Topping from the bottom und die/der Wunschzettelsub

Unter BDSMler sind dies eher abwertende Bezeichnungen, die dafür stehen, dass der devote Part durch sein Verhalten genau das bekommt, was er/sie will. Meist geschieht dies durch eher verdeckte Handlungen, sprich der Kunst der Manipulation. Dies würde dann „Topping from the bottom“ bedeuten, frei übersetzet steht es dafür, von unten zu herrschen.

Eine Spielsituation kann Sub beherrschen, indem sie extra frech ist und den Dom mit ihrem „Fehlverhalten“ zu der gewünschten Handlung provoziert oder auch durch gespieltes Weinen einer Bestrafung entgeht. Die oder der Wunschzettelsub sind da von einem ganz anderen Schlag. Sie sagen ganz deutlich, was sie von ihrer oder ihrem Dom wollen und fordern dieses auch ein. Ob jener Dom dann noch ein Dom ist oder eben nur ein Werkzeug von Sub, soll jeder für sich entscheiden.
Die Szene setzt diese beiden Begriffe gleich, dies halte ich für einen Fehler. Zwar mag das Ergebnis ein sehr ähnliches sein, jedoch sind die Wege zu verschieden, um beides auf eine Stufe zu stellen.

Es ist auch Aufgabe eines Doms dieses Verhalten zu erkennen und dann für sich die Entscheidung zu suchen, ob das Verhalten akzeptiert oder geändert werden soll. Ein Dom, der sich dauerhaft manipulieren lässt, mag noch ein Dom sein, aber in meinen Augen ist er zumindest jener Sub eindeutig nicht gewachsen und somit zumindest nicht ihr wirklicher Dom.
Gerade Subs, die längere Zeit ihre Doms für deren Dienste bezahlt haben, werden zu Wunschzettelsubs, denn bei einer Domina (oder einem professionellen Dom) zahlt man dafür, dass genau die eigenen Wünsche bedient werden. Mit der Zeit gewöhnt sich ein Kunde an dieses Gefühl und wird Probleme haben, mit jemandem, der nur aus seiner Lust heraus mit ihm spielen will, seine Rolle zu finden. 

Für mich bedeutet BDSM mit einem Partner auszuleben, erst einmal zu erfahren was ihm Spaß bereitet und ja auch was ihm keinen Spaß bereitet, denn beides gehört zum Spiel dazu. Mir persönlich tun die Personen mit einem festen Drehbuch im Kopf etwas leid, denn sie beschneiden sich selber in ihren Handlungsmöglichkeiten. Besonders der devote Part verliert viel von dem, was seine Rolle so reizvoll macht, denn der Spaß ist ja gerade, dass man sich hier vollkommen fallenlassen kann.

Wenn ich nun aber als Sub der „Bestimmer“ des Spiels bin, wird sich kaum eine wirklich Spannung aufbauen lassen und die Motivation eines Doms, reiner Wunscherfüller zu sein, entzieht sich mir vollkommen, außer es wird aus Liebe bzw. Verlustängsten heraus gemacht. Das Beste was Dom mit einer solchen Sub machen kann, ist genau das zu machen, was er/sie eben nicht will. Anstelle von einer "Strafe" wird Sub ignoriert, anstelle des geliebten Rohrstocks wird die Singletail genutzt.

Jedoch ist nicht jede Bitte als ein Angriff auf den „Herrschaftsanspruch“ des Doms zu sehen. Hier gilt es Augenmaß zu halten und warum sollte Dom seiner Sub, mit der er zufrieden ist, nicht auch mal einen Wunsch erfüllen? Sie tut dies oftmals ungefragt auch gerne für ihn. Daher sollte Dom niemals vergessen, dass die Beziehung eine Symbiose ist und sollten die Bedürfnisse von Sub ignoriert werden, so würde dieser Symbiose schnell der Nährboden entzogen werden.
Es geht um zwei Bedürfnisse und beide wollen befriedigt werden. Manch ein Dom fühlt sich schon durch die Tabus seiner Sub als Wunscherfüller, denn die Grenzen behindern ihn dabei, die eigenen Wünsche vollständig auszuleben. In meinen Augen ist diese Sicht mehr als übertrieben. Falls jedoch die Möglichkeit von Tabus so genutzt wird, dass einfach nur unangenehme Dinge als Tabu bezeichnet werden, sollte der Dom reagieren. Am besten sucht man in diesem Fall das Gespräch und erklärt, was ein Tabu und was eine Strafe sein soll. Versteht Sub dies nicht: Nun dann lässt man besser die Finger von dieser Sub.

Für Partner, die in einer Beziehung leben, in der „Topping from the bottom“ gelebt wird oder Dom ein reiner Wunscherfüller ist, liebe BDSMler, seid doch mal etwas tolerant! Auch ich kann dieses Modell nicht ganz verstehen, aber wenn zwei Menschen glücklich sind und niemand zu Schaden kommt, dann lasst sie doch glücklich ihre Art von BDSM leben.

Das Schöne am BDSM ist sein Facettenreichtum. Wer also dominant/masochistisch ist, der muss eben jemanden finden, der devot/sadistisch veranlagt ist. Das macht die Sache nicht gerade leichter, aber aus dem erweiterten Bekanntenkreis ist mir zumindest ein Fall bekannt, bei dem genau so gespielt wird.

Inzwischen gibt es auch zwei andere Sichtweisen:
FemSub: Das ewig alte Thema - Topping from the Bottom einmal aus Subsicht
MaleDom: Anti-Wunschzettel-Top

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