie erfüllte und sie irgendwann ohnmächtig werden ließ. Es war die Nacht zum 28. April.

Rowena erwachte irgendwann wieder in ihrer Kammer, angekettet, ihr Körper schmerzte. Die Frauen vom Vortag kamen wieder, banden sie los und führten sie in das Gewölbe. Sie brachten Rowena zu einer hohen, mit weichem Hirschleder gepolsterten Bank ohne Lehne. Darum herum standen zahlreiche dicke brennende Kerzen.
Rowena musste sich mit dem Rücken auf die Bank legen, ihr Körper wurde fest mit ledernen Riemen gebunden, sodass ihre Arme gestreckt über ihrem Kopf lagen und ihre Beine gespreizt waren.

Diesmal war es eine Frau, die sich eingehend mit ihr befasste. Sie begann ihr Werk, streichelte Rowenas Körper, fand mit kundigen Händen die Orte ihrer Erregung. Rowenas Brustwarzen richteten sich auf, wurden so hart, dass sie wehtaten. Die fremde Frau nahm sie zwischen ihre Finger, unnachgiebig drückte sie immer fester zu, zwirbelte sie.
Rowena wand sich vor lustvollem Schmerz, aber nur soweit ihre Fesselung dies zuließ. Ihre Peinigerin zog ihre Brustwarzen immer mehr in die Länge, nahm eine zwischen ihre Zähne und griff mit einer Hand nach etwas in der Tasche ihres Gewandes. Plötzlich biss sich eine kleine goldene Klammer in Rowenas Brustwarze, der Schmerz brachte sie wieder einer Ohnmacht nahe und sie bemerkte kaum, dass auch ihre andere Knospe so verziert wurde.

 

Der Schmerz, die Hilflosigkeit, die sonderbare Umgebung, die fremden, schweigenden Menschen, all das machte Rowena fast irre vor Lust. Eine Lust, nach deren Erfüllung sie mehr als nach allem anderen verlangte. Sie konnte diese Erfüllung zwar erahnen, aber noch kannte sie diese nicht. Nur ein Mann konnte sie erlösen, ihr das geben, wonach ihr Körper schrie, noch lauter als ihr Mund.

Der Mund der fremden Frau glitt weiter ihren Körper hinab, leckte und biss, schenkte Lust und Schmerz und Schmerzlust und Rowena war wie im Fieber, verlor sich in sich selbst und spürte kaum noch die goldenen Klammern, welche die Frau an ihren jungfräulichen, leicht geöffneten Schamlippen befestigte.
Ihre Fußsohlen wurden mit frisch geschnittenen Weidenruten geschlagen, sie spürte zwar den Schmerz, doch genoss sie ihr Ausgeliefertsein, war nur noch Lust und Schmerz und schmerzvolle Lust.
All dies erreichte seinen Höhepunkt im heißen Wachs der Kerzen, welches die unbekannte Frau auf ihren Körper goss, in den Spalt zwischen ihren weit gespreizten weißen Schenkeln.

Schnell und ohne Zögern entfernte die Unbekannte die Klammern an Rowenas Brust, löste ihre Fesseln und half ihr aufzustehen. Ein junger Mann war wie aus dem Nichts aufgetaucht und er legte Rowena nun Hand- und Fußfesseln an und kettete sie so an die Bank, dass sich ihr Hinterteil ihm fordernd entgegenstreckte.
Mit wissenden Fingern erkundete er ihren Anus, drang in sie ein, erst mit einem Finger, dann mit zwei. Rowena erstarrte, noch niemals vorher hatte sie auch nur an so etwas gedacht. Lust, Schmerz, Scham - alles focht in ihr einen aussichtslosen Kampf. Doch schließlich siegte die Lust über den Schmerz ebenso wie über die Scham.

Wieder floss der Saft ihrer Gier aus ihr heraus, ihr Unterleib zuckte, ihr Innerstes zog sich zusammen und schrie nach Erlösung; einer Erlösung, die sie noch nicht kannte.
Sie wand sich wie im Fieber, spürte, wie der Mann von hinten in sie eindrang. Langsam, vorsichtig aber doch stetig eroberte er ihre Lenden, weitete sie. Es tat weh, es tat so furchtbar weh und doch so schrecklich gut. Gerne hätte sie ihn geführt, ihm den Weg zu ihrer höchsten Lust gewiesen. Jedoch ihre Fesseln hinderten sie daran und so hatte sie keine Wahl, sie musste erdulden, warten, hinnehmen.
Als sie ihn endlich schmerzvoll ganz in ihrem Innern spürte, er durch die Darmwände hindurch ihren Kitzler zu berühren schien, glaubte sie explodieren zu müssen. Sie stand kurz davor, wollte nichts anderes mehr außer sich in Lust auflösen, alle Körpersäfte von sich geben, sich fallen lassen, loslassen und wegfliegen… da beendet er sein Tun, ließ sie zurück und alleine mit ihrem Gefühl gierender Lust und ihrem ungestillten Verlangen nach Erfüllung.
Rowena schrie laut auf, so laut, wie nur Menschen schreien können, die am Rande ihres Selbst angelangt sind. Sie schrie sich die Seele aus dem unbefriedigten, von Lust und Qual gepeinigten Leib. Dann fiel sie in eine gnädige Ohnmacht. Es war die Nacht zum 29. April.

Sie erwachte in ihrer Kammer, wusste nicht, wie lange ihre Ohnmacht gedauert hatte. Wieder kamen zwei Frauen zu ihr, hüllten Rowena in ein weißes, transparentes Gewand und führten sie in das Gewölbe, in dem sie in den vergangenen Stunden so viel Leid erlitten, soviel Lust erlebt und so viel Erkenntnis gewonnen hatte.
Heute warteten sehr viele Menschen auf sie, die ebenfalls alle in Weiß gekleidet waren. Auf einem Podest war ein Lager für Rowena vorbereitet, zu dem sie von den Frauen geleitet wurde. Mit einer Handbewegung wurde ihr bedeutet, sich hinzulegen. Eine der Frauen strich ihr über das Gesicht, schloss ihre Augen.
Sie spürte wie jemand zu ihr trat, ihr weißes Gewand anhob und es über ihre geschlossenen Augen legte und sich dann rittlings auf sie setzte.

Der stumme Fremde nahm ihre Hand, führte sie ein Stück nach unten, legte sie um etwas, das sich warm und hart anfühlte. Tastend erkundete Rowena die pulsierende Männlichkeit, ergriff sie fest, spürte, wie Tropfen der Lust ihre Hand befeuchteten. Sie sog den Duft seiner Gier ein, wurde über alle Maßen erregt und begann vor hoffender Erwartung leicht zu zittern.
Er zog sich aus ihrer Hand zurück, aber gleich darauf spürte sie ihn wieder, unten, an ihrer Pforte zu ihrem Unterleib, dort, wo bislang noch kein Mann Zutritt gehabt hatte. Sehnsüchtig streckte Rowena sich ihm entgegen, bereit, ihm ihre Jungfräulichkeit zu schenken und dafür die Erfüllung ihrer Begierden zu empfangen.

Langsam drang er in sie ein, genoss jede Sekunde, kostete sie aus, denn ihm alleine war es vorbehalten, die Erfüllung ihrer Lust zu sein. Sie gab sich ihm hin, vergaß alles um sich herum. Sie schrie auf vor Lust und auch vor Schmerz, einem Schmerz, den sie wollte und der das Ritual dieser Nacht heiligte.
Als sie noch ein Kind war und nach ihrem Vater fragte, hatte ihr ihre Mutter von dem Nebelvolk erzählt, das viele Menschen schon längst vergessen hatten. Geschichten, denen Rowena gerne gelauscht hatte, doch nie hatte sie verstanden, was sie mit ihrem Vater zu tun haben sollten.

Doch nun verstand Rowena diese Legenden, weshalb sie hier war, dass dieser Brauch das Überleben des Nebelvolkes sicherte. Rowena opferte ihre Jungfräulichkeit für dieses uralte Ritual und für dieses Geschenk gab der fremde Mann ihr etwas unendlich Kostbares. Er erlöste sie von allem Schmerz, von allem unerfüllten Verlangen, erlitten in den Nächten zuvor.
All ihre Anspannung löste sich ihn ihrem ersten himmelzerreißenden Orgasmus, der sie weinen und zittern ließ, fast löste sie sich in sich selbst auf; sie zuckte vor Leidenschaft und wand sich in ihrer Lust.

Als Rowena sich wieder beruhigt hatte, öffnete sie langsam ihre Augen. Zum ersten Male sah sie nun den Mann, der ihre Jungfräulichkeit genommen hatte, sah einen jungen, schönen Körper, der mit seltsamen Zeichen bemalt war, einen Kopf, umgeben von Haar wie loderndes Feuer. Er trug eine Maske, hinter der Augen funkelten, so grün wie die stillen, moosigen Wasser eines tiefen Weihers im tiefsten Wald.

Er nahm ihre Hand, führte sie zu einem Kohlenbecken und sie sah das glühende Eisen darin und fühlte schon den Schmerz, der sie nun erwartete. Der Mann nahm das rot glühende Eisen aus dem Feuer und wandte sich ihr zu.
Eine der umstehenden Frauen hielt Rowena ein Stück Holz hin, das sie zwischen ihre Zähne klemmen sollte, doch sie lehnte es ab. Ebenso verzichtete sie auf die Ketten, die man ihr hinhielt. Stattdessen stellte sie sich frei und bar aller Fesseln an die kalte Felswand des steinernen Gewölbes, atmete tief durch, stützte ihre Hände an die Felswand und nickte mit dem Kopf.
Kein Aufschrei entfuhr ihr, keine Klage kam aus ihrem aufgerissenen Mund, aber wieder ließ der Schmerz sie ohnmächtig werden. Es war die Nacht des 30 April, Beltane. Das uralte Ritual war vollzogen, das das Nebelvolk für ein weiteres Jahr gerettet hatte.

Langsam nur erwachte Rowena aus ihrem Tag-Nachttraum. Sie lag noch in ihrer Badewanne, ja, die weiße mit den goldenen Füßchen. Das Wasser war mittlerweile abgekühlt, die Kerzen heruntergebrannt und auch das Räucherwerk war verglüht. Vor dem Fenster stand bereits der helle Tag. Sie war lange fort gewesen, stellte sie fest.

Im 9. Monat nach diesem Ereignis gebar Rowena eine Tochter. Sie hatte feuerrotes Haar und Augen so grün, wie ein stiller, moosiger Weiher in den Tiefen des Waldes. Und später, viele Jahre später, stellte auch Rowenas Tochter fest, dass sich ihre Mutter niemals einen Mann genommen hatte. Nicht in dieser Welt.

Verfasserin Rabenbunt
Webseite der Verfasserin: www.winterkoenigin.de

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