Malvina im Interview mit Talon

Talon
Hallo Malvina magst du dich der Leserschaft einmal vorstellen?

Malvina
Hallo Talon,

Es fällt mir immer etwas schwer, etwas persönliches über mich selbst zu erzählen. Aber ich versuche es. Ich bin über 40 und lebe mit meinen Kindern seit fünf Jahren alleine. Bin körperlich nicht besonders groß. Oft werde ich etwas jünger und schwächer eingeschätzt, als ich bin. Das klärt sich aber meistens schnell.

Ich bin oft albern und lache sehr, sehr gerne. Also man sollte sich mich nicht zu ernst und streng vorstellen. Das kann ich sein, in bestimmten Situationen. Aber am liebsten bin ich locker.

Talon
Wie sieht dein Alltag aus? Was machst du unter der Woche? Wie Sieht dein Wochenende aus?

Malvina
In der Woche bin ich die meiste Zeit berufstätig. Einen Abend in der Woche bin ich bei der Probe unserer kleinen Theatergruppe.

Ich versuche, mich regelmäßig draußen zu beschäftigen. Einen Garten habe ich leider nicht mehr, also gehe ich mal walken oder joggen, oder fahre Inliner mit meinen Kindern. Manchmal ist es nur ein kleiner Spaziergang.

An Wochenenden ist es unterschiedlich. Manche Wochenenden gehören der Familie und es gibt Wochenenden, die gehören mir alleine.

Es kommt auch vor, dass ich an den Wochenenden alleine verreise.

Talon
Hast du mit deiner Neigung gehadert?
Hattest du Schamgefühle? Wenn ja, warum und wie bist du damit umgegangen?

Malvina
Ich kann mich jetzt nicht daran erinnern, dass ich gehadert habe, geschweige denn Schamgefühle gehabt habe. Ich war so ziemlich durcheinander. Das kann man sagen. Davor befand ich mich in so einer Art Starre. Und plötzlich kam Bewegung in mein Leben. Ich war schon sehr irritiert, dass die Bewegung aus dieser Richtung kam. Es tat mir aber gut und nein, ich habe wirklich nicht gehadert und absolut keine Schamgefühle gehabt.

Talon
Welche Richtung war das, bitte beschreibe das Ereignis genauer.

Malvina
Es passierte ungefähr vor einem Jahr. Da habe ich jemanden kennengelernt, der mir gesagt hat, dass ich eine angenehme Dominanz ausstrahle. Das war mir neu. Davor habe ich mich meistens geweigert, in BDSM Themen einzusteigen.

Ich hatte eine Bekannte, die eine Switcherin war. Als wir uns kennenlernten, hatte sie ihre dominante Seite schon fast aufgegeben und ging ins Ausland. Wir blieben eine Weile in Kontakt und sie schrieb ab und zu darüber, dass sie ihre Erfüllung als Sub gefunden hatte. Ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen, habe es aber auch nicht hinterfragt.

Etwas später kam das 50 Schattenbuch und dann irgendwann auch der Film. Und nun redeten alle darüber. Ich hatte versucht, das Buch zu lesen. Und es hat mir nicht gefallen. Die Protagonistin hat mich nur genervt, die männliche Hauptfigur hat mich kein bisschen interessiert. Ich musste mich zum Weiterlesen überwinden und hab letztendlich aufgegeben. Den Film habe ich mir dann auch gespart. Meinen aufgeregten Freundinnen habe ich ein großes "Tutmirleid" zukommen lassen, zu dem Thema kann ich nicht mitreden, es regt mich zu sehr auf und ich weiß nicht mal warum.

Zu der Zeit passierte es mir auch immer öfter, dass ich von möchtegern dominanten Männern angesprochen worden bin. Die haben von mir dann extra ´nen knackigen Korb gekriegt. Ich habe mich alt, frustriert und nicht von dieser Welt gefühlt.

Und nun sagt mir plötzlich einer, ich strahle eine angenehme Dominanz aus.

Ich habe mich höflich bedankt und gesagt, dass ich nichts mit der Szene zu tun habe und auf "normale" Männer stehe. Er erwiderte, was sind schon normale Männer? Und keiner muss zu irgendeiner Szene gehören, um dominant oder devot zu sein. Ob ich schon mal etwas mit einem devoten Mann zu tun hatte, wollte er wissen.

Im Laufe dieser Unterhaltung habe ich schmunzelnd festgestellt, dass er mich nicht so nervt, wie die anderen Typen und ich fand ihn sogar interessant.

Er hat mir ein Experiment vorgeschlagen. Ich sollte mir vorstellen, dass er nur für mich da ist. Und ich darf ihm jede absurde Aufgabe geben, die er ausführen soll. Er möchte mich durch seine Erniedrigung zum Lachen bringen. Er wäre sehr stolz, wenn er es schaffen würde, mich so weit zu unterhalten, dass ich ihn mögen würde, weil er mich zum Lachen bringt.

So haben wir eine Zeit lang auf Distanz gespielt. Ich habe ihm irgendwelche anfangs noch sehr dummen Aufgaben gestellt und er hat sie "ausgeführt" und mir Bilder davon geschickt.

Außerdem hat er dazu das Geschehene reflektiert. Und wenn ich anfangs noch nicht ganz ernst bei der Sache war, merkte ich in unseren Unterhaltungen, dass ich seine Bestrebungen mir zu gefallen doch sehr mag. Der Umgang mit ihm war immer noch etwas befremdlich für mich, machte mich aber lebendiger und ausgeglichen.

Eines Tages ging es ihm nicht so gut. Er war sehr unruhig und wollte Macht spüren, durch Erniedrigung. Auf Distanz ... ich war leicht überfordert, wollte ihn aber nicht alleine lassen.

Ich rief ihn an und gab meine Befehle durch, die er sofort erledigen und kommentieren sollte. Am Ende habe ich tatsächlich ganz ehrlich gelacht und gesagt, dass so etwas blödes noch nie getroffen habe. Seine Stimme wurde ruhiger und weicher. Er fragte mich noch mal, ob es mir wirklich gut gefallen hat, dass er sich zum Affen gemacht hat. Ich dachte nach... ja, es hat mir wirklich gefallen und ich hatte seinen Willen mir zu gefallen wirklich gespürt und es hat mich berührt.

Wir haben uns später noch weiter darüber unterhalten. Er hat mir erzählt, wie er sich sieht und woraus er seine Lust und sein Selbstverständnis zieht.

Die Aufgaben bekam er fast jeden Tag und manchmal verspätete er sich doch. Dann hatte er von sich aus kleine Extras dazu gemacht. Eins davon ist mir sehr in Erinnerung geblieben. Er hat sich Klammern angelegt. Das Bild davon hat er mir mit der Aufschrift "an meine sadistische Herrin" geschickt.

Ich war schockiert und empört über diese Bezeichnung. Ich und Sadist??? Was erlaubt sich der Typ??? Dabei konnte ich nicht aufhören, das Bild anzustarren. Das Bild gefiel mir wirklich sehr. Ich fand das schon sehr ansprechend. Das Schlitzohr hat mich entziffert, irgendwie sadistisch bin ich anscheinend schon.

Ich sagte ihm, dass mir seine Überraschung sehr gefallen hat. Er hat sich gefreut und erzählte mir, wie und wie lange er sie an den Körper angebracht und ausgehalten hatte und wie es sich anfühlte. Ja, genau das wollte ich auch wissen.

Und ich glaube, dass das auch der Anlass für mich war mich bei Gentledom anzumelden. Ab dem Punkt kam alles bei mir in Bewegung. In genau diese Richtung )))

Leider hat er mich in einem wichtigen Punkt belogen. Deshalb konnte ich diese Beziehung nicht mehr weiterführen.

Talon
Magst du über diesen Punkt detaillierter sprechen?

Malvina
Er hat mir seine feste Partnerin verschwiegen. Ich glaube, hätte er mir von Anfang an von ihr erzählt, hätte es mir nichts ausgemacht. Ich war damals einfach neugierig und scharf darauf, es einfach auszuprobieren.

Aber so ... nachdem wir schon einen Weg gegangen sind, war es für mich unerträglich. Er hat das als Eifersucht aufgenommen, das war es aber überhaupt nicht. Hätte er wenigstens sagen können, seine Partnerin wusste von seinem Treiben. Konnte er aber nicht. Damit wurde das ganze entzaubert für mich. Ich fühlte mich nicht mehr als Herrin, ich bin damit zum schmuddeligen Geheimnis degradiert worden. Er meldete sich ab und zu fast halbes Jahr jetzt, um nach Vergebung zu bitten. Ich bin nicht mehr sauer oder beleidigt. Nur das Spiel ist aus... und kann nicht mehr neu gestartet werden.

Talon
Auch wenn es persönlich ist, wie viele Male-Subs hast du schon näher kennengelernt?
Warum nicht mehr? Warum nicht weniger?

MalvinaOh, was heißt hier "näher"?

Persönlich getroffen habe ich einige, kann jetzt keine genaue Zahl nennen. Es ist aber mit keinem außer dem ersten Treffen was geworden. Ich schätze, ich hatte ca. 15 Dates mit MaleSubs. Seit dem Herbst date ich vorerst keine mehr, weil ich erstens mich neu sortieren möchte und zweitens ich noch andere Angelegenheiten zu regeln hatte.

Warum nicht weniger oder mehr? Hmm... ich habe alle getroffen, die mich interessiert haben. Ich versuche nicht abzustumpfen, deshalb treffe ich nicht mehr Menschen, als ich differenziert wahrnehmen kann. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?

Talon
Welchen Stellenwert hat BDSM für dein Leben und für deine Beziehung?

Malvina
Zur Zeit lebe ich in keiner Beziehung. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich unbedingt eine mit BDSM anstrebe. Das letzte Jahr hat mich aber sehr gefestigt. Ich denke gerne an die vergangene Zeiten zurück, an alle Begegnungen, die ich hatte. Damit ist mir es schon viel Wert und ein wichtiger Teil meiner persönlichen Entwicklung.

Talon
Wie lebst Du BDSM in deiner Beziehung aus? Spielt FLR eine Rolle für dich?

Malvina
Bei meiner Partnersuche habe ich mich dafür entschieden, BDSM nicht als Voraussetzung zu nehmen. Es ist mir schwer genug eine "verwandte Seele" zu finden. Also steht für mich der gesamte Mensch im Vordergrund, die sexuelle Neigung ist nur ein Teil davon und ich bin überzeugt, in dem Bereich finden sich Wege, wenn man einander zugeneigt ist.

Mit FLR habe ich mich gedanklich auch eine Zeit lang beschäftigt und für mich nicht besonders geeignet befunden. Jetzt muss ich bestimmt erklären warum... hmm... Ich habe gerne den Gesamtüberblick und delegiere die Aufgaben. Aber der Gedanke, dass ohne mich keine Entscheidung getroffen werden kann oder darf, macht mich wahnsinnig. Stell dir vor, ich bin krank und alles bleibt stehen? Oder ich bin plötzlich ganz weg und der Partner hat Mühe, zu einem eigenständigen Leben zurück zu finden. Das ist mir ein unerträglicher Gedanke. Also für mich keine wünschenswerte Beziehungsform.

Talon
Welche BDSM Momente waren besonders für dich?

Malvina
Ich habe zu einem ersten Date den Sub in einem Anzug und mit Halsband bestellt. Keine Ahnung was mich da geritten hat, weil wir trafen uns in einem Café zur Brunchzeit. Ich kannte doch das Café und das Klientel dort. Und trotzdem, auf seine Frage, ob er sein Halsband anlegen sollte, habe ich mit ja geantwortet. Und er kam... in einem dunklen Anzug und mit einem breiten Halsband mit gut sichtbarem Ring. Natürlich haben die Menschen geschaut. Er hat sich aber nichts daraus gemacht und hatte sich auch sonst sehr gut benommen. Er hat mich sehr beeindruckt und ich erinnere mich gerne an das Date. Leider fand ich die Entfernung zwischen unseren Wohnorten zu groß.

TalonWelche Erfahrungen hast du bei der Partnersuche gemacht?

Malvina
Wenn eine Frau sich bei der Partnersuche als dominant zu erkennen gibt, verwechseln viele Männer es sofort mit einer Professionellen. Was habe ich Männer getroffen, die erzählten mir, dass sie es immer schon ausprobieren wollten und wann kann ich denn vorbeikommen, um ihn zu benutzen. Ich versuchte dann ihnen klar zu machen, dass er zuerst sich versichern sollte, dass die Dame ihn überhaupt für benutzbar hält, bevor er Bums Termine klärt. Haben die meisten der Sorte nicht verstanden. Nach dem Motto:” ich bin da, mein Penis ist da... was kann eine Frau sich noch wünschen?”

Also es gibt nicht nur Möchtegern Doms, es gibt auch Pseudo Subs.

Dann gibt's noch ganz andere, "Pornoverwirrte". Getroffen habe ich noch keinen davon. Weil ich noch nicht weiß, was ich davon halten soll. Einerseits kann ich die Verwirrung nachempfinden. Andererseits macht mir die Aussage:

"Ich habe es im Porno gesehen und jetzt möchte ich es auch" irgendwie Sorgen. Ich schicke solche Kandidaten erstmal auf die Recherche. Sie sollen mir dann eine Zusammenfassung ihrer Wünsche und Vorstellungen schreiben. Bis jetzt hat es noch keiner von meinen Kandidaten geschafft, sich von Pornos zu lösen und etwas Solides über das Thema zu lesen.

Dann gibt es die Kategorie “schwer verheiratet aber da läuft es nicht” und “ganz, ganz junge Männer”.

Ich habe tatsächlich nur sehr wenig Männer getroffen, die für mich in Frage kämen.

Talon
Was bietest du und was erwartest du von deinem Partner?

Malvina
An dieser Frage grüble ich auch gerade. Auf jeden Fall Empathie, Zuwendung, Ehrlichkeit. Ehrlichkeit von meinem Gegenüber erwarte ich auch. Er sollte zu sich selbst und eigenen Wünschen stehen. Sein größter Wunsch sollte sein, mich glücklich zu machen.

Talon
Was ist dir an deinem Partner am wichtigsten?

Malvina
Zuverlässigkeit, Intelligenz, Selbstständigkeit.

Talon
Was ist dir als Femdom wichtig, wenn Femdom Anfänger dich fragen?

Malvina
Eine Femdom hat ihre eigenen Wünsche vor Augen. Sie ist nicht dafür da, Männerwünsche zu erfüllen. Alles was sie tut, tut sie weil sie es so gut findet und weil es ihr gut tut. Sie macht sich keine Gedanken, was andere darüber denken. Sie unternimmt nichts, nur um anderen zu gefallen oder andere irgendwie beeindrucken zu wollen.

TalonEin Sprichwort das jeder kennt: Man Lernt nie aus im Leben...

Was solltest du noch lernen, was willst du noch lernen?

Malvina
Meine Emotionen besser unter Kontrolle zu haben. Ich bin der Meinung, manchmal schadet mir meine Emotionalität. Andererseits habe ich schon das Feedback bekommen, dass genau diese Eigenschaft die Würze des ganzen ist.

TalonWo siehst du Dich in 10 Jahren?

Malvina
Mmm, ich habe keine genaue Vorstellung. Wenn mich die Suche nervt, dann sage ich im Scherz, dass ich in 10 Jahren entweder glücklich oder alt genug und genug frustriert bin, um ein eigenes Studio zu eröffnen und den gängigsten Klischees zu entsprechen. Dann verhaue ich jeden, der es "auch mal probieren möchte", aber gegen Bares. Und nix da mit Altersarmut. Meine Zukunft sehe ich gesichert.

Talon
Vielen Dank für Deine Antworten ????