Wie versprochen hier ein paar Infos für all jene, die noch nie auf einer BDSM-Party waren. Ergänzungen von "Profis" sind gern gesehen.
Auswahl des Events
Wir sprechen hier nicht über den Besuch eines x-beliebigen Clubs, sondern definitiv über eine Party. Die kann in einem Club stattfinden und ebenso in einer Location, die man auch für Events ganz anderer Art mieten kann. Auf meiner Party gab es etwa 50 Gäste – das war sehr überschaubar und entsprechend kontrollierbar (für Leute, die das brauchen). Mehr als 100 Teilnehmer sollte die erste Party nicht haben. Es sei denn, ihr wollt es absolut anonym und mögt das Bad in der Menge. Und denkt daran, euch anzumelden. Einfach hingehen, funktioniert in den meisten Fällen nicht. Oft gibt es begrenzte Teilnehmerzahlen.
Dresscode
Nicht selten, dass für eine BDSM-Party ein Dresscode gilt, besonders bei Themenabenden zu berücksichtigen. Ich denke, niemand von euch wird auf die Idee kommen, in Jeans und Turnschuhen dorthin gehen zu wollen. Das ist natürlich ein No-go. Ich empfehle euch: Zieht euch so sexy an, dass ihr kein Problem damit habt, euch notfalls neben einer vollkommen nackten Frau stehend noch begehrt zu fühlen. Das klassische kleine Schwarze tuts auch. Halterlose Strümpfe dazu, hohe Haken – fertig. Nicht zu viel tragen – vor Ort wird euch schnell heiß ;-)
Begleitung
Die empfinde ich als das A und O bei der allerersten BDSM-Party. Wer mit seinem Partner gehen kann, ist natürlich im Vorteil. Dabei wäre es allerdings hilfreich, wenn der Partner vielleicht schon ein wenig Erfahrung hätte mit solchen Events. Was ich nicht tun würde – auf jegliche Begleitung verzichten. Schon deshalb nicht, weil das meinem Sicherheitsgefühl nicht gut täte. Und auch deshalb nicht, weil ich dann niemanden hätte, mit dem ich mich austauschen könnte.
Meine Begleitung war ein erfahrener BDSMler, dem ich absolut vertraue und von dem mir jemand gesagt hatte, in seiner Begleitung wäre ich vollkommen safe. Er hatte seine Partnerin dabei, die mir gleichfalls sehr sympathisch ist. Weil die Chemie zwischen uns stimmt, hatte ich an diesem Abend sehr viel Spaß, gute Gespräche und konnte so ganz am Rande alle meine Fragen loswerden, die unweigerlich auftauchten. Solche wie: Was ist das für eine Peitsche? Was höre ich da für ein Geräusch? Warum sind die Klammern alle mit einem Band verbunden? … Manchmal sind es merkwürdige Fragen, die man stellt. Dafür braucht man dann jemanden, der sie geduldig beantwortet ;-)
Ablauf
Das kommt sicher ganz auf die Party an. Zunächst steht das Ankommen im Vordergrund. Man hält ein wenig Smalltalk, ißt und trinkt und wechselt dann in die Spielräume. Hinterher Pause und wieder essen und trinken. Ich hatte das Gefühl, dass Spielrunde Nr. 2 nicht auf der Party stattfindet ;-), und war überrascht, dass die ersten Gäste die Location nach drei, vier Stunden bereits verließen.
Ungeschriebene Gesetze
Es gibt sie, aber meistens spricht niemand darüber. Ich kenne sie garantiert auch nicht vollständig. Aber die paar Regeln, die man mir mitgeteilt hat, helfen schon, erste Fettnäpfchen zu vermeiden.
- Eine Frau, die in Begleitung eines Doms erscheint, ist für alle anderen Doms tabu. Heißt: Sie wird weder angesprochen, noch angebaggert.
- Bei der Begrüßung aufpassen! Dom grüßt Dom, dann erst Sub. Subs grüßen sich untereinander. Eine Sub grüßt nie als erste den Dom. Aber wie das mit nie und nicht ist: Jede Regel hat Ausnahmen. Ich hab auch Begrüßungen erlebt, wie sie unter Freunden oder guten Bekannten üblich sind ;-) Einfach beobachten und sich an der Begleitung orientieren.
- Als Fremde(r) gesellt man sich nicht einfach irgendwo dazu, ohne dazu aufgefordert zu werden.
- In den Spielräumen immer beachten, ob Zuschauer und/oder Beteiligte erwünscht sind oder nicht. Wird normalerweise kenntlich gemacht, indem Vorhänge zugezogen sind oder offen bleiben.
- Smartphone steckenlassen bzw. ausmachen oder gar nicht erst mitnehmen. Absolutes No-go auf solch intimen Veranstaltungen sind nämlich Fotos und/oder Videos. Da werden die Anwesenden verständlicherweise nervös.
Was vergessen? Dann fragt einfach. Ich antworte euch gern, wenn ich kann.
Und noch eines: Scheut euch nicht davor, Voyeur zu sein. Wer auf solchen Partys spielt, macht das im Bewusstsein, dabei beobachtet zu werden. Also – schaut hin! Das ist die Gelegenheit, etwas darüber zu erfahren, was ihr bisher vielleicht nur aus der Theorie kennt. Und in jedem Fall macht es Spaß, die eigene Lust zu entdecken ;-)
Viel Vergnügen also, wenn ihr demnächst auf eure 1. BDSM-Party geht. Und wenn ihr mögt, berichtet gern davon ;-)
Eure Vicky
Dr. Gaius Baltar schrieb am 10.10.2015
Nichts für ungut, aber ein paar Dinge sollte man vlt. ein wenig relativieren.
Zunächst sollte einem klar sein, dass solche Parties sehr unterschiedlich sein können. So lohnt es sich denn dann auch, sich über die Party im Vorfeld ein wenig zu informieren um zu entscheiden, ob es etwas für jemanden sein könte. Ablauf, Publikum, Musik, Ambiente etc. können sich extrem unterscheiden.
So gibt es auch Parties, auf die man absolut problemlos alleine gehen kann. M.E. die überwiegende Zahl der Parties. Gefahr für Leib und Leben dürfte auf solchen Parties ohnehin nicht wirklich bestehen. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist das es ein langweiliger Abend wird, wenn man sich die (für den eigenen Geschmack) falsche Veranstaltung rausgepickt hat.
Letzteres Risiko lässt sich allerdings durch ein wenig Vorabinformation minimieren. Oft hat jede Party ein paar eigene "Spielregeln" (keine Getränke in den Spielräumen, Whirlpool nicht eigenmächtig bedeinen etc.). Erfahrungsgemäß reicht jedoch gute Kinderstube (darunter fasse ich jetzt mal das Beachten von Hinweisschildern) um gut über den Abend zu kommen.
Konventionen unter dem Publikum, die nicht offensichtlich sind gibt es natürlich, wie überall auf gesellschaftlichen Anlässen. Die sind allerding immer völlig unterschiedlich, so habe ich z.B. die beschriebenen "Begrüßungsregeln" auf bestimmt über 100 Parties noch nie erlebt (finde ich auch eher lächerlich). Das versehentliche Missachten solcher Konventionen ist allerdings normalerweise auch kein Beinbruch, wenn ansonsten die Kinderstube stimmt.
Vielen Dank für dein Feedback, Dr. Gaius Baltar. Ich verstehe es als Ergänzung zu dem, was ich schrieb und gern auch als Relativierung. Selbstverständlich erhebe ich bei den Tipps keinerlei Anspruch auf Relevanz oder Vollständigkeit. Notiert habe ich sie, weil ich nirgends welche für Anfänger fand, die sich auf ihre erste BDSM-Party vorbereiten. Ich wollte einfach mal einen Anfang machen.
Auch wenn du meinst, man könne problemlos allein hinzu so einer Party gehen, so ist das sicher für Männer eine grundsätzliche Option. Aus meiner Erfahrung heraus für Frauen eher nicht. Deshalb empfand ich für mich persönlich die Begleitung durch Freunde als hilfreich.
Vielleicht steuern noch weitere Partygänger ihre Erfahrungen bei? Das wäre sicher spannend zu lesen.
In diesem Sinne herzliche Grüße, Vicky