Der Mittwoch

Wie jeden Mittwoch öffne ich das Gartentor zum Haus meiner Herrin. Ich gehe den schmalen Weg bis zu ihrer Tür. Freude, Lust, Sehnsucht und ein Gefühl der Hingabe begleiten mich. Ich läute, aber die Tür wird nicht geöffnet. Ich wage es nicht, ein zweites Mal zu klingeln, denn das hatte sie mir grundsätzlich verboten.

In meinem Kopf rasen die Gedanken. Was ist passiert? Normalerweise öffnet sich die Tür beim ersten Läuten sofort. Ist heute überhaupt Mittwoch? Sollte ich mich im Tag geirrt haben? Sicherheitshalber hole ich mein Handy aus der Jackentasche und schaue in den Kalender. Nein, heute ist Mittwoch, und es ist exakt 14:00 Uhr.

Unsicher gehe ich ein paar Schritte um das Haus. An einem kleinen Anbau sehe ich einen großen Zettel, auf dem ich ganz oben meinen Namen erkennen kann. Ich bin verwundert, aber natürlich bin ich neugierig, was da geschrieben steht. Was hat sie bloß vor?

Lieber Sebastian,

hinter der Bank steht eine Tasche. Öffne sie. Dann ziehst Du Dich nackt aus. Hier im Garten! SOFORT!!

In der Tasche befindet sich alles, was Du benötigst.

Deine Herrin

Ich bin überrascht, nervös, und dieser Zustand erregt mich. Ohne einen weiteren Moment zu zögern, ziehe ich mich nackt aus. Schließlich kenne ich die Stimme meiner Herrin und kann mir gut vorstellen, wie sie jedes dieser Worte gesprochen hätte, wäre sie gerade zugegen.

Fast nackt und allein stehe ich nun etwas ratlos da und weiß nicht, was dies alles zu bedeuten hat. "Es sollte ein ganz normaler Mittwoch werden", dachte ich. Und jetzt? Jetzt stehe ich, nur mit einem Lederslip und dem Halsband bekleidet, im Garten. Doch ihr Halsband vermittelt mir Sicherheit, ich habe das Gefühl, die Anwesenheit meiner Herrin zu spüren, obwohl sie gar nicht hier ist. Und mir wird bewusst, es beginnt ein neues Spiel. Ein neues Spiel mit der Lust!

Plötzlich höre ich eine Stimme. “Hallo, ist da Jemand? Ihr Taxi ist da!“, und ich sehe einen jungen Mann, der sich rufend nähert. Noch bevor ich mich gegen den Anbau drücken kann, hat er mich schon entdeckt. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht spricht er mich an: “Hallo, Du musst Sebastian sein. Zieh diesen Mantel über und komm mit.“ Dann wirft er mir den Mantel zu und dreht sich um. Schweigend gehen wir zum Auto und steigen ein, er auf den Fahrersitz, ich nach hinten in den Fond.

Während er den Motor startet, wirft er einen Blick in den Rückspiegel und erklärt mir, dass die Augenbinde auf dem Rücksitz für mich bestimmt ist. Dann gibt er Gas, und ich höre das Aufjaulen des Motors und das Quietschen der Reifen beim Anfahren. Da meine Augen verbunden sind, habe ich keine Ahnung, wohin die Fahrt geht. Stadteinwärts vielleicht?
Ich versuche mich krampfhaft auf die Geräusche zu konzentrieren. Da! Das war das Läuten einer Schulklingel. Dieses Läuten kenne ich nur zu gut. Also fahren wir am alten Gymnasium vorbei – stadtauswärts. Etwas nervös stecke ich die Hände in die Manteltaschen und lasse meine Gedanken einfach treiben. Aus dem Radio dringt leise Musik an mein Ohr.

Irgendwann falle ich unsanft etwas nach vorn und der Wagen hält. Das Bremsen muss der junge Mann noch üben. Wie lange diese Fahrt gedauert hat, weiß ich nicht. Irgendwie habe ich es geschafft, mich völlig abzulenken und vielleicht habe ich sogar etwas gedöst. Nun aber bin ich wieder hellwach und gespannt.

“Endstation! Nimm die Augenbinde ab und viel Spaß heute noch.“ Mit diesen Worten verabschiedet mich der Taxifahrer und ich steige aus. Ich stehe allein, bekleidet mit einem Mantel, Lederslip, Halsband und barfuß vor einem Hotel. Was soll ich hier? Mein Kopf beginnt zu rotieren und langsam nehme ich auch die ersten Passanten wahr. Am liebsten würde ich jetzt im Erdboden versinken.

Dann wieder dieses Reifenquietschen. Der Taxifahrer hatte zurückgesetzt und hielt neben mir. Er dreht die Scheibe runter und ruft mir zu: “Ach ja, Zimmer 159. Also dann, viel Spaß!“

Was habe ich nun für eine Wahl? Sicher, ich könnte mir ein Taxi rufen und wieder zum Haus der Lady fahren. Allerdings müsste ich auch dazu in dieses Hotel und an die Rezeption, da ich weder ein Handy noch Münzen für die Telefonzelle bei mir habe. Also müsste ich so oder so in das Hotel gehen, will ich nicht auf der Straße bleiben.

Außerdem reizt mich dieses Spiel jetzt. Selbst die möglichen Kommentare und Reaktionen der Passanten werden unwichtig. Mutig setze ich einen Fuß vor den anderen und fast ein wenig zu selbstbewusst stoße ich die Pendeltür zur Empfangshalle auf.
Warme Luft schlägt mir entgegen und innerhalb weniger Sekunden "scanne" ich die Halle, um den Fahrstuhl ausfindig zu machen. Meine Hände stecken leger in den Taschen. Damit verhindere ich das Aufschlagen des Mantels und ich bin froh, dass keiner der Hotelgäste bemerkt, wie wenig ich unter dem Mantel anhabe.

Endlich, ich stehe vor dem Lift und das Aufblinken der Anzeigetafel sagt mir, dass ich nicht lange warten muss. Viel zu hastig steige ich ein und drücke auf den Knopf für den ersten Stock. Gott sei Dank, ich bin allein und kann endlich in Ruhe mein Spiegelbild betrachten.
Meine Hände stecken noch immer in den Manteltaschen. Langsam breite ich die Arme aus, der Mantel öffnet sich und ich sehe mich - fast nackt. Das Halsband spiegelt sich im Licht der kleinen Lampe. Ein Lächeln geht über mein Gesicht, und jetzt weiß ich auch, warum Fahrstühle meist verspiegelt sind.

Ein Gong ertönt und die Tür öffnet sich. Vor dem Fahrstuhl stehen Hotelgäste, die mich doch etwas verwundert ansehen. Aber diese Blicke stören mich im Moment gar nicht, ich bemerke nicht einmal, dass der Mantel immer noch offen ist.

Zimmer 159, sagte der Taxifahrer? Mein Blick streift über den Gang, muss ich nach rechts oder nach links? Da, ein Wegweiser, Zimmer 150-160 links. Was erwartet mich im Zimmer 159? Jetzt werde ich nervös und meine Hände zittern etwas.
Viel zu hastig gehe ich den Gang entlang, bleibe vor der Zimmertür mit der Nummer 159 stehen und versuche, ruhig zu werden. Aber es gelingt mir nicht. Mein Atem geht zu schnell und zu allem Unglück macht mich diese verdammte Ungewissheit geil.

Auf mein Klopfen ertönt ein entferntes “Herein!“. Zaghaft drücke ich die Türklinke nach unten und betrete den Raum. Hinter mir fällt die Tür ins Schloss, und so sehr ich mich auch anstrenge, entdecke ich weder meine Herrin noch eine andere Person. Ratlos stehe ich in der Mitte des Zimmers. Doch bevor ich noch dazu komme, mir weitere Gedanken zu machen, höre ich sie rufen: “Du kommst spät, mein lieber Freund. Zieh den Mantel aus und begrüße mich gebührend!“

Endlich! Da ist sie, diese Stimme, die ich so liebe und manchmal auch fürchte. Schnell reiße ich mir den Mantel vom Leib und gehe in die Richtung, aus der ich die Stimme meiner Lady vernommen habe. Die Tür ist angelehnt. Ich klopfe leise an und frage: “Darf ich eintreten, Herrin?“

Ein Lachen dringt durch die angelehnte Tür. “Ja sicher oder verstehst du meine Sprache nicht mehr?“ Ich hole tief Luft und stoße die Tür auf. Helles Licht, Marmor, duftende Öle und mittendrin meine Herrin. Lächelnd sitzt sie in der Wanne und genießt ein Schaumbad. Mehr als 2 Schritte muss ich nicht machen, dann sinke ich auf die Knie und mit zittriger Stimme höre ich mich sagen: “Herrin, da bin ich. Verfügen Sie über mich.“

Jetzt fällt jede Spannung von mir ab, ich fühle mich sicher und ich hebe sogar unaufgefordert den Kopf. Wir schauen uns in die Augen und ihre Lippen verheißen mir, dass es ein schöner Tag werden wird. Wortlos greife ich zum Massageschwamm und beginne meine Herrin zu verwöhnen.

Verfasserin Lady Antonia

Du bist nicht angemeldet.
 Einloggen / Registrieren