Nun, als ich vom Gentledom gefragt wurde, ob ich nicht nicht einen Gastbeitrag zum Leben in einer Switcherbeziehung schreiben wolle, hab ich erstmal zugestimmt - und nachher ist mir aufgefallen, dass ich mich nicht gerade als Expertin auf dem Gebiet bezeichnen kann, nachdem Chris und ich in der jüngsten Vergangenheit mit ein wenig Verwirrung zu kämpfen hatten.. aber mehr dazu später.
Anfangs hatten wir eine reine Dom-Sub-Beziehung mit ihm als Dom - ich hatte zu dem Zeitpunkt zwar schon ein paar Fantasien gehabt, jedoch bezogen die sich erstens nur auf Frauen und zweitens zweifelte ich stark daran, dass ich die jemals umsetzen könnte und wollen würde, wenn ich eines fernen Tages die Gelegenheit dazu hätte.
Ich fühlte mich also im Großen und Ganzen als Hundert-Prozent-Subbie und sah keinen Anlass, daran irgendetwas zu ändern. Zwar machte ich mir hin und wieder Gedanken, wie die Zukunft aussehen würde, weil ich ja wusste, dass er Switcher ist und er dann mit mir nur eine Seite seiner Neigungen ausleben können würde, aber verdrängte dies erstmal wieder und beruhigte mich damit, dass wir, wenn es soweit sein sollte und er den Wunsch haben würde, auch mal wieder unten zu spielen, wir das bestimmt irgendwie regeln können würden.
Tja - bei unserem zweiten Treffen hatte sich diese Sorge dann erledigt, da er mehr oder weniger zufällig die Dom-Seite in mir weckte und ich überraschend viel Spaß dabei hatte, meinen Liebsten zu beißen, kratzen und zu ohrfeigen... Schlaginstrumente und Fesseln sollten dann später noch folgen, nachdem ich Stück für Stück die Hemmungen, ihm wehzutun, abbaute.
Die Zweifel, ob man zu seinem Freund, der eben noch der respekteinflößende Dom war, ganz fürchterlich gemein sein kann, ohne dass dessen Wirkung verloren geht, existierten für michnach den Erlebnissen definitiv nicht mehr. Bei mir und Chris ist es nämlich so, dass wir beide uns ziemlich in Gestik, Mimik und der Stimme verändern, wenn wir von einem Lager ins andere wechseln, sodass es nicht schwer fällt, die Dom-Version von der Sub-Version von ihm zu trennen.
Ich möchte an dieser Stelle auch mit dem Vorurteil aufräumen, ein Switcher wäre "weniger" Sub oder Dom als "echte" Vollzeit-Subs und -Doms, sondern irgendwelche merkwürdigen Zwischenwesen, in denen beide Neigungen ständig präsent sind.
Dem ist zumindest bei mir beleibe nicht so - zugegebenermaßen, wenn wir uns fernbeziehungsbedingt nicht sehen können, habe ich z.B. häufiger mal toppige Tagträumereien, obwohl ich noch das Halsband trage oder Fantasien beider Ausprägungen im schnellen Wechsel, aber wenn wir spielen, bin ich entweder mit Haut und Haaren subbig oder toppig - dann gibt es keine Zwischentöne.
Auch die Intensität des Spielens hat sich nicht spürbar verändert, seit ich zur Switcherin mutiert bin. Natürlich braucht ein Machtgefälle Zeit, um sich zu festigen, aber wenn er erstmal sicher oben ist, ist es irrelevant, dass ich ihn unter anderen Umständen genauso quälen würde... dann bin ich sein Eigentum und ihm komplett ausgeliefert.
Womit wir mehr oder weniger bei der Ursache unserer Verwirrung angelangt wären: Bisher waren die Anteile unserer Neigungen nicht ausgeglichen - er war der deutlich dominantere Part und auch längerfristig oben, während sich mein Toppen auf eine oder zwei Sessions beschränkt hat und mein inneres Subbie fühlte sich ganz wohl damit.
Ich brauchte die Gewissheit, dass er im Zweifelsfall die Zügel in die Hand nehmen und mich quasi nach unten zwingen könnte. Mittlerweile merke ich aber, dass sich meine Neigungen verschieben, ich mehr und häufiger Lust aufs Toppen bekomme und er eben auch verstärkt in seine Sub-Rolle fällt und wir so beide gerne die andere Seite ausprobieren würden... das gerät aber mit unserer 24/7-artigen Struktur in der vorherrschenden Konstellation in Konflikt.
Eigentlich haben wir das immer so gehandhabt, dass ich mich für den Zeitraum, in dem ich oben bin, nicht an die Regeln halten muss und umgekehrt... bei längerfristigen Strafen wie Sätze schreiben ist es jedoch ungünstig, wenn ich, bevor ich die Aufgabe erfüllt habe, wieder toppig werde.
Hinzu kommt, dass wir aktuell ziemlich oft hin-und herschwanken; das sehe ich eigentlich als die Hauptschwierigkeit beim Switchen an, dass man sich, wenn man gerade beide Seiten gleich gerne ausleben würde, trotzdem für einen längeren Zeitraum für eine entscheiden sollte, wenn man Wert auf das Machtgefälle legt und keine heillose Konfusion stiften möchte.
Das Schwanken führt auch dazu, dass wir häufiger beide auf der Sub-Seite landen und sich keiner dazu bemüßigt fühlt, toppig zu werden.. ähm ja. Wir sind zwar die meiste Zeit ein eingespieltes Team und wechseln uns gegenseitig ab, aber leider klappt das nicht immer.
Bezüglich der Thematik gibt es einige Lösungsvorschläge, die ich aber nicht als hilfreich empfinde - was nützt es, wenn wir auswürfeln oder festlegen, wer an bestimmten Tagen oben ist und unsere Neigungen nicht derart steuerbar sind, dass wir das dann durchziehen können und Spaß dabei haben?
Dann wären zwar die Kontinuität und Stabilität gewährleistet, aber sowohl er als auch ich nicht besonders glücklich mit der Situation, da wir unseren jeweiligen Gemütszustand ignorieren müssten, wenn er sich nicht mit dem Festgelegten deckt.
Unsere Neigung ist dabei auch noch ziemlich von der Stimmung und dem Stresspegel abhängig - man sieht, es ist kompliziert.
Ich hoffe trotzdem, dass wir beide eine Lösung finden, da ich, gieriger Mensch, der ich bin, nicht darauf verzichten möchte, beide Seiten mit ihm zu genießen... dazu ist es einfach zu schön.
Verfasserin Hochseiltänzerin
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