Extreme und ihre Nachwirkungen

Alles hat seine Schattenseiten...

In der letzten Zeit ist mir etwas bewusst geworden. Wir leben im BDSM immer Extreme und das ist ja wunderbar und ich will es auch nicht missen, doch das Problem dabei ist, es ist nicht nur extrem in Richtung gut sondern auch schlecht. Wie man die rosarote Brille auch bis ins letzte durchsieht, so ist es auch, dass man das Gegenteil genauso sieht. Bei mir hat es sich in Negativierungen gezeigt und das ich die Fehler nicht wirklich bei mir gesehen habe. Was sehr schlecht ist, denn dann sieht man die guten Dinge nicht mehr und man ist in einer wirklichen blöden Spirale drin. Man wacht früh auf und nichts kann einen erhellen. Kein freundliches Wort und auch keine gute Tat des Anderen. Vielleicht ist es die Novemberstimmung die sich auf einen legt oder das Bewusstwerden, dass manches anders ist als gedacht. Doch was macht man da nur? Ich habe lange überlegt und lange geredet mit den Beteiligten und schlussendlich kommt man zu dem Punkt, da ich sehen musste, das vieles nicht von anderen abhängt, sondern vieles von meiner eigenen Sichtweise.

Dabei kommen Zweifel hoch an allem was man hat. Man verflucht alles und verwünscht es, will alles über Bord werfen oder es ist einem alles zu viel. Ruhe kommt nicht wirklich dabei hoch und man hetzt von einer Ecke in die andere des Hirns. Immer extremer werden die Gedanken. Der Strudel ist mächtig und wie kommt man da nur raus? Einen Schritt zurück oder zwei? Sammeln und wieder neu Anlauf nehmen? Mir ist dieser Strudel durch die Hilfe meines Kätzchens und anderen selbst irgendwann sehr stark bewusst geworden und dann habe ich angefangen zu grübeln und nachzudenken. Dabei muss ich sagen, dass ich manchmal etwas länger brauche, etwas an mir selbst zu realisieren. Somit kam dann Stück für Stück immer mehr raus. Erst war das eine was mich gestört hat und ich habe lange nichts gesagt und nur zustimmend genickt. Dann das andere und so weiter und so fort. Ein richtige Welle sprudelte aus mir heraus und das bis in die letzte Faser meiner selbst. Wo man alles wirklich was sehen und in sich reinfressen kann, erschrickt mich heute mehr denn je. Ich war selbst schon mal an so einem Punkt oder noch schlimmer. Nur damals konnte ich es nicht wirklich verarbeiten und heute will ich es verarbeiten und kann es. Dafür bin ich sehr dankbar und es macht mich schon freier und der Strudel bzw. das Karussell lässt etwas nach.

Vielen Dank mein Kätzchen, dass du die Geduld besitzt mir zu zeigen, wo ich stehe und das du mich auch zurückholst aus diesem gefährlichem Strudel!

Das Leben der Extreme. Wunderbar, traumhaft, überfliegend und gefährlich, krass und erschütternd zu gleich.

Ich will hier aufrufen und euch mal zu dem befragen, wie ihr es seht. Färbt dieses Extremleben auch auf euch ab und wenn es umschlägt, ist es dann auch so extrem schlecht?

 

EpisodE II (31021182)


Kommentare:


Wildeor schrieb am 14.12.2013


Verständnis

Ja, es ging mir genauso. Ich mußte erst etwas Abstand gewinnen, um zu verstehen wie weit ich selbst gehen kann. Es ist ein Sog, ein fantastischer Sog. Aber wenn man ihm zu sehr nachgibt, dann verändert er einen mehr als man wahr haben möchte...

Aber es war nicht alles extrem schlecht. Vielleicht habe ich es noch rechtzeitg wieder in Griff bekommen. Mittlerweile kontrolliere ich es und setze es dosiert ein. Die Faszination ist wieder da. Ich hoffe, Du kannst diesen Zustand auch wieder erreichen.

Grüße, W.


Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Wildeor,
diesen Zustand, der Zufriedenheit und des Glücks habe ich wieder. Es ging mir hier darum, das ich endlich, nachdem ich ein zweites Mal in so eine Spirale gekommen bin, es auch mal in Worte fassen konnte. Aber ich Danke dir für deine Gedanken und deinen Zuspruch. 
Lieben Gruß Epi

Rosalie schrieb am 03.12.2013


meine Sicht

Lieber Epi,

es ist schon ein paar Tage her, dass ich deinen Artikel gelesen habe und ich fühlte mich von ihm angesprochen. Jetzt musste ich nur noch rausfinden, warum eigentlich :-D.

Du hast nur sehr vage geschrieben. Von daher weiß ich nicht mal, ob ich das jetzt richtig verstehe, was du meinst.

Ich habe erst recht spät für mich entdeckt, welche Neigung in mir schlummert. Was bedeutet die allermeiste Zeit in meinem Leben habe ich ohne BDSM gelebt.
Seit dieser Zeit aber, habe ich gelernt mehr auf mich zu hören und zu achten. Ich hatte früher das Problem, dass ich nicht mal begriffen habe, dass es mir eigentlich schlecht geht, weil ich immer dachte, ich muss da irgendwie durch. Und natürlich rächt sich so ein Umgang mit sich selber. Denn plötzlich geht es einem richtig schlecht. Das Blöde ist nur, wo liegt die Ursache? Denn der Auslöser dafür liegt schon so lang zurück, dass man sich schon gar nicht mehr erinnern kann.
Mich hat dieses Leben achtsamer mit mir werden lassen. Heute merke ich sehr schnell, wenn es mir nicht gut geht. Und weiß dann auch viel leichter, wo der Grund liegt.
Und dabei ist es egal, ob es um körperliche Probleme geht oder um Dinge, die meine Psyche betreffen.
Ich komme aus dieser abwärtsdrehenden Spirale dann viel einfacher wieder raus.
Ich kann auf die Bremse treten und zu mir selber sagen:" Stopp, anhalten. Hier stimmt doch was nicht. Was ist hier los?"
Nicht mal das konnte ich früher. Weil ich mir selber nicht erlaubt habe, auch mal "nein" zu sagen.
Dann den wirklichen Grund zu finden, ist noch die nächste Schwierigkeit, aber überhaupt auf mich selbst zu achten, habe ich jetzt erst gelernt.

Das war das, was mir bei dem Lesen deiner Frage dazu eingefallen ist.
Ich fürchte, es ist keine wirkliche Antwort.
Es sind einfach nur meine Gedanken dazu.

Ganz liebe Grüße
Rosalie





Antwort auf diesen Kommentar

Hallo Rosalie,
ich habe auch etwas länger gebraucht, um dir zu antworten. Doch ich muss dir sagen, es sind eben Gedanken, die ich hatte, als ich es schrieb. Ich versuchte, mein Verhalten etwas für mich selbst zu erklären und das kann ich am Besten, wenn ich schreibe. Das ich die Bremse oder Bremsen immer mehr gewahr werde, das kann ich auch behaupten. Denn es wird mir ja immer gezeigt, das ich nicht auf Sand gebaut habe, sondern schon den festen Boden gewählt habe. Das denke ich, ist eben was ich lernen musste, ich habe Rückhalt und ich stehe nicht alleine da, mit meinen Emotionen und Gefühlen. 
Vielen Dank für deine Einblicke und Gedanken, denn was anderes kann man hier auch kaum sagen und darum ging es mir primär.
lieben Gruß Epi :-)

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    EpisodE II
    „Quaeque via primo passo incipit.“ (Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.) Dieses Zitat finde ich persönlich sehr gut, da es beschreibt, wie ich einmal angefangen habe, in die Welt des BDSM einzutauchen.
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    Besitz geteilt hallo genteldom, eine sklavin ist eigentum und besitz ihres herrn, ... [mehr]
  •   Rosalie schrieb am 03.12.2013
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  •   redcat schrieb am 15.03.2013
    Hui Atemreduktion- ein heißes Thema :-) Hui Atemreduktion- ein heißes Thema :-). Heiß weil es ein ... [mehr]
  •   Beautifully schrieb am 08.02.2013
    Direkt aus meinem Kopf.. ... aufs Papier gebracht. :) Schoen geschrieben. Vielen Dank ... [mehr]