Transvestismus

Transvestismus verstehen

In diversen Lexika wird der Transvestit als "Person mit dem Trieb, die Kleidung des Gegengeschlechts zu tragen, in Verbindung mit sexueller Erregung" beschrieben.

"T r a n s v e s t i t i s c h - von ‚trans’ entgegengesetzt und ‚vestitus’ gekleidet, mit diesem Namen wird nur das Augenfälligste der Erscheinung getroffen, weniger der innere rein psychologische Kern".

Transvestitismus, ein von Magnus Hirschfeld 1910 geprägter Begriff, ist von der Transsexualität und Homosexualität zu unterscheiden: Die meisten Transvestiten sind heterosexuell. Wissenschaftlich werden Männer als Transvestiten definiert, die zeitweilig ihre Geschlechterrolle wechseln.

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, um annähernd erklären zu können, warum sich der Hang zu Transvestitismus in einer männlichen Person entwickelte:

1. Ein Mann lebt in einer sozial stark männlich orientierten Rolle. Um abzuschalten und neue Kraft zu tanken, lebt er seine feminine, weiche Seite aus. Er nimmt sozusagen eine Art "Auszeit" vom harten, männlichen Leben.

2. Er ist sexuell vorwiegend auf sich fixiert und gleichzeitig stark heterosexuell orientiert. Der Unterschied von Mann und Frau ist für ihn sehr reizvoll. Auf diese Weise wird der vorhandene Narzissmus ausgelebt.

3. Der starke Wunsch seiner Eltern, sich intensiver ein Mädchen gewünscht zu haben, verfolgt ihn so sehr, dass er nun zum Teil diese weibliche Rolle lebt.

Es könnten hier noch sehr viele weitere Faktoren aufgezählt werden, doch das würde an dieser Stelle zu weit führen.

Fazit: Ein Transvestit ist ein Mann, der sich gerne als Frau kleidet. Er ist mit seinem männlichen Körper relativ zufrieden, muss aber aus den unterschiedlichsten Gründen seine weibliche Seite hin und wieder ausleben. In den meisten Fällen geschieht das in völliger Verborgenheit. Fast 90 Prozent aller Transvestiten leben ihre Neigung nur im Geheimen aus. Ungefähr 82 Prozent sind heterosexuell, 15 Prozent sind bisexuell und 3 Prozent homosexuell.

Reflexionen über die Ursachen sind sicherlich angebracht, um sich selber besser zu verstehen. Den eigenen Transvestitismus zu verleugnen, wäre ungesund und nicht die beste Lösung. Sich selber verstehen lernen und zu akzeptieren wie man ist, sollte der angestrebte Weg sein.


Unterschiedliche Formen des Transvestitismus

Der Sexualpädagoge Dr. Michael Carrera, Verfasser des Buches "Sexualität: die Tatsachen, die Handlungen Ihrer Gefühle" vertritt die Meinung, dass z. B. distanzierte, uninteressierte Väter und lieblose Mütter einen Jungen in Richtung Transvestismus beeinflussen können, wenn er erwachsen wird.

Eine andere psychoanalytische Theorie ist, dass Männer Frauenkleider tragen, um sich vor Kastrationsangst zu befreien. Übereinstimmend mit dieser Theorie ist, dass ein Mann oft als Folge unbewusster Kastrationsängste Frauenkleidung anzieht, wenn er das erste Mal mit den anatomischen Unterschieden der Geschlechter konfrontiert wird.

Dr. Milton E. Jucovy vom New York Psychoanalytic Institut meint, dass, wenn das Tragen von Frauenkleidung Ängste mildert, es nicht nur in sexuellen Situationen praktiziert wird, sondern auch in anderen Angstsituationen.

In einigen Fällen von Transvestismus begann die Entwicklung im Alter von 2 oder 3 Jahren. Gewöhnlich wurde dieses Verhalten durch die Mutter oder einem anderen weiblichen Familienmitglied initiiert und während der Vorschulzeit des Kindes verstärkt. Die meisten anderen begannen mit dem Tragen weiblicher Kleidung im Jugendalter.

In der Regel ist der Transvestit heterosexuell.

Ein Fachmann definiert Transvestismus als "ein Verhalten, in dem ein Mann genital sexuell erregt wird, wenn er weibliche Kleidungsstücke trägt".

Transvestismus wird als eine Art Fetisch betrachtet: "Ein Transvestit erreicht normalerweise nicht ohne die Verwendung von einem oder mehrerer Kleidungsstücke des anderen Geschlechtes eine volle sexuelle und emotionale Befriedigung."

Häufig wird im Falle von Transvestitischem Fetischismus oder Fetischistischem Transvestitismus die Kleidung des anderen Geschlechts benötigt, um sexuell erregt zu werden und Befriedigung zu erlangen. (Die Sexualpsychologie versteht unter Fetischismus die Verhaltenstendenz von Menschen, sich durch Gegenstände stimulieren und erregen zu lassen. Die sprachlichen Wurzeln des Begriffs "Fetisch" kommen von dem lateinischen Verb facere (machen) und dem portugiesischen Wort feitico (Zauber)).

Als Transvestitischen Fetischismus im engeren Sinne bezeichnet man jene Form des Fetischismus, bei dem selbstgetragene Bekleidung eines anderen Geschlechts das Objekt der Erregung ist. Im ICD-10 (International Classification of Diseases / Internationale Klassifikation der Krankheiten) wird Transvestitischer Fetischismus als Persönlichkeitsstörung (Störung der Sexualpräferenz) geführt. In diesen Fällen handelt es sich um einen Fetischismus, der mit Tranvestitismus, welcher Ausdruck der Geschlechtsidentität ist, zu unterscheiden ist. Auch einzelne Fetische haben einen transvestitischen Anschein, weil es den betreffenden Fetisch (fast) nur als Frauenbekleidung gibt; Nylons oder High Heels zum Beispiel.

Transvestitismus bzw. Cross-Dressing hat keineswegs zwangsläufig etwas mit sexuellen Handlungen oder sexueller Erregung zu tun. Man muss zwischen sehr unterschiedlichen Motivationen für dieses Verhalten unterscheiden, wobei sich in jedem Einzelfall die Motivationen jedoch überschneiden können:

* Es kann Teil eines sexuellen Spiels, beispielsweise eines Rollenspiels sein, ohne dabei Fetischcharakter zu haben.

* In einem SM-Szenario kann der unterlegene männliche Partner zur Demütigung / Erniedrigung Frauenkleider anziehen müssen; dies wird oft Forced Feminization genannt.

* Es kommt vor, dass Männer sich danach sehnen, einmal eine submissive oder passive Rolle einnehmen zu wollen, können dies aber nicht mit ihrem Begriff von Männlichkeit vereinbaren. Aus diesem Grunde tragen sie Frauenkleider, da sie Devotheit bzw. Passivität nur mit einer Frauenrolle in Einklang bringen können.

Einige Männer genießen es andersgeschlechtliche Kleidung zu tragen, weil diese sich einfach nur gut anfühlt. Wieder Andere fasziniert der Gedanke, ein Mitglied des anderen Geschlechts zu sein und sich im Spiel auch so zu verhalten. Dann gibt es Männer, die es sogar wagen, als Frau gekleidet in die Öffentlichkeit zu gehen und dort eventuell nicht als Mitglied des anderen Geschlechts erkannt werden. In einigen Fällen geht es auch nur um die Spannung einer erfolgreichen Umwandlung in eine Gestalt der Phantasie.

Unterschiede zwischen Transvestitismus, Transsexualität / Transgender
Der Transsexuelle empfindet sein biologisches Geschlecht im Widerspruch dazu, wie er sich selbst erlebt. Er fühlt sich wie eine Frau, die in einem Männerkörper geboren wurde. Häufig führt der Weg zur operativen Geschlechtsumwandlung. Männer mit diesem Empfinden haben es nicht leicht, in dieser geschlechts- und rollenorientierten Welt zu leben, in die man nur als Standardmuster passt.

Transvestiten empfinden es als besonders erregend, die Kleider des anderen Geschlechts zu tragen (so genanntes Cross-Dressing). Für Transsexuelle ist das eher normal und entspannend. Transvestiten haben hingegen eine fetischistische Beziehung zu Kleidungsstücken des anderen Geschlechts. Sie erreichen eine befriedigende Sexualität oft nur in Verbindung mit der entsprechenden Verkleidung.

Transgender (von lat. trans, jenseitig, darüber hinaus und engl. gender, [soziales] Geschlecht) ist eine Bezeichnung für Menschen, deren Identitätsgeschlecht nicht ihren körperlichen Geschlechtsmerkmalen entspricht oder deren Geschlechtsrollenpräsentation von den ihrem zugewiesenen Geschlecht offen stehenden Rollen abweicht. Eine andere häufige Definition ist: "Menschen, die sich mit ihrem zugewiesenen Geschlecht falsch oder unzureichend beschrieben fühlen".

Verfasserin Zofe Daniela (http://www.zofe-daniela.ch)

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