Dom – sprachbehindert im E-Rollstuhl

Seit meiner Geburt - 1959-03-21 - lebe ich mit einer im Laufe der Jahre stärker werdenden Tetraspastik, einer teils verkrampften Lähmung der 4 längeren Gliedmaßen. An meine undeutliche Aussprache muss Mann/Frau sich anfangs gewöhnen. Meine Beine + meinen rechten Arm kann ich nur ganz minimal bewegen, meinen Kopf + meinen linken Arm kann ich einigermaßen normal bewegen. In meinem Alltag benötige/beanspruche ich viel Assistenz + ich benütze einen Elektrorollstuhl.

Auch Sexualität in + Beziehungen in verschiedenen Formen waren + sind sehr starke Triebfedern in meinem Leben, eigentlich so lange ich mich erinnern kann, mit teils extrem schmerzlichen Erfahrungen + teils als Lebensfreude pur. In verschiedenen Phasen meines Lebens + auch jetzt wieder habe ich viel dafür getan/tue ich viel dafür, meine Heterosexualität zeitweise auszuleben, meine große Neugierde zu stillen + so Manches auszuprobieren.

Von BDSM hatte ich lange Zeit überhaupt keine Ahnung bzw. ich kannte nur ein paar ganz wenige Klischees darüber. Als spirituell interessierter Mensch + damals noch bekennend softer Mann habe ich dominante +/oder gar sadistische Wünsche in mir lange weit von mir gewiesen. Vor etwa 7 Jahren lernte ich in einem – nur kurz existierenden – Forum mit Schwerpunkt „Behinderung + Sexualität“ einen erfahrenen Sad-Dom kennen + ich habe ihn online mit Fragen gelöchert. Ich habe erkannt + nach + nach akzeptiert, dass eben genau dominante + auch sadistische Neigungen ebenfalls in mir schlummerten + als Fantasien sehr wohl immer wieder mal präsent gewesen waren. Daraufhin habe ich Einiges gelesen, mich z.B. in der SZ angemeldet + mich mit paar Anderen ausgetauscht.

Dieses Akzeptieren dauerte etwas, aber seitdem habe ich nie mehr an meinen Gedanken, Gefühlen + Wünschen als Dom gezweifelt. Ich bin, fühle + liebe dominant + ich mache mir nahen Menschen gegenüber keinen Hehl daraus. Im Außen + in mir selbst begegneten mir aber manchmal Zweifel an der Ausübung der Rolle als männlicher Dom: Ich kann eine Sub nicht oder nur sehr bedingt fesseln, ich kann keine Sub körperlich bezwingen, das wird teilweise aber erwartet + gewünscht. Die Suche nach einer Partnerin in Verbindung auch mit (B)DSM empfinde ich als ziemlich schwierig.

Anderseits bewahrheitet sich für mich der Spruch: „Wenn das Wort nicht schlägt, schlägt auch der Stock nicht“. Ein paar Subs waren ganz überrascht von meiner „guten Handschrift“ + sie genossen meine humorvolle, ganz individuelle Art der Dominanz. Ich bestimme lustvoll, was meine jeweilige Sub tut, was, wie + wo passiert. Klar ist nicht alles möglich, aber Vieles ist auch beim (B)DSM mit Körperbehinderung möglich. Klar brauche ich teilweise die körperliche Mithilfe der Sub + Einiges muss abgesprochen oder einfach ausprobiert werden, aber Absprachen gehören meiner Ansicht sowieso dazu + das gemeinsame Experimentieren kann sehr, sehr viel Spaß bereiten. Das ist meine Erfahrung + meine klare Empfehlung auch an andere Menschen ohne/mit Handicap.

In/nach einigen „Sessions“ hatte ich sehr lustvollen Sex, in zwei kürzeren Fernbeziehungen mit eindeutigem Machtgefälle trotz oder gerade wegen meiner „Krüppellei“ habe ich tieferes Vertrauen im Geben + im Nehmen, tiefere Gefühle in mir + in meinen Liebsten erlebt + gesehen als je zuvor. Weniger wird mich kaum noch zufriedenstellen können + darum suche ich weiter nach „meiner Sub“, leide, lache, liebe + genieße ich weiter auf dem faszinierenden Weg des BDSM.

prem-dom

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