Wer hat ihn noch nicht erlebt, den Zwiespalt zwischen Lust und Moral? Kaum hat man es geschafft, die eigenen Lust verursachenden Vorstellungen, Träume und Gedanken als ureigenste Wünsche und Bedürfnisse anzunehmen und sich damit aktiv auseinander zu setzen, stellen sich Zweifel ein. Ist das noch normal? Bin ich normal?
Zweifel kommen auf. Das entspricht nicht den Grundsätzen von Anstand, korrektem, richtigen Verhalten und Vernunft, die man so auf seinem Lebensweg insbesondere durch die Eltern und die Gesellschaft als richtig und als falsch vermittelt bekommt. Oft verschwinden lustvolle Gedanken deshalb verschreckt in der Versenkung, werden verdrängt, unterdrückt, geleugnet.
Wer hier nicht gleich zurückschreckt, sondern sich todesmutig aufmacht ins Internet, um zu recherchieren, ob es vielleicht noch mehr Menschen gibt, die ähnlich oder sogar gleich ticken, stellt erleichtert fest: Ich bin nicht allein! Da sind noch mehr Menschen, die ähnliche Vorstellungen, Gedanken, Träume, Wünsche und Bedürfnisse haben.
Mann fasst Vertrauen, tauscht sich aus, die Gedanken werden zur Spielwiese, zum Abenteuer, zur wundervollen Reise. Der Input der Gleichgesinnten versiegt nie, es gibt immer etwas Neues zu entdecken oder etwas Gewohntes neu wieder zu entdecken.
Und man entdeckt sogar Menschen, deren Wünsche und Bedürfnisse das perfekte Gegenstück zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu sein scheinen. Manche entdecken gar, dass der eigene Partner schon lange die passenden Wünsche und Bedürfnisse in sich trägt. Ist das nicht toll?
Tada da ist er wieder, der Zwiespalt. Ausleben oder lieber nicht? Was denkt ein anderer Mensch von mir, wenn ich mich ihm öffne? Wenn ich ihm alle diese Ideen, die da in meinem Kopf herumspuken, und die mich immer so schrecklich scharf machen, erzähle? Und was denkt dieser Mensch von mir, wenn ich diese Gedanken nicht nur reizvoll und erregend finde, sondern auch noch umsetzen, erleben will?
Werde ich seinen Respekt verlieren? Seine Wertschätzung?
Wird er mich in die selben Schubladen einordnen, in die ich bisher „solche“ Menschen eingeordnet habe?
Keine schöne Vorstellung, oder?
Es braucht eine große Portion Vertrauen, sich einem Menschen mit solchen Gedanken anzuvertrauen oder gar ihm zu offerieren, mit ihm diese lustvollen Dinge auszuleben.
Man kann sich problemlos irgendwelche Horrorszenarien ausmalen, um damit jedwede Lust sofort im Keim zu ersticken.
Oder man kann den Gedanken Flügel verleihen, wenn man sich ausmalt, wie schön es sein könnte.
Letztlich bleibt einem, wie so oft, nichts anderes übrig, als den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und zu REDEN.
Nur so lässt sich feststellen, was möglich sein könnte und wie es werden könnte.
In diesem Sinne, viel Vergnügen beim Genießen eurer lustvollen Gedanken. Oder auch beim Austausch mit Gleichgesinnten. Oder beim Ausleben. :D
Fanti schrieb am 24.09.2020
Geht es hier wirklich um Moral oder nicht eher um "Was denkt mein Gegenüber von mir?“.
Sind Respekt und Wertschätzung nur an (meine) die Lust gekoppelt?
Ist es nicht häufig so, dass ich meine Vorstellungen auf mein Gegenüber/meine Umwelt projektiere. Ich denke, dass dieser Prozess in mir anfängt und nicht bei meinem Gegenüber.