geschrieben von Blanca
Jedes Kind weiß, dass Gewalt etwas ist, das im normalen Leben nichts zu suchen hat. Das ist böse, wir bekommen schon von klein auf beigebracht, nicht zu hauen oder an den Haaren zu ziehen, um Meinungsverschiedenheiten zu lösen. Auch Insekten werden nicht ihrer Flügel oder Beine beraubt, Katzen nicht mit Steinen beworfen, denn: „was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu“. Ein ethischer Grundsatz, der nicht zu hinterfragen ist. Fertig – aus.
Was aber, wenn man merkt, dass man darauf steht, anderen weh zu tun? Wahrscheinlich erschreckt einen diese Erkenntnis erst einmal, aus oben genannten Gründen. Ich zumindest war in meinen Grundfesten erschüttert; das kann doch nicht sein, immer wurde mir vorgelebt und ich wurde angehalten, mich friedlich zu verhalten und bis auf kindliche Trotzreaktionen war mir dieser Wesenszug an mir unbekannt.
Dass ich Sadistin bin, wurde mir glücklicherweise erst bewusst, als ich schon eine Zeit lang BDSM mit meinem Mann ausübte. Von Anfang an war klar, dass ein paar Haue einfach „dazu gehören“. Glück für mich, dass mein Partner überhaupt nichts gegen körperliche Züchtigung einzuwenden hat, im Gegenteil – ihm gefällt es auch noch. Das bot für mich eine ideale Grundlage, um mich und „meinen“ SM näher zu erforschen.
Anfangs schlug ich etwas halbherzig zu, aus Angst, meinen Partner zu verletzen oder (wie ironisch!) ihm wirklich weh zu tun. Schnell war klar, dass das so nicht funktioniert. Also habe ich mich über Techniken, Hilfsmittel und andere grundlegende Sachen belesen und immer wieder ausprobiert. Nachdem einmal geklärt war, dass ich ruhig ordentlich rangehen darf, wurden die Handlungen plötzlich in jeder Hinsicht intensiver! Ich war nicht mehr so vorsichtig, ihm gefiel es zunehmend und seine Schmerzen brachten mir Spaß und Lust, auch wenn hinterher meine Hand weh tat.
Natürlich gibt es nicht nur Schläge im Sadismus, das ist nur ein kleiner Teil eines riesigen Ganzen! Aber meist ist das die „Einstiegsdroge“, ist es doch so leicht ohne „externe“ Hilfsmittel (eine Hand hat ja nun eigentlich jeder) umsetzbar, viele Anatomiekenntnisse braucht man auch noch nicht dafür. Schmerzen können auch auf ganz andere Arten zugefügt werden. Klammern an empfindlichen Körperteilen, heißes Wachs, kalte Eiswürfel, ein beherzter Griff an die Kronjuwelen des Mannes; wenn es extremer wird, auch solche Dinge wie Elektrospielchen oder der Einsatz von reizenden Naturstoffen wie beispielsweise Ingwer, Chili oder Minze.
Ich möchte hier bewusst keine Auflistung oder Anleitung zum Gebrauch von sadistischen Techniken geben, sondern ein wenig über das Große und Ganze plaudern.
Die eingangs erwähnte Ethik ist nun ebenfalls ein zweischneidiges Schwert und je nachdem, aus welchem Winkel man sie betrachtet, mehr oder weniger absurd.
Ich kann ja nun nur aus der Sicht einer FemDom sprechen. Die Ethik und Moral ist das eine, aber selbst wenn ihr Sub daheim grün und blau geschlagen wird, wird dieser erst mal belächelt oder als schwach dargestellt, wenn mal (unbewusst oder auch gezielt) Spuren sichtbar sind. Männliche Doms haben es da ein ganzes Stückchen schwerer, weil Gewalt gegen Frauen nochmal eine Stufe härter und verachtenswerter ist. Augenscheinlich. Natürlich ist das Quatsch. Gewalt gegen Menschen, die das nicht wollen, ist immer (!) verachtenswert. Und das ist der Knackpunkt. Ich setze nun einfach mal voraus, dass man mit dem Partner über Neigungen und Vorlieben gesprochen hat und sich beide einig sind, dass und welche sadistischen Handlungen in Ordnung sind. Das ist in meinen Augen sowieso immer das A und O: Kommunikation. Ohne geht es einfach nicht und bei SM gleich noch viel weniger.
In einem folgenden Artikel möchte ich noch etwas genauer darauf eingehen, wieso ich gerne Schmerzen zufüge, was nun das besondere am Sadismus ist, was mich daran kickt.
Bis dahin, Blanca
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