Dom + Sub = Paar?

1. Teil - Die Facetten der Neigungen

Die Rechnung sieht auf den ersten Blick ganz logisch aus, jedoch ist das Leben meist nicht ganz so einfach gestrickt wie diese „Gleichung“. Eigentlich müsste es doch ganz einfach sein: Findet ein BDSMler einen Partner, mit dem es auf der normalen Beziehungsebene passt, müsste doch nur noch die Neigung stimmen, sprich Dom braucht Sub und Sub braucht Dom.

Ganz so leicht ist das aber dann leider doch nicht, denn die Neigungen sind oftmals sehr komplex. So gibt es Menschen, die mehr der Bereich SM reizt, andere wollen sich lieber im Bereich DS ausleben und wieder andere haben einen speziellen Fetisch. Jemand, der masochistisch (nicht devot) veranlagt ist, wird sich sicher eine Zeit lang mit einer dominanten (nicht sadistischen) Person vergnügen können.
Die Gefahr der unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse ist aber sehr groß. Sub will Schmerzen spüren, Dom möchte Macht ausüben und genau dies kann auf Dauer zu einem Dilemma führen, denn Sub will sich nicht unterordnen und Dom will kein reiner Wunscherfüller sein.

Aber selbst wenn es nur darum geht, im DS Kontext die (D)ominante und die (S)ubmissive Seite zu vereinen, kann es zu Problemen kommen. Selbst dominant ist nicht gleich dominant und devot ist auch nicht gleich devot. Manch eine devote Person liebt es zu dienen, Dom wird von dieser mit Freuden bedient. Dies kann von sporadischem sexuellen Unterordnen bis hin zu einer allgegenwärtigen und immerwährenden Unterordnung (TPE) reichen.
Manche wiederum wollen die Überlegenheit des anderen spüren, sie fordern Dom stets heraus und wollen unterworfen werden (diese Personen werden auch Kampfsubbies genannt). Nur wenn sich Dom als überlegen auszeichnet, geben sie sich ihm hin. Für sie geht es darum, die Macht des anderen aktiv zu spüren und von dieser überwältigt zu werden.
Der Dom hingegen kann ein Pascha sein, dem es einfach nur darum geht zu genießen und dem jede Anstrengung seine Macht zu beweisen lästig ist. Dieser wird mit dem zuletzt beschrieben Gegenpart nie glücklich werden.

Es gibt aber natürlich auch die Doms, die es genießen, sich ständig mit Sub zu messen, aber im entscheidenden Moment die Stärke haben, sich durchzusetzen. Meistens liegt die Neigung irgendwo zwischen den beschriebenen Extremen und je mehr Deckungsgleichheit bei den Wünschen, aber auch bei den Bedürfnissen herrscht, umso besser passen sie auf dieser Ebene zusammen.
Niemand muss nun Angst haben, dass es unmöglich ist, den passenden Partner zu finden, denn zu jedem Topf gibt es bekanntlich einen Deckel und egal ob Dom oder Sub, in einer Partnerschaft geht man auf den anderen zu.

Ich selber halte mich derzeit, auch das schwankt bis zu einem gewissen Grad mit den Jahren etwas, für stark dominant und nur etwas bis mittelmäßig sadistisch „veranlagt“. Habe ich eine Partnerin, bei der ich die Lust am Schmerz spüre, so steigert sich meine Lust am Zufügen desselben beträchtlich und reichte in manchen Beziehungen auch schon an die Lust zu dominieren heran.
Wie wichtig überhaupt diese Eigenschaften für die Partnerwahl sind, sollte sich jeder überlegen, denn BDSM ist nicht das einzige, was eine glückliche Partnerschaft ausmacht.

Zum Thema von Dom/Dom bzw. Sub/Sub Partnerschaften gibt es auch einen Artikel.

2. Teil - Aktiv/Passiv und Gebend/Empfangend

Gerade Einsteiger, aber ab und an auch erfahrene BDSMler, sprechen ungern von dominant und devot und verwenden lieber die Begriffe aktiv und passiv bzw. in seltenen Fällen gebend und empfangend. Dies dient dazu, negative Assoziationen, die gerade für manche mit dem Wort devot oder auch sadistisch einhergehen, zu vermeiden. Passiv wird mehr für den Bereich DS genutzt und empfangend für den Bereich SM.

Passiv sollte hierbei aber nicht mit einer körperlichen Passivität gleichgesetzt werden, sondern ist eben nur der Gegenpol zum aktiven Part, der durch seine Aktionen den Handlungsstrang bestimmt. Da es immer eine gewisse Interaktion geben wird, hat aber auch der „passive“ Part einen gewissen Einfluss auf den weiteren Geschehensablauf. Gebend steht hingegen für den sadistischen Part und empfangend für den masochistischen und beschränkt sich auf den Bereich der Züchtigung oder auch des Lustschmerzes.

Wenn also eine dominante Person der devoten befiehlt, sie oral zu verwöhnen und jene Person dabei kneift, so ist der Verwöhnte dennoch der aktive (Befehl) und gebende (Schmerz) Part im Gesamtkontext. Die Worte sind nicht allgemein gemeint, sondern haben im jeweiligen BDSM-Kontext eine besondere und damit in Teilen auch andere Bedeutung.

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