BDSM und Halbseitenlähmung - ist das möglich?

Ja, es ist möglich. Ich, eine junge Frau, Anfang 20 fragt sich oft, wo die Grenzen des Möglichen liegen. Nicht nur beim Ausleben von BDSM.

Mir wurde oft in meiner Jugend oder Kindheit von Ärzten berichtet, was aufgrund meiner spastischen Hemiparese linksseitig nicht möglich wäre. Eines Mittags ging ich zur Kontrolluntersuchung zu meinem Neurologen. Ich erzählte ihm, weshalb ich bei Ihm war. Schließlich erwähnte ich auch, dass ich seit Kurzem das Laufen für mich entdeckt hatte. Er gab mir den Rat, nicht mehr als 10 km zu laufen. Jeder weiterer Kilometer, würde mich unnötig anstrengen. Gerade mein linkes Bein. Ich nahm den Rat wahr, aber dachte mir im Stillen: “Soll er nur erzählen.“ Ich trainierte weiter in meiner Freizeit. Meldete mich zu Läufen an. Die Distanz wurde immer größer,- Mein Wille immer stärker. Bis ich letztendlich beim Hermannslauftraining angekommen war. Ich trainierte ca. 1 Jahr für den Hermannslauf vom Detmolder Hermannsdenkmal bis zur Bielefelder Sparrenburg in einem Laufverein bei mir im Ort. Ende April 2014 lief ich dann meinen ersten Hermannslauf von 32 km. Und ich kam ins Ziel. Nicht mit einer Spitzenzeit, aber ich hatte durchgehalten und das Gefühl danach war unbeschreiblich! Ich, eine junge Frau, der immer wieder gesagt wurde: „Das können Sie sich abschminken. Dass ist mit ihrer Einschränkung nicht möglich.“ Habe es geschafft. Ich war unglaublich stolz auf mich!

Auch was BDSM anging, war ich zunächst skeptisch. Ich wusste, was ich wollte und wonach ich suchte. Trotzdem war mir klar: Ehrlichkeit ist einer der wichtigsten Eigenschaften, die in einer Spielbeziehung/Partnerschaft, 24/7 usw. vorhanden sein müssen. Ich fand jemanden, mit dem ich die ersten Schritte im Bereich BDSM wagte. Es war unglaublich aufregend für mich. Ich weiß noch, wie mir bei unserem ersten Treffen das Herz bis zum Hals schlug. Ich konnte meinen Herzschlag laut und deutlich hören. Er schaffte es, mir ein wenig die Nervosität zu nehmen, indem er mich fest in seine Arme nahm. Es war ein unglaubliches Gefühl! Diese Wärme und Geborgenheit zu gleich, lies meinen Herzschlag ein wenig sinken. Er roch unbeschreiblich gut und ich hätte noch Stunden so mit Ihm daliegen können. Doch dabei blieb es nicht. Langsam wurde ich endkleidet. Und mir war klar, worauf das Ganze hinauslaufen würde…

Ja, ich schlief mit Ihm. Und ich bereue es keine einzige Sekunde in meinem Leben. Von Treffen zu Treffen wurde der BDSM- Anteil größer. Ich merkte, dass ich mich eindeutig dehnen musste. Ich war muskulär total verkürzt und das merkt man auch beim Ausleben von BDSM. Es ist für mich, wie eine Reise, die momentan noch am Anfang ist und ich bin jetzt schon voller Vorfreude, wie diese weiter gehen wird.

Die Reise ging weiter, der BDSM- Anteil wurde größer. Es wurde auf den Hintern geschlagen, Ohrfeigen gegeben, auf den Boden getreten, Dominusküsse verteilt, den Penis in den Rachen geschoben, Sperma geschluckt, gehorsam gekniet zu Ihm aufgeschaut und den Schlägen Stand gehalten. Nachdem Spiel stand fest: Ich bin eindeutig masochistisch. Und ich genoss jede einzelne Methodik meines Doms. Es ist nach wie vor spannend für mich, herauszufinden, inwieweit ich masochistisch oder devot veranlagt bin.

Aber um bei der Thematik zu bleiben: Ich merke, dass ich mehr Zeit brauche, um mich von den Sessions zu erholen, als Menschen, die keine Einschränkung haben. Ich bin ehrlich: Ich wollte in meinem Leben nie eine Sonderbehandlung aufgrund meiner Einschränkung genießen. Egal von welchem Bereich ich in meinem Leben spreche: Ob im Beruf, im Freundeskreis, im Sport oder beim Ausleben von BDSM. Ich kann von mir behaupten, dass ich nicht auf dem Mund gefallen bin, und sobald es mir bei einer Praktik zu viel wird, benutze ich das Safeword.

Es ist wichtig, dass Ihr mit Eurem Spielpartner/Eurer Spielpartnerin offen und ehrlich kommuniziert. Gerade, wenn man Einschränkungen oder psychische, körperliche Behinderungen hat. Generell sind diese Dinge in jeder Beziehung meines Erachtens wichtig, auch wenn es ohne BDSM- Anteilen ist. Der Partner/die Partnerin ist man nicht selbst. Nur wenige Menschen können andere Menschen durchschauen, deswegen, redet über eure Sessions: Was war gut? Was war weniger gut? Warum hat es nicht so geklappt, wie eigentlich vorgestellt? Reflektion ist auch beim Ausleben von BDSM wichtig!

Nun noch ein bisschen zu mir: Es ist mir wichtig, dass ich kein „Paradebeispiel“ für meine Einschränkung bin. Ich besitze keinen Behindertenausweis mehr, da laut des Sozialpädiatrischen Zentrums meine Behinderung unter 10% beträgt und man einen Behindertenausweis ab 30% bekommt. Es gibt durchaus Menschen, die dieselbe körperliche Behinderung haben, wie ich, bei denen die Spastik zum Beispiel viel stärker ausgeprägt ist. Deswegen nimmt den Artikel als meine subjektive Wahrnehmung. Bei Euch kann es trotz gleicher Diagnose, ganz anders beim Ausleben von BDSM aussehen!

Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Ausprägung der körperlichen Behinderung und man kann nichts 1 zu 1 übertragen. Vergisst das bitte nicht!

Autorin smiling Sub

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