Erziehung im Kontext BDSM

Dies bedeutet, das Ziel zu haben, eine oder auch mehrere verhaltensbedingte Eigenschaften einer Person positiv zu verändern oder gar erst zu erschaffen. Erziehung im Kontext BDSM zielt immer darauf ab, dass aus der Sub eine noch bessere Sub wird oder aus der Sklavin eben eine noch bessere Sklavin. Die Erfolge werden rein subjektiv bewertet, denn welches Verhalten z.B. für eine Dienerin angemessen ist, ist eine Auslegungssache.

Der dominante Part übernimmt die Rolle des Erziehers und formt aktiv mit dem Ziel der Verbesserung seiner Sub. Die Erziehung in einer solchen Beziehung hat kein Endziel, denn dann würde die Beziehung schon aus sich heraus zeitlich begrenzt sein. Es ist ein Akt andauernder Verbesserung. Alte Erziehungserfolge sollen beibehalten oder im Idealfall noch verfeinert und Neue erreicht werden. Das politische Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ der letzten Jahre kann in diesem Kontext eine ganz neue Bedeutung erhalten.

Neben allen handwerklichen Eigenschaften ist das eigentliche Geheimnis der erfolgreichen Erziehung die richtige Motivation. Dabei liegt es vor allem am Dom, bei Sub den Wunsch zu wecken, sich zu verbessern. Ist dieser Wunsch vorhanden, wird es wenig Widerstände, aber viel Kooperation und, am wichtigsten, Motivation geben.

Die Erziehung einer Sub wird naturgemäß, da das Machtgefälle gewünscht wird, anders ausfallen, als ein moderner Pädagoge es für richtig halten würde. Hier ist aber der Unterschied darin zu sehen, dass das Machtgefälle von beiden Seiten freiwillig eingegangen worden ist und Sub eigentlich ein selbstbestimmtes Wesen ist, also auch selbstbestimmt auf Freiheiten und Rechte verzichten kann.

Die angewandten Erziehungsstile sind, bedingt durch das besondere Verhältnis, entweder autokratischer oder autoritärer Struktur. Meine rein persönliche Meinung ist, dass die autoritäre Struktur mit ihrem Belohnungs- und Bestrafungsansatz am geeignetsten erscheint.

Bei dem Einsatz der jeweiligen Erziehungsmittel geht es darum, eben gerade keine Willkür walten zu lassen, sondern innerhalb einer festen Struktur mit Einfühlungsvermögen, aber auch sehr konsequent, zu belohnen und zu bestrafen. Genauso wie unerwünschtes Verhalten bestraft, sollte erwünschtes Verhalten auch belohnt werden.

Kommt es zu einer Strafe, so muss diese nachvollziehbar sein, da sie sonst höchstens zu einer Abstumpfung, nicht aber zu einem Lerneffekt führt. Bestraft werden kann daher nur etwas, das vorsätzlich (=wissentlich) oder zumindest fahrlässig (=Außerachtlassen der erforderlichen Sorgfalt) begangen wurde. Fehler bei der Vermittlung von Lerninhalten sind damit Fehler von Dom und nicht von Sub. Was der dominante Part seiner Sub noch nicht erklärt hat, kann diese auch nicht wissen und anwenden.

Im Einzelnen bedeuten für mich die festen Strukturen, die Rollenverteilung wie auch die Durchsetzung dieser. Das Einfühlungsvermögen ist wichtig, da vieles von sehr individuellen Faktoren abhängen wird. All dies macht keinen Sinn ohne eine Nachvollziehbarkeit (im Idealfall Einsicht, aber zumindest muss erklärt werden, warum bestraft wird) und eben auch Konsequenz. Wird sie verloren, verliert der Erziehende seine Autorität, was bei den üblichen Erziehungsstilen „tödlich“ ist.

Oft werde ich gefragt, wie ich denn eine Sub bestrafe (interessanterweise wird nie gefragt, wie ich sie belohne), aber da jeder Mensch ein Individuum ist, gibt es hier keine passende pauschale Antwort, die auf spezielle Handlungen zielt. Belohnt wird mit Aktionen, die der Sub Spaß bereiten. Mag sie also den Rohrstock, da sie Masochistin ist, ist der Einsatz desselben eine Belohnung, auch wenn es für Dritte, die dies nicht nachvollziehen können, anders erscheinen mag.

Die Bestrafung hingegen ist dementsprechend eine Handlung, die für Sub unangenehm ist und die sie gerne vermeiden würde. Ich persönlich nutze viel lieber das moderne Mittel der Belohnung, jedoch muss immer klar sein, dass es eben auch das Mittel der Bestrafung gibt, welches, sollte es nötig sein, konsequent eingesetzt wird.

Gerade bei der Erziehung können viele Fehler gemacht werden. So werden Fehler von Sub forciert, um eine gewünschte „Strafe“ (Rohrstockhiebe, die Sub Spaß bereiten) zu erhalten. Geht Dom darauf ein, ist Sub es, die ihn lenkt. Er sollte daher lieber dafür sorgen, dass Sub ihren Wunsch nach dem Rohrstock erfüllt bekommt, weil sie sich korrekt verhält.

Hieran kann gesehen werden wie wichtig es ist, Belohnung und Bestrafung konsequent zu trennen und auch zu differenzieren. Ein typischer Domfehler ist ebenfalls rein lustbedingt. Dabei bestraft Dom seine Sub wegen fadenscheiniger Gründe, eben weil er Lust hat, sie zu quälen.
Ein Dom, der Lust hat seine Sub zu quälen, ohne ihr dabei Freude zu bereiten (macht es ihr Spaß, muss da nichts groß begründet werden), sollte nicht auf solche Kunstgriffe zurückgreifen müssen, dies wirkt lächerlich. Stattdessen sollte er dann einfach, eventuell mit einem kleinen Grinsen, sagen: „XY ich habe Lust dich auszupeitschen! Nein, du hast nichts falsch gemacht, aber als meine Sub musst Du nun da durch und es für mich ertragen.“

Eine große Herausforderung ist die Konsequenz bei jemandem durchgängig zu wahren, den man liebt, denn hier fällt das Bestrafen naturgemäß schwerer als in einer Spielbeziehung (Affäre) ohne so tiefe emotionale Bindung.

Zum Schluss: Es wurde im Text viel von der Motivation geredet, aber nicht nur Sub muss motiviert sein, auch Dom muss Zeit und Energie dabei aufwenden. Jedoch liegt es in der Natur beider Partner, dass dieses „Miteinanderwachsen“ ihnen Spaß bereitet.

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