Wie viel Abstand braucht ein Spiel?

Über eine der Fragen in der Interviewrubrik bin ich auf ein Thema gestoßen, das es durchaus wert ist, darüber zu philosophieren, was ich hier ansatzweise gerne würde. Sollte jemand Anmerkungen, Erweiterungen oder Sonstiges dazu sagen wollen, schickt mir doch einfach eine Mail (Adresse in meinem Vorstellungspost).


Ist es eigentlich möglich, innerhalb einer Beziehung ein vollkommen ausgeprägtes Top-Bottom-Verhältnis zu haben?


Nun, ich denke zu allererst, dass man in einer Beziehung mit Machtgefälle immer einen gewissen „Abstand“ haben sollte. Es sollte so etwas wie Liebe vorhanden sein (und wenn es, z.B. bei einer professionellen Dienstleistung, nur für den Moment ist), damit man den Anderen nicht unnötig gefährdet oder gar verletzt, damit man abschätzen kann, wann der Partner im Begriff ist abzustürzen, aber das ist niemals gleichzusetzen mit der Liebe in einer Partnerschaft.
Vielleicht sollte man es lieber „Hinwendung“ nennen, um Verwechslungen zu vermeiden. Aber es sollte immer genug Abstand gewahrt werden, um diesen Machtunterschied spürbar werden zu lassen.

Die Liebe einer Partnerschaft geht naturbedingt durch Höhen und Tiefen und erlebt den Partner auch in Situationen, die einem Top wohl nicht sonderlich zuträglich wären (man stelle sich einmal während einer Session seinen Top vor, wie er an den Höllenqualen eines Schnupfen leidend im Bett liegt, wirklich Demut ist in einem solchen Moment wohl eher schwierig…) und andersherum hat wohl auch der Top seine Sub in Situationen erlebt, die sehr „unsubbig“ sind.
Für den Top mag es möglich sein, gerade diese Situationen zu sehen und den Triumph zu spüren, eine solch starke Frau/ einen solch starken Mann unterwerfen zu können, doch kann Sub sich so fallenlassen, wie bei einem Top, den er nicht so gut kennt?
Ist es möglich, die „schwachen“ (und die Anführungszeichen setzte ich hier bewusst) Momente des Tops auszublenden? Ist er/sie die absolute Macht in diesem Augenblick? Bei einem fremden Top, ist das meines Erachtens relativ einfach, aber beim eigenen Partner?

Ich persönlich kann nur schwer damit umgehen, wenn ich weiß, wo die Schwächen meines Tops sind und brauche Selbstüberwindung und Disziplin, sie nicht im Spiel gegen ihn zu verwenden, wenn er einen „schwachen“ Moment während der Session hat.
Das macht es in einer Beziehung zugleich schwerer und auch reizvoller, ist es doch eine nicht unwesentliche Herausforderung an den Top, seine „Alltagspersönlichkeit“ so gut zu verbergen, dass er es schafft, mir ein Herr zu sein (und wieder stellt sich mir die Frage, ob es daran liegt, dass ich switche, oder ob es jeder/m Sub so geht…).

Mein Problem mit dem Thema ist, dass ich wenig Erfahrung habe und mich nur schwer in eine Beziehung hineindenken kann, in der ein Top-Sub-Verhältnis gelebt wird, einfach, weil ich es in diesem Sinne (noch) nicht erlebt habe.
Bei fremden Tops (die ich durchaus schon hatte) konnte ich mich bisher nur dreimal so fallen lassen, dass ich wirklich geflogen bin. Es sind wertvolle Erfahrungen für mich, weil ich während dieser Momente, bzw. viel mehr danach viel über mich selbst erfahren habe.
Am besten beschreibt es sich wohl mit dem Gefühl des auf dem Wasser Liegens, eine Situation in der man von der nächsten Welle hinuntergezogen werden kann, sich aber trotzdem schwerelos und frei fühlt.

Ich würde viel darum geben, dieses Gefühl mit meinem Partner haben zu können, wer weiß, vielleicht geht es ja.


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    Lila
    Wer bin ich, woher komme ich und was treibt mich um in der Welt? Ich werde euch jetzt nicht jede dieser Fragen beantworten, aber im Verlauf des Blogs wird wohl die ein oder andere persönliche Information zu euch gelangen.
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