U-Bahn-Fantasien

In Italien haben wir ein echt heißes Outfit gefunden: schwarz, trägerlos, ein Jumpsuit eben. Für meinen Geschmack habe ich dafür 2-3 Kilo zu viel, aber sein Blick, als ich aus der Umkleidekabine kam, überzeugte mich dann doch. Mit meinen schwarzen Stiefeln würde es sicherlich sehr heiß aussehen.

Seine Fantasie dazu ließ mir dann doch den Atem stocken: Er wollte mich quasi „ausführen“ – an sich ja noch nicht verwerflich. Ich sah mich in dem neuen Outfit in einem Club, er sprach jedoch plötzlich von der Öffentlichkeit: Eine Großstadt, die Anonymität bot, eine Leine, die mich in eine U-Bahnstation führen würde.

Mir wurde heiß und kalt. Sicherlich war diese Vorstellung mehr als erregend. Auch in meinen Fantasien fanden sich immer wieder provokante Situationen wieder. Das Spielen in der Öffentlichkeit, die verwunderten, verständnislosen – ja, vielleicht leicht schockierten Blicke der Menschen – Italien hat mir gezeigt, wie sehr mich das alles anmachte. Natürlich müsste es immer im Rahmen der Legalität bleiben. Aber von ihm vorgeführt zu werden, ihm gehorchen zu müssen und zu zeigen, dass ich dominiert werden wollte – das kam meinen Fantasien schon sehr nahe.

Aber nun war ich wieder an einem Punkt, an dem ich mich fragte, ob ich wirklich so frivol ausgehen würde. Da war er wieder – der innerliche Kampf zwischen Erregung und Hemmung. Er schaffte es immer wieder, mich gleichzeitig heiß und unsicher zu machen. Als würde er spüren, dass mich genau das gerade in eine „missliche“ Lage bringt, die ich nicht ohne Bedenken einfach mal eben durchleben kann.

Für ihn steht diese U-Bahn-Situation nicht zur Diskussion. Aber ich führe, seitdem diese Tatsache, dass es passieren wird, im Raum steht, dauernde Zwiegespräche mit mir selbst. Als säßen das berühmte Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern und jeder brachte seine „Argumente“ vor – mal der eine, mal der andere etwas lauter.

Wer nun schlussendlich gewinnt, kann ich nicht sagen. Und wahrscheinlich habe ich das sowieso nicht in der Hand, denn er wird eines Tages zu mir sagen:

„Zieh dich um, wir gehen U-Bahn fahren!“

Und dann wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mich ihm zu fügen. Ob das jedoch kampflos geschehen wird, wage ich zu bezweifeln.


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