„Höschen aus!“, denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Ich wette, genau dieser Satz ist DER Klassiker eines BDSMlers. Der Satz, den Männer gern und häufig aussprechen, wenn sie im Begriff sind, ihre Frauen zu dominieren. Häufiger als jede andere Anweisung. „Höschen aus!“ Was finden sie nur daran?

Wenn ich mir früher Filme übers Mittelalter ansah, dachte ich immer (wirklich jedes Mal) darüber nach, was die Frauen in ihren langen weiten Röcken damals eigentlich ohne Höschen gemacht haben. Dass es wohl ziemlich kalt gewesen sein muss am Po. Beim Arbeiten, Reisen und sonstigen Verrichtungen sogar recht unpraktisch. Und dann erobern wir uns Jahrhunderte später endlich ordentliche Hosen und sollen sie gleich wieder ausziehen? Obwohl es doch mit viel wärmer, komfortabler und schön züchtig ist?

Es könnte ja sein, dass das Höschen den dominierenden Männern genau deshalb gegen den Strich geht, weil sie ihren Frauen klar machen wollen, dass es sich nach wie vor nur für Männer schickt, die Hosen anzuhaben. Mit freundlichen Grüßen ans Mittelalter. Diesen Gedanken finde ich gar nicht so abwegig. Vielleicht ist es aber auch die pragmatische Hoffnung, Frau jederzeit ohne Hindernis an die nicht mehr vorhandene Wäsche gehen zu können – um die eigentliche Absicht mal ganz vornehm zu formulieren. Das ist fast noch nachvollziehbarer. Oder will ER SIE damit etwa demütigen? Weil: So ganz nackt untenherum und vielleicht noch im kurzen Rock muss man ja schon ziemlich darauf achten, was man tut, um sich nicht ungewollt fremden Blicken auszusetzen. Ist es das, was Mann antörnt? Will er tatsächlich, dass sich fremde Blicke an dem, was er doch eigentlich für sich beansprucht, gütlich tun?

Tja, gute Frage, nächste Frage. Wie fühlt sich denn Frau unten ohne? Entblößt? Erniedrigt? Lustvoll stimuliert?

In unzähligen erotischen Romanen fallen stets als erstes (und manchmal wichtigstes) Indiz für die Dominanz der Männer die Höschen der Frauen. Sie werden ausbefohlen, zerfetzt und in Sakkotaschen verbannt. Man mag darüber denken, was man will. Man mag der Protagonistin Mitleid entgegenbringen, mit ihr gemeinsam darüber fluchen oder schamhaft erröten. Im Endeffekt kann man sich der sinnlichen Nuance, die dem anhaftet, nicht entziehen. Also dient „Höschen aus!“ der Erotik?

Ich persönlich glaube, es ist der Zauber, der jedem Anfang innewohnt. Eine Art Signal für den Beginn des Spiels. Ein Spruch – halb konkret, halb durch die Blume. Der ihr den Puls in die Höhe treibt. Und ihm in weiser Voraussicht ein Grinsen ins Gesicht. Demütigung und Scham. Erregung und Ungeduld. Lust und Erwartung. Einverständnis, Grenzauslotung, Machtgefälle. Konsequenz oder profane Anweisung. Das alles steckt hinter „Höschen aus!“ Und es ist der fast schon legendärste Spruch der BDSMler. Oder kennt ihr einen anderen, der es zu ähnlicher Berühmtheit gebracht hat?

Auf eure Höschen-Erlebnisse und -Geschichten freut sich
Vicky


Kommentare:


Rheinpfeil1977 schrieb am 03.09.2016


Hallo Vicky,

den Spruch "Höschen aus!" mag ich auch sehr. Er zeigt meine Macht über meine Sub und mit ihm bekomme ich zu sehen, was ich gern sehen möchte. Aber meist steht er für mich nicht am Anfang eines Spiels. BDSM beginnt für mich viel früher, mit Blicken, Gesten, der Atmosphäre, die sich verändert, wenn beide wissen, dass das Spiel begonnen hat. In aller Regel sind wir zu diesem Zeitpunkt beide noch komplett angezogen.

Deine Überlegungen finde ich trotzdem sehr interessant. Bin gerade zufällig auf diesen Text gestoßen und gucke gleich mal, was Du sonst noch geschrieben hast.

Viele Grüße
Rheinpfeil


Antwort auf diesen Kommentar

Danke für dein Feedback, Rheinpfeil. Diese Höschen-Geschichte ist sicher etwas provokativ (gemeint) :-) Ich find's schön, dass du hier deine Sicht der Dinge mitteilst. Und freue mich sehr, wenn du in meinem Blog weiterliest und es auch bei anderen Beiträgen tust :-)

In diesem Sinne viel Spaß und herzliche Grüße, Vicky

June schrieb am 23.05.2016


Liebe Vicky,

ich denke eher nicht, dass Mann/Dom es toll fänd, wenn fremde Blicke sich in der Öffentlichkeit an dem gütlich täten, was doch ihm ganz allein vorbehalten ist, zumindest ein Großteil, dafür sind es wohl doch zu sehr Alphatierchen. *grins*

Was du mit dem Zauber des Anfangs beschreibst, finde ich recht treffend. Nachdem ich mich mittlerweile in einer wundervollen Spielbeziehung befinde, habe ich diese Situation nun auch schon erleben dürfen. Von jetzt auf gleich wird damit ein Spannungsbogen erzeugt, die Erwartung steigt, und ja, es dient ganz eindeutig der Erotik.
Da ich bereits nach meinen Röcken gefragt wurde, gehe ich davon aus, dass die Erfahrung "mit ohne" in die Öffentlichkeit zu gehen, nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Da ich keine kurzen Röcke trage und habe, sehe ich dem mehr mit kribbeliger Spannung und Vorfreude als mit Unbehagen entgegen.

Deine Schneemänner habe ich mittlerweile gelesen, und wurde, wie immer, nicht enttäuscht. *chapeau*

Alles Liebe
June


Antwort auf diesen Kommentar

Liebe June,

vielleicht hast du inzwischen die Erfahrung "mit ohne" schon gemacht? Ich hoffe, du hattest viel kribbligen Spaß dabei ;-)

Danke für dein Feedback! Und dass dir "Die Schneemänner" gefallen habe, nehme ich als besonderes Kompliment. Ich mag sie auch. Und freue mich schon darauf, die Fortsetzung zu schreiben :-)

Liebe Grüße, Vicky

gabigrau schrieb am 08.04.2016


Das ist nicht nur ein BDSM Spiel. Wenn ein Mann fantasie voll ist, und es im Spaß macht, dann tut er das, egal welchen Neigung. Es hat schon was, wenn man im Auto das Höschen abgibt und den ganzen Abend Sorge hat, den Stoff nicht zu durchweichen ;-)
Egal ob mit Rock oder Hose. Wobei Jeans echt reiben können. Das könnte man wieder im BDSM spielen.
Wie auch immer, mich kickt es, und den Partner mit dem ich das erlebt habe auch, denn man denkt den ganzen Abend daran!!!!!
Also für mich:Erotik.

lg gabi


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Danke für dein Feedback, Gabi :-)

Lieben Gruß, Vicky

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