Gedanken zu BDSM und Gesundheit

Wer sich dem Thema Sex im allgemeinen und BDSM im speziellen widmet tut das eigentlich um Spaß und Lust zu erleben und nicht um an Krankheit oder Unfälle zu denken.

Er mag entspannen, abschalten und seinen Partner- den er vielleicht grade erst kennen gelernt hat- in einem möglichst unbelasteten idealisierten, anregenden Licht sehen.

Die Vorstellung, dass das Objekt der Begierde an der ein oder anderen gesundheitlichen Einschränkung leidet oder dass es während einer Session zu einem Unfall oder medizinischen Zwischenfall kommen könnte turnt ab.

Hand aufs Herz- wer bindet seinem Date schon gerne auf die Nase, das er Asthmatiker, Epileptiker oder Diabetiker ist, schon mal einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatte?

Andererseits setzen wir uns und andere Menschen mehr oder weniger regelmäßig einer Situation aus, in der jemand nicht nur psychisch (von psychischen Notfällen reden wir hier noch nicht einmal) und durch Sex an sich gestresst wird sondern setzen –je nach persönlichem Gusto- noch eins obendrauf indem wir uns diversen Fixierungen, Zwangshaltungen, Schlägen, Hitze, Kälte, Nadelungen, Schnitten, Quetschungen durch Abbinden, Behinderung von Atmung und Sauerstoffmangel sowie Stromreizen oder Infusionen oder Installationen in dafür eigentlich nicht vorgesehene natürliche Hohlräume aussetzen.

Zwangsläufig kommt es dabei immer wieder zu Zwischenfällen. Meist nur klein, lästig und gut zu handeln, manchmal aber auch lebensbedrohlich.

Sexunfälle sind allgemein peinlich bis riskant. Meist verschweigen die Betroffenen sie, weil sie sich nicht der Schadenfreude anderer aussetzen wollen. Und so sind Bett-Pannen wahrscheinlich eine der letzten Tabuthemen beim Sex. Ob das Unglück durch Selbstmanipulation oder mit dem Partner geschieht, ist letztendlich egal – am besten ist es, rasch in die Klinik zu fahren, um die Verletzung vom Arzt untersuchen zu lassen und einen bleibenden Schaden auszuschließen. In Kliniken wird man so ein- bis zweimal die Woche mit den Folgen eines Sexunfalls konfrontiert, meistens nachts. Penisbrüche und Risse des Penisbändchens sind dabei die häufigsten Verletzungen. Priapismus, Vaginismus, „verlorene Gegenstände“ sind etwas seltener aber auch jeder Ambulanz bekannt. Notfallverhütung, geplatzte Kondome sind Alltag.
Beim Gang zum Arzt ist übrigens empfehlenswert, bei offensichtlichen Verletzungen lieber auf den Zusammenhang mit einem SM-Spiel hinzuweisen als irgendwelche fadenscheinigen Ausreden zu erfinden. Meist kehrt dadurch sogar eher Erleichterung ein und die unausgesprochenen Misshandlungsvermutungen sind damit vom Tisch. Wer schon einmal vor der Situation stand, seinen Spielpartner bei einem Kreislaufproblem aus einer Fixierung lösen und ihm helfen zu müssen weiß, wie man durch so einen doch recht häufigen Notfall zu einer ungeplanten Extraportion Adrenalin kommt…

Da jeder von uns moralisch und rechtlich zur bestmöglichen ersten Hilfe verpflichtet ist sollte sich jeder BDSMler Gedanken darüber machen wie es bei ihm um diesbezügliche grundlegende Kenntnisse bestellt ist.

In Deutschland ist jeder Bürger verpflichtet, in Not geratenen oder hilflosen Personen Hilfe zu leisten, wenn es ihm den Umständen nach zuzumuten ist (§ 323c Strafgesetzbuch).

Nicht zumutbar ist die Hilfeleistung dann, wenn für den Helfer durch die Hilfeleistung eine definierbare Gefahr besteht oder wenn andere wichtige Pflichten vernachlässigt werden, dabei sind jedoch die Rechtsgüter Leben und Gesundheit zu beachten. Hilfe leisten muss er auch dann nicht, wenn die Person die Hilfeleistung verweigert, ablehnt oder wenn eindeutige Zeichen auf den Tod hinweisen (z. B. totale Zerstörung der lebenswichtigen Organe: Hirn, Herz und Lunge und auch bei der sichtbaren und riechbaren Verwesung).

Wer nicht hilft, macht sich der unterlassenen Hilfeleistung, die mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden kann, schuldig.

In vielen Ländern sind Erste-Hilfe-Kurse verpflichtend vorgeschrieben, um einen Führerschein zu erhalten. Jedoch kann man an diesen Kursen auch unabhängig davon jederzeit teilnehmen - dies wird auch stark empfohlen, um in einer Notsituation richtig reagieren zu können.

Man unterscheidet dabei Kurse für Lebensrettende Sofortmaßnahmen von Erste-Hilfe- Kursen. Auffrischungen werden alle 2-3 Jahre empfohlen. Das macht auch Sinn, weil laufend neue medizinische Kenntnisse hinzukommen und Empfehlungen angepasst werden. Anbieter sind meist lokale Rettungsdienste.

Diese Seite kann und soll keine Erste- Hilfe Ausbildung ersetzen, möchte aber an dieses wichtige Thema erinnern und von Zeit zu Zeit über das ein oder andere für euch besonders interessante Thema informieren. Außerdem möchten wir für Fragen zur Verfügung stehen. Anregungen und eigene Erlebnisberichte werden gerne entgegen genommen.

Abschließend noch ein Link um das ein oder andere spontan nachzuschlagen oder aufzufrischen: DRK Sofortmaßnahmen

Mit fürsorglichen Grüßen,

Herbstblume

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