Der Abend, der stets im Verborgenen blieb (1)

Erster Teil - Die Einleitung

Mias (Meine) Sicht

Als ich die Tür öffne, liegt ein wunderschöner Raum vor mir. Neben den Geräten, die gut platziert im Raum verteilt sind, kann ich an den Wänden Peitschen jeglicher Art, Leinen, Halsbänder und vieles mehr entdecken. Ich atme tief einen, hänge eine kleine Karte an die Tür, mache einen Schritt vorwärts und werde plötzlich eins mit dem ledernen Geruch, den dunkelroten Wänden, dem dezenten aber wunderschönen Licht und dem schimmernden Metall im Raum. Dies ist wahrlich der perfekte Raum für einen perfekten Abend – daher hatte ich auch lange danach gesucht. Und obwohl ich wusste, dass Perfektion nur selten zum Vorschein tritt und wenn, dann kaum greifbar ist, so war ich mir sicher, dass dieser Abend einer der seltenen Gelegenheiten sein würde. Mit einem Lächeln durchquere ich den Raum und gehe zügig in das moderne Badezimmer in der hinteren linken Ecke um mich umzuziehen. Während ich die High-Heels anziehe, überkommt mich plötzlich die Nervosität. Würden sie überhaupt kommen? Wie bei vielen anderen Menschen auf diesem Planeten überlagert der Alltag irgendwann das frühere Ich. Prioritäten werden anders gesetzt, alte Träume aufgegeben und Neue geschaffen. Dieses neue Konstrukt verschafft plötzlich ein ganz neues Lebensglück, lässt aber die früheren Wege außer Sichtweise erscheinen. 

Noch zehn Minuten.

Stille außerhalb des Badezimmers. 

Als ich die Tür wieder öffne und mein Outfit zurechtrücke, muss ich erneut mehrmals tief atmen um meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Langsam knie ich mich auf den Boden, senke den Kopf, verschränke meine Arme hinter dem Rücken und warte. 

Warte.

Warte.

 

Bens Sicht

Es war ein warmer Sommertag, als Ben seinen Arbeitsplatz verlässt und ins Freie tritt. Nach kurzen Gesprächen mit den Kollegen setzt er sich ins Auto, hört die neuste Folge eines Podcasts und fährt nach Hause. Bereits beim Einparken fällt ihm die kleine Karte auf, die aus seinem Briefkastenschlitz schaut. Neugierig steigt er aus, öffnet den Briefkasten und öffnet das cremefarbene Kärtchen. Neben einem Datum, einer Uhrzeit und einem Ort, verziert auch ein geschwungenes M. den unteren rechten Rand. Auf der Rückseite stehen lediglich vier Worte: „Nobody will ever know“ – niemand wird es je erfahren. 

Noch eine Woche. Ben schmunzelt, ahnt aber schon, von wem die Karte kommen könnte. Eine Person, mit der er vor einigen Jahren seine ersten BDSM Erfahrungen geteilt hat, bevor sich beide aus den Augen verloren haben und getrennte Wege gegangen sind. So, wie das Leben nun mal spielt. Mit einem Lächeln denkt er an die Zeit zurück, betritt seine Wohnung und legt die Karte in seine Tasche. Sie beide hatten eine absolut skurrile Beziehung und dennoch möchte er keinen Tag davon missen. 

Die Tage vergehen und obwohl Ben zuerst skeptisch ist, so ertappt er sich trotzdem dabei fast täglich voller Neugier auf die Karte zu schauen. Eigentlich hatte er längst mit ihr und der Vergangenheit abgeschlossen – ein neues Lebenskapitel begonnen.Mia hatte früher Wünsche geäußert, aber das er jemals ein Teil dieser Wünsche sein würde, hätte er nie gedacht. Mittlerweile praktizierte er kaum noch BDSM. Schade eigentlich. Als ein Kollege ihn Freitag fragt, ob er einen Termin für Samstagabend übernehmen könnte zögert er. „Da habe ich bereits was vor“, antwortet er und verlässt das Büro. 

Sollte er es wagen? Seine Fantasien waren in den letzten Monaten zwar etwas eingerostet und dennoch waren sie nie ganz verschwunden. Vielleicht war es endlich Zeit diese umzusetzen. 

 

Felix Sicht

Als Felix das Kärtchen aus seinem Briefkasten holt, kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er wusste, dieser Tag würde kommen. Er wusste aber genauso, dass er diesen besonderen Abend, den Mia ihm bot, mit jemandem teilen muss, den er nicht unbedingt sehen wollte. Mia und er hatten eine ganz besondere Vergangenheit geteilt – trotz des Altersunterschiedes von einigen Jahren gab es Zeitpunkte, an denen sie einfach gemeinsam abhauen wollten. BDSM praktizieren, ausprobieren, entdecken. Doch die Vernunft hatte letzten Endes doch gesiegt und sie hatten sich freundschaftlich getrennt. Bis heute jedoch schoss ihm Mia immer mal wieder mit einem inneren Lächeln in den Kopf und er war sich sicher, dass es auf der Gegenseite genauso war. Wäre es anders, würde er die Karte jetzt nicht in den Händen halten. Während er die Wohnung betritt, ist er mit seinen Gedanken bereits schon bei Samstagabend. Er sieht sich in einem Ledersessel sitzen, Whiskey in der einen Hand, Zigarre in der anderen, während Mia vor ihm in Lederhose, Heels und obenrum völlig nackt mit gesenktem Kopf vorbeigeht – die Ledergerte auf seinem Sessel, bereit genutzt zu werden. 

Er wusste, als er damals sagte: „Ich glaube du bist immer für eine Überraschung gut“, dass sie ihn eines Tages überraschen würde. Aber dies? War mehr als eine Überraschung. 

 

Ihr wollt wissen wie es weitergeht? Teil 2 findet ihr hier.


Kommentare:


Leandra schrieb am 16.10.2018


Wir warten wohl alle auf den Teil 2 :)


Antwort auf diesen Kommentar

Ich sitze schon dran und beeile mich. Es freut mich sehr, dass ich so viele Zusprüche für den zweiten Teil bekommen habe. Danke Euch! :-)

Viele Grüße

Mia

 

silk_n_desire schrieb am 28.09.2018


Wann geht es endlich weiter? ;-)
Ich bin sehr gespannt! Ein schöner Anfang


Antwort auf diesen Kommentar

Das freut mich zu hören. Der zweite Teil kommt bald. :)

Viele Grüße

Mia

Wir2inGG schrieb am 27.09.2018


Wow sehr spannend!


Antwort auf diesen Kommentar

Lieben Dank - der zweite Teil folgt!

Viele Grüße

Mia

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    Ceerny
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