Abendliche Strenge (September 2013)

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Da stand sie nun – oder besser balancierte sie – denn ein wirkliches Stehen ließen die hohen schwarzen High Heels nicht zu. Das Korsett eng geschnürt, die Strümpfe mit einer gerade Naht. Sie wusste, dass sie ihm so gefiel. Deshalb hatte sie dieses Outfit gewählt.

Ihre Arme waren am Deckenhacken gefesselt und nach oben gezogen, so dass sie sich noch mehr anstrengen musste, um mit den Füssen am Boden Halt zu bekommen. Sie tänzelte ein wenig. Die Haltung war unangenehm und kam ihr noch unangenehmer vor, da eine Augenbinde ihr das Sehvermögen nahm und sie sich so noch stärker auf ihre Empfindungen konzentrieren musste. 

Nicht nur die Haltung war unangenehm, sondern auch der Gedanke an das, was da Kommen würde. Er hatte ihr einen Rohrstock in den Mund gesteckt, der sie sehr deutlich daran erinnerte: Er würde sie bestrafen. Es war nicht das erste Mal und würde sicher nicht das letzte Mal sein, aber wie jedes Mal wühlte sie dieser Gedanke sehr auf. Und Er genoss ihre Aufregung. Auch wenn sie Ihn nicht sehen konnte, spürte sie Seinen Blick. Wusste sie, dass Er sie beobachtete, dass Er sich an Ihrem Anblick ergötzte. Sie wusste, dass Er seine Macht und die Kontrolle, die er über sie besaß in diesem Moment ganz besonders genoss. Sie war ihm ausgeliefert. Hatte sie Angst? Nein. Sie war aufgeregt. Eine eigentümliche Spannung machte sich in ihr breit. Sie wusste es würde schmerzhaft werden. Er war bei Bestrafungen nicht zimperlich. Und da sie nicht aufgewärmt war, würde der Rohrstock richtig schmerzen. Und auch ihren Schmerz würde Er genießen. 

Sie wusste, sie hatte die Bestrafung verdient. Sie hatte einen Fehler gemacht. Eigentlich waren es zwei Fehler gewesen. Vor nicht einmal 15 Minuten hatte sie sich zu Ihm ins Bett in seinen Arm gekuschelt als sie Ihn sagen hörte: „Findest du es angemessen, dass eine Sklavin sich zu ihrem Herrn ins Bett kuschelt, wenn eine Bestrafung noch aussteht?“ Siedend heiß war es ihr eingefallen. Sie hatte ihm per E-Mail eine Verfehlung gebeichtet und um eine angemessene Strafe gebeten. Bisher hatte er nicht darauf reagiert und sie hatte es schlichtweg vergessen. Ein ganz dummer Fehler, wie sich jetzt herausstellte. „Nein mein Herr“ stotterte sie verlegen. Schweigen. 

Nach einem kurzen Moment des Überlegens schlüpfte sie aus dem Bett und kniete sich davor. „Bitte verzeihen Sie meine Nachlässigkeit, mein Herr und bestrafen Sie mich angemessen für mein Fehlverhalten.“ Der Satz kam flüssig über Ihre Lippen. Glücklicherweise, denn in ihr tobte helle Aufregung. Wirklich klar denken konnte sie in diesem Moment nicht. Ja, sie ärgerte sich über sich selbst. Sie hätte daran denken müssen. Gleichzeitig gefiel es ihr, dass Er ihre Erziehung so ernst nahm. Seine Konsequenz und seine Strenge zeigten ihr, wie viel sie Ihm bedeutete. „Zieh dich angemessen an.“ Eine abendliche Bestrafung hatte in angemessener Kleidung zu erfolgen. Korsett, Strümpfe, High Heels. Zügig kleidete sie sich an und achtete darauf, dass alles perfekt saß. 

Da stand sie nun und wand sich innerlich unter Seinem Blick. Sie wusste nicht, ob sie sich wünschen sollte, dass es schon vorbei sei oder ob sie den Moment der Angespanntheit genießen sollte. Es war keine vordergründige sexuelle Erregung, wie sie sie bei Sessions empfand. Eine Züchtigung ist eine Züchtigung und diente nicht ihrer Erregung. Der Unterschied fand im Kopf statt. Ja, sie konnte Schmerz in Lustschmerz umwandeln, konnte sich in den Schmerz hineinfallen lassen und ihn auf ihre Art genießen. Aber nicht bei einer Bestrafung. Eine Züchtigung diente einem anderen Zweck. Sie sollte lernen, perfekt für Ihn zu sein – sie wollte lernen perfekt für ihn zu sein. 

Der erste Schlag traf ihren unvorbereiteten Hintern. Und sie spürte nur Schmerz. Das tat einfach nur weh. „Danke mein Herr“ presste sie heraus. Der nächste Schlag traf die Innenseite ihres Oberschenkels. Eine besonders empfindliche Stelle. Sie hatte gewusst, dass er nicht zimperlich sein würde. Und dennoch war sie darauf nicht vorbereitet. Auf diese Art Schmerz war sie nie vorbereitet. „Danke mein Herr.“ Und wieder ein Schlag genau auf die Stelle des vorhergehenden. Ein Schmerzensschrei kam über ihre Lippen. Er wusste genau, was er tat. Er wusste genau, dass es so besonders schmerzte. Das „Danke mein Herr“ kam nicht mehr ganz so flüssig. Und wieder ein Schlag, durchgezogen auf den Hintern. „DaDaDAnke meein Herr!“ Und wieder einer. „Daanke mein Herr!“ Innerlich fluchte sie. Verfluchte ihn. Verfluchte sich. Hatte sie eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Wie bescheuert musste man sein? Und wieder ein Schlag, diesmal auf die Innenseite des anderen Oberschenkels. Ihr blieb die Luft weg. Und bevor sie wieder zu Atem gelangte, kam der nächste Schlag ...wieder die gleiche Stelle. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch aushalten konnte und spürte wie Tränen in ihr aufstiegen. „5 noch“ hörte sie Ihn wie durch einen Nebel sagen. Seine Worte gaben ihr Halt, die nächsten Schläge zu überstehen. Nur für ihn. Ihr Denken löste sich im Schmerz auf. Es gab nur noch Ihn. 

Er löste ihre Fesseln und versicherte sich, dass sie sicher stand bevor Er sich in seinen Sessel setzte. Langsam kniete sie vor Ihm nieder und legte ihren Kopf auf seine Füße. Ein Moment inniger Geborgenheit und gemeinsamen Glücks. 

„Danke für die Bestrafung mein Herr.“ 


Kommentare:


Finden schrieb am 28.09.2013


Erziehung

Er erzieht durch das, was er sagt,
mehr noch durch das, was er tut,
doch am meisten durch das, was er ist.


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    FREKKJA
    Kurz zu den Fakten: Ich bin 1973 geboren und habe Anfang 2006 angefangen „mein“ BDSM zu leben. In meinem Blog möchte ich euch ein wenig an meinen Gedanken zum Thema BDSM teilhaben lassen.
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