Spiel mit den Sinnen

BDSM ist ein Spiel mit den Sinnen und gerade der Bereich DS findet vor allem im Kopf statt. Es gibt zwei Möglichkeiten, ein Spiel besonders für Sub noch intensiver zu gestalten: Entweder indem man alle Sinne möglichst intensiv anspricht, in dem Fall gibt es eine Art Strohfeuer der Sinne, oder indem man nur einen Sinn anspricht, diesen aber ganz besonders intensiv, dann gibt es nur einen, aber dafür umso heißeren Punkt. Natürlich können Sinne auch manipuliert werden, dies erfordert aber Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein.

Klassisch gibt es fünf Sinne, die so schon seit Jahrtausenden beschrieben werden: Sehen (visuell), Hören (auditiv), Riechen (olfaktorisch), Schmecken (gustatorisch) und Fühlen (haptisch). Die moderne Wissenschaft hat die Sinne um fünf weitere Punkte ergänzt: Temperaturempfinden (Thermorezeption), Gleichgewichtssinn, Tiefensensibilität (Propriozeption), das Organempfinden (viszerale Sinn) und für uns BDSMler wichtig das Schmerzempfinden (Nozizeption). Besonders interessant sind für den DSler die Bereiche Sehen und Hören und grundlogisch für den SMler Fühlen und Schmerzempfinden.

Was kann mit diesen Sinnen angestellt und wie können sie abgestellt werden?

1. Sehen

Der primäre Sinn, auf den wir uns verlassen ist das Sehen, es sollte also auch das Auge angesprochen werden. Das passende Ambiente ist hier eine gute Möglichkeit, die Atmosphäre muss insgesamt zu der Art des Spiels passen.
Ein Verhör bei schönem Kerzenlicht wird genauso wenig passend sein wie ein Spiel in einem Verließ bei Neonlicht. Damit wäre eine Option, die visuelle Wahrnehmung zu verändern, die Ausleuchtung.

Sub kann aber auch aufgegeben werden, nur in eine Richtung zu schauen (oder der Kopf wird fixiert). Dies führt dazu, dass Sub versucht die Aktionen außerhalb des Blickfeldes zu erahnen, was ihr Kopfkino anreget und Spannung erzeugt. Dom kann mit einem Schritt mal gesehen werden und geht er/sie zurück, verschwindet Dom im Dunkeln. Mal sieht Sub, mal muss sie es sich ausmalen.
Dieses Wechselspiel kann einen besonderen Reiz ausmachen. Neben den Gestaltungsmöglichkeiten gilt für beide Seiten: Je hübscher man im Auge des anderen erscheint, umso lustvoller wird das Spiel. Gleiches gilt für das Umfeld, zwischen Bergen von Hausrat zu spielen, wird niemanden wirklich erregen, außer die Person hat einen wirklich ungewöhnlichen Fetisch.

Wie das Sehen unterbunden wird ist leicht, entweder durch einen Befehl an Sub, sie solle die Augen schließen oder eben durch eine Augenbinde. Bei letzterem ist darauf zu achten, dass bei kontaktlinsentragenden Subs die Augenbinde nicht aufs Auge drückt. Besonders der Verlust des Sinnes sehen kann für Sub sehr erregend sein.

2. Hören

Hier fällt mir sofort ein: Wer nicht hören will, muss fühlen. Hört Sub nicht auf mich, wird sie schnell die Konsequenzen zu spüren bekommen, daher tut Sub gut daran auf Dom zu hören. Gerade die Sprache ist ein wichtiges Bindeglied zwischen beiden Partnern. Wird sie aktiv gepflegt kommt es zu einer intensiven Interaktion und besonders Dom kann durch Wort(e) das Kopfkino von Sub befeuern.

Ein kurzer knackiger Befehl und Sub kniet nieder, eine kleine geflüsterte Gemeinheit in einem Cafe, was Dom machen wird, wenn beide wieder zu Hause sind, das sind Dinge, die unter die Haut gehen können. Die Stimme bietet dabei ein breites Spektrum. Leise gesprochene oder gar geflüsterte Worte können Intimität bedeuten, aber auch „pass auf und hör mir genau zu“.
Laute Worte können Zorn zum Ausdruck bringen, wobei ich von Lautstärke als Dom nichts halte. Dies ist aber rein eine Frage des persönlichen Stils. Wie Dom, aber auch Sub beim Spiel am besten verbal kommunizieren, das würde hier den Rahmen sprengen. Aber vielleicht kommt hierzu auch mal ein Artikel.

Gerade, wenn dem Menschen die Fähigkeit zu sehen genommen wird, konzentriert er sich aufs Hören. Ich persönlich mag es, durch Töne besondere Assoziationen bei der Sub hervorzurufen. Einige meiner liebsten Rohrstöcke sind geriffelt, wenn ich sie durch die Luft ziehe, zerschneiden sie diese und erzeugen einen sehr intensiven Ton. Dieser Ton löst häufig heftigere Reaktionen als der Schlag an sich aus. Dies geht natürlich auch mit vielen anderen Gegenständen, zum Beispiel einer Rosshaarpeitsche oder dem hörbaren elektrischen Funkenflug, den Reizstromgeräte an Metall erzeugen können. Je weniger Geräusche im Raum zu hören sind, umso mehr wird sich Sub auf diese Geräusche konzentrieren und fokussieren.

Viele BDSMler schwören zudem auf gute Musik beim Spiel.

Diesen Sinn abstellen ist recht leicht, Oropacks oder auch ein MP3 Player mit der entsprechenden Lautstärke der Musik. Wenig sinnvoll ist es, Sub zu befehlen, nichts mehr zu hören, sie könnte sonst dauerhaft die Ohren bei den Worten des Herrn auf Durchzug stellen ;-)

3. Riechen

Erst einmal fällt einem da die Körperhygiene ein, daneben aber auch wie es im Raum riecht. Männer sind hier von Natur aus etwas unempfindlicher, sollten dies aber nicht als Freifahrtschein sehen. Verschiedene Spielzeuge haben zudem einen sehr schönen oder intensiven Geruch.
Ich mag Leder sehr gerne riechen und streichle meiner Sub gerne mit einem Lederflogger durchs Gesicht, damit sie den Duft aufnehmen kann, bevor ich das Spielzeug einsetze. Auch andere Dinge wie ein Ingwerplug haben einen Eigengeruch, der Assoziationen wecken kann.

Das Riechen abstellen geht wohl, sehr unsexy, am besten mit einer Wäscheklammer und solche Klammern haben ja die meisten BDSMler in ihrem Schlaf/Spielzimmer.

4. Schmecken

Gerade Sub nimmt oft Dinge oder Körperflüssigkeiten von Dom durch den Mund in sich auf. Schmeckt es gut, wird es eher eine Belohnung sein, schmeckt es schlecht, eher eine Strafe. Auch erotische Spiele mit Speisen sind möglich und welcher Dom isst nicht mal gerne ein paar Leckereien von seiner Sub, um sie dann im Anschluss als Nachtisch zu vernaschen.

Es ist möglich, den Geschmackssinn zu irritieren und abzustellen, zum Beispiel kann dies durch die Unterdrückung des Geruchssinns gemacht werden, da hier eine Wechselwirkung besteht. Wie man dieses aber sinnvoll in den Bereich BDSM einbringen will, erschließt sich mir nicht so ganz ;-)

5. Fühlen

Also der Tastsinn kann sehr schön eingebunden werden, gerade wenn Sub nichts sehen kann. Sie ist bei der Fortbewegung recht hilflos und muss sich vorantasten, wenn Dom ihr nicht hilft. Auch neue Spielzeuge können von Sub erst einmal ertastet werden. Die Verwendung von einem Nadelrad oder einer Feder braucht keine wirkliche Übung und gerade wenn Sub fixiert ist und nicht ausweichen kann (oder einfach nicht darf) sind hier viele Möglichkeiten für Spiele, auch mit der Körperbeherrschung, möglich.

Körperstellen, die gerade erst Schmerzen ausgesetzt wurden, reagieren, wie in einer Alarmstellung, besonders intensiv auf jeden neuen Reiz. Diese Übersensibiltät kann sich Dom zu Nutze machen.

Diesen Sinn zu unterdrücken ist nicht leicht, es ist aber zum Beispiel durch ein Vakuumbett möglich. Punktuell können auch Salben eingesetzt werden, solange keine medizinischen Gegenanzeigen vorhanden sind. Ein wirkliches Betäuben einer Person ist hingegen höchst gefährlich und sollte auf keinen Fall praktiziert werden.

6. Temperaturfühligkeit

In einem kalten Raum wird Sub kaum große Lust entwickeln, also erst einmal für ein Wohlfühlklima sorgen, außer es ist Teil des Spiels, dass Sub sich eben nicht wohl fühlen soll. Spiele mit Wachs und Eiswürfel können sehr schön sein, eben weil das eine das andere ergänzt. Gerade bei diesen heiß/kalten Spielen kann der Körper die beiden Komponenten bald nicht mehr unterscheiden. Sollte die Fähigkeit Temperatur zu fühlen aber außerhalb solcher Spiele verloren gehen, ist es eher ein Zeichen dafür, schnell einen Arzt aufzusuchen.

7. Gleichgewichtssinn

Jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen macht ihn in diesem Moment abhängig, denn die Person muss aufgefangen werden. Die Störung des Gleichgewichtssinns ist vor allem durch die Nutzung eines Hängekäfigs und bei einem Hängebondage möglich, kann aber auch dazu führen, dass Sub sich übergeben muss.
Der Schwindeleffekt kann aber auch durch Alkohol oder andere Stoffe hervorgerufen werden. Hier aber eine Warnung: BDSM sollte nicht im betrunkenen Zustand ausgeübt werden. Es ist ein Fest für die Sinne, also genießt es auch mit klaren und nicht benebelten Sinnen, denn letzteres ist gefährlich.

8. Tiefensensibilität

Umgangssprachlich wird sie auch als Körperempfinden bezeichnet und ist die zentralnervöse Verarbeitung aus dem Körperinneren. Bewegung, Lage und Anspannungsstatus aller Körperregionen werden so erfasst. Ich glaube aber kaum, dass ein Spiel mit diesem Sinn sinnvoll und ungefährlich ist.

9. Organempfinden

Ein flaues Gefühl im Magen, nun dann sollte man das, was gerade gemacht wird noch einmal überdenken.

10. Schmerzempfinden

Fast jeder Mensch kann körperlichen Schmerz empfinden. Jedoch hat nicht jeder die Fähigkeit, Schmerzen in Lust zu verwandeln. Menschen mit dieser Fähigkeit werden als Masochisten bezeichnet. Der Schmerz verursacht ein intensives Gefühl in ihnen, welches sie in der richtigen Stimmung in pure Lust umwandeln können.

Regionen des Körpers, die Schmerzen erfahren haben, sind ab diesem Moment in einer Art Alarmstellung und werden dadurch besonders sensibel für weiteren Schmerz, aber eben auch Zärtlichkeiten. Bei Spielen mit dem Schmerz ist die Verletzungsgefahr besonders groß, hier ist also immer auch Vorsicht geboten.

Jeder Schmerz ist anders, manch einer ist kurz und heftig (auch als beißend umschrieben), anderer dauert längere Zeit an oder entwickelt sich gar wellenförmig. Auch hängt es von der individuellen Fähigkeit und den besonderen Umständen (Tagesform, Lust etc.) der Person ab, wie sie den Schmerz in Lust umwandeln kann.
Jedoch hat jeder gesunde Mensch ein Limit an ertragbarem Schmerz, ist dieses erreicht, kann von einem Schlag auf den anderen die Lust zum Absturz führen.

Für Näheres über diesen Schmerz hier der Verweis auf den Artikel über den Lustschmerz.

Das Schmerzempfinden kann durch medizinische Mittel unterdrückt werden, jedoch ist dies nicht ungefährlich und warum sollte man etwas unterdrücken, das Spaß bereitet und oder der „Erziehung“ dient?

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