Mein Partner kam irgendwann mal auf die Idee, mich mit Liebeskugeln bestückt in die Öffentlichkeit zu schicken. Zu meinem absoluten Entsetzen wählte er dafür ausgerechnet einen Abend, an dem wir bei meiner Schwester und deren Freund zum Essen eingeladen waren. Vorher wurde noch ein Zeichen vereinbart, auf das ich die fiesen Teilchen entfernen durfte. Gesagt, getan – das Spielzeug wurde an seinen vorschriftsmäßigen Platz befördert und ab ging die Fahrt, mit schwer gemischten Gefühlen meinerseits.

Der Abend wurde, gelinde gesagt, zur Tortur... Zuerst kam heraus, dass meine Mutter überraschenderweise auch eingeladen war. Spielen in der Öffentlichkeit erfordert für mich ohnehin schon böse Überwindung, aber dann noch meine Eltern am Tisch! Das war für mich der absolut blanke Horror! Dementsprechend verkrampft war ich auch – die Kugeln hielten mich den ganzen Abend unter Spannung und machten mich fast wahnsinnig.
Mein Schatz hingegen amüsierte sich prächtig – er war so in seine Gespräche vertieft, dass er einfach vergaß, mir das vereinbarte Zeichen zu geben. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und bohrte ihm aus Verzweiflung meine Fingernägel ins Knie, woraufhin er endlich begriff, was ich wollte und mir die lange ersehnte Erlaubnis zum Entfernen der Kugeln gab.
Also verschwand ich im Bad und in dem Moment, als ich die Kugeln herauszog, war mir klar, dass ich ein Problem hatte. Denn außerhalb des Körpers waren die Mistdinger vor allem eines – LAUT. Sie klapperten und rollten lustig vor sich hin, als ich sie so vorsichtig wie möglich abzuspülte und in eine dicke Schicht Toilettenpapier einwickelte. Dann packte ich sie noch in die Tüte und schlich in den Flur, um das heiße Paket in meiner Jacke zu verstauen. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, glaubte ich mich sicher...

Das dicke Ende kam zum Schluss: Als wir uns zum Gehen anschickten, kamen meine Schwester und ihr Freund (meine Mutter war glücklicherweise schon gegangen!) noch mit in den Flur, um uns zu verabschieden. Vor lauter Essen und Unterhalten hatte ich die Kugeln in meiner Tasche längst vergessen und ich griff nach meiner Jacke. Fast hätte ich sie vor Schreck fallen lassen, als es mir fröhlich entgegenkollerte...
Man muss dazu sagen – für jeden, der es kennt ist das Geräusch meiner Meinung nach so dermaßen charakteristisch – da WEIß man sofort, was Sache ist! Ich versuchte, die Jacke so vorsichtig wie möglich anzuziehen, doch keine Chance – es rollte und klapperte, dass es eine wahre Pracht war und mein Gesicht färbte sich gefühlt dunkelviolett.
Zum krönenden Abschluss kam dann auch noch die neugierige Frage meiner Schwester: „Na, was hast du denn da in der Jacke?“ Peinliches Schweigen, während ich mein Hirn fieberhaft nach einer Ausrede durchkramte – und mir einfach nichts einfallen wollte! Bis dann meinem Mann die rettende Idee kam: „Das sind Qui-Gong Kugeln“. Ich verfiel innerlich in totale Panik – was sollte ich jetzt sagen wenn sie sie sehen wollte oder wissen wollte, warum ich keine Handtasche, aber Qui Gong Kugeln mit mir trug?
Aber zu meiner Erleichterung ging sie nicht weiter darauf ein und wir konnten uns endlich verabschieden. Ob sie die Ausrede allerdings wirklich geglaubt hat – das weiß ich bis heute nicht.