Und plötzlich ist alles anders...

Endometriose und BDSM. Wie fühlt sich eine Sub und was muss Dom wissen?

Diejenigen von Euch, die kurz gestutzt haben, als sie den Teaser gelesen haben, denen kann ich nur sagen: die Krankheit Endometriose ist weiter verbreitet, als der Anschein es vermuten lässt. Und genauso oft sorgt diese Krankheit für Verzweiflung in allen Lebenslagen. Es ist ein eher trauriges Thema, über das man lieber gar nicht erst sprechen möchte, doch wie viele andere Themen auf diesem Planeten ist auch dieses Thema zu relevant, um es einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Und genau solche Themen sollte man besser beleuchten, um Hoffnung zu machen, aufzuklären und es einfach mal zu thematisieren. Wie bei fast allen Themen auf diesem Blog, basiert auch dieser Eintrag (leider) auf eigenen Erfahrungen.

Der Text soll ebenfalls dazu dienen den Doms unter Euch einen Einblick in das Gefühlsleben zu geben, das die Sub nach der Diagnose solch einer Krankheit durchläuft, denn obwohl die Krankheit kaum lebensbedrohlich ist, kann sie eine enorme Belastung sein.

Endometriose ist eine unheilbare Krankheit, die circa zehn Prozent alles jungen Frauen mal früher, mal später diagnostiziert bekommen. Ich weiß noch immer nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, aber ich bin eine der wenigen Frauen, bei denen genau diese Krankheit diagnostiziert wurde. Und als der Arzt mir sagte, dass es in den nächsten Jahren eher viel schlimmer, als besser werden würde, durchlebte mein Herz einen klitzekleinen Stillstand. Klar, hatte ich Beschwerden, aber diese hielten sich immer in Grenzen, sodass ich nie weiter darüber nachgedacht hatte. Und meine Welt drehte sich plötzlich nur noch um Operationen, künstliche Wechseljahre und all das, was der Arzt mir für meine Zukunft mitgegeben hatte. Eine ganze Zeit lang habe ich kaum gemerkt, dass dieses Thema mich in die Tiefe meines Innern gezogen hat, wie Treibsand. Ich recherchierte, las Erfahrungsberichte und zog mich immer mehr zurück.

Unter anderem auch von meinem Dom. Und genau das bringt mich auf dieses Thema. 

Auch viele andere Subs leiden, genauso wie ich, unter dieser Krankheit und haben damit zu kämpfen diese erst einmal zu akzeptieren. Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die noch recht wenige Schmerzen und Beschwerden haben. Vergleichsweise zu anderen Betroffenen heißt das aber keineswegs, dass sich die Krankheit weniger ausgebreitet hätte.

Zu Beginn hatte ich vor allem bei Sessions extreme Probleme, denn mein Kopf war immer woanders und meine Gedanken immer bei der Krankheit. Und plötzlich spürte ich sogar beim Sex Schmerzen, die ich zuvor nie wahrgenommen hatte. Sessions wurden abgebrochen, Tränen liefen und meine Geduld war irgendwann an dem Punkt, an dem ich sagte: „okay wir lassen es einfach. Es klappt ja nicht.“

Besuche werden verschoben, der Dom wurde vernachlässigt und jeder kleine Ziepen im Körper brachte eine Welle Angst mit sich. Hat es sich weiter ausgebreitet? Gab es einen  neuen Endoherd, der nur darauf wartete sich auszubreiten? Wie aus dem Nichts baute sich eine Mauer um mich herum auf, die jegliches von mir Abschnitt.

Irgendwann wollte ich nicht mehr über das Thema reden und mich auch nicht mehr damit beschäftigen, sondern einfach akzeptieren, dass von nun an alles anders werden würde. Eingeschränkter. Es klingt schlimm? Das war es auch, denn man verliert sich schnell selber, wenn man nicht rechtzeitig die Reißleine zieht.

Heute erkenne ich, dass genau das der falsche Weg war. Letzten Endes war die psychische Belastung weitaus schlimmer, als die Krankheit selber.

Zum Glück ist mein Dom sehr verständnisvoll, denn in diesen Zeiten habe ich mich kaum selber erkannt. Dennoch hat diese Krankheit auch ihn verändert, denn er wurde vorsichtiger und hatte sogar plötzlich Angst mir Schmerzen zuzufügen. Schließlich hätte ich ja so schon genug. Wir fuhren also beide permanent gegen die Wand und versuchten dennoch damit klarzukommen.  Ich fragte mich ständig: „wie zur Hölle lebt man mit einer unheilbaren Krankheit und was macht dies mit meinem Leben?“ Und vor allem – was macht dies mit meiner BDSM Leidenschaft, die ich doch bisher so sehr genossen habe und die ich nie wieder missen möchte?

Die Antwort die ich erst vor einigen Tagen für mich gefunden habe, ist: „nicht viel, denn diese Krankheit ist nur ein minimales Puzzleteil meines Selbst.“

Es ist nicht die Krankheit, die uns bestimmt, sondern viel mehr sind wir es, die die Krankheit bestimmen. Wir sind es, die entscheiden können, welchen Weg wir gehen.

Natürlich folgte daraufhin ein Gespräch mit meinem Dom. Ein sehr langes Gespräch, denn gerade die Kommunikation spielt in solchen Situationen die tragende Rolle. Die Person gegenüber weiß nicht, was wir fühlen, solange wir ihr nicht ein genaues Bild davon geben. Was kann auch dabei passieren? Im schlimmsten Fall versteht die Person uns nicht und akzeptiert all das nicht – dann war sie es sowieso nicht wert. Und bestenfalls haben wir nun jemanden gefunden, der uns genauso akzeptiert und nun ein Teil des Ganzen ist.

Für mich persönlich hat sich nämlich im Prinzip nichts verändert und die Sessions laufen heute genauso ab, wie noch vor ein paar Monaten.

Falls ihr als Sub unangenehme Beschwerden habt, dann sprecht dies an, damit Dom das in der Session berücksichtigen kann.

Es ist keine Schande diese Krankheit in sich zu tragen, sondern vielmehr der Beweis dafür, wie stark Frau sein kann. 


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    Ceerny
    Willkommen auf dem Blog der unendlichen Vielfältigkeit, mit einen guten Mix aus Realität und Fantasie. Setzt den Teekessel auf und habt viel Spaß beim Lesen. :)
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  •   lippenstrolch schrieb am 25.04.2020
    eine mitreißende Fantasie. Schön geschrieben. Dankeschön [mehr]