Wenn ich groß bin werde ich un-/artig :) - BDSM und Jugend

Kommt man bereits als sehr junger Mensch mit dem Thema BDSM in Kontakt und ist man gleich gefesselt, kommen einem oft die ersten Fragen auf, wie es jetzt weitergehen soll.

Ist das eigene Kopfkino mit der Zeit ausgereift und man favorisiert seine Richtung, überkommt einem schnell das Verlangen nach einem realen Erlebnis. Man begibt sich auf die Suche, stößt im Internet auf genügend Material zum Thema und ist doch nie wirklich zufrieden, im tiefen Inneren keimt die Sehnsucht weiter.

Die meisten Communities und Foren fordern die Volljährigkeit und auch das illegale Rumtreiben auf solchen Plattformen bietet kaum Erfüllung, höchstens reizt es die Sehnsucht weiter rücksichtslos aus. Dazu kommt, dass man sich als etwas ausgibt, was man grundlegend einfach nicht ist, so oft andere interessierte User dann irgendwann abwimmeln muss, da es einem zu heikel wird und man nicht auffliegen will.

Entschließt man sich, wirklich ernsthaft nach einem Spielpartner zu suchen, wird man direkt mit der Tatsache konfrontiert, dass man als junges und naives Ding so manch hohem Risiko ausgesetzt ist. Zuerst stellt sich die Frage: Wo soll ich suchen? Bietet das Umfeld keine verwertbare Nahrung, kommt man schnell an Stammtische in der Umgebung. Ob man allerdings den Mut besitzt, einen solchen aufzusuchen, ist fraglich. So setzt man schnell auf die wohl unkomplizierteste Möglichkeit, das Internet. Allerdings mangelt es einem oft  noch an der Menschenkenntnis und dem Feingefühl um zu erahnen, wer sich dort hinter dem verständnisvollem Menschen verbirgt und sich als erfahrener  Dom ausgibt. Nach seitenlangem Beschreiben der eigenen Fantasien und bisherigen Vorstellungen ergibt sich, das Dom genau die selben Gedanken pflegt und sehr gerne eine spontane, sanfte Einführung mit Fesselspielchen anbietet. Ein Chatten bei einem Messenger ist natürlich auch kein Problem, um auszuschließen, dass Dom, ganz anders  als alle anderen ist: eben kein Spinner. Weiterhin wird man so auch nicht fündig, man ist unsicher, fühlt sich teilweise schutzlos den Anschreiben anderer ausgesetzt und wird vielleicht sogar mit Dingen konfrontiert, von denen man vorher lieber Abstand hielt.

Es nützt alles nichts, man befindet sich wieder in der Ausgangssituation eines mittlerweile hoffnungslosen Teenagers, der es mittlerweile vielleicht sogar ansatzweise bereut, bereits jetzt ein Verlangen nach BDSM entwickelt zu haben. Kommt dazu, dass die eigenen Freunde mit dieser Welt nichts am Hut haben und eventuell sogar abweisend auf dieses Thema reagieren, ist man wieder allein mit seinen fortkreisenden Gedanken. Das Verschlingen zahlreicher Bücher ermüdet irgendwann, der letzte PC-Virus, wieder einmal eingefangen auf einer ominösen Webseite, ist von der Platte gefegt  und man sehnt sich immer noch nach einem Brückenschlag.

Fragt man sich, wieso sich so wenige der eigenen Person annehmen wollen. Was machen ein paar Jahre schon aus? Kommt es nicht viel mehr auf die eigene physische Reife an? Einerseits wohl durchaus, andererseits sollte man sich immer selbst fragen, ob man eine derartige Beziehung wirklich mit einem minderjährigen Menschen eingehen würde. Die Frage, wie weit man gehen kann, bekommt eine andere Bedeutung. Wissen die Eltern meiner 16-jährigen Sub nicht Bescheid, wie erklären sie sich etwaige Spuren und Kratzer? Ist Sub wirklich in der Lage einzuschätzen, was sie will, wie viel sie körperlich und vor allem mental empfangen und aushalten kann? Ist man als Dom in der Lage, die oftmals stattfindende Prägung richtig zu setzen, Subbis junge Entwicklung im richtigen Maße zu lenken?
Letztendlich kommt man zum Trugschluss: Vielleicht ist es doch noch gut, sich ein wenig Zeit zu lassen, die Jugend in ihren Vorzügen zu genießen. Die eigene Sexualität ist sicherlich eine der wichtigsten Errungenschaften im jungen Alter, sollte man sich aber nicht zu sehr beschränken, so hart die Sehnsüchte auch sein mögen. Lieber die Seele noch ein bisschen walten lassen, warten, bis man die Volljährigkeit auf seiner Seite hat. Aus der Zeit lernen, die Menschenkenntnis reifen lassen bis man sich im Klaren ist, was man wirklich will, mit wem man die Mauern der eigenen Sehnsüchte sprengen will, denn genug Zeit bleibt noch allemal.


Kommentare:


Lukas schrieb am 26.10.2013


Auf den Punkt gebracht

Bin ebenfalls 17, und kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Keiner weiß, wie ich in der Hinsicht ticke. Man fühlt sich mit der Zeit etwas verlassen, und ich frag mich manchmal ob das alles überhaupt realistisch ist. Es scheint so weit entfernt zu sein.
Ich habe aber gelernt mir da nicht den großen Kopf drum zu machen, sondern lieber andere Dinge zu genießen.
Mit 17 ist noch alles offen, und die Zeit ist zu schade um sich den Kopf endlos zu zerbrechen.
Doch die Hoffnung bleibt, irgendwann alles, zumindest teilweise, wahr werden zu lassen :)


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Christina schrieb am 18.09.2013


Genauso geht es mir auch!

Schon erstaunlich, in welch ähnlicher Situation wir stecken. Ich bin 17 Jahre alt und ich hab oft das Gefühl, mir bleibt nur die Vorstellung, wie es sein könnte. Wie oft sehne ich mich danach, nur einmal die Träume in die Realität umzusetzen? Niemand weiß von meinen Träumen und ich habe Angst, dass es auch in Zukunft nur Träume bleiben :(


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Auch wenn ich nicht die Verfasserin bin: Ich denke du wirst in Zukunft sicher schon einen passenden Partner finden, wann das dann sein wird ist leider eine Frage die einem niemand beantworten kann.

Mr.P schrieb am 28.03.2013


16 Jahre?

Toller Beitrag für dein Alter, Respekt!


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Ihr seid ja nun beide im Forum ;)

Vanessa schrieb am 12.03.2013


Toller Beitrag

Unglaublich wie reflektiert und vernünftig du mit deinen 16 Jahren bist. Ich denke den richtigen Dom kann man mit 16 aber auch mit 66 finden, nur die Wahrscheinlichkeit an den falschen Dom zu geraten ist bei einer Minderjährigen besonders hoch, welcher gute Dom geht auf dieses Wagnis ein. Ich kann deinen Entschluss nur unterstützen! Liebe Grüße Vanessa


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Kann ich so nur unterschreiben, Gentledom (im offenen Blog können die Autoren nicht direkt antworten)

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