003 N&K Der Spaziergang

Vorab ein Hinweis das nachstehende Gedicht in mir vorschwebender Weise zu lesen. Es ist natürlich nicht verbindlich, sondern lediglich eine Anmerkung. Das sich reimende Gedicht mutet ein wenig wie ein Marschlied an und sollte dementsprechend auch so erfasst werden. Aber ich meine vorauszusagen, dass der ein oder andere von Euch, spätestens nach der ersten gelesenen Strophe, ganz autonom in einen zügigen Rhythmus verfallen dürfte.

 

 

 

 

Den prächtig' Riemen in der Hand,
demnach es mir im Traum gesandt -
welch' hiermit wahr, zum greifen nah -
fortschreiten beide wir fernab -
Tipp, tripp, trapp!
Das Band, welch' trägst Du schon vorab -
Tipp, tripp, trapp!
Des Trägers Los ward ungehemt,
da Dir die Prozedur nicht fremd.

 

Hast ohne Zwang Dich anvertraut,
auf's Führers Führung aufgebaut.
So ganz allein bist Du dann mein...
Und damit es auch weiter klappt -
Tipp, tripp, trapp!
Ist's Dir am Halse nicht zu knapp -
Tipp, tripp, trapp!
Die Glieder rücks, es pocht das Herz,
spazierengeh'n wir ohne Terz.

 

Schnürt leise Dir durch mein' Ansporn
und zwickend ruht Dir Dein Jähzorn.
In Deiner Not, folgst dem Gebot,
machst Du Dich auf sogleich treppab -
Tipp, tripp, trapp!
Da beißt die Maus kein' Faden ab -
Tipp, tripp, trapp!
Denn auch am Schlund schnürt es Dich fest,
das Zwicken gibt Dir dann den Rest.

 

Um prägen es klangvoller just,
geb' ich ein' Stimme deiner Brust,
als mit Verlaub - auch fein' Goldstaub -
das kleine Ding ich Dir umhang -
Kling, klong, klang!
Ertönt es laut auf Wegegang -
Kling, klong, klang!
Ob Unbehagen Du nicht kennst,
errötet doch Du weiter rennst.

 

Erlahmst Du dort auf dem Asphalt,
erblüh'n mein' Worte mit Gehalt,
am Wegesrand hinzugerannt,
gewahr Dir gleich der Übergang -
Kling, klong, klang!
Der Untergrund uns von Belang -
Kling, klong, klang!
Sodann im Gang zum Bürgersteig,
noch weit der Tritt auf obig' Zweig.

 

Mit stämmig' Fuß folgst Du der Schnur
und grollen laut auf weiter Flur.
Mit meiner Hand, Dir zugewandt,
erledigst Du im Müßiggang -
Kling, klong, klang!
Zentral es Dir in all Umfang -
Kling, klong, klang!
Dein Anblick mich höchst amüsiert,
auch wenn es mich nach Dir begiert.

 

Die Richtung stracks und Leinen los,
befahren wir den Kurs famos -
doch Leine ran, 'ist Not am Mann,
sonst hoch das Kind 'misst auf Seegang -
Kling, klong, klang!
Vermeiden so den Untergang -
Kling, klong, klang!
Auf unser'm Wege hin zum Glück,
gibt es für Dich nun kein zurück.

 

Auf Deinen Schenkeln und den Wülsten,
in meinem Traum wär'n die Gefüll'sten,
wenn eklatant ich angespannt,
enthüllt wär so mir Dein Vorhang -
Kling, klong, klang!
stolzierst Du bei an mir voran -
Kling, klong, klang!
Es hoch brisant fänd' ich sodann,
wenn mein der Traum wahr werden kann.

 

Die Pflege mir Du anvertraut,
doch Gier verlangt nach Deiner Haut.
Erfahrung kund, aus Deinem Mund -
Schwerwiegend?! Doch nicht von Belang -
Kling, klong, klang!
Stimm' auf Dich ein im Lobgesang -
Kling, klong, klang!
Was Tierchen wirklich sollte sein;
mein Eigentum - mir ganz allein.

 

Knallrot Dein Antlitz, Augen nieder,
eröffnest Du mir Deine Lider -
am Wegesrand, exorbitant,
in Deinem Rock und mit Anhang -
Kling, klong, klang!
Weht, unter flott, es Dir knielang -
Kling, klong, klang!
Gesichte Dein im Schamzustand,
gesteigt Bedeutung doch frappant.

 

Ist's auch nicht von langer Dauer,
hebt und drückt es an die Mauer,
bald erfasst, ob es denn passt,
zurecht es rück', den Überhang -
Kling, klong, klang!
Recht ungenutzt, schon tagelang -
Kling, klong, klang!
Beirren lassen wir uns nicht,
des Weges Ziel fällt ins Gewicht.

 

Es weiter geht zum Ziele End,
befolgen tust Du ganz horrend;
den mein Erlass, auf steilem Pass,
auch wenn bedrängt Dir dann der Drang -
Kling, klong, klang!
'Hebt Nostalgie auch den Vorrang -
Kling, klong, klang!
Zu brechen ihr des Tierchens Zwang,
bedarf's nicht mehr als ihren Rang.

 

Die Füße Dein' Dir autonom;
Galant! Würd' sagen - ohne Hohn!
Du regelrecht, denk' ich in echt,
zu preisen Dich wert als Blickfang -
Kling, klong, klang!
Zu sehen Dich hier unter Zwang -
Kling, klong, klang!
Erregt es mich noch immer weiter,
würd' starr, ob Größe mein, der Neider.

 

Des Zwanges wegen bricht der Zwang,
gar Stechen, Zwicken im Einklang.
Denn bald entlang, den Rädelsgang,
im Stande es uns nah gelang -
Kling, klong, klang!
Ersehnt das Ende vom Rundgang -
Kling, klong, klang!
Verschnaufen sie befähigt dann,
durch mein Geleit - Ich, Spitzenmann!

 

Verblasst in Gänze ihren Glanz,
erfüllt es mich mit Diskrepanz;
der Glocke klang, ihr Klanggesang!
Im tötend Nerv sogleich ich hab' -
Tipp, tripp, trapp!
Genommen ihr die Bimmel ab -
Tipp, tripp, trapp!
Verstummt die Schelle; endlich Schluss.
Kann weiter geh'n; ohne Verdruss.

 

Am Pflastersteine angelangt
und hin es weiter an ihr prangt,
von Hörigkeit noch nicht befreit -
auf Zielgerade im Zickzack -
Klick, klock, klack!
Gelegenheit zum Schabernack -
Klick, klock, klack!
Die Stöckel ihre hallen spitz,
auf Sockel grau in hohem Sitz.

 

Eskort' zum Ende, Dir grad' schlecht,
entlang, erhellt, am Stege recht -
der Schritte kurz, entkommst dem Sturz.
Sobald die Katze aus dem Sack -
Klick, klock, klack!
Bekommst Du's nun in vollem Pack -
Klick, klock, klack!
Die Hände in den Nacken legst,
solange das Halsbande trägst.

 

"Gleich sind gelöst wir im Verbund",
der Führer sagt dem Tierchen kund,
Die Bank in Sicht, im Kegel-Licht,
entlässt den Strick als Vorgeschmack -
Klick, klock, klack!
Dem Tier die Kluft hat ein' Abschmack -
Klick, klock, klack!
Die Leine trist; erlöscht die Frist.
Ihr nun Gewahr - den Tränen nah.

 

Ohn' Ausweg ist sie hier am Ziel,
da helfen auch nicht Worte viel,
aus seinem Mund, zwecks gutem Grund -
als angedeih'n dem Trost ihr reich -
Strich, weich, streich!
Und herzt sie duldsam dann so gleich -
Strich, weich, streich!
Zuteil der Güte Seelenheil,
um wiegen sanft - nicht zum Nachteil.
Zwar nicht bewusst dem Trän'verlust,
doch hat sie just auf noch mehr Lust...

 

In Zugzwang - Kling, klong, klang!
Schirrbesteck, Ed van Schleck


Der Einfall, die Strophen mit Klangwötern, um eine voranschreitende Dynamik zu erzeugen, ist mir aus eigenem Antrieb eingeleuchtet. Es war mir schon ein wenig zu fade immer im gleichen mir selbst auferlegten Muster zu dichten, und bin daher sehr froh einmal aus diesem Muster ausgebrochen zu sein. Je weiter ich mit obigem Gedicht vorangeschritten bin, umso mehr hat sich der Bezug zur Vorlage verwässert. Dennoch beruht die Idee, zu dem Gedicht, auf den wenigen, gezeichneten Seiten einer Szene aus "Nana & Kaoru" (Band 1, Kapitel 5) - eine japanische Comic-Serie. Es gibt aber sicherlich genug andere Romantiker, denen eine solche Fantasie eingefallen ist, oder diese sie sogar ausleben.


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    Ed van Schleck
    Bin zwar völlig, unerfahren, in Praxis 'ruchter, Spielerei, nötig halt' ich's, jedoch zu wahr'n, jene Themen, 'künden frei, und Dir, dem Leser, angedeih'n, in Form vorrangig, hier zum Reim.
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