Zwanghaft

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.

Marie von Ebner-Eschenbach


„Frau Saalkamp! Ihre Entlassungspapiere sind fertig. Packen Sie Ihre Sachen und kommen Sie zur Schleuse!“ Asta Berner lässt die Tür offen stehen. Die Stimme der Oberaufseherin des Frauentraktes der Justizvollzugsanstalt Lauerhof reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich, Silvia Saalkamp, werde heute den Knast verlassen. Entlassung auf Halbstrafe wegen guter Führung und guter Sozialprognose. Was für eine Wortschöpfung. Ein letzter Blick in den Spiegel. Macht der Knast einen alt? Als ich „einflog“, wie man im Knastjargon sagt, war ich vierundzwanzig Jahre. Nun bin ich dreißig und drei Tage. Eigentlich ein schönes Geburtstagsgeschenk, das mir Vater Staat da gemacht hat. Meine Augenwinkel verlängern sich in kleinen Falten. Der Lidstrich? Ich habe nicht mehr soviel Übung und für wen soll man sich hier auch rausputzen?

In meiner Tasche knistert es. Ich atme tief ein. Der Zettel. Ihn zu haben fühlt sich gut an.

Das rosafarbene Kostüm, das ich als einziges Kleidungsstück aus der Zeit vor meiner Verurteilung besitze, passt mir noch immer leidlich. Im Knast sind Diäten nicht so leicht durchzuhalten. Der Rock ist zu kurz und die Nylons betonen meine Beine mehr, als sie es verdienen. Draußen regnet es leicht. Ich schiebe die Koffer auf den Gang. Gundel, unsere Kalfaktorin, hat einen Rollwagen beschafft, auf den ich sie lege. Die Tasche obendrauf.

„Machs jut, Kleene! Und lass dich nicht flachlegen!“ lacht Gerda Blohm von ihrem Malergerüst aus. Ich versuche zu lächeln. Die Lebenslänglichen haben es auch nicht einfach. Noch einmal betrete ich die Zelle, in der ich vier Jahre verbracht habe. Allein. Die ersten zwei saß ich in Hamburg zusammen mit zwei anderen Frauen. Ein Gedanke an diese Zeit erzeugt mir heute noch eine Gänsehaut.

 

Das Fenster zum Hof. Der kleine Aufkleber mit dem Smilie, der einem die Sonne ersetzte. Sonne? Licht? Die Sommer hier drin kamen mir vor wie Winter. Der triste Rasen. Die Sitzgruppe aus Plastikstühlen vor dem Blumenbeet. Der Tee und Kaffee, den ich dort draußen getrunken habe, schmeckte bitter. Meine Finger streichen ein letztes Mal über die Wände. In den Putz neben dem Waschbecken habe ich mich verewigt. Ganz klein natürlich. Silvi... von bis... Ich fühle einen Druck im Magen.

Der Raum hier war wie eine Burg. Mein Kokon. Hier drin war ich sicher vor Diebstählen. Den Nachstellungen der Anderen. Dem Lärm. Den unsinnigen Streitigkeiten. Den Drogen. Den Aufseherinnen. Die Matratze. Wie viele Liter Tränen ich hier wohl hinein geheult habe? Ich öffne das Fenster. Das Gitter trägt immer noch die winzigen Spuren meines Suizidversuches von vor drei Jahren. Ich habe es dann doch nicht getan und mich wegen Depressionen behandeln lassen.

 

Die Lautsprecher quaken meinen Namen. Es wird Zeit. Ich gehe in Richtung Tür. Eine Tür ohne Klinke innen. Glatt und grau. Abweisend, und doch tue ich mich plötzlich schwer, hindurch zu gehen. Mich fröstelt es. Ein Übelkeitsgefühl befällt mich erneut.

„Komm, Silvi. Ich helfe dir!“ Gundels Stimme reißt mich aus den Gedanken und wir schieben gemeinsam den Wagen zur Treppe. Evelin Wenders, die Psychologin, läuft grußlos an uns vorbei. Wir haben einige Stunden zusammen verbracht, aber wirklich helfen konnte sie mir nicht. Wie immer hat sie es eilig. Meine alten Pumps machen einen Höllenlärm auf dem Flur. Wir gehen an der Zentrale vorbei. Die Beamtinnen nicken höflich und widmen sich wieder ihren Zeitungen, oder was auch immer. Ich rieche frischen Kaffee. An Stress geht keiner von denen zugrunde.

„Frauenknast ist wie Schullandheim ohne Ausflug“, lachte der Beamte aus Hamburg, der mich seinerzeit hierher gebracht hat. Vermutlich wollte er mich etwas aufmuntern. Es gelang ihm nicht. Das Gitter ist zu. Ich muss auf die Aufseherin warten.„Viel Spaß draußen. In zwei Jahren komme ick dir besuchen!“ Gundel schnäuzt sich in die hohle Hand und wischt den Naseninhalt auf ihrer Hose ab. Lecker. Der Wagen steht gottlob dazwischen und ich komme um eine liebevolle Umarmung herum. Geschirr klappert, Vorbereitung zum Mittag. Irgendwo streiten zwei Frauen miteinander. Knastalltag. Ich bin nervös. Zum wiederholten Mal nehme ich den kleinen Zettel verstohlen in die Hand und lese den Text.

Hole dich um 9:15 Uhr am vereinbarten Treffpunkt ab.Gez. Richard T.

 

Wer ist dieser Richard? Wie viele allein stehende Frauen, die kurz vor der Entlassung stehen, habe ich in einer Partnerbörse nach einem Mann gesucht. Wenn ich dieses Haus verlasse, sind alle Brücken hinter mir abgebrochen. Ich wüsste nicht, wohin. Die Tausend Euros Entlassungsgeld würden einige Wochen reichen, aber dann säße ich auf der Straße. Keine Arbeit. Keine Wohnung. Kein Job.

Heike hat mir den Tipp gegeben, es mal mit einer anderen Seite zu versuchen als den Üblichen, und siehe da, es gab tatsächlich drei Zuschriften. Niemand im Haus hatte jemals mehr bekommen. Heike war eine ehemalige Domina, die einen Kunden während einer Session bis zum Exitus getrieben hatte. Der Richter wertete es als Totschlag in einem minderschweren Fall und sie musste ihren Arbeitsbereich bis auf weiteres in die Waschküche von Lauerhof verlegen. Vier Jahre lang oder bis ihre Revision durch ist.

Die „Partnerseite“ war ein Forum für Freunde und Liebhaber von Sadomasochismus. Ich hatte von SM keinen Schimmer, außer dem, was ich mal hier und da aufgeschnappt hatte und was Heike einem flüsterte. Je mehr sie allerdings davon erzählte, desto mehr Zweifel kamen mir. Die erste Zuschrift war von einem Achtzigjährigen, der eine ergebene Sklavin suchte. Heike meinte, dass er wohl eher eine Pflegerin fürs Alter suchte. Ich antwortete nicht. Dann meldete sich Gudrun. Sie suchte eine Freundin für alles. Eine schöne und nach eigenem Bekunden vermögende Frau, aber ich hatte die Zeit im Knast überstanden, ohne die Seiten zu wechseln. Höflich dankend sagte ich ab.In einer Zeitung fand ich Bilder von einem Studio. Leder, Nieten, Peitschen, Fesseln. Dazu fette Männer in Ketten und Frauen in knapper Kleidung mit bösem Blick. Ich fand es eher belustigend als erregend. SM war eben pervers. Nicht erotisch.

 

Lena Grifan kommt die Treppe herunter gewankt. Ein bösartiges Weib mit Schlüsselgewalt, das ihre Eheprobleme an den Gefangenen auslässt. Sie grunzt und schließt das Gitter auf. Ich schiebe den Wagen den Flur hinunter und folge ihr zum Verwaltungstrakt.

„Herr Richard T. grüßt dich und möchte gerne mehr von dir erfahren.“

Die Anstaltsleiterin zuckte nur mit den Schultern, als ich den Antrag stellte, mit einer weiteren Mail zu antworten. Hier wurde alles kontrolliert. Meine gute Führung machte sich bezahlt und man ließ mich gewähren. Wir wechselten mehrere Mails, bis er nach meinen Lebensumständen fragte. Er wollte ein Treffen. Ich ließ mir Zeit, um zu antworten.
Wie brachte man einem Mann bei, dass man im Knast saß? Noch dazu als Frau? Ich erkundigte mich nach einem Freigang, um ihn zu treffen. Unbewacht natürlich, aber daran war kein Gedanke. Ich stand zur Entlassung an und im Übrigen gäbe es nicht ausreichend Gründe. Fertig. Wer kann schon nachvollziehen, was in einem Beamten vorgeht.
Daraufhin nahm ich allen Mut zusammen und schrieb ihm meine gesamte Lebensgeschichte. Immerhin sieben Seiten auf einfachem Papier. Ich ließ nichts aus und im Stillen hoffte ich eigentlich, dass damit alles zu Ende wäre. Der Druck, der auf mir lastete, war irre. Wochenlang hörte ich nichts und baute fleißig Kugelschreiber zusammen, um mich abzulenken.

Heike feixte, wann immer sie mich sah, und beschrieb mir eine „Karriere“ als Sklavin wie in Tausend und einer Nacht. In den Nächten lag ich lange wach und dachte an diesen Richard T., den ich eigentlich nie kennen zu lernen hoffte. Ein Herr? Ein Dom? Wie Heike andeutete: Ein Sadist?“Nicht alle Herren sind auch Sadisten“, erwiderte sie trocken, als eine der Frauen alle Männer als Sadisten von Natur aus bezeichnete.Brauche ich einen Herrn? Ich will zuallererst Liebe und Vertrauen. Er hat es versprochen. Auf dem Tresen liegen mein Ausweis und die anderen Papiere. Wenn ich unterschrieben habe, bin ich frei. Mir läuft es kalt den Rücken herunter. Da draußen? Was erwartet mich?

 

Dann kam ein Brief zurück. Ein handgeschriebener Bogen Büttenpapier. Beinahe wie ein Liebesbrief. Ein Bild dabei. In schöner stilvoller Schrift standen dort eine kurze Vita von ihm und zwei Sätze, die mir den letzten Nerv raubten.

„Ich würde dich annehmen, wie du bist und was du bist, wenn du bereit bist, es auch zu tun. SM ist keine Laune, sondern Teil meines Lebens.“

„Das sei wie ein Sechser im Lotto“, meinten einige Frauen. Ein Mann, der dich vorbehaltlos nimmt, wie du bist. Solche Typen leben sonst nur auf dem Mond oder anderswo. Aber suchte er wirklich eine Lebenspartnerin? Jeder Brief, jede Mail war mit einem Hinweis darauf gespickt, dass er eine Sklavin suchte.

 

Sabine Gapeter, genannt „Gräfin Zahl“, öffnet die Kasse und zählt mein Geld ab. Erstaunlich, wohin einen ein BWL-Studium führen kann. „Dann viel Erfolg, Frau Saalkamp, und alles Gute weiterhin“, nölt sie und drückt den elektrischen Türriegel. Wie oft sie diesen Satz wohl schon gesagt hat?
Lena schnauft und schließt die Tür zum Hof auf. Ich schiebe meine Sachen über den Platz zum Torhaus. Es nieselt. Der Regen im Gesicht soll einen an die Freiheit erinnern, hat mal jemand gesagt. Blödsinn. Mich erinnert er an das billige Make-up, das mir gleich aus dem Gesicht fließen wird.
Mein Fuß knickt um und eben noch wende ich einen Bänderriss ab. Pumps auf weichem Sandboden sind keine gute Wahl. Außerdem bin ich stark aus der Übung. Sechs Jahre Turnschuhe hinterlassen ihre Spuren.
Im Angesicht des Ausganges bekomme ich mit einem mal Herzstiche. Eine längst ausgeheilte Depression meldet sich zurück. Ist das normal? Heute sollte ein Freudentag sein? Ich verlasse tatsächlich dieses Gefängnis.

Die Uhr über dem Torhaus zeigt 9:02 Uhr. Pünktlich sind sie hier. Je näher ich dem Tor komme, desto schwerer fallen mir die Schritte. Selbst Lena, die auch den Spitznamen „Antje“ vom gleichnamigen Walross trägt, geht schneller als ich. Ich wünschte, mir würde jemand helfen. Aber wer? Wird er dort wirklich auf der anderen Seite der Mauer sein und auf mich warten? Ich habe sein Bild in meiner Innentasche. Er sieht nicht schlecht aus, aber was sagt das schon. Was, wenn wir uns auf den ersten Blick schon nicht sympathisch sind?

„Die Karre bleibt hier!“, ächzt Lena und schiebt ihren Körper durch die Tür zum Wachraum. Ich bleibe draußen und wuchte das Gepäck in den Kontrollschacht. Ein Hornsignal. Das innere Tor schwingt langsam auf. Mein Atem wird schneller. Frei oder doch nicht? Man sagt, dass man den Knast immer in sich trägt. Sein Leben lang. Auf die eine oder andere Weise.Langsam betrete ich in die Schleuse. So zögernd, als würde ich an einem Gummiband hängen. Das Tor schließt sich wieder und ich warte. Es ist irgendwie beklemmend.

 

Partnerin und Sklavin? Ich eine Sklavin? Eine Dienerin? Ihm den Halshalt führen, hat er geschrieben. Ob ich kochen könne? „Nicht kochen könne er selbst“. Die Worte waren mit einem Smilie hinterlegt. Vielleicht ist er ja ein feinsinniger Mann, der hintergründige Scherze macht, die ich so liebe. Bloß nicht einen Dummbeutel, dessen Welt nur aus „Ficken, Fußball und Freibier“ besteht. Ich kann kochen. Sehr gut sogar, und ein Einpersonenhaushalt wird mich schon nicht in die Grenzbereiche führen. Arbeit ist mir nicht fremd.

Meine Tasche erscheint aus der Kontrollluke. Ich höre den Verkehr draußen vor dem Tor. Draußen. Da, wo es Männer gibt. Schokolade und Kaffees. Fußpflege und Schuhgeschäfte. Die Träume der Frauen im Knast sind vielfältig. Wo die Familie, das Kind, der Mann lebt. Zum Glück darf jeder von etwas Anderem träumen.Innere Kälte umfängt mich. Ich werde etwas hier zurücklassen. In mir bebt alles und irgendwie scheint mein Kreislauf kurz aus den Fugen zu geraten. Eine dunkle Woge wälzt sich an meinem inneren Auge vorbei. Das Regenrohr gibt mir Halt. Draußen bellt ein Hund.

Er steht auf Lederkleidung und Latex. Heike meint, dass es einen nicht umbringt, es zu tragen, und ihr würde es sogar gefallen. Es hat sie immer angemacht, in solchen Sachen herumzulaufen, und der Sex wäre dabei grandios.

Der erste Koffer kommt. Zipfel meiner Unterwäsche schauen hervor. Ob sie die Bücher von ihm durchgeblättert haben? Egal. Was soll schon noch passieren?

Leder? Na gut, das trägt man auch im Alltag, aber Plastik? Oder Gummi? Und was meint er mit Bestrafung? Rollenspielen? Ob er mich wirklich schlägt? Heike meinte, es käme immer darauf an, wie sich beide Partner mit der Sache identifizieren. Einer allein würde mit seinen Wünschen und Forderungen immer scheitern, wenn es keine Gegenseitigkeit gäbe. SM bestünde in ganz vielen Dingen aus Kompromissen, aber das müsste nichts Schlechtes sein. Ich versuche, das eisige Gefühl loszuwerden und straffe mich. Was soll an Schlägen gut sein? Egal. Was auch immer. Ich werde es auf mich zukommen lassen. Eine große Wahl habe ich nicht und gehen kann ich letztendlich immer noch.

Mein letzter Koffer kommt. Sekunden später schwingt das Tor auf und Tageslicht dringt in die Schleuse. Meine Brust schmerzt. Ich spüre einen Schweißfilm auf der Haut und habe das Gefühl, als stände ich total neben mir. Die Tasche umgehängt, die Koffer in den Händen betrete ich mit weichen Knien den Platz vor dem Gefängnis. Ein kräftiger Spätsommerregen empfängt mich. Mit einem hohlen Geräusch schließt sich das Tor hinter mir. 9:15 Uhr.

Ich bin frei.

 



Abtasten

9:03 Uhr. Ich drehe die Standheizung höher. Sie soll nicht frieren. Und das soll der Spätsommer sein? Das Wetter ist auch nicht mehr das, was es mal war. Das Tor der Anstalt ist geschlossen, aber sie beobachten meinen Wagen. Seit ich auf dem Parkplatz stehe, haben mich die Außenkameras zweimal in die Optik genommen. Ob sie mich für einen Zuhälter halten, der hier eines seiner Pferdchen abholen will?
Die Sonnenblende herunter und noch mal in den Spiegel schauen. Frisch rasiert. Die Haare ordentlich geschnitten. Keine Essensreste zwischen den Zähnen. Perfekt. Ich werfe den vierten Pfefferminzdrops ein. Bloß nicht aus dem Hals riechen. In meinen Fingern kribbelt es. Obwohl es in dem Wagen warm ist, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Noch kann ich einfach abhauen. Niemand würde es mir krumm nehmen. Na ja, eine vielleicht.
Auf der Straße hupt jemand und ich schrecke zusammen. Fühle ich mich etwa beobachtet? Blödsinn. Wer sollte sich schon für mich interessieren?

Ich hole mir eine Frau aus dem Bau. Wie schräg kann das Leben sein. Es wird mir zu warm. Die Krawatte ist plötzlich enger als sonst. Die Uhr zeigt 9:09 Uhr. Ich nehme den Strauß Blumen vom Rücksitz. Verdammt, ein feuchter Fleck ist auf den Polstern. Mist.
Ihr Bild steckt seit dem ersten Tag neben dem Tacho. Ein jugendhaftes Gesicht. Dunkle Haare bis zum Nacken. Ich habe gehört, dass man im Knast schneller altert. Ob sie mir ein gefaktes Bild geschickt hat? Viele in der Szene machten das so. Ob sie gelbe Rosen mag? Die Blumenfrau war sich sicher, dass man damit nicht daneben liegen kann. Hatte die eine Ahnung.

Ich kannte diese Frau nur aus Briefen und Mails. Was, wenn sie eine asoziale Zicke war, die sich ihre Post vorlesen und schreiben lassen musste? Die als Gepäck vier Kinder von fünf Männern bei sich trug? Für die es doch nicht ihre einzige Straftat gewesen war, wie sie schrieb? Mein Gefühl sagte mir, dass sie in dieser Hinsicht nicht gelogen hatte. Beim Alter vielleicht. Wer tat das nicht. Silvi. Ich sollte sie mit Silvi ansprechen. Na gut. Silvia klang aber auch nicht schlecht.

Ein Hornsignal ertönt von der Haftanstalt. 9:11 Uhr. Ich steige aus und gehe zum Tor. Ein letzter Blick an mir herunter. Der Anzug sitzt. Die Schuhe sauber und geputzt. Der erste Eindruck zählt oft am meisten. Ein Jogger tobt mit seinem Hund vorbei. Der blöde Köter bellt, als würde er dafür bezahlt. Ich bin irgendwie nervös.

Sie schrieb, dass sie keine Ahnung von SM habe, aber es auf einen Versuch ankommen lassen würde. Eine Frau ohne eine gewisse Veranlagung? Das war eigentlich die Fahrkarte aufs Abstellgleis. So etwas konnte nicht gut gehen. Jedenfalls nicht langfristig.
In meiner Antwort stand genau, was ich mir vorstellte. Zu oft war es daran gescheitert, dass man nicht absolut offen miteinander umging. Keine Zweifel. Keine offenen Fragen, wenn es um das Wesentliche ging.
Trotzdem gelang es mir, nach dem Verbrauch einer Großpackung Briefpapier meine kontroversen Ansichten so zu beschreiben, dass sie wieder erwartend antwortete. So weit, so gut.
Ich wollte eine Partnerin, aber ich wollte auch mein SM ausleben und dafür bräuchte ich eine Sklavin. Eine devot und bisweilen maso veranlagte Frau. Nach den vergeblichen Versuchen der letzten Jahre wollte ich keine Kompromisse mehr eingehen. Ich habe den seitenlangen Brief, den sie mir schrieb, dabei. Schon seit ich ihn zum ersten Mal gelesen habe, trage ich ihn ständig bei mir. Zunächst hatte ich echte Zweifel.

Was sollte ich mit ihr? Sechs Jahre in Haft. Das Delikt selbst störte mich nicht. So, wie sie die die Umstände beschrieb, war die Tat gerechtfertigt. Wenn auch nicht vor dem Gesetz, so doch vor einem selbst.

Eine eisige Böe fährt mir unter die Jacke. Ich hätte den Mantel anziehen sollen.

Davon, dass sie eine devote Gabe besaß, stand kein Wort in dem Schreiben. Von masochistischen Anmutungen ganz zu schweigen. Bondage hielt sie vermutlich für einen neuen Superkleber. Tagelang saß ich abends an meinem Schreibtisch, ein leeres Blatt Papier vor mir und wusste nicht, ob ich antworten sollte. Und wenn, was? Immer wieder las ich den Brief und suchte nach einem Hinweis. Irgendetwas, das es mir ermöglichen würde, daran zu glauben, dass sie die Richtige war.
Halte dich von Frauen aus dem Internet fern, riet mir ein Freund vom SM-Stammtisch. Sie machen sich nur lustig über dich und wollen mit anderen Frauen darüber lästern, was du schreibst. Wo er diese „Weisheit“ erworben hatte, konnte er zwar nicht sagen, aber es hörte sich durchaus plausibel an. Frauen waren wohl so. Tausende Männer konnten sich nicht irren.

Trotzdem hörte ich nicht auf ihn, sondern folgte einem inneren Zwang nach. Es war diese traurige Offenbarung in den Zeilen, die mich dazu brachte, ihr zu antworten. Diese schonungslose Aufzählung ihres Werdeganges bis zum Moment, wo sich die Tore von Lauerhof hinter ihr schlossen. Es las sich ehrlich und aufrichtig. Eigenschaften, die ich lange verloren glaubte.
Ich schrieb ihr zurück. Dass mein Name Thomas Richard sei. Neununddreißig Jahre alt und ledig. Freiberuflicher Illustrator mit Wohnort vor den Toren der Stadt. In schonungsloser Offenheit schilderte ich ihr, was ich mir vorstellte und wie. 24/7. Sie wäre eine Haussklavin mit allem, was dazu gehört. Fesselung. Kleiderzwang, Bestrafungsrituale und vieles mehr. Dass ich ihr natürlich Zeit lassen würde, sich einzugewöhnen. Mir selbst natürlich auch.
Zunächst könnte sie das Verhältnis als ein rein berufliches betrachten. Ein eigenes Zimmer war im Haus vorhanden. Sie würde mir den Haushalt führen. Vorerst. Dann sollte zeitnah eine Angleichung der Interessen stattfinden. Sie war einverstanden und versprach, sich Mühe zu geben. Immerhin wollte sie, dass ich ihr einige Bücher zum Thema ins Gefängnis schickte, was ich auch tat, und wir haben uns über einzelne Themen ausgetauscht. Der Wille scheint vorgeblich immerhin schon vorhanden zu sein.

Umständlich ziehe ich das Papier von den Blumen. Die Rosen duften so phantastisch wie ihr Preis. Was sie wohl als erstes tun möchte? Ich habe keinen Schimmer und daher auch nichts geplant. Auf dem Weg hierher habe ich ein Kaffee gesehen. Beim Essen lässt es sich leichter reden. Noch einmal hole ich das Bild hervor. Sie ist durchaus attraktiv. Auch vom Alter passen wir gut zusammen. Es wurde auch Zeit, dass in meinem Gefühlsleben endlich mal wieder etwas „funktionierte“. Meine letzten Beziehungen hatten selten harmonisch geendet.

„Pony-Conny“, eine allein verziehende Mutter, suchte eigentlich nur einen Ernährer für ihre drei Vielfraße in Kinderform. Von welcher SM-Erfahrung sie dauernd sprach, blieb mir bis zum Tag, als ich Schluss machte, ein Rätsel.
„Katrin-dev“ war eine verkappte Ringerin, mit der ich vor dem Sex erstmal raufen musste. Anfangs ganz schön, aber mehr ergab sich auch nicht.
„Svenjaaa“ flippte auf der Tüddelparty völlig aus, als ein Fremder an ihr eine Fesselübung machen wollte. Es war sicher auch meine Schuld, dass es in die Brüche ging, aber außer leichtem Bondage war mit ihr nichts zu machen.

Doch es gab noch schlimmere Erlebnisse. “Wolkentraum“ entpuppte sich als Alptraum, die alle Folgen einer Diabetes in sich vereinte. Wir trafen uns auf einer Party in Köln und ein Blick und zehn Minuten Gespräch genügten, um auf Distanz zu bleiben. Dasselbe galt für „devote Susi“, die sich als Mann entpuppte. „Strafbare Göre“, die zunächst um einen Kredit bat, um sich scheiden zu lassen. “Finale Lust“, die 24/7 für eine Rechenaufgabe hielt und eigentlich nur einen spendablen Liebhaber suchte. Alles in allem eine Aneinanderreihung von Katastrophen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Das Tor knarrt. Ein Blinklicht wirft seinen Strahl nutzlos gegen die Mauer. Es geht los. Ich bin aufgeregt wie ein Teeny vor seinem ersten Date. Ob sie im Gefängnis einen „Knacks“ gekriegt hat? Eine Psychose? Das sollte es ja geben? Vielleicht sollte ich die Variante mit dem Zimmer in der Pension doch vorziehen. Eine Frau, die einem nachts mit der Schere auflauerte, war eine SM-Form, die ich nicht brauchte. Oder sie schrie im Schlaf. Verdammt. Man musste es eben darauf ankommen lassen. Was war schon perfekt.
Ich habe den Wendehammer vor dem Tor erreicht. Noch näher würde - glaube ich - zu aufdringlich wirken. Sie soll ihre ersten Schritte allein gehen.



Schatten

Ich lasse mich erschöpft auf die Toilettenschüssel sinken. Alles an mir zittert und bebt. So hatte ich mir den Tag der Entlassung nicht vorgestellt. Eben noch habe ich vor dem Spiegel gestanden und versucht, mit einer Hand voll kaltem Wasser die Panik in mir zu bekämpfen, aber es half nichts. Mir ist übel und ich bin völlig fertig.
Thomas Richard sitzt derweil im Kaffee und wartet. Was er wohl denkt? Hätte die Trulla nicht auch im Knast zum Klo gehen können? Hat ja wohl lange genug gesessen. Ich verriegele die Tür. Langsam beruhigt sich mein Puls. Der Duft der Rosen hängt noch in meinem Kostüm. Wann habe ich das letzte Mal Blumen bekommen? Das muss lange her sein. Sehr lange. Ich denke an mein Schokoladeneis, das auf dem Bistrotisch vor sich hinschmelzen wird. Eines der Dinge, die als erstes machen wollte, wenn ich raus bin. Eis essen. Er hat sofort zugestimmt.
Wir haben noch nicht viele Worte gewechselt. Die Koffer hat er mich tragen lassen. Allerdings nur die zwanzig Schritte vom Tor. Warum eigentlich? Der Händedruck war kräftig. Ich mag es, wenn Männer kraftvoll sind. Der erste Mann seit Jahren, dem ich die Hand reiche, der nicht rein beruflich mir mit zu tun hatte.

Jemand kommt. Ich versuche, leiser zu atmen. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen.

Seine Hände fühlten sich trocken an. Kein Schweiß wie bei einem notgeilen Jugendlichen. Er sieht tatsächlich so aus wie auf dem Foto. Heike hatte mich vor den Fakes gewarnt.
„Mit Photoshop machst du aus Quasimodo, wen du willst.“ Ich weiß zwar nicht, was Photoshop so kann, aber Richard T. ist es selbst. Das Einzige, was mich verwundert, ist seine Größe. Ich bin annähernd 1,60 Meter groß und er ist kaum größer. Hat er es deswegen nicht erwähnt?
Ich mag große Männer. Zumindest sollten sie nicht kleiner als ich sein. Aber was sind schon Äußerlichkeiten? Von einem schönen Teller kann man auch nur essen, hat unsere Lehrerin immer gesagt. Ob Riese oder Zwerg. Es ist viel zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen.

Die Spülung geht.

Endlich allein. Was ist nur mit mir los? Seit ich aus Lauerhof fort bin, glaube ich ständig, gleich einen Infarkt zu bekommen. Am schlimmsten waren die Schritte zum Auto. Jede Sekunde dachte ich, mein Herz würde gleich durchgehen wie ein überdrehter Motor.
Er hat mir die Tür vom Wagen aufgehalten. Der Letzte, der das getan hat, war der Polizist, der mich verhaftete. Ein Mann mit Manieren. Ich mag es etwas altmodisch. Noch keine Frau ist daran gestorben, wenn sich der Mann ihr gegenüber galant benimmt.
Er wartet sicher. Was soll ich tun? Ich muss da raus, aber irgendetwas hält mich ab. Nein. So geht es nicht.

Ich springe förmlich auf und öffne die Tür. Der Spiegel wirft mein Gesicht zurück. Die Frisur ist beim Teufel. Das Make up auch. Alice Cooper lässt grüßen. Ich verschwende eine halbe Rolle Papier, um mich frisch zu machen. An der Tür zum Lokal muss ich einen Moment abwarten. Wieder dieses Ziehen im Magen. Vertrage ich das Eis nicht? Habe ich eine Psychose? Eine „Männerallergie“? Man verlernt das Miteinander in den Jahren, sagen viele Frauen.

Jemand kommt und ich trete zurück.

Das erste Date seit Jahren läuft gar nicht gut. Was wird er denken? Durchgeknallt? Irre geworden? Knastkoller? Vielleicht ist er auch schon weg? Verdenken könnte ich es ihm nicht. Jetzt muss mir langsam mal etwas einfallen. Mein Entschluss steht fest. Ich ziehe den Atem tief ein und kehre an den Tisch zurück. Zumindest versuchen würde ich es. Das habe ich ihm versprochen, und man hält was man verspricht.

Sein Haus steht am Ende der Straße. Ein rechteckiger Kasten mit zwei Stockwerken. Sieht alles sehr gepflegt aus. Ob er einen Gärtner hat? Ich arbeite gerne im Garten. Er lässt den Wagen vor der Garage stehen. Im Knast ist immer alles weggeschlossen gewesen. Sogar die Autos.
Ich stehe im Flur und bin dem Regen entkommen. Das Eis rollt durch meine Innereien wie ein herrenloser Güterzug. Er hat etwas entgeistert geschaut, als ich ihn gebeten habe, sofort zu ihm nach Hause zu fahren.
„Ich möchte schließlich meinen neuen Arbeitsplatz als Hausdame kennen lernen“, habe ich gesagt und so fröhlich geklungen, wie es mir möglich war. Ich glaube, ich bin keine gute Schauspielerin. Hausdame? Wie das klingt.

Neben der Tür steht ein Baseballschläger und ein Besen. Er trägt die Koffer herein und schließt die schwere Holztür hinter sich. Das Knirschen der Riegel befreit mich von etwas. Der innere Druck wird weniger.
Vorsichtig hilft er mir aus dem Kostümoberteil. Es ist angenehm warm. Hoffentlich werde ich nicht Opfer der Polyesterbluse aus dem Kleiderfundus. Schweißflecke finde ich ekelig. Er sicher auch, so gepflegt wie er aussieht.

Er zeigt mir das Haus. Das Gästezimmer liegt neben seinem Schlafzimmer. Ein Bett. Größer als das in meiner Zelle und mit blauem Bettzeug bezogen. Eine Rose liegt auf dem Kissen.
Ein Schrank mit Alpenmotiven. Bilder von Monet. Das Fenster hat ein Gitter wie alle Fenster der unteren Etage. Der Anblick erzeugt in mir ein kurzes Gefühl der Zufriedenheit. Wir legen das Gepäck ab. Das ist also mein Zuhause? Zumindest vorerst. Ein Gefühl von „Heimat“ will sich mir trotz der Rose nicht einstellen. Geben wir der Sache Zeit.

Die Küche ist vergleichbar riesig. Eine Kochzeile wie in einem Restaurant. Er hat eine Vorliebe für gutes Essen, sagt er, auch wenn er selbst nicht kochen kann. Alles an Werkzeugen, was man braucht, liegt griffbereit in den Schubladen und an der Wand. Meine Finger streifen über ein Fleischmesser aus Damaststahl. Scharf und edel. Damit lässt sich einiges anstellen.
Der Keller. Ein kleiner Hobbyraum voller Werkzeuge. Das Paradies für Männer, wie er sagt. Daneben der Heizungskeller. Es riecht leicht nach Diesel. Die nächste Tür hat zwei Schlösser. Schwarz und glänzend. Er öffnet und zeigt schweigend in den großen Raum. Zögernd betrete ich den grau gefliesten Boden. Das ist also der „Spielraum“, von dem er geschrieben hat.

Es ist warm hier unten. Die Möbel erinnern mich an den Bildbericht in der Illustrierten. Lederpeitschen. Ein schwarzes Kreuz. Ein Leder bezogenes Bett und vieles mehr. Meine Finger streichen über eine Sammlung von Handschellen und anderen Fesseln. Peitschen und Stöcke. Sie sind unheimlich und anregend zugleich. Wird er mich damit schlagen? Eine Gänsehaut überzieht plötzlich Rücken und Arme. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Mein Magen rumort. Eine kleine Bar ist in einen Schrank integriert. Ein Schnaps wäre nicht schlecht.

Etwas Bekanntes lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Eine schmale Tür. Sie sieht aus wie die alten Türen im Hamburger Untersuchungsgefängnis. Schauloch und Klappe sind ebenso vorhanden wie Riegel und das große Türschloss. Sicher ein Original. Eine echte Zelle.
Er schaut etwas betreten. Wahrscheinlich denkt er, ich erleide gleich einen Nervenzusammenbruch. Ein einfaches Holzbett mit Matratze. Der Rahmen von Ösen aus Metall umgeben. Ein Fesselbett. So eines hatten sie auch in Lauerhof. Zum Ruhigstellen für renitente Gefangene, aber es war selten in Benutzung. Ringe und Ketten an den Wänden. Der Raum strahlt etwas Beruhigendes auf mich ab. Es ist seltsam.
Ich setze mich auf das Bett und zum ersten Mal, seit ich Lauerhof verlassen habe, bin ich entspannt. Er lacht und macht einen Witz über das Halseisen an der Wand. Ob er es bemerkt? Ich genieße den Moment, bis er mir die Hand reicht und wir nach oben zurückkehren.

Er geht voran ins Wohnzimmer. Himmel, ist das groß. Im Kopf stelle ich Betten und Schränke auf. Hier hätten wir zu zehnt hausen können. Der Fernseher ist ein neues Modell. Einige der Geräte kenne ich nicht. Er hat viele Bücher und einen Schreibtisch, auf dem man bequem schlafen könnte.
Der Computer wirkt wie aus Raumschiff Enterprise. Hinter sich ein großes Zeichenbrett. Ein paar bunte Striche, die eine Straße andeuten sollen. Dazwischen etwas, das aussieht wie ein Dose. So möchte ich mal zeichnen können. Er ist Illustrator, hat er gesagt. Wird er hier zuhause arbeiten? Die große Ledercouch ist sicher teuer. Er bietet mir einen Platz an, aber ich möchte erst meine Sachen wegräumen.

Er trägt mir die Koffer ins Zimmer. Das Wenige, was ich besitze, ist nicht eben der letzte Modeschrei. Noch dazu teilweise geflickt und insgesamt wenig kleidsam. Zwei Paar Schuhe. Alle ein Fall für den Schuhmacher. Drei Hosen und zwei Kleider aus dem Fundus. Für Halloween gerade noch ausreichend. Jogginghosen in Neonfarben. Der Modeschrei ist sicher längst verklungen.
Ich räume meine Unterwäsche ein, bis er plötzlich Einwände erhebt. Solche Sachen gehören nicht in den Schrank, sondern in den Altkleidercontainer, meint er. Er schlägt vor, dass wir in die Stadt fahren sollten, um das Nötigste einzukaufen.

Aus dem Haus heraus? Die Vorstellung lässt mein Herz plötzlich rasen. Ich war froh, dass wir endlich hier waren. Er hat ja Recht, aber ich würde lieber hier bleiben. Verdammt, warum eigentlich? Einkaufen. „Shoppen“, wie es auf neudeutsch heißt. Alle Frauen haben davon geredet. Das wäre das Erste, was sie tun würden, wenn sie draußen wären. Und ich?

Ich bleibe vor dem Fenster stehen und starre nach draußen. Die Sonne scheint. Ausgerechnet jetzt melden sich meine Tränendrüsen. Warum bloß?
Er stellt sich hinter mir auf und legt eine Hand auf meinen Hals. Sanft massiert er meine Muskeln. Er bemerkt die Anspannung und nimmt die zweite dazu. Ich bebe förmlich und schließe die Augen. Es tut gut und brennt zugleich. Bloß nicht raus hier.
„Wir müssen nicht fahren. Beruhige dich. Es ist dein erster Tag. Wir bleiben hier, wenn du es möchtest“, flüstert er.
Ich kann den Felsen, der von meinem Herzen rollt, beinahe körperlich spüren.

Der Wecker tickt. Wie macht man das Ding bloß aus? Wieder mal wälze ich mich herum und finde keinen Schlaf. Es ist ruhig im Haus. Sogar in Lauerhof war es nachts lauter.
Die innere Unruhe, die mich gepackt hat, ist grausam. Ich setze mich auf und trinke Mineralwasser. Mir ist übel, dabei haben wir kaum etwas gegessen. Er schläft nebenan. Allein. Nicht mal den Versuch hat er gemacht. Seine sanfte Art hat mich völlig überrascht. Ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Ein Dom? Ein Herr? Einer, der Sklavinnen hält? Er hat mich auf der Couch massiert, bis ich eingeschlafen war. Tut das ein Sklavenhalter? Vielleicht war Heike auch nicht ganz so gut informiert, wie sie dachte. Mein Darm meldet sich zum dritten Mal. Leise schleiche ich über den Flur. Seit ich hier bin, habe ich kaum geschlafen.

Er hat mich am ersten Abend ins Bett getragen und zugedeckt. Ist mir das je passiert? Wann hat man mich das letzte Mal getragen? Als Baby vermutlich.

Vorsichtig betätige ich die Spülung. Soll ich zurück ins Bett? Wach bleiben kann ich auch hier. Mein Spiegelbild sieht nicht eben glücklich aus. Was soll's. Der Rückweg führt an der Treppe zum Keller vorbei. Meine Finger kribbeln wie tausend Ameisen. Der Rücken. Die Füße. Ich bin merkwürdiger Weise hellwach und meine Gedanken rasen. Einem inneren Zwang gehorchend gehe ich nach unten.

Das „Spielzimmer“ erstrahlt plötzlich im Licht. Ein Bewegungsmelder. Wie an einer Schnur gehe ich zielgerichtet auf die Zellentür zu. Als ich sie betrete, keuche ich vor Erleichterung. Mir wird heiß und kalt zugleich. Ich setze mich auf das Bett und genieße den Moment. Plötzlich fühle ich mich leicht wie eine Feder. Als wäre ich zu Hause. Leise schließe ich die Tür.
Die Kunstledermatratze ist dünn, aber ausreichend. Ich lege mich lang und genieße. Meine Hände ertasten eine der Ketten. Das Halseisen. Ledereingefasster, rostfreier Stahl. So etwas gefällt ihm also, wenn seine Sklavin es trägt? Mein Bauch fühlt sich endlich nicht mehr an, als hätte ich zwei Kilo Trockeneis verdrückt.
Langsam drücke ich die beiden Hälften auseinander. Ein verdecktes Schloss zum Einrasten, soweit ich es erkennen kann. Das kalte Leder berührt meinen Hals. Sklavin oder nicht. Selten habe ich mich so wohl gefühlt. Aber warum? Ist das nicht krank, sich in einer nachgebauten Zelle, vielleicht noch an die Wand gefesselt, wohl zu fühlen? Ist das mein „Kokon“?

Nein. Das ist zu abgefahren. Von so einer Psychose habe ich noch nie gehört, und im Knast gab es reichlich davon. Ich schaue zur Tür. Keine Möglichkeit, sie von innen zu öffnen. Genau wie meine alte Zelle. Ein feines Gefühl von Geborgenheit durchflutet mich. Die Kette schabt an der Wand.
Wie in Lauerhof, als Wanda Kern ausflippte, weil man ihr von Amtswegen die Kinder endgültig weggenommen hatte. Ich konnte einen Blick auf den Überwachungsmonitor der Beruhigungszelle werfen. Sie verbrachte die Nacht auf dem Fesselbett. Hände und Füße angekettet. Um den Hals trug sie auch einen Riemen.
„Um sich nicht selbst zu verletzen“, wie die Beamten sagten. Sie hat nicht lange getobt, trotzdem war es länger, als mir lieb war. Ich musste hinterher sauber machen.

Meine Finger spielen herum. Der Reif liegt nun um den Hals und plötzlich macht es klick. Verdammt, das war nicht geplant, doch trotz der Tatsache, dass ich nun bis zum Morgen hier verweilen muss, bin ich über die Peinlichkeit nicht übermäßig erschüttert. Immerhin scheine ich in diesem Zimmer Ruhe zu finden. Ich bleibe flach auf der Matratze liegen. Ich werde tatsächlich müde. Atemnot wird sich kaum einstellen. Es verbleibt Platz für einen kleinen Finger zwischen dem Stahl. Das Licht verlöscht. Endlich Ruhe und Frieden in mir.



Erkenntnisse

Sie trägt das Kleid, das ich ihr besorgt habe. Auch das Korsett. Sie muss eine echte Frühaufsteherin sein, wenn sie um diese Zeit bereits fertig angezogen ist. Der Kaffee duftet köstlich. Der Tisch auf der Terrasse ist schön gedeckt. Die Zeitung liegt ordentlich gefaltet vor mir.
Es ist nicht eben die richtige Temperatur für Essen im Freien, aber trotzdem hat sie meinem Wunsch entsprechend alles so hergerichtet. Sie bleibt neben dem Tisch stehen und wartet. Schweigend. Seit ich sie morgens in der Zelle gefunden habe, hat sich etwas verändert. Wir sind noch nicht lange genug zusammen, um es vollständig beurteilen zu können.
Mein Erstaunen war kaum zu überbieten, als ich sie endlich gefunden hatte. Seelenruhig lag sie auf der Pritsche und begrüßte mich mit einem Lächeln. Sie hat dort die ganze Nacht an die Wand gefesselt zugebracht und nichts gesagt. Kein Schrei. Keine Empörung. Nur ein Lächeln. Dabei hatte ich schon befürchtet, sie wäre mitten in der Nacht einfach davon gelaufen.

Ich zeige stumm auf die Tasse und greife mir die Zeitung. Die Brötchen sind perfekt belegt. Chivas Marmelade. Sie schenkt ein und schaut mir weiter geradeaus. Wie aus dem Lehrbuch für „Zofenausbildung“. Soll ich sie einladen, sich zu setzen? Nein, ich glaube im Augenblick will sie eine Dienerin sein. Meine Sklavin? Ob sie schon bei dem Kapitel angekommen ist? Immerhin scheint sie mit Fesseln und der Zelle kein Problem zu haben. Alles Eigenschaften, mit denen ich nicht so schnell gerechnet habe.

Sie ist einfach von der Pritsche aufgestanden und schien der glücklichste Mensch zu sein, bevor sie im Bad verschwand. Dann haben wir uns unterhalten. Sie hat ein ernstes Problem damit, sich draußen zurecht zu finden. Sagt sie wenigstens. Sie würde bis auf weiteres lieber hier im Haus bleiben, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

Ich habe damit eigentlich kein Problem. Zu lange war ich allein und bin froh und glücklich, dass sie da ist, aber sie scheint regelrechte Furcht vor „draußen“ zu haben. So etwas soll es ja geben. Wir haben uns darauf geeinigt, dass sie weiter ihre Bücher liest und versucht, sich zurecht zu finden. Ich denke, es wird mehr Zeit in Anspruch nehmen bis wir auf einer Linie sind, als zunächst gedacht.

Heute Morgen war in der Post ein Brief vom Amt. Sie muss sich wegen ihrer Bewährung bei der Justiz melden. Persönlich. Ich habe schon überlegt, ob ich ihr Valium besorgen sollte, aber unter Drogen dort aufzutauchen ist sicher keine gute Idee. Da müssen wir durch.
Sie hat meine Massage genossen. Ich auch. Die erste körperliche Berührung mit ihr war gut. Sie hat mir tags drauf gedankt und mich auf die Wange geküsst. Es war ein scheuer Kuss. Mehr ein Hauch. Aber ihre Hand, die meine plötzlich umklammerte, sagte mehr. Das erste Eis ist gebrochen, denke ich.

Das Ei ist geköpft. Perfekt. Während ich die Schlagzeile überfliege, stelle ich eine Veränderung fest. Sie grinst hintergründig. Ihre Hände artig hinter dem Rücken verborgen steht sie mit dem Blick nach vorne ausgerichtet neben dem Tisch... Und lächelt. Warum?

Ich habe ihre Größe abgeschätzt und bin einkaufen gefahren. Neue Wäsche. Ihre Sachen taugen höchstens als Putztücher. Ein Mann, der Damenunterwäsche einkaufen geht, muss sich manchen blöden Seitenblick gefallen lassen. Egal, ich bin alt genug.
Das Kleid und drei weitere passten von der Stange. Der Kostümausstatter hat sicher den Rest des Tages gefeiert, als ich ihm die Dinger abgenommen habe. Schöne, neuwertige, schwarz-graue Hauskleider. Streng, Konservativ. Schick. Dazu drei weiße Schürzen. Die drei Hauben fand ich grässlich, aber mitgenommen habe ich sie doch. Für eine Bestellung von Specials ist es noch zu früh. Was, wenn sie plötzlich geht. Das Geld drucke ich auch nicht selbst.
Als ich ihr die Kleider zeigte, hat sie nichts gesagt, sondern sie sofort übergezogen und darin weitergearbeitet. Ich war froh, als sie diesen neongrünen Strampelanzug aus dem vorigen Jahrzehnt endlich wegpackte, mit dem sie bislang herumlief.

Ich schaue sie prüfend an. Habe ich etwas übersehen? Ich denke, es ist wichtig für sie, dass ich in der nächsten Zeit besonders aufmerksam bin. Die Schuhe? Sauber geputzt. Schwarz. Nicht zu hoch. Wie sonst. Der Rock. Schwarz, sauber und fällt in gleichmäßigen Falten von der Taille bis zum Spann. Das Korsett zeichnet sich unter dem weißen Oberteil ab. Ob sie es besonders eng geschnürt hat? Kann man das sehen? Ich gebe mir Mühe, finde aber keine Veränderung.

Als ich ihr die anderen Sachen gezeigt habe, hat sie erst gar nichts gesagt. Sie hat die Dinge einzeln in die Hand genommen und begutachtet. Es ist mir wichtig, dass sie sie irgendwann trägt. Sie hat stumm genickt und sie mir zurückgegeben. Genau wie den Hochglanzprospekt.
Kleiderfetisch habe ich ihr beschrieben. Latex und Lack scheint sie zu irritieren. Leder weniger. Sie hat nach langen Stiefeln gefragt, die sie in einem der Bücher gesehen hat. Merkwürdigerweise auch nach einem Keuschheitsgürtel. Sie liebt offenbar Enge. Vielleicht auch Restriktion? Ob sie das ernst meint? Schön wäre es.
Das Korsett hatte es ihr vom ersten Tag an angetan. Anfangs habe ich ihr geholfen, hinein zu kommen. Sie mag es, eng geschnürt zu werden. Nicht ein einziges Mal hat sie die Knoten hinterher gelöst. Im Gegenteil. Sie ist den ganzen Tag damit unterwegs. Ob beim Abwasch. Bettenmachen. Saugen. Im Garten. So, wie sie sich bewegt, fühlt sie sich darin wohl. Eigentlich wollte ich es nach und nach einführen, aber sie hat gleich alles angenommen.
Die Schuhe. Die halterlosen Strümpfe. Die schwarze Spitzenunterwäsche. Ein echter Fortschritt, wenn man an die kurze Zeit denkt.

Gestern sprachen wir über Sex. Sie hat davon angefangen und mir noch einmal etwas über sich erzählt. Der Brief war schon sehr ausführlich, aber diese Erlebnisse noch mal aus ihrem Mund zu hören, geben der Sache eine andere, eine größere Dimension.
Sie hatte wenig Sex bisher. Obwohl attraktiv, ergaben sich nicht viele Beziehungen. Ihre Erziehung in einem konfessionellen Kinderheim unterband allzu frühe Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und was dann kam, war es in der Regel nicht wert, in Erinnerung behalten zu werden. Viel Liebe im philosophischen Sinn hatte sie bislang nicht erfahren.
Sie hatte keine Ahnung von ihren Vorlieben. Phantasien. Erst ihre Zeit im Gefängnis brachte sie mit Menschen zusammen, für die Sex nicht allein Dreck oder Mittel zum Zweck war.
Natürlich waren die Berichte der Frauen nicht wirklich informativ gewesen, aber Silvi hatte vor, etwas zu lernen. Von mir zu lernen. Sie wollte sich ausprobieren, aber wir wollen es langsam angehen lassen. Die passende Gelegenheit abwarten.

Das Käsebrötchen knirscht und Krümel fallen mir auf die Hose. Bloß keine Flecken. Ich muss gleich zu einem Kunden.
Sie hat kein Problem damit, wenn ich sie allein im Haus lasse. Nur die Tür abschließen soll ich. Wie im Gefängnis habe ich grinsend erwidert, aber sie hat nicht gelacht.
Noch immer steht sie da und gibt sich Mühe, regungslos zu bleiben.

Dann sehe ich es und reiße mit der Zeitung beinahe die Kaffeetasse vom Tisch.



Prüfungen

Wir haben den Parkplatz vor der Behörde erreicht und mir kommt es vor, als würde ich jede Sekunde zerspringen. Mit läuft der Schweiß, obwohl ich friere. Die Bewährungshelferin hat zur Audienz eingeladen und eine Verweigerung ihrer „Einladung“ wäre ein Verstoß gegen die Bewährungsauflagen. Thomas kurvt herum, um eine Lücke zu finden. Seit ich ins Gefängnis gegangen bin, scheint der Verkehr sich verdoppelt zu haben.

Als er mich aus der Zelle befreit hat, begann sich mein Leben etwas aufzuhellen. Er versteht mich auch ohne viele Worte und dafür mag ich ihn. Er hat es nicht hinterfragt, sondern gewartet, bis ich mich geäußert habe. Es war ein Outing im besten Stil.
Ja, ich mag es, in kleinen engen Räumen zu sein. Sie vermitteln mir Ruhe und Geborgenheit. Ich komme draußen in der „Freiheit“, wie man es so bezeichnet, im Augenblick nicht zu Recht. Sie macht mir Angst. Er hat sofort angeboten, dass wir einen Therapeuten aufsuchen sollen, aber ich habe abgelehnt.
Vielleicht gibt sich der Zustand ja von allein. Schließlich bin ich vor der Verhaftung ja auch draußen herum gelaufen, ohne in Panik zu geraten. Er hat es respektiert, aber dahingehend eingeschränkt, dass wir einen Fachmann aufsuchen, wenn es schlimmer werden sollte oder sich bis Ende des Jahres keine Besserung einstellt. Ich war erleichtert und einverstanden.

Endlich eine Lücke. Er steigt aus und öffnet mir die Tür. Ich streiche mein Kleid nach unten und bleibe neben dem Wagen stehen. Es regnet und dicke Tropfen benetzen meine Sachen.
Ich trage meine „Arbeitskleidung“. Streng, konservativ. Keinen Schmuck. Die Haare nach hinten geflochten. So bieder, wie man nur sein kann. Ich will den Eindruck vermitteln, dass ich in guter Gesellschaft bin und sich Vater Staat keine Sorgen zu machen braucht. Einen Job zu haben ist die beste Prognose, die man haben kann, hat die Sozialarbeiterin neulich erst gesagt.

Die Sache mit der Kleidung war seine Idee. Er hat es mit keinem Wort verlangt, geschweige denn erwähnt. Ich tat es einfach. Als ich mich das erste Mal alleine in das Korsett geschnürt habe, stellte sich bei mir sogar ein positiver Erregungszustand ein. Ein langer vermisster Zustand. Ich zog die Schnüre so eng, dass mir beinahe die Luft wegblieb.

Seine Hand streichelt meine Wange. Ich sehe das Verwaltungsgebäude, doch für mich liegt es am anderen Ende der Welt. Ich zittere und glaube fest, die Strecke niemals bewältigen zu können. Sanft dreht er mich zum Wagen und ich lege die Hände auf dem Rücken zusammen.
Der Stahl der Handschellen fühlt sich an, als wären sie frisch aus der Schmiede gekommen. Ich atme tief aus und ein. Die Hitze durchströmt mich und sofort geht es mir besser. Thomas Richard ist ein kluger Mann. Von ihm stammt die Idee, unsere „Ausflüge“ so zu gestalten, als wären es Ausgänge wie im Gefängnis. Zuerst wollte ich es nicht glauben, aber er behielt Recht mit seiner Einschätzung.
Ich hatte Lauerhof in den Jahren zu diversen Arztbesuchen und Behördengängen verlassen und immer war eine Beamtin dabei und immer war ich mit Handschellen gefesselt. Auch damals war es ein komisches Gefühl, aber im Knast wird auf Gefühle wenig Rücksicht genommen. Ich stand die Blicke der Leute auf der Straße durch und versuchte mich damit zu trösten, dass in dieser Gesellschaft man nicht einmal seinen Nachbarn kennt, geschweige denn die Knackifrau, der man eben in der Passage begegnet ist.

Er legt mir den langen schwarzen Lackmantel über die Schulter und küsst mich auf die Wange. Seine Hand umfasst meinen Arm und wir gehen los. Ich schließe die Augen. In der Dunkelheit fällt es mir leichter. Ich vertraue ihm. Das Korsett drückt am Rücken und ich glaube, einer der Strumpfhalter hat sich eben gelöst. Mist. Es sollte doch perfekt sein.

Unser erster „Ausflug“ ging in den nahen Supermarkt. Mit auf den Rücken gefesselten Händen ging ich die ganze Zeit zwischen Äpfeln, Getränkekisten und Damenbinden neben ihm her. Meine Arme waren unter dem Mantel verborgen, aber obwohl die Situation sicher grenzwertig war, empfand ich weder übermäßige Furcht noch Peinlichkeit.
In dem Laden kannte er einige Leute. Sie grüßten freundlich und vermittelten das Gefühl von ungezwungener Geselligkeit. Auch etwas, was ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. An der Kasse wäre beinahe der Mantel verrutscht, doch es brachte mich nicht um den Verstand wie befürchtet. Ich war einfach froh, dass er in meiner Nähe war. Er hatte jederzeit Zugriff, um mich zu halten. Um mir zu helfen. Mich zu beschützen.

Meine Absätze machen einen Höllenlärm auf den Fliesen. Behördengruftis schleichen an uns vorbei. Den Kopf gesenkt und in gut gespielter Geschäftigkeit verschwinden sie grußlos in ihren Höhlen, ohne uns Auskunft zu geben, wo in diesem Irrgarten aus Beton das Zimmer der Bewährungshelferin sein könnte. Eine Hinweistafel erlöst uns aus unserer Unwissenheit.
Mit den neuen Schuhen die Treppen hinauf ist noch sehr gewöhnungsbedürftig. An diese Kleidungsordnung muss ich mich erst gewöhnen. Aber ich tue es gern.
Es war aus einem Gefühl tiefer Dankbarkeit heraus, dass er mich verstand. Dass er mir die Wahl ließ, wie ich mit der Situation umgehen wollte. Als er mir die Kleider vorstellte, habe ich nicht gezögert, obwohl ich sie zunächst scheußlich fand. So bieder hatte ich zuletzt im Heim ausgesehen, als ich meine Kommunion feierte.

Ich mache mich nützlich und Thomas Richard weiß meine Fähigkeiten zu schätzen. Mein Essen, dass ich ihm zubereite, scheint es ihm besonders angetan zu haben. Ich hörte einem Telefongespräch zu, bei dem er die „Kochkünste“ seiner neuen Freundin über den Klee lobte. Die Einkäufe erledigt allerdings immer noch er.
Während er sprach, stand ich mit gefesselten Händen und Füssen an dem Pfeiler, der die Decke des Wohnzimmers trägt. Wir wollen testen, wie lange ich es aushalte. Ob ich es aushalte. Ich halte es länger aus, als er gedacht hat. Den Knebel finde ich sehr gewöhnungsbedürftig, aber auch daran werde ich mich gewöhnen. Die Augenbinde wiederum ist schön. Die Dunkelheit ist mein Freund.

Er öffnet meine Handschellen. Es muss sein. Doch sofort befällt mich dieses beklemmende Gefühl. Seine Hand umschließt wieder meinen Arm. Jetzt geht es besser.
Der richtige Flur. Es klopft und öffnet. Es ist niemand dort. Wahrscheinlich ist Frühstückszeit. Er führt mich zu einer Bank. Warten. Das scheint nicht seine Stärke zu sein.
Wie viel Zeit habe ich im Knast mit Warten zugebracht? Auf das Essen. Den Einschluss. Den Brief vom Anwalt. Vom Gericht. Den Transport. Ich streichele über seine Hand und erzähle ihm von den Stunden, die ich in einem Gefangenenbus zugebracht habe, der auf der Autobahn liegen geblieben war.
Fünf Stunden in der Sonne ohne Klimaanlage. Eingesperrt in einer kleinen Box. Mit Handschellen an einen Ring gekettet. Austreten war nicht möglich. Aus Sicherheitsgründen, wie das Begleitpersonal zynisch meinte. Als der Wagen wieder flott war, stank es erbärmlich im Innenraum.
Das sei ja „hardcore“-SM, sagt er und lacht leise.

Wir gehen ab und wann „spazieren“. Tief in der Nacht, wenn niemand auf der Straße ist, führt er mich hinaus. Ich genieße diese Minuten und ich fürchte sie auch zugleich. Thomas sagt, ich muss mal raus. Das Haus verlassen. Er hat ein ungutes Gefühl dabei, mich nur in seinen vier Wänden zu sehen, und ich gebe ihm Recht.
Aber das Gefühl „draußen“ kann ich derzeit kaum verarbeiten. Ich schätze seine Fürsorge. Wir gehen ganz in Schwarz verkleidet und er führt mich am Arm einmal um den Block. Schwarz ist seine Farbe.

Er hat mir gezeigt, wie dieses Ebay funktioniert. Ein Computerexperte werde ich sicher nicht werden, aber zum Stöbern reicht es aus. Wir haben Stunden vor dem Bildschirm gesessen und er hat mir gezeigt, was ihm gefällt.
Bei einem Paar langer Lederschaftstiefel habe ich auf „Beobachten“ geklickt und jeden Tag nachgesehen, was sie kosten. Er hat zwar gesagt, dass ich mir solche Sachen kaufen könnte, aber ich wollte abwarten. Sein Geld zu diesem Zeitpunkt bereits einfach auszugeben, finde ich anmaßend.
Auf einer Seite habe ich einen Keuschheitsgürtel entdeckt, der mich fasziniert. Eigentlich ist es kein klassischer Gürtel, sondern eine kurze Hose aus festem Leder, in die man den Unterleib mit Schnallen und Schlössern einschließen kann. Der Gedanke an Enge und Druck ließ mein Herz höher schlagen.
Er hat ihn sich angesehen und bemerkt, dass man so ein Teil nicht von der Stange kaufen kann. Damit er richtig säße, müsste man dorthin fahren und ihn anpassen. So gerne ich das Teil ausprobiert hätte, so schnell verwarf ich den Gedanken wieder.

Ich frage mich immer wieder, ob ich das Richtige tue. Bin ich ein Modepüppchen, das sich für ihn anzieht, wie er es will? Oder fast auszieht und in Sachen herumläuft, die zirkusreif sind? Wird dieser Fetischkram mein künftiges Leben bestimmen? Wird es ein Zurück geben oder läuft mein Geist gerade völlig aus dem Ruder? Jeder Tag ist ein neuer Kampf mit mir.
Mein Hals juckt. Ich fahre mit dem Finger über das Halsband. Es lag zusammen mit anderen Dingen in der kleinen Schachtel, die ich morgens auf meinem Bett fand. Ich nahm die Bücher und las alles über „Halsband“ und seine Bedeutung. Devot sein. Sich fügen. Beherrscht zu werden. Unterwerfung. Die Bedeutung scheint vielfältiger Natur zu sein.
Für mich ist es bislang ein Anker, der mich an ihn kettet und davor bewahrt, ins Chaos abzutreiben. Ich trage es, weil er es liebt und ich es derzeit auf eine gewisse Weise wohl brauche. Ich denke, daran kann ich mich gewöhnen.

Schritte auf dem Flur. Ein aktenbeladenes Etwas kommt auf uns zu. Die Bewährungshelferin. Es ist Zeit.



Forderungen

Sie kniet nackt auf dem Teppich. Den Kopf gesenkt, die Hände auf dem Rücken. Von ganz allein. Sicher hat sie es in einem der Bücher gelesen. Sie ist schön, doch ihr Anblick lenkt mich von der Arbeit ab. Wir stehen kurz vor unserem ersten Ritual.
Gestern ist ihr der Zahnputzbecher heruntergefallen und hat das Bad mit Scherben geflutet. Sie hat schuldbewusst den Kopf gesenkt und sofort den Besen geschwungen.
Auf meinem Monitor sind noch sechs Mails zu beantworten. Ich lasse mir Zeit, obwohl mich die Aufregung beinahe aus dem Stuhl katapultieren könnte.

Nach dem Frühstück hat sie brav den Tisch abgeräumt und sich wieder über die Fenster hergemacht. Ich glaube, so saubere Scheiben hat niemand in der Straße. Beim Wegräumen der Pflanzen ist es dann passiert. Der Boden eines der Pflanzenbehälter gab nach und ein Erdhaufen lag plötzlich auf dem Boden des Arbeitszimmers verteilt.
Ich bemerkte leise, dass wohl heute nicht ihr Tag sei, und sie antwortete laut: „Nein, Herr. Ich bin nur zu ungeschickt.“ Während sie die Krumen zusammenfegte, saß ich wie elektrisiert vor meinem Computer und versuchte nicht auszuflippen. Sie hatte „Herr“ gesagt.
Noch drei Mails. Meine Finger kribbeln regelrecht vor Freude, aber ich muss mich beherrschen. Distanz und Abwarten gehört dazu.
Ich winkte sie zu mir heran und ohne Aufforderung ging sie vor dem Schreibtisch in die Knie. Ein phantastischer Anblick. Beinahe wäre ich aufgesprungen und hätte sie umarmt.
„Meinst du nicht, dass dir dafür eine Strafe gebührt, ungeschickte Sklavin?“ fragte ich und versuchte, es scherzhaft klingen zu lassen.
Sie schaute zu Boden und flüsterte: „Ja, Herr“. Von Scherz keine Spur.

Ich stand auf und musste erst mal etwas trinken. Meine körperliche Reaktion war nicht zu übersehen, aber sie verzog keine Miene. Ich trank zwei Gläser Wasser, während meine Gedanken rasten. Strafe. Hatte sie wirklich „Ja“ gesagt? Sie wollte es wirklich, oder war nur mein innerer Wunsch der Vater des Gedanken? Immer wieder jagten ihre Worte durch meinen Kopf. Ich suchte nach der Verniedlichung in der Sprache, die alles beenden würde, fand aber nichts.
Was tun? Mit ihr schlafen? Das wäre wohl das Naheliegendste, aber das Thema hatten wir noch nicht näher besprochen. Nur einmal ganz kurz kam sie darauf, als die Bewährungshelferin nach ihrem Status fragte. „Ich arbeite nur bei Herrn Richard. Wir schlafen nicht zusammen.“ Die Antwort kam schnell und so schroff, dass es mir kalt den Rücken herunter lief.
Ich habe mich schon gefragt, ob sie nicht einen gewissen „Nachholbedarf“ an Sex hat? Sechs Jahre unter Frauen sollten einen schon ein wenig aushungern, aber wer weiß schon, was in Frauen vorgeht.

Es folgten endlose Belehrungen über Pflichten und Verhaltensregeln, die nahe an der Grenze zur Peinlichkeit waren, aber sie hatte keine Wahl. In Silvis Augen spiegelten sich das Unbehagen und die Entwertung ihrer Person. Oft war sie den Tränen nahe, doch sie beherrschte sich. Solange sie auf Bewährung war, galt sie als ein Mensch zweiter Klasse und die Bewährungshelferin gab sich wenig Mühe, selbiges zu verschleiern.
Insgesamt hatte ich allerdings den Eindruck, dass die Frau auch ganz froh war, Silvi vorerst von der Liste der akut Rückfallgefährdeten streichen zu können. Wohnung, Arbeit. Einkommen vom ersten Tag an. Der Standard war das sicher nicht. Den Arbeitsvertrag, den ich extra aufgesetzt hatte, las sie mehrfach durch, als würden sich die Buchstaben vielleicht zu einer neuen Konstellation zusammenfinden, die es ihr ermöglichen könnte, Silvi zurück zu schicken.

Nach zwei Stunden zäher Gespräche drängelten die nächsten Klienten bereits an ihrer Tür und sie warf uns beinahe raus. Sie sagte, dass sie uns besuchen kommen würde (irgendwann) und drückte uns einen Packen Prospekte und Broschüren in die Hände, wie man in Zukunft alles besser machen konnte und wo.
Ich war genauso froh, dort wieder raus zu sein, wie Silvi, die auf dem Flur vor Erregung zitterte. Selten hatte ich so eine Abqualifizierung eines Menschen durch Behörden erlebt. Gebe Gott, dass ich nie im Knast lande.

In einer Mauernische ließ sie sich die Handfesseln wieder anlegen. Sie brauchte einige Minuten, um sich zu sammeln, und ehe wir gehen konnten, blieb sie unerwartet plötzlich stehen und sagte in einem Ton, der Berge zerspringen lassen könnte, „Danke“. Ich war wie vom Donner gerührt und unsicher, was geschehen würde. Man hätte den Eindruck gewinnen können, sie wäre mal eben in eine andere Persönlichkeit geschlüpft. Eine andere Silvi.
Während der Rückfahrt sah sie starr geradeaus und plötzlich rollte eine Träne über ihr Gesicht. Ehe ich fragen konnte, legte sie ihren Kopf an meine Schulter und kuschelte sich an mich. Seither hat sie nicht mehr geweint.

Die letzte Mail. Sie kniet immer noch auf dem Teppich. Wie eine Statue. Weiße Haut. Ich drehe das Licht auf, um sie besser betrachten zu können. Ich sehe einige Flecken. Narben? Es könnten Schnitte sein.
Ihr Haar trägt sie lose. Es ist länger geworden und ich habe sie gebeten, es wachsen zu lassen. Demnächst kommt ein Friseur für sie ins Haus. Ihr Po reckt sich in die Höhe. Ob ihr die Beine einschlafen? Meine Knie berühren die Peitsche, die unter dem Schreibtisch hängt. Ich stelle mir ihren Körper von Striemen gezeichnet vor. Nein, dafür ist es definitiv zu früh.
Um nichts kaputt zu machen, habe ich mich für eine „Haftzeit“ entschieden. Zwölf Stunden in der Zelle. In Fesseln. Davon sechs in der Box. Sie hat leise „Danke“ gesagt und ist wieder an ihre Arbeit gegangen.

Ich schließe das Programm und führe sie in den Keller.

Es ist nicht ihre erste Nacht dort. Eigentlich ist es ihre Schlafkammer. Wir haben ein Ritual daraus gemacht. Jeden Abend bringe ich sie in ihre Zelle und schließe sie ein. Das alte Türschloss habe ich mit einem Freund zu einem Zeitschloss umfunktioniert, so dass sie morgens zeitig aufstehen kann, um ihre Hausarbeit zu beginnen.
Sie mag es, vor mir alles fertig zu haben. Sagt sie wenigstens. Für mich als Morgenmuffel und Langschläfer kaum zu glauben. Seither ist sie viel entspannter.

Ich streiche über ihren Arm. Sie schwitzt. Ich habe die Heizung extra etwas höher gedreht. Sie bleibt bewegungslos vor der Box stehen, während ich das Ding aufschraube. Eine Bastelarbeit, die beinahe ein Jahr in Anspruch genommen hat.
Silvi kommt meinem Befehl sofort nach und setzt sich. Ihre Scham ist noch unrasiert. Mal sehen, ob sie von allein darauf kommt. Sie streckt Füße und Hände durch die Öffnungen und rückt nach vorne, damit ich den engen Kasten schließen kann. Ihr Kopf schaut nun oben heraus. Gefangen in dem Brett. Ihre Augen glänzen. Ist sie noch gut drauf oder heult sie gleich?
Fesseln an Händen und Füssen sorgen dafür, dass sie sie nicht in die Box zurückziehen kann. Handschellen kennt sie eigentlich. Ich schaue ihr ins Gesicht. Sie grinst. Also alles in Ordnung.
Zusätzlich verbinde ich ihre Daumen mit einer Schelle. Die ist zwar unangenehm und kneift, aber sie wird es überleben. Ihrer nackten Sohlen strecken sich mir entgegen. Der dünne Stock hängt direkt neben mir an der Wand. Wie bei einer Gedankenübertragung schauen wir beide plötzlich dorthin. Sekunde, schnell das Zubehör.

Sechs Stunden in der Box. Das ist mutig. Meine Forderungen waren im Nachhinein betrachtet eigentlich sehr hoch. Manch erfahrene Sklavin hätte hierbei schon zu Recht gemeutert. Das Ding lässt so gut wie keine Bewegung zu.
Ich schraube den Zapfen vor ihrem Gesicht in die Halterung und schiebe ihn sanft zwischen ihre Lippen. Sie schließt die Augen. Kein Widerwillen. Kein Würgen. Sie dreht den Kopf nicht weg. Alles okay.
Jetzt den Deckel. Der große Holzwürfel senkt sich über ihren fixierten Kopf und trennt sie von der Außenwelt. Da drunter ist kaum noch etwas zu hören. Vom Sehen ganz zu schweigen. Sinnesentzug. Spätestens jetzt wäre es für manche bereits zu viel.

Ich lausche, während ich das Mikrophon anschließe. Sie schnauft leise und schmatzt auf den Knebel. Sonst bleibt sie ruhig. Ihre Hände zucken. Wahrscheinlich die Daumenschelle, aber ein bisschen Grenzerfahrung gehört schon dazu. Ich richte die Kamera neu aus, bevor ich gehe. So kann ich sie vom Schreibtisch aus beobachten. Geräuschvoll schließe ich die Tür. Ich muss bald mal etwas gegen die Spannungen im Unterleib unternehmen.



Der Gast

Ich schaue in den Ofen. Mit dem modernen Teil musste ich mich erst mal anfreunden. Digitale Einstellungen. Sensortasten. Sehr gewöhnungsbedürftig für jemanden, der früher auf einem steinalten Gasherd gekocht hat. Das Soufflee geht auf. Sehr schön. Die Schürze hat einen Soßenfleck. Nicht zu ändern. Solange es nicht das Kleid trifft, ist alles gut. Das Fenster auf, um den Dunst rauszulassen.
Ich höre ihn arbeiten. Er bereitet den neuen Auftrag vor. Die Uhr rasselt. In einer Stunde kommt unser Gast. Ein Smler, wie er sagt. Der erste Mensch, den ich kennen lernen werde, seit ich hier bin. Ich bin ziemlich aufgeregt. Bloß nichts falsch machen.

Ein paar Mal ist er zu seinem Stammtisch gegangen und spät zurück gekommen. Immer pünktlich, so wie angekündigt. Es ist schön, dass man sich auf ihn verlassen kann. Er hat gesagt, dass er mich demnächst einmal mitnehmen mochte. Der Gedanke daran gefällt mir noch immer nicht, aber ich arbeite daran.
Er vergisst kaum etwas. Auch nicht, dass ich zeitig in meine Zelle möchte, um morgens fit zu sein. Spätestens um Mitternacht bin ich in der Regel weggeschlossen.

Er ruft nach mir und möchte einen Kaffee. Ich mag diese Stimme. Sie ist höflich und bestimmt. Vor allem klingt sie angenehm. Nicht herrisch und laut. Ich empfinde bereits etwas für ihn, obwohl er nicht meinem Schönheitsideal entspricht.
Ich schenke die Tasse ein. Halbvoll. Den Rest mit Milch. Er mag ihn hell wie der Tag. Seine geringere Körpergröße wird von der menschlichen Größe mehr als wettgemacht. Er ist der erste Mann, dem ich dieses Prädikat verleihen würde. Seine sanfte und vorsichtige Zuneigung gefällt mir.
Das Piepen der Mikrowelle ruft mich. Die Nachspeise erfordert nun meine volle Aufmerksamkeit.

Die Nächte in der Zelle sind die schönsten seit langem. Selbst in Lauerhof habe ich zuweilen schlechter geschlafen. Er hat die Matratze austauschen wollen, aber ich habe abgelehnt. Manchmal liege ich wach und versuche Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Während ich über die Rituale nachsinne, spiele ich mit den Ketten und Ringen.
Auskleiden, waschen. Dann den Schlafanzug. Er hat mir welche aus weichem Flanellstoff besorgt. Grau mit dunklen Längsstreifen. Ich lege die Hände auf dem Rücken zusammen und er führt mich in den Keller. Manchmal wünsche ich, er würde sie mir zusätzlich zusammenketten. Das Gefühl ist eigenartig schön. Bin ich vielleicht irgendwie gestört?
Die Einkäufe in Fesseln sind ein bizarres Erlebnis. Ich würde mich gerne nützlicher machen, aber sobald ich vor die Haustür trete, kehrt die Unsicherheit zurück wie ein tückischer Fausthieb. Er spürt die Veränderung und schafft es, mich immer wieder aufzufangen, in dem er einen Witz macht oder mich einfach fest in den Arm nimmt.

Gedanken versunken rühre ich in der Creme. Ich muss ständig an Sex denken.

Dass er mit mir schlafen will, ist wohl keine Frage, auch wenn er noch keine direkten Anstalten gemacht hat. Wann habe ich das letzte Mal? Meine Erinnerungen an die Zeit vor der Verhaftung scheinen mehr und mehr in einer Art Nebel zu liegen. Ich friere, wenn ich nur an die letzte fremde Berührung meines Intimbereiches denke. Claudia Behrensdorf. Lebenslang mit Sicherungsverwahrung.
Wir verbrachten während eines Transportes die Nacht gemeinsam in einer Zelle. Eine Nacht, in der ich nicht geschlafen habe und alle Hände voll zu tun hatte, mir dieses notgeile und aggressive Stück vom Hals zu halten.

Es fehlt noch etwas Salz an der Speise.

Er hat mir die Zwangsjacke umgelegt und ich habe neben ihm auf der Couch gesessen. Einfach so. Er hat mich mit Erdbeeren gefüttert und mir Anekdoten aus seiner Zeit als reisender Fotograf erzählt. Selten hatte ich so viel gelacht wie an diesem Abend. Ich bin dann in seinen Armen eingeschlafen. Mit der Jacke und morgens trotzdem völlig entspannt aufgewacht.
Sex. Immer wieder Sex. Ich sehe ihn in den Nächten nackt vor mir. Bin ich schon dazu bereit? Zunächst sollte ich es mal mit einem Arzt versuchen. Schon wegen der Pille. Aber Arzt bedeutet raus hier.

Der Geschmack ist in Ordnung. Jetzt die Früchte unterrühren.

Wir haben uns viel über Sex ausgetauscht. Vorlieben, Phantasien und so weiter. In den Briefen war es einfach. Ich schrieb einfach drauf los. Was mir gerade so einfiel und was mich anmachte.
Irgendwann ging ich auf seine Vorstellungen ein und wir entwickelten gemeinsam kleine Phantasien und Spiele. Er schrieb vom zärtlichen Auffangen nach einer Session. Vom Streicheln. Von Massagen und den sinnlichen Steigerungen bis zum Höhepunkt.

Mir tut die Hand weh vom rühren. Ich brauche den Mixer.

Höhepunkt? Hatte ich so etwas schon mal? Die Mädels in Lauerhof hatten völlig unterschiedliche Meinungen dazu.
„Ich war immer froh, wenn er fertig war. Das war mein Höhepunkt“, meinte Lisa Telling, die wegen Betruges einsaß. Andere erzählten von Ohnmachtsanfällen und Sternen, die sie dabei gesehen hatten. Und ich?

Die Ananasstücken müssen kleiner geschnitten werden.

Meine Entjungferung war ein mittleres Blutbad. Es war so schlimm, dass er weg rannte, als er den großen Fleck auf dem Laken entdeckte. Ich sah ihn nie wieder, was eigentlich keinen Verlust darstellte, aber die Lust an Sex war mir erst mal vergangen.

Das Gewürz muss feiner gemahlen werden, sonst wird das nie etwas.

Die wenigen, die ich hatte, fingerten planlos herum, bevor sie das taten, was man allgemein für Sex hält. Ich machte da keine Ausnahme. Aber gab es dabei ein Hochgefühl? Eines wie in den Beschreibung der „Fachfrau für Erotik aller Art “ Heike? Nein, ganz sicher nicht bei mir.

Ob Thomas Richard in dieser Hinsicht hält, was er verspricht?

Ich schöpfe einen Teelöffel voll heraus. Genau richtig. Jetzt den ganzen Spaß zusammenrühren und portionieren. Die Ofenuhr meldet sich. Das Soufflee muss raus. Ein Blick genügt. Noch etwas länger.

Neulich habe ich ihn herausgefordert. Er ist höflicher und zurückhaltender, als ich mir je hätte träumen lassen und ich fand, es war an der Zeit, etwas zurückzugeben. Beinahe hätte ich ihn sogar gebeten, mit mir zu schlafen. Seine Augen haben förmlich geglüht, als ich die Strafe widerspruchslos hingenommen habe.

Ich richte die Schalen mit den Beilagen her und beginne, den Tisch im Wohnzimmer zu decken.

Die Stunden in der Kiste waren anstrengend. Sich nicht bewegen zu können ist hart. Vor allem diese fiesen kleinen Schellen, mit denen er meine Daumen verbunden hatte. Noch Tage später habe ich die Stellen gespürt.
Als meine Füße zusammengekettet wurden, entdeckte ich den dünnen Stock an der Wand. In einem Buch hatte ich etwas von einer Bastonade gelesen. Das Auspeitschen der Fußsohlen. Eine besonders im Orient praktizierte Bestrafung. Ich glaube, es war Gedankenübertragung. Nein. Stattdessen nahm ich den großen Plastikstopfen in den Mund, obwohl ich jede Minute dachte, das Ding würde mir den Kiefer sprengen. Besser, als mit dem Stock Bekanntschaft zu machen.
Aber insgesamt war es auch eine spannende Erfahrung. Noch nie war ich von etwas enger umgeben. Das Gefühl von Sicherheit war so groß, das ich fast bedauerte, als die Zeit um war. Es war auf ungewöhnliche Weise erregend.

Die Tischdecke sitzt glatt. Servietten und Geschirr sind aufeinander abgestimmt. Das mag ich so an diesem Haushalt. Nichts ist zusammengesucht. Alles hat Stil und sicher seinen Preis gehabt. Ganz anders als bei mir früher. Hatte ich je drei zusammengehörende Tassen? Becher ohne Werbeeindruck? Besteck ohne Gebrauchsspuren aus der Gründerzeit von Messer und Gabel?
Er ließ mich eine Flasche Wasser trinken, bevor ich in dem neuen Folterinstrument verschwand. Es war sehr warm in der Zelle. Eigentlich war ich ziemlich erledigt, aber ich wollte mich an mein Wort halten. Nackt stand ich vor ihm. Schweigend und mit gesenktem Kopf, so wie er es sich gewünscht hatte. Er verschnürte mich fest, aber ohne dass ich den Druck der Seile und Riemen direkt spürte.

Servietten falten. Das kann ich gut. Schön, ihn dort sitzen zu sehen. Fast kitschig. Die heile Welt der Familie drängt sich mir auf. „Frau Richard“. Hört sich zu gut an, um wahr zu werden. Neulich kam eine Postsendung und ich musste die Tür öffnen, weil er nicht hier war. Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich die Empfangsquittung unterschrieb. Ich glaube, der Bote hat es nicht einmal bemerkt, aber ich habe mich den ganzen Tag nicht wieder beruhigen können. Die Blumen auf dem Tisch stören.

Als ich die Box verlassen durfte, musste ich sofort eine Art schwarzen Regenanzug überstreifen. Sogar Handschuhe und Fußstulpen hatte das Teil. Dann verschwand ich bis zum Hals in einem schmalen Ledersack und wurde auf dem Bett fest angegurtet. Eine Mumie konnte nicht sicherer verpackt sein. Es dauerte keine Minute und mir brach der Schweiß aus.
Er löschte das Licht und ließ mich zurück. Der Schweiß juckte und kratzte zum verrückt werden und die Stunden wurden zur echten Strafe. Er hatte mir eine Tafel in die Zelle gehängt, auf der mein Safewort stand. Auch so eine Wortschöpfung, deren Bedeutung ich erst lernen musste. Ich bräuchte nur zu rufen und schon wäre es beendet.

Das Soufflee ist fertig. Der Duft zieht durch das Haus und ich höre ihn tief einatmen. Schnell auf den Tisch damit und die Wärmehaube drüber. Noch fünf Minuten. Verdammt, so spät. Ich muss mich noch waschen.

Selten habe ich mir so oft auf die Lippen gebissen, um nicht laut aufzuschreien, doch ich hielt es aus. Für ihn. Immer wieder rang ich mit mir, ob ich am Ende den Verstand verlieren würde. So viele Verrücktheiten wie in den letzten Wochen hatte ich nicht in meinem gesamten bisherigen Dasein vollbracht.
Unterwerfung? Mich freiwillig dem hier auszusetzen? Ich hatte förmlich darum gebettelt, hier zu sein, wo ich nun vor mich hin litt. Und warum? Um ihm zu gefallen? Meinem Herrn? Von Partnerschaft hatten wir noch gar nicht angefangen zu sprechen. War ich eigentlich völlig bekloppt? Irgendwie Pervers?
Ich blieb tapfer in dem Sack liegen und irgendwann begann ich, das Gefühl der Enge und des Eingeschlossen sein zu genießen. Ich war beschützt. Behütet. Er beobachtete mich durch die Kamera und passte auf mich auf. Noch nie hatte ich so gut geschlafen.

Es klingelt. Gerade eben habe ich es noch geschafft, die schmutzige Schürze loszuwerden, und gehe zur Tür. Ich höre ihn nicht. Er überlässt es mir, zu öffnen. Schnell noch einmal in den Spiegel sehen. Die Haare sitzen noch. Das Kleid auch. Am Saum ist ein Mehlfleck. Zu spät. Mit kribbelnden Fingern öffne ich.

Was in der Tür vor mir steht, benötigt einen Moment, um es zu verarbeiten.



Termine

Die Autobahn vor mir ist eine träge Schlange aus Blech. Aus dem Radio kommt eine Verkehrsmeldung über Straßen, von denen ich noch nicht einmal gehört habe. Das sind wahrscheinlich die Folgen der EU.
Noch sechsundsechzig Kilometer. Der vorletzte Keks von ihr verschwindet in meinem Mund. Endlich ist der Auftrag in Sack und Tüten. Diese Modetypen rauben einem noch den letzten Nerv. Es beginnt zu hageln. Hurra! Auch das noch.
Mit den Zeichnungen bin ich das nächste Halbjahr erst mal ausgebucht und muss nicht mehr durch die Verlage tingeln wie ein Bettler. Eigentlich bin ich urlaubsreif. Mit dem Geld aus dem Auftrag könnte ich mir mal zwei Wochen im Süden leisten.
Der letzte Keks. Ich weiß nicht, was sie da gebacken hat, aber es hat einen Suchtfaktor wie Koks. Einmal angefangen kannst du nicht wieder aufhören.

Silvi ist mir bisweilen immer noch ein wenig rätselhaft. Sie hat die „Strafe“ widerspruchslos akzeptiert und bis zum Ende ausgehalten. Ich habe die ganze Zeit auf dem Sprung gestanden, wenn sie abbrechen wollte, aber die Augenringe als Folge der Nacht waren völlig unnötig gewesen.
Sie geht jede Nacht in die Zelle und wir reden viel. Sie möchte alles ausprobieren. Ihre Grenzen erweitern, wie sie sagt.

Warum geht es eigentlich immer nur auf meiner Spur nicht weiter? Selbst die Lastwagen sind schneller. Ich kratze die Krümel aus der Dose und lecke mir die Finger danach. Wenn das so weiter geht, muss ich einmal mehr die Woche Sport treiben.

Ihre Küche ist exzellent. Das Haus hat sie voll im Griff. Der Garten seltsamer Weise bereitet ihr Angst. Ich werde eine Flechtwand zu linken Seite ziehen. Dort wohnt niemand und es schließt das Grundstück mehr ein. Wir schließen uns ein. „Einschluss“. Was ein Wort. Sie hat den Begriff geprägt. Ein Wort aus dem Knastalltag.

Endlich geht es voran. Baustellen. Eine der sieben Plagen. Ein Halbgott in Orange winkt uns mit einer Fahne an einem stinkenden Baugerät vorbei, das ausgerechnet heute und hier seinen Geist aufgegeben hat.

Unser Ritual ist ohne große Absprachen einfach entstanden. Ich bringe sie in ihre Zelle und sie probiert sich aus. Am liebsten schläft sie mit dem Halsring. Das Feeling beschere ihr „wunderbare Träume“, hat sie gelacht. Wenn ich nur daran denke, fängt es in meinem Schoss an zu ziehen.
Neulich hat sie die Zwangsjacke bereitgelegt. Ich habe ihren Wünschen entsprochen und sie ziemlich kräftig darin eingesperrt. Der gespannte Segeltuchstoff über ihrem Körper gab ein phantastisches Bild. Ich legte ihr die Matratze auf den Boden und sie schlief bis zum Wecken darin.

Endlich. Der Weg wird frei. Warum müssen Wohnmobile eigentlich auf der linken Spur fahren? Die stehen auch so genug im Weg herum. Noch vierundvierzig Kilometer.

Am liebsten wäre ich über sie her gefallen, aber noch hat sie Zeit, sich alles zu überlegen. Ab und an habe ich zwar den Verdacht, dass sie es auch gern möchte, sich aber nicht traut, den ersten Schritt zu gehen.

Verdammt, der Geschmack dieser Kekse geht mir nicht mehr aus Mund.

Neulich haben wir gemeinsam ein Länderspiel angesehen. Auch selten, dass sich eine Frau für Fußball interessiert. Wie zwei alte Eheleute haben wir in Jogginganzügen auf der Couch gelegen und ihre selbst gefertigten Chips gefuttert. Unsere Hände ertasteten sich. Sie erwiderte zaghaft den Druck meiner Finger. Unabhängig, ob sie bei mir bleibt oder nicht. Sie ist ein echtes Juwel.
Sie kann auf fünfzehn verschiedene Arten Kaffee kochen. Wir haben nun acht Mehlsorten im Haus und sie backt Brötchen und Brot selbst. In jedem zweiten Haushalt eine Silvi und die meisten Bäcker könnten einpacken.

Endlich die Ausfahrt. Wieder eine Baustelle. Ob es hier Gold zu finden gibt? Auf x Kilometer abgesperrt, aber niemand zu sehen, der arbeitet. Freie Fahrt für freie Bürger. Hahaha.

Freiheit. Wir haben über ihre Freiheit gesprochen. Sie weiß, wie es um sie steht, aber derzeit empfindet sie die Situation erträglich, um nicht zu sagen sogar angenehm. Das Haus ist ihr genug. Auf unseren Ausflügen ist sie schon etwas ruhiger, aber allein lassen kann ich sie auf keinen Fall.
Wir standen bei Saturn auf der Rolltreppe und es ergab sich, dass sich jemand zwischen uns drängte. Ehe wir die nächste Etage erreicht hatten, schlug ihr das Herz wie bei einem Kolibri und sie wäre fast umgefallen. Sie war so fertig, dass es ihr egal war, mit Handschellen mitten in der Stadt einen Kaffee zu trinken, um wieder auf die Füße zu kommen.
Das Tragen der Hauskleider findet sie in Ordnung, wenn auch ihre persönliche Kleidersammlung langsam zunimmt. Ebay lässt grüßen.
Vor einigen Tagen kam eine Rechnung vom Pandora Versand. Spezialgebiet Lack und Latex . Das war definitiv keine „normale Kleidung“. Ob sie mich überraschen möchte?

Sie hat alle meine Sachen frisch gebügelt und geputzt. Das Haus riecht frisch und alles ist aufgeräumt. Ein Traum. Demnächst will sie versuchen, sich mit dem Garten zu beschäftigen. Der hat es nötig. Einen grünen Daumen wird mir wohl niemand nachsagen.
Sie trägt jetzt das Halsband täglich. Auch wenn der Briefträger kommt. Sie sagt, es sei ihr egal. Es gehöre eben zu ihrer Arbeitskleidung. Ob sie sich daran gewöhnen will? Schön wäre es.
Immer wieder denke ich an ihren Blick, als ich sie in den Kasten eingeschlossen habe. Der Stock. Ihre nackten Füße. Beinahe hätte ich es getan. Aber eben doch nicht. Ich glaube, dass wir in dem Moment denselben Gedanken hatten. Die Zeit ist noch nicht reif.

Die Ortsumgehung ist zu Ende. Noch drei Kilometer.

Ich freue mich auf Silvi. Zu lange war ich allein. Ich denke, die Phase, sich sympathisch zu finden, haben wir hinter uns, sonst wäre sie schon verschwunden. Ich habe ihr für jede Woche das Gehalt in eine kleine Kiste gezahlt. Ein Konto wollte sie nicht. So hat sie die Wahl, jederzeit zu gehen, und muss nicht auf ihr Geld warten.
Ich habe noch nie erlebt, dass sie es nachgezählt hat. Die Briefumschläge liegen ungeöffnet in der Kiste neben ihrem Nachtschrank. Ich denke, aus reiner Berechnung bleibt sie nicht bei mir. Es muss so etwas wie Zuneigung dabei sein.
Sie wird mir die Tür öffnen. Ein erregender Anblick, sie in dem Kleid zu sehen. Ich habe ihr drei zusätzliche bestellt. Eines aus Lackstoff. Hoffentlich mag sie es so wie ich.
Das Korsett. Sie hat noch keine Kinder bekommen und eine Wahnsinnstaille. Das Halsband. Ob sie irgendwann das Schloss benutzen wird?

Rechts ab. In mein Wohnviertel.

Meine Nachbarn haben weitestgehend mit mir abgeschlossen, seit ich einmal wie in einem Gothic-Alptraum angekleidet nach Hause gekommen bin. Natürlich in dem Moment, als sich der versammelte Nachwuchs der toleranten Bildungsbürger an der Schulbushaltestelle traf. Wenn ich durch meine Fenster blicke, kann ich sehen, wie sie verstohlen über die Vorgartenbüsche spionieren, um einen Blick auf das „arme Wesen“ werfen zu können, das bei dem Perversen wohnt.
Haus Nummer Fünfundvierzig. Die Pfeffers. Akademiker, wie sie im Buche stehen. Im Strafgesetzbuch. Er schlägt seine Frau und sie trinkt aus Verzweiflung. Trotzdem watscheln beide Sonntag regelmäßig in die Kirche und beichten. Sonderschulpädagogen müssen einen harten Job haben. Aber ich bin hier der Perverse. Sollen sie doch. Ich bin wenigstens glücklich dabei.

Ein alkoholfreier Cocktail wird vermutlich auf meinem Schreibtisch auf mich warten. Silvi ist klug, wenn ihre Schulbildung das auch nicht vermuten lässt. Sie ist lebensklug und hat zu vielen Geschehnissen in der Welt eine konstruktive Meinung. Auf dem letzten Zirkeltreffen war sie das Gespräch und ich konnte den Neid einzelner körperlich spüren, als ich von unserem ersten kleinen Ritual erzählte.
„Inhaftierung.“ Als Fetisch nicht eben verbreitet, aber immer wieder ein Thema bei der Planung von Rollenspielen. Die anfänglichen Vorbehalte gegen meine Wahl sind vorbei. Außerdem ist der Zirkel mittlerweile so neugierig geworden, dass sie bereits mit nächtlichen Überfällen auf mein Haus gedroht haben, um Silvi endlich kennen zu lernen.

Ich habe sie gebeten, heute für einen besonderen Gast zu kochen. Jemanden, den ich aus der Szene kenne und der schon sehr lange mit mir spielt und zu meinen besten Freuden zählt. Das wird sicher spannend. Nicht nur für sie.

Die letzte Kurve. Eine Außenbeleuchtung blitzt auf. Das ganze Grundstück scheint von Flakscheinwerfern angestrahlt zu werden. Der Alte aus Nummer Neunzehn steht schon bereit. Kriegsveteran der Artillerie. Sagt er wenigstens. Allerdings unterhält er sich auch schon mal lautstark mit seinem Briefkasten. Er hat eine Unterschriftenaktion gegen mich auf die Beine stellen wollen. Dabei wohne ich schon länger hier als er.

Geschafft. Den Wagen in die Einfahrt. Die Tür öffnet sich einen Spalt. Mein Herz klopft.



Erfahrungen

Das Essen ist vorbei. Es war eine der merkwürdigsten Veranstaltungen, die ich je erlebt habe und nun brauche ich einen Schnaps. Ich bin ziemlich aufgewühlt und muss das Erlebte erst mal verdauen. Mein Strumpfhalter ist lose. Auch das noch.

Thomas Richard ließ mich neben dem Tisch stehen und servieren. Er hat es mir vorher gesagt, dass ich nicht dabei sitzen würde. Es wäre Teil eines kleinen Rollenspiels. So weit, so gut. Aber er hat mich gebeten, einfach zu schweigen, egal, was passiert und ich tat es, obwohl mir die Lippen brannten.
„Gehorsamsübung“ hat er es genannt. Silvia Saalkamp, die gehorsame Zofe? Die ergebene Sklavin? Ich blödes Huhn habe dabei gelacht und war auch noch einverstanden. Eine kleine SM-Session hat er es genannt. Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?

Der Rum Marke „Kapitän Morgan“ erreicht wie eine langsam abbrennende Zündschnur meine Innereien. Mir ist nicht mehr so komisch wie vorher, aber anders.

Der Gast war ein SMler wie er und Mitglied im selben Zirkel. Martin Benderup. Ein Däne, den es der Arbeit wegen hierher verschlagen hat. Zunächst reichte ich die Vorspeise. Fischbouillon mit Garnelen. Eine ausgesprochen schwierige Art der Zubereitung, die von unserem Gast allerdings kaum gewürdigt wurde, denn er schlang diesen Hochgenuss der französischen Küche in sich hinein, als wären es schnöde Pommes Frites irgendwo an einem Bahnhof im vorbeigehen. Immerhin nahm er genug davon mit nach Hause, um wenigstens seiner Waschmaschine eine Freude zu machen. Taftkleider sind bei Fischsuppe so eine Sache, wenn der Löffel zittert.

„Martina“, so die Anrede des Gastes, war eine „TS“, wie mich Thomas aufklärte. Eine Transsexuelle, die ihren Fetisch auch in der Öffentlichkeit auslebt. Ein Switcher, wie er nebenbei bemerkte.
Ich höre die beiden im Keller lachen. Die Spülmaschine gibt einen Zischlaut von sich, als würde eine Peitsche geschwungen. Oder kam das von unten aus dem Keller? Mein Mund ist plötzlich trocken und mir stellen sich die Nackenhaare auf.
Schockiert war kein Ausdruck. Ich bediente eine - nennen wir sie mal - „Frau“, die keine Gelegenheit ausließ, mich anzustarren und mit mir sprechen zu wollen. Martina sparte nicht mit Komplimenten über meine Kleidung, die Schuhe und das Essen, versuchte mich jedoch immer wieder zu einer Antwort herauszufordern. Sie wusste garantiert von Thomas Anweisung und sollte mich testen. So ein Miststück.

Warum habe ich da bloß mitgemacht? Warum ist mir bloß so merkwürdig warm? Ich pule den Strumpfhalter neu in Position. Habe ich früher je Strapse getragen? Wozu? Bin ich ein Zirkuspony?
Es fiel mir schwer, still zu sein. Sehr schwer sogar. Thomas Richard ließ es geschehen und schien es zu genießen, mich kämpfen zu sehen.
Martina krempelte ungeniert ihr Kleid hoch und zeigte mir ihre zugegeben superschicken Edelnylons, die an der Naht mit Strasssteinen besetzt waren. Sie wollte meine Meinung dazu wissen.
Wann hatte sich je einer dafür interessiert, was ich zu sagen hatte? Im Heim? Auf der Schule? Auf der Arbeit? Die Menschen hörten sich viel lieber selbst reden als zuzuhören. Meine Zeit im Knast machte da keine Ausnahme. Jeder war sofort im Bilde über mich, bevor nur ein Wort gesprochen war. Ich war die Böse. Klar, ich war ja auch verhaftet worden. Ich war die Durchgeknallte mit dem blutbespritzten T-Shirt. Die mit den schmutzigen Sachen und der Frisur aus dem Mixer. Der sie Valium gaben, bevor sie in einer Gummizelle landete und drei Tage völlig neben sich stand, bevor die Verhöre begannen.

Ein leiser Schrei dringt aus dem Keller herauf. Was sie wohl tun? Ich bin neugierig im Endstadium, stattdessen wühle ich im Abwasch.

Martinas Haar ist polang und tiefschwarz eingefärbt. Sehr attraktiv. Das Gesicht ist nicht eben feminin, aber die Jahre haben aus ihr einen Künstler gemacht, der mit Chemie und Geschick eine interessante Schönheit aus sich zelebriert hat.
Während des Hauptganges kam das Thema Sex auf und Martina fragte ohne eine Spur von Hemmung, ob ich mir vorstellen könnte, dass sie zu dritt Sex haben könnten. Mir wäre beinahe das Soufflee vom Servierbrett gerutscht. Doch Thomas winkte ab. Nein. Dafür bestehe keine Notwendigkeit und es wäre auch in absehbarer Zeit völlig abwegig. So richtig zufrieden war ich nicht mit der Antwort und kehrte in die Küche zurück.
„SMler wirken zuweilen etwas eigenartig, wenn man nicht in der Szene unterwegs ist“, meinte Heike auf meine Frage, ob sie das alles ernst meinte, was sie da so von ihren Erfahrungen preisgab. Offenbar hatte sie in dem Punkt Recht.

Ananascreme mit Chilizucker bildete den Abschluss des Essens, das offenbar eine Tradition hier im Hause war. Sie trafen sich wenigstens einmal im Monat hier, um zu spielen. Martina war für ein Szeneblatt tätig und Thomas Richard steuerte hin und wieder eine Zeichnung bei.
Ein Klatschen geht einem hohen Schrei voraus. Wer schlägt da jetzt wen? Ist er bisexuell? Hat er es auch mit Männern? Davon stand kein Wort in dem Brief. Allerdings habe ich auch nicht daran gedacht, zu fragen. Da er eine Frau suchte, stand es für mich fest, dass er...? Kann man sich so irren? Es klatscht heftiger, aber die Schreie sind leiser. Ob er einen Knebel verwendet?

Verdammt. Scheiß auf den Abwasch. Ich muss sehen, was sie da machen. Der Monitor in seinem Zimmer. Mist. Das Programm ist passwortgeschützt. Also in den Keller. So leise ich es vermag, schleiche ich hinunter. Das Kleid erweist sich für Detektivspiele als denkbar ungeeignet. Die Tür zum Spielraum steht offen. Ich sehe seine Beine. Er hat sich umgezogen und trägt einen weiten Umhang. Als wäre ich ein Dieb, spähe ich um die Ecke.

Martina hängt breitbeinig von der Decke herunter. Sie hat mir den Rücken zugewandt, der schon einige Striemen zeigt. Eine Stange stellt ihre Beine weit auseinander. Der Unterleib ist von einem merkwürdigen Gebilde umschlossen. Der Däne trägt einen Keuschheitsgürtel.
Schau an. So etwas gibt es also auch für Männer. Thomas streichelt seinen Nacken und flüstert ihm etwas ins Ohr. Er spielt also auf beiden Ufern. Der Schock ist nicht so schwer wie befürchtet, aber begeistert bin ich auch nicht.

Martina stöhnt auf, als die Peitsche ihre Hinterbacken trifft. Er dreht sie um die eigene Achse. Ihre Brüste sind kleine Kunstwerke. Deutlich straffer als meine und runder. Kunstwerke eben.
Mir wird warm. Was tue ich hier? Bin ich ein Spanner? Meine Finger beginnen zu schwitzen. Das erste Anzeichen dafür, dass ich dabei bin, Mist zu bauen, doch das, was ich sehe, hat mich in seinen Bann geschlagen. Ich konnte Katastrophen eben noch nie aus dem Weg gehen.

Thomas streicht mit der Flamme einer Kerze über die Haut seines Opfers. Martinas Mund ist mit etwas Großem ausgefüllt, das zwischen den Lippen hervor schaut. Eines der Gummitücher? Jedenfalls gibt er kaum noch einen Ton von sich.
Der Stock in der linken Hand zuckt nach vorne und eine breite rote Linie zieht sich quer über den Oberschenkel. Die Transe zuckt wie wild in den Fesseln hin und her. Ich sehe ihre aufgerissenen Augen. Schnell verberge ich mich hinter der Tür. Ob sie mich gesehen hat? Mein Herz klopft. Im Unterleib spüre ich eine eigentümliche Wärme.
Thomas hat mir den Rücken zugewandt. Er hat den Umhang abgeworfen und steht in einer Lederhose und freiem Oberkörper vor Martina. Plötzlich wirkt er viel größer. Attraktiver.

Der Stock trifft ihre Brüste, während die Kerze kurz die Tiefe ihrer Achselhöhle untersucht. Jetzt wird sie trotz des Knebels recht laut. Ich spüre Schweiß überall an mir. Ich fühle mich plötzlich so aufgekratzt. So...?

Das hält ja kein Mensch aus. Nichts wie weg hier.



Offenbarung

Der Rauch der Zigaretten hängt noch im Raum.

Sie hat es getan. Wir haben es getan. Kaum, dass ich Martina verabschiedet habe, stand Silvi plötzlich nackt vor mir und schob mich ins Schlafzimmer. Einfach so. Zum Glück tat die Überraschung meinem Stehvermögen keinen Abbruch.

Ich höre sie im Bad. Was tut sie dort so lange? Pinkeln? Demnach hätte ihre Blase das Fassungsvermögen der Regentonne. Der Qualm ist ja furchtbar.
Wann habe ich das letzte mal im Schlafzimmer geraucht? Ich habe vor Jahren mit dem Blödsinn eigentlich ganz aufgehört, aber eine Packung im Nachtschrank liegen gelassen. Sie hat noch nie geraucht, sagt sie, aber irgendwie hatten wir hinterher beide das selbe Bedürfnis.
Draußen gießt es wie aus Eimern. Vielleicht hätte ich Martina doch nach Hause bringen sollen? Fahrten auf einem Roller sind bei dem Wetter sicher kein Genuss.

Ich höre die Klospülung. Ich kann es kaum erwarten, dass sie zurück kommt. Sie war wie ein Tier. So wild und auch so ausgehungert. Wir warfen alle Vorsicht über Bord und taten es einfach. Kein Gummi. Nichts.
Das Thema Aids schwebte eher als Witz zwischen uns. Sie meinte in einem Brief, dass sie die letzten Jahre kaum Gelegenheit hatte, sich anzustecken Natürlich wusste sie, dass es Blödsinn war, aber es gab der Sache ein Deckmäntelchen. Wenn auch ein sehr kleines.

Vor einigen Wochen haben wir eine kleine Party gefeiert. Eine ausgewählte Gruppe Freunde war eingeladen. Ich wollte sehen, wie Silvi mit anderen Menschen umgeht und sie wollte neue Leute kennen lernen. Ich habe sie mehrfach nach ihrem alten „Dunstkreis“ befragt.
Freunde? Familie? Aber es gab nichts dergleichen. Alle Kontakte waren mit der Verurteilung abgebrochen. Sie hätte mit diesem Thema abgeschlossen, sagte sie bestimmt. Sehr seltsam. Als hätte es ihr Leben vorher gar nicht gegeben.
Sie hat ein phantastisches Buffet für alle hergerichtet, das irgendwie das eigentliche Thema des Abends wurde. Ich hatte sie gebeten, nicht ihr Hauskleid zu tragen, sondern sich so zu kleiden, wie sie wollte.
Silvi trug einen grünen Trachtenrock mit passendem Oberteil und rote Stiefel. Die bildschöne Verkörperung der Hausfrau. Meiner Frau. Sie hat sich an diesem Abend gut unterhalten und Esprit versprüht, das diesem Haus immer gefehlt hat.
SM oder ähnliches war an diesem Abend kaum ein Thema, trotzdem kam es immer mal wieder vor, ohne aufdringlich zu sein und Silvi ging unbefangen damit um.

Mein Rücken brennt. Ihre Finger haben mir sicher einige Furchen hinein gerissen. Seltsam. So still und zurückhaltend, wie sie ist, so aggressiv ist sie im Bett. Jede Sekunde hatte ich das Gefühl, unter mir eine Eruption zu erleben.
Sie muss sich schon vorher irgendwie animiert gefühlt haben. Ihr Schoss war nass. Feucht wäre eine bösartige Untertreibung gewesen. Wovon und wie entzieht sich meiner Erfahrung. Ob es das Essen mit Martina war? Machte sie Kochen vielleicht an? Das wäre ja etwas für eine Talkshow!
Sie warf sich auf's Bett und war schier außer Atem vor Erregung. Ein Vorspiel war weder nötig noch erwünscht. Sie packte mich an den Hüften und zog mich mit aller Kraft an sich. Dafür, dass sie seit Ewigkeiten keinen Sex hatte, war der Akt superklasse. Ich war selbst aufgestachelt vom Spiel mit Martina und etwas Besseres konnte mir in dem Moment gar nicht passieren. Als Sexualpartner fiel Martina natürlich komplett aus.

Ich höre Metall klappern. Sie geht über den Flur. Was will sie in der Küche? Ein Bier könnte ich jetzt gut ab, aber ich glaube, das wäre zu prollig.

Ihr Höhepunkt kam so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte. Eigentlich hätte ich Silvi gerne etwas auf der Welle gleiten lassen, aber sie ließ mir keine Chance. Ihr Schrei summt mir immer noch in den Ohren. Wie eine Wölfin, und er wird mir immer in Erinnerung bleiben wie die Zahnabdrücke, die sich in meiner Schulter verewigt haben.
Der Rauch muss hier raus. Ich stehe auf öffne ein Fenster und lasse die Jalousien herab. Es wird kühl. Ein Wetter zum Eier abschrecken und trotzdem ein denkwürdiger Tag.
Den Test mit Martina hat sie mit Bravour hinter sich gebracht. Martin hat sich alle Mühe gegeben, ihr Schweigen zu brechen, aber sie hat sich beherrscht. Eine gehorsame Zofe. Ich hatte angenommen, dass sie spätestens bei „ihrem“ Anblick die Fassung verlieren und alles in Frage stellen würde, aber weit gefehlt. Sie hat einfach still weiter bedient und sich nichts anmerken lassen.
Als wir zum Spielen in den Keller gingen, blieb sie oben. Eigentlich haben wir genug Lärm gemacht, um sie anzulocken, aber sie tat es nicht. Vielleicht habe ich sie und ihre Neugier auch unterschätzt.

Martina brauchte jedenfalls wieder mal ein bisschen Zuwendung. Eigentlich stehe ich überhaupt nicht auf Männer, aber uns Beide verbindet neben dem SM auch eine langjährige Freundschaft.
Es ist nicht einfach, für ihn Leute zu finden, denen er vertrauen kann und die seine Leidenschaften vorbehaltlos teilen. Ich bediene sein Bedürfnis nach Schmerz und Unterwerfung und wir haben viel Spaß dabei.

Sie ist in ihrem Zimmer. Jetzt könnte sie langsam mal wiederkommen. Die frische Luft von außen hat den Geruch der Zigaretten verdrängt.

Martin steckt im Körper eines Mannes, aber alles an ihm empfindet weiblich. Eine Eigenschaft, die er mit vielen anderen teilt, aber er versucht, sie auszuleben. Meines Wissens nach hat keine Frau mehr Klamotten im Schrank als er. Von Madonna vielleicht mal abgesehen.
An seinen Brüsten habe ich mich vor drei Jahren mit einem Kredit beteiligt. Es hat sich gelohnt. Er ist viel fröhlicher und entspannter seit dem. Für den Rest der Umwandlung muss er noch lange sparen. Sehr lange.

Ich höre sie kommen.

Ich dachte eigentlich, dass Silvi neugierig genug wäre, um nachzusehen, was ich unter „Spielen“ verstand. Es ist sicher nicht zu erwarten gewesen, dass sie gleich darauf einsteigt, aber es wäre ein interessantes Thema gewesen, das es sich zu diskutieren lohnt.

Der Wasserhahn geht. Na gut. Gegen Sauberkeit ist nichts zu sagen.

Ich rede gern mit ihr. Sie ist so offen und wissenshungrig. An allem interessiert. Ein Partner, der einen auch geistig anspricht. Es gehört eben auch Glück im Leben dazu.
Klappern da draußen etwa Ketten? Ich höre ihre Schritte im Flur. In der Küche verlöscht das Licht.
Die Instrumente jedenfalls schrecken sie nicht ab. Regelmäßig reinigt sie die Ausstattung und hat sich jedes Teil von mir erklären lassen. Ich denke an sie in dem Ledersack. Dieser zufriedene Gesichtsausdruck, mit dem sie eingeschlafen ist.

Schlagartig meldet sich meine Körpermitte zurück. Sie kehrt zurück. Ich fasse es nicht. Zwei Dosen Bier in der Hand. Kann sie Gedanken lesen? Schnell schlüpft sie unter die Decke.

Ich spüre etwas Kaltes an meinem Bein. Handschellen?



Therapie

Die Uhr piept. Es ist Zeit. Ich gehe in den Keller und ziehe mich aus.

Der schwarze Gummianzug liegt schon bereit. Er hat mir eine Rose darauf gelegt. Sie duftet herrlich. Die letzten Blumen vor der Zeit im Knast bekam ich zur Konfirmation.
Die Beine mit Talkum einreiben, so wie er es mir gezeigt hat. Bei dem Gedanken an das, was auf mich zukommt, fängt mein Herz wieder schneller zu schlagen an. Ich fahre mir mit den Händen durch den Schritt. Das Gefühl ist immer noch ungewohnt, aber doch schön. Mein Intimbereich ist nun so blank wie eine Tischplatte. Er hat es mir nicht vorgeschlagen, sondern ich wollte es. Einfach so. Aber es war seltsam. Als wäre ich nicht ich selbst gewesen. Vielleicht bin ich doch ein bisschen Gaga im Knast geworden?

Beinahe hätte ich dieser Martina die Tür ins Kreuz geworfen, als sie uns verließ, so aufgedreht war ich. Alles an mir wollte ihn. Noch auf dem Flur riss ich mir die Kleider vom Leib und ging regelrecht auf ihn los. Es war der erste Sex, in dem mein Geist sich vom Körper zu trennen schien. Warum, weiß ich nicht.
Ich wusste, dass er auf rasiert steht und ging nach dem ersten Mal ins Bad. Mit bebenden Fingern machte ich das Beste aus der Sache und schor mir irgendwie die Locken ab. Den Rest besorgten später eine Enthaarungscreme und seine Hilfe. Wir taten es noch mehrmals. Ich konnte gar nicht genug kriegen, aber irgendwann zog der eigene Körper die Grenze zwischen Gier und Mittel.
Ich schlief mit einem unbeschreiblichen Gefühl von Glück und Zufriedenheit in seinen Armen ein. An meine Träume habe ich keine Erinnerung mehr, aber er sagte, ich hätte in der Nacht mehrfach geweint und geschrien. Am Morgen machten wir dort weiter, wo wir Abends aufgehört hatten.

Ich habe nun auch einen eigenen Anwalt. Peter Kühn. Nickname „Tollkühn“. Auch jemand aus dem Zirkel. Eigentlich ist es eine ganze Kanzlei voller Anwälte, die mich nun vertritt, denn Peter ist der Boss von neunzehn Juristen aller Fachrichtungen. Und ich werde demnächst einen guten Anwalt brauchen.
Der Staatsanwalt, der seinerzeit die Anklage gegen mich vertrat, hat in seinem grenzenlosen Genie Klage gegen meine vorzeitige Entlassung eingelegt und es wird zu einer Anhörung kommen. Als der Brief kam, hat Thomas sofort reagiert, und am Abend war Tollkühn bereits hier und hat sich der Sache angenommen.
Über Geld haben wir dabei gar nicht gesprochen. Es ist selbstverständlich, dass ich die Kosten übernehme, aber Peter scheint es eher als eine sportliche Disziplin zu betrachten, sich mit der Justiz anzulegen, denn damit Geld zu machen. Ob mein Erspartes dafür reichen wird? Ich muss abwarten.

Der Anzug ist schwer und es kostet einige Mühe, den Reißverschluss am Rücken zu schließen, aber der Aufwand ist es wert. Diese merkwürdigen Ballettschuhe jedoch sind eine Qual. Ich laufe zwar jeden Tag damit etwas länger in der Wohnung herum, um zu üben, trotzdem sind sie eine Tortur. Er meint, es würde mich zusätzlich ablenken und ich bin vorerst darauf eingegangen. Bis jetzt ist es nur eine Idee von ihm, aber sie hat etwas für sich. Außerdem wäre die Alternative nur, woanders zu suchen, und dafür müssten wir wegfahren. Nein. Dann lieber so.
Ich ziehe die Schnüre so eng wie möglich. Ein leichtes Wackeln in den Dingern und man liegt auf der Nase. Der Kragen schließt unter dem Hals ab. Ich gehe leicht in die Knie. Das Zeug sitzt hauteng und jede Falte quetscht und drückt irgendwo. Das schwere Korsett darüber. Er wird mir die Verschlüsse nachspannen, da bin ich sicher.
Die Maske. Ich benötige alle Kraft meiner Arme, um das Kopfstück auseinander zu ziehen. Diesmal klappt es beim ersten Mal, den Zopf durch die Öffnung zu schieben. Der Spiegel im Spielzimmer wirft mein Konterfei zurück. Nur die Augen sind offen. Der Mund kann mit einer Klappe verschlossen werden. Für die Nase zwei Luftlöcher.
Lady in Black schaut mich an. Der Song von Uriah Heep. Ich muss selbst schmunzeln. Das war früher mal mein Lieblingstitel und ich habe Stunden danach getanzt. Noch ein bisschen Schieben, bis die Maske perfekt sitzt.

Dieses Gummizeug ist nicht wirklich erotisierend, aber seine Enge vermittelt mir ein schönes Gefühl. Leider, muss man eigentlich sagen. Ich leide an einer Agoraphobie. Thomas war der Meinung, dass ich qualifizierte Hilfe benötige, und es gab kein Gegenargument.
Wenn ich allein durch den Garten laufe, bin ich hinterher völlig fertig. Von allein bessert sich der Zustand nicht. Er hat es sachlich und höflich begründet, aber auch keinen Zweifel daran gelassen, dass er es so tun wird. Es ist lange her, dass sich jemand um mich sorgt. Ich mag seine führende und souveräne Art, die trotzdem meinen Willen respektiert.
Der breite Gummikragen wird hinten mit einem Klettverschluss zusammengehalten. Mein Part ist fertig.

Sabine Rothholz war bei mir. Doktor Psych. Ihre Kleider waren scheußlicher als die Gardinen von Lauerhof, aber sie weiß, was sie tut. Wir haben uns stundenlang unterhalten. Allein. Thomas hat in der Zeit das Haus verlassen. Er meinte, es wäre ein Arztbesuch und da wäre man auch allein.
Sabine ist eine ausgebildete Psychologin, die er aus einem SM-Zirkel kennt. Sie hat mir erst lange zugehört und mich nicht dauernd unterbrochen, wie die Wenders im Knast, die jedes Wort im vornherein zu kennen glaubte, was man gleich sagen wollte.
Diese Frau hat ein bemerkenswertes Gedächtnis. Ganze Sätze von mir konnte sie später noch zitieren, als wir über Ursachen und Lösungen sprachen. Sie meint, die Phobie hätte tiefere Gründe. Sie lägen weit vor der Inhaftierung und sie zu behandeln würde eine Expositionstherapie erforderlich machen. Ich habe mir angehört, was das bedeutet und beinahe losgeheult.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass Thomas es zunächst weiter versuchen sollte. Sabine wird es fachlich begleiten und ihm entsprechende Verhaltensregeln an die Hand geben. Sie hält unsere Vereinbarung für nicht störend, aber beobachtenswert und hat mich gebeten, ihr periodisch über mein Befinden als „Sklavin in der Ausbildung“ zu berichten.

Ich bin nun bereits einige Monate hier. Die Probezeit, die wir uns gesetzt haben, läuft demnächst ab. Wir haben das Thema „24/7 Sklavin“ lange und ausgiebig besprochen und ich werde stückweise beginnen, tiefer in meine zukünftige Rolle hinein zu wachsen. Ich habe es mir fest vorgenommen, diesem Mann zu gefallen. Seine Partnerin und Geliebte, seine Hure und Frau zu werden. Seine Sklavin.

Ich muss mich setzen. Meine Zehen protestieren gegen ihre Behandlung.

Sabine hat den Begriff Sklavin benutzt, ohne dass es etwas Abwertendes an sich hatte. Sie selbst sei ebenfalls eine und hat mir ihren Ring gezeigt. Ein Eisenring mit einem kleinen Ring als Schmuck.
Thomas hat mir so einen bereits geschenkt, aber er liegt noch bei den anderen Sachen und ich trage ihn nicht. Er lässt mir meinen Willen und hält mich doch im Arm, dass ich nicht fliehen kann.
Sabine hat nach der Sitzung von ihrer Beziehung erzählt und scheint weniger glücklich zu sein. Ihr „Herr“ hat wenig Zeit für sie und die Erotik kommt deutlich zu kurz.

Die Erotik. Die Liebe. Vor einigen Monaten hätte ich auf dieses Thema als erstes verzichten können, aber nun ist alles anders. Der Sex mit ihm ist phantastisch. Wir lieben uns beinahe jede Nacht und auch den Tag über. Er befiehlt mich zu sich und während ich über den Tisch gelegt werde, muss ich bereits an mich halten, um nicht laut zu werden.
Ich hätte nie gedacht, dass Oralverkehr so etwas Tiefes und Intensives hat. Es erregt mich, zu sehen, wie es ihn hochbringt. Etwas, was ich so noch nie erlebt habe.

Er kommt durch die Tür und ich erhebe mich. Sein Kuss brennt süß, auch wenn er nur das Gummi trifft. Ich muss tief einatmen, bevor er die Schnüre des Korsetts erneut anzieht. Der Druck ist aufregend und anstrengend zugleich. Meine Hände verschwinden in dem engen Lederschlauch. Schnell hat er ihn bis zu den Schultern hochgezogen und die beiden Riemen über meiner Brust befestigt.
Er macht das nicht zum ersten Mal. Dieses Gefühl der Enge ist der absolute Wahnsinn. Er zieht mir den Riemen zwischen den Beinen durch und streckt meine Hände nach unten. Seine Augen glänzen. Er freut sich, und das ist schön.

Vor der Tür legte er mir den Gummiumhang über. Der Wind umspielt unsere Körper, während wir durch die Straße gehen. Man kann es riechen. Schnee liegt in der Luft. Alles an mir bebt. Die Furcht ist wie eine Flüssigkeit in einem Behälter, die jeden Moment überzuschwappen droht. Sein Arm liegt um meine Taille und gibt mir Halt.
Wir amüsieren uns über das Quietschen des Gummis. Er hat es drauf, mich abzulenken. Hinter den Fenstern ist noch vereinzelt Licht zu sehen. Ob sie uns beobachten? Es fängt an zu regnen. Er lacht und will sofort seine Sachen wieder haben. Meine Füße schmerzen und wir bleiben einen Moment stehen.
Früher bin ich oft im Dunkeln durch die Straße gegangen. Einfach so, und ich habe mir vorgestellt, was die Familien hinter den Gardinen wohl gerade taten. Vor allem an Weihnachten, wenn mir die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Kann man jemanden um sein Glück beneiden?

Der Regen wird stärker, aber er erträgt ihn mit stoischer Ruhe. Ein Auto kommt die Straße herauf und verschwindet in einer Einfahrt. Die Tropfen prasseln auf meine Verkleidung und kitzeln am Kopf. „Regen lässt dich spüren, dass du lebst“, denke ich und lehne mich an ihn.
Ein Rinnsal läuft von dem Cape direkt auf seine Schuhe. Er drückt mich an sich und küsst mich liebevoll auf den Hals. Es ist, als steckte ich in einer unzerstörbaren Blase und die Umwelt kann mir nichts anhaben. Obwohl ich immer noch zweifele, so gewinne ich meinem neuen Leben immer mehr für mich ab.
Ich fühle mich wohl, trotz der Fesseln. Dem Schweiß, dem eingesperrt sein.

Ich habe eine Aufgabe, eine Zukunft, eine Liebe. Ich habe wieder ein Leben.



Krieg

Silvi liegt in der Zelle und schläft. Sie ist nackt und hat sich in die kurze graue Decke eingerollt. Ein Bild des Friedens und der Stille. Die braucht sie auch, denn die vergangenen Tage waren hart für sie. Auf meinem Monitor lese ich den Entwurf von Tollkühn an das Gericht.
Die meinen es ernst und wollen sie wirklich zurück in den Bau stecken. Die Bewährungshelferin war hier und hat uns einen kurzen Ablauf der folgenden Ereignisse dargelegt, ohne dabei zu verhehlen, dass sie wenig Aussicht auf Änderung sieht. Wo diese Leute den Anspruch „Helferin“ ableiten, ist mir ein Rätsel.
Silvi hat gegen keine der Bewährungsauflagen verstoßen. Sie ist tapfer zu jedem Termin erschienen und hat sich so zeitnah wie möglich um eine Arbeit und Wohnung bemüht. Bedauerlicher Weise sieht der Staatsanwalt das völlig anders.

Sie dreht sich herum und das Halsband zerrt an der Kette. Sie hat sich selbst angekettet. Als ich sie runter bringen wollte, war sie bereits eingeschlafen.

Diesen Blödman von Staatsanwalt soll der Teufel holen. Er hält mich wohl für eine Art Zuhälter, der sie in einem Abhängigkeitsverhältnis hält und zur Prostitution anleiten will. Man muss vermutlich Jura studiert haben, um auf so etwas zu kommen.
Die Polizei war hier und hat mir eine Vorladung zur Vernehmung überreicht. Auch so ein Besuch, auf den ich dankend verzichten konnte. Hinterher war Silvi völlig aufgelöst und wollte freiwillig nach Lauerhof zurückkehren, um mir keinen Ärger mehr zu machen. Sie bekam einen Weinkrampf und ich habe ihr eine Ohrfeige verpassen müssen, um sie in die Realität zurückzuholen.
Es war das erste Mal, dass ich sie geschlagen habe und es war alles andere als erotisch, aber sie hat sich nur schwer wieder beruhigen können.

Vor einigen Tagen war meine Mutter hier. Ich habe ihr alles über Silvi erzählt und die Frauen haben sich auf Anhieb gut verstanden. Sie haben miteinander gekocht und ich hatte das Gefühl, das Silvi zum ersten Mal so etwas wie ein Familienleben kennen lernt. Beide haben seither jeden Tag miteinander telefoniert und sie hat den festen Entschluss gefasst, um ihre Freiheit zu kämpfen.
Die Ohrfeige hat sie mir verziehen und gesagt, dass sie dafür dankbar gewesen ist. Sie war schon oft so verzweifelt, aber niemand hätte sich bisher um sie gekümmert. An SM wollten wir Beide nicht denken.

Wir sind zu einer Party gefahren. Wolfgang „Wolle“ hat uns freundlicher Weise mit seinem speziellen „Partymobil“ abgeholt. Als Besitzer eines Schrottplatzes verfügt er über mehrere Fahrzeuge. Sein umgebauter Mercedes Sprinter kann vier Gefangene gleichzeitig in entsprechendem Ambiente transportieren und er ist vollkommen diskret, wenn man es wünscht. Und wir wollten es.
Silvi hat allein in einer Box gesessen und war die Fahrt über an die Wand gefesselt. Dem Anlass entsprechend trug sie einen orangefarbenen Sträflingsanzug, den sie selbst bei Ebay ersteigert hatte.

Es war ihr ungewohnt, das spürte man deutlich. Die vielen Menschen um sie herum. Sie trug die ganze Zeit Hand und Fußfesseln, trotzdem konnte sie sich nicht vollständig entspannen. Eine Weile habe ich sie in einen Käfig gesperrt, der im Eingangsbereich von der Decke hing. Eigentlich der Ort, an dem man zwangsläufig Gesprächspartner findet, aber leider nicht so, wie ich gehofft hatte.
Ich hatte die Party ganz bewusst weit ab von unserem normalen Dunstkreis gewählt. Der Zirkel wäre zwar in aller Freundlichkeit, doch neugierig wie die Hyänen über sie hergefallen. Aber auch so war es bisweilen ein Zumutung für sie. Doch es gab auch Schönes für sie auf der Party.

Mein Blick fällt auf die Galerie der Instrumente und sofort schlägt mein Puls schneller.

Auf der Party war ein Händler, der Peitschen und Stöcke feilbot. Wir wollten bereits gehen, als sie den Stand entdeckte. Silvi schien, warum auch immer, plötzlich ganz fasziniert zu sein. Sie fragte dem Mann förmlich ein Loch in den Bauch und verlangte schließlich zwei von ihnen auszuprobieren. Ich war etwas irritiert, doch sie zog mich zu einem großen Rad, an das die Opfer stehend gefesselt werden konnten und bat mich, sie anzubinden. Ihre Kleidung wollte sie freilich anbehalten.
Der Raum war annähernd menschenleer. Vielleicht war das der Grund. Ich tat ihr den Gefallen und schlug zunächst mit jedem Instrument einmal auf den Po. Natürlich sanft, aber sie lachte und lästerte, dass ich wohl nur Tinte in den Armen hätte vom vielen Zeichnen. Solche Scherze war ich von ihr gar nicht gewohnt. War das immer noch meine Silvi?
Es bedurfte sieben Versuche, bis sie endlich zugab, nun genug zu haben. Einige Gäste schauten schon misstrauisch durch die Türöffnung. Meine Finger schwitzen immer noch, wenn ich nur daran denke, wie laut die Instrumente auf ihrem Körper geknallt haben. Sie verlor kein weiteres Wort über Striemen oder Unwohlsein und kaufte die beiden Stücke.

Silvi verrichtet weiter im Haus ihre Arbeit und hat einmal in der Woche eine Therapiesitzung mit Sabine. Unsere kurzen Ausflüge haben schon etwas gebracht, aber ich will kein Risiko eingehen. Sie hat zuweilen depressive Anwandlungen, seit man sie in den Bau zurückbringen will und ich bin sicher, dass wir es nicht alleine schaffen können. Wozu kennt man schließlich Leute.
Beide Frauen gingen zusammen einkaufen. Was Frauen eben so tun, wenn sie Freizeit haben, dachte ich mir. Die ersten Stunden im Einkaufzentrum waren für Silvi eine Mischung aus Himmel und Hölle. Ich hatte Sabine gebeten, mit ihr irgendetwas zu kaufen, was ihr Freunde machen würde. Ein Kleid, ein Paar Schuhe. Irgendwas. Hauptsache, sie würde endlich mal wieder lachen, wenn sie draußen wäre. Bislang hat sie es aber unterlassen, sich eine Freude zu machen.

Einmal habe ich sie allein in den Lebensmittelmarkt gehen lassen. Sie hat sich daran gewöhnt, dass ich ihr Anweisungen gebe. So wie einer Sklavin. Ich dachte, es wäre eine gute Idee. Ein Fortschritt für sie, mit etwas Gewalt und Zwang herbeigeführt. Leider ging es komplett nach hinten los und Sabine hat mich dafür beinahe geschlachtet.
Sie hat es kaum bis an den Getränken vorbei geschafft und kehrte völlig aufgelöst zum Auto zurück. Den Rest des Tages wollte sie nur noch in ihre Zelle. Streng gefesselt. Eingeengt. So stark wie möglich. Es war ihr Wunsch. Ich war zunächst unschlüssig und dachte, ob es ihr vielleicht schaden könnte, tat es dann aber doch.
Ich habe sie in die Zwangsjacke gesteckt und bis zum Abend so gelassen. Die Riemen so fest gezogen, dass sie stöhnten. Die Füße mit einer breiten Lederfessel verbunden, die nur winzige Schritte zuließ. Als ich das Schloss zudrückte, das sie an die Wand kettete, glänzten ihre Augen und es waren diesmal keine Tränen. War es Dankbarkeit oder reine Entspannung?
Jedenfalls ging es ihr am Abend schon deutlich besser und wir hatten noch ein nettes Gespräch über das Thema Spanking.

Die Decke liegt nun auf dem Boden. Soll ich runtergehen und sie zudecken? Nein, es ist warm genug. Ich zoome ihren Po heran. Drei feine Striche sind zu sehen. Erinnerungen an die Party. Mir wird warm. Verdammt, ich muss mich konzentrieren.

Tollkühn hat in einem Nebensatz erwogen den Prozess erneut aufzurollen. Er hat angeblich Unstimmigkeiten bei Zeugenaussagen und in der Beweissicherung gefunden. Ob er denen nur Sand ins Getriebe streuen will?
Ein gereizter Gegner ist ein schlimmerer Gegner, habe ich mal beim Boxen gelernt. Was will er beweisen? Silvi hat die Tat begangen. Sie hat es selbst zugegeben. Sie saß neben der Leiche und an ihrer Kleidung war sein Blut.
Ich schreibe Tollkühn eine Antwort. Im Augenblick wäre es mir persönlich lieber, den Staat nicht herauszufordern. Die Option, sie wieder zu verlieren, beschert mir Übelkeit und Schweißausbrüche.

Jetzt ist sie wach und benutzt das Klo. Ich sehe sie in die Kamera lächeln. Sie weiß, dass ich sie beobachte. Ihre Finger spielen kapriziös mit der Kette. Ihre Lippen formen Worte, aber ich kann nichts hören. Hektisch drehe ich an dem Lautsprecher, trotzdem ist nichts zu hören. Verdammte Technik. Jetzt macht sie ein ziemlich eindeutiges Zeichen. Unterstützt von ihrer Zunge.

Dass sie einen Mann mit einer Flasche erschlagen hat, ist schwer zu glauben. Laut Protokoll ging Silvi einfach auf ihn zu und schlug ihm das schwere Ding so über den Schädel, dass er daran verstarb. Einen Typen, den sie angeblich noch nie vorher gesehen hatte.

Eben diese Frau steht nun auf und dreht mir den Rücken zu, bevor sie ihre Beine weit auseinander spreizt und sich vornüberbeugt. Liegt da etwa die neue Gerte auf der Pritsche? Die Anspannung scheint verflogen. Sie will etwas Spaß.

Ich lasse alles stehen und liegen und stolpere nach unten.



Wahnsinn

Ich packe meine Sachen. Bis fünfzehn Uhr muss ich mich stellen.
Thomas ist nicht da und das ist gut so, er würde ein nutzloses Theater machen. Bevor die Polizei mich aus dem Haus holt, gehe ich lieber freiwillig. Die Staatsanwaltschaft hat per Gerichtsbeschluss erwirkt, dass ich zurück muss. Mangelnde Soziale Integration, wie es in dem kurzen Brief hieß. Ich weiß nicht mehr weiter.

Die Hauskleider sind gewaschen und gebügelt und hängen ordentlich im Schrank. Ich lasse sie selbstverständlich hier. Mein Schrank ist nun voller als meine Tasche. Das Meiste, was ich aus dem Knast mitnahm, liegt längst im Müll. Ich nehme nur die Unterwäsche und zwei Garnituren Oberbekleidung mit. Es ist schließlich seins.
Die Latexssachen, die ich gekauft habe, sind noch verpackt. Ich wollte ihn damit überraschen, aber dazu wird es wohl kaum noch kommen. Der schwarze schrittoffene Body und die langen Stiefel hätten ihm bestimmt gefallen. Das Kästchen mit dem Schmuck lege ich auf das Bett. Vielleicht findet er ja doch noch, was er sucht. Mir steigen die Tränen auf und ich laufe ins Bad.
Als ich hier ankam, standen dort eine Flasche Rasierwasser und ein Duschgel. Für ihn reichte es. Ich liebe Vollbäder und bald schon waren alle Regale mit duftenden Seifen und Ölen belegt. Er mag es, wenn ich dufte.
Ich reibe mir die Augen trocken und versuche, ernst zu bleiben. „Mochte es“ sollte es heißen, denn das ist Vergangenheit.
Die Kaffeeseife packe ich ein. Sie riecht so phantastisch und Thomas wird kaum ein Problem damit haben. Außerdem war sie nicht teuer.

Aus dem Keller klingt Musik nach oben. Ich habe vergessen, die Anlage auszumachen, als ich sauber gemacht habe. Das ganze Haus blitzt. Ich wollte alles sauber hinterlassen. Es ist schließlich mein Job.
Die Tür der Zelle steht offen. Ich habe die Nacht darin verbracht. Thomas ist für drei Tage weg und allein in seinem Bett beschert mir nur schlaflose Nächte.
Der Gedanke an meine Zukunft in Lauerhof lässt mich frieren. Noch einmal streiche ich über den Lederbezug der Pritsche, auf der ich Ruhe fand. Über die Kette und das Halseisen. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich hier so gut geschlafen habe.
Sabine meint, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich sei nicht perverser als Andere, nur weil mir Einschränkungen gefallen. Ich dürfe nur nie meine Identität verlieren.
Ein Stock hängt nicht gerade.

Sie sagt das so leicht. Was ist meine Identität? Hatte ich je eine? Manchmal beschleicht mich das Gefühl, erst hier zu mir selbst gefunden zu haben.
Ich ziehe das Instrument hervor und klopfe gedankenverloren gegen mein Bein. Nein. Ich stehe gewiss nicht auf Schläge. Das wäre ja krank, aber Sabine meinte, es wäre gar nicht so selten, dass Leute Schmerz genießen täten.

Er hat mich angebunden. Das Gefühl, gefesselt zu sein, fand ich zunächst befremdlich. Aber ich wollte mich verabredungsgemäß in die Rolle einfinden und mit der Zeit fand ich mehr als nur Gefallen daran. Ich liebte es, in Handschellen neben ihm zu sitzen und mit ihm Musik zu hören oder fern zu sehen. Zu seinen Füßen zu knien und den Druck der kunstvollen Seilknoten überall zu spüren.
Er hat sich viel Mühe damit gegeben, mich an all das heranzuführen, und nun ist Bondage beinahe eine Alltäglichkeit geworden. Um ihm eine Freude zu machen, habe ich mich unlängst selbst gefesselt und mir ein Schild um den Hals gehängt. In einem seiner Filme war so eine Szene zu sehen gewesen.
„ Mach mit mir, was du willst“, habe ich darauf geschrieben, und er hat es getan. Er hat mich nicht gefragt, sondern hat getan, was ihm gerade so einfiel. Ganz sanft. Sanfter, als ich gedacht habe, hat er mich geschlagen. Mit diesem Stock. Der Schmerz war auszuhalten, und in seine glänzenden Augen zu sehen, brachte mich sogar ein bisschen in Erregung.
Die Klammern an den Brüsten waren arg, aber ich habe nur kurz gejammert. Thomas hat mich gestreichelt, sich aber von meinem Schmerz nicht abhalten lassen. Er hat mich beherrscht. Beherrscht, ohne mich klein zu machen wie so oft in meiner Vergangenheit und es war trotzdem ein gutes Gefühl.

Wir haben die Intensität im Laufe der Zeit gesteigert und ich scheine ein ziemlich dickes Fell zu besitzen. Er schlägt schon deutlich fester zu. Fester als bei vielen Anderen vor mir, hat er gesagt. Sogar härter als bei Martina. Die offen zugibt, auf Schmerzen zu stehen.
Er hat mich kopfüber an die Deckenhaken gehängt und meine Beine weit auseinander gezogen. Gerade eben so, dass es noch zum Aushalten war. Ich habe ihn gewähren lassen. Ich wollte an meine Grenze. Ich wollte Gewissheit.
Dann hat er mich mit einem Vibrationsgerät regelrecht gefoltert. Solange, dass ich kaum noch eine Stimme zum Schreien hatte. Von der Brust bis zu den Schenkeln hat er mich mit Klammern bestückt und sie mit dünnen Fäden verbunden.
Ich sah ihn in dem Sessel sitzen und die Schnüre in der Hand halten. Er trank dabei ein Glas Wein und lobte meine Einstellung. Sekunden wurden zu Minuten, ja zu Stunden. Jeder Nerv von mir war angespannt. Als er sie endlich mit einem Ruck abzog, erlebte ich einen unglaublichen Höhepunkt und den Totalverlust meiner Stimme für zwei Tage.

Aber wir wollten es langsam angehen lassen. Wollten, ja.

Seufzend lege ich das Instrument zurück und schalte die Musik ab.
Das Taxi hupt vor der Tür. Die Taschen sind gepackt. Der Brief liegt auf seinem Schreibtisch. Ich ziehe den dünnen Mantel an. Schon der Blick zur Tür fällt mir schwer. Wenn er heute Abend zurückkehrt, bin ich schon fort.
Er wird es als Kurzschlusshandlung beschreiben, aber ich bin einfach am Ende. Er hat schon genug damit zu tun, dass ich eine Therapie benötige. Mit dem Gesetz soll er wegen mir nicht auch noch zu tun bekommen.



Die widerspenstigen Zähmung

Wir warten im Büro der Rechtshilfe. Tollkühn lehnt grinsend an dem Aktenschrank und bohrt sich in der Nase. Die vergangen Stunden haben mich an den Rand eines Infarktes gebracht. Wie er da so ruhig stehen kann, ist mir ein Rätsel. Na ja, vielleicht, weil er es häufiger macht.
Als ich nach Hause kam, glaubte ich erst an einen Scherz. Zuerst suchte ich in der Zelle, aber als ich den Brief fand, brannten mir sämtliche Sicherungen durch. Mir war einen Moment tatsächlich schwarz vor Augen. Ich rief sofort Tollkühn an und der ließ alles stehen und liegen und kam hierher.
Zum Glück kennt man Leute. Unter Umgehung sämtlicher Verkehrsgebote rasten wir ins Gefängnis, aber dort konnte wir nichts mehr erreichen.

Silvi war schon in der Mühle der Justiz verschwunden und hatte eine Zelle im Untersuchungstrakt bezogen.
Ich hätte mich ohrfeigen können. Wenn ich nur eine Stunde früher gekommen wäre. Diese blöde Bundesbahn und ihr undurchschaubarer Fahrplan.
Man bat uns höflich, es bei der Staatsanwaltschaft zu versuchen, was Tollkühn sofort tat. Er rief mehrere Leute an und irgendwie schafften wir es, den zuständigen Mann in seinem Büro zu überraschen. Ich war auf hundertachtzig und ehe ich Mist bauen konnte, warf mich Tollkühn einfach aus dem Zimmer. Er hatte Recht. Das hier war sein Schlachtfeld.

Vier fürchterliche Becher aus dem Kaffeeautomaten später kamen sie heraus und beide Männer gingen mit grimmigen Mienen einige Flure weiter, wo sie wieder in einem anderen Zimmer verschwanden. Hier saß ein Richter, wie ich an dem Türschild lesen konnte.
Dann wurde es laut. Zwischenzeitlich schrie sogar der Richter und man hätte glauben können, es wäre der Beginn einer Prügelei.
Der Beamte kommt zurück und stellt einen Karton mit Akten auf den Tisch. Tollkühn ist sofort bei der Sache und durchsucht die Ordner. Sein Kollege und er sind ein eingespieltes Team. Mit wenigen Worten haben sie die Akten aufgeteilt und beginnen mit ihrem Studium. Wir haben nicht viel Zeit, um eine einstweilige Verfügung gegen die Haftanordnung zu erwirken.

Das ist also der Fall Saalkamp. Ich lese ihren Namen unter dem Aktenzeichen. Da drin liegt also ihr Schicksal. Tollkühn schreibt sich etwas auf, während sich die Tür öffnet. Sabine kommt endlich. Sie hat ein Aktenbündel dabei und lässt sich die medizinischen Gutachten von damals reichen.
Ich stehe daneben wie ein Statist und würde am liebsten jemanden erwürgen. Hilflosigkeit liegt mir gar nicht. Ich schaue den Beamten an, der unbeteiligt an der Gardine herum zupft. Wenn die einer waschen täte, bräuchte der Raum vermutlich kein elektrisches Licht am Nachmittag. Dem Typen zuzusehen regt mich auf.
Sabine disputiert mit Tollkühn über das Gutachten von damals. Sie hält es für oberflächlich und in vielen Punkten für nicht schlüssig, um ein Tatmotiv zu unterstellen.

Sylvia erschien in der Nacht von Silvester plötzlich auf dem Parkplatz einer Kneipe. Vier Leute standen um ein Fahrzeug herum und beobachteten das Feuerwerk. Alle waren angetrunken. Silvi war schmutzig und nach Aussage der Zeugen verwirrt. In der Hand trug sie verdeckt eine leere Sektflasche, mit der sie ohne Ansatz einem älteren Mann den Schädel einschlug. Als er fiel, warf sie sich auf ihn und setzte weitere Schläge nach, bis die Zeugen sie überwältigen konnten.
Tollkühn fragt sich, woher sie denn kam? Es ist kein Hinweis dazu in der Akte. Sie selbst konnte sich angeblich an nichts mehr erinnern. Als man sie festnahm, tobte sie und musste mit Medikamenten ruhig gestellt werden. Die Einträge der Anstaltspsychologin sprechen von einer posttraumatischen Reaktion. Aber von was hervorgerufen, steht dort nicht.

Tollkühn schreibt sich den Namen des Verteidigers von damals auf und verschwindet mit Sabine und seinem Kollegen im Schlepptau zurück ins Zimmer des Staatsanwaltes. Ich folge ihnen und höre durch die Tür, wie Tolkühn seinem Nick alle Ehre zu machen scheint. So geschraubt möchte ich mal reden können wie diese Juristen.
Zwischendurch spricht Sabine und der Staatsanwalt wird plötzlich sehr leise. Dann geht die Tür auf und die ganze Gruppe läuft ins Zimmer des Richters. Ohne mich eines Blickes zu würdigen. Die Spannung ist kaum zu ertragen. Was tun die dort? Entscheiden sich so Schicksale? Zur Hölle mit ihnen. Leider ist die Tür des Richters gepolstert und da sie sich wohl gerade nicht anbrüllen, kann ich nichts verstehen.

Ich will sie zurück. Koste es, was es wolle. Im Kopf entwickele ich einen Plan, wie ich in Lauerhof einsteige und sie raushole. „The Rock“, der Kinoknaller fällt mir ein. Was Sean Connery, der alte Sack kann, werde ich wohl auch zu Wege bringen. Blödsinn, ich käme nicht mal über die Mauer. Silvis Kochkünste haben das mittelfristig verhindert.
Nervös laufe ich über den Flur.
Wir waren schon so weit: Uns so nahe gekommen. Wie machten Pläne. Wenn es möglich wäre, wollten wir reisen. Sie wollte gerne in den Süden. Dorthin, wo es warm ist. Auf Partys fahren. Auch solche, wo aktiv gespielt wurde.
Sie hat selbst Haken an ihr Bett geschraubt und vor Freude gegluckst, als ich sie mit Handschellen daran gefesselt gefunden habe. Sie liebt es, mich zu überraschen. Mit gutem Essen. Mit göttlichen Naschspeisen oder mit kleinen Einlagen.

Einmal hat sie sich von Sabine im Keller an die Decke binden lassen. Ich weiß nicht, wie sie das mit ihrem ärztlichen Ethos vereinbart hat, aber meine Überraschung war grenzenlos. Silvi hing wehrlos an dem Flaschenzug und lächelte. „Mach was mit mir“, hat sie gefordert, und ich habe ihr mit den Fingern und dem dünnen Stock gegeben, was sie wollte.
Sie ist meine Traumfrau und ich will sie zurück.
Sie hat mir gesagt, dass sie sich wohl bei mir fühlt und sich vorstellen kann, mit mir zusammen zu bleiben. Sogar über Kinder hatten wir gewitzelt, allerdings ohne konkret zu werden.

Die Tür geht auf. Tollkühn grinst von einem Ohr zum anderen. Die Zeit scheint für mich einen Moment stehen zu bleiben. Wir haben es geschafft. Er hat es geschafft.
Unser Anwalt verschwindet im Zimmer des Staatsanwaltes und kommt Minuten später zurück. Wir haben, was wir brauchen. Sabine steigt mit ein und wir fahren zum Gefängnis.
Ich bin völlig fertig.
Tollkühn hat ihre Freilassung erwirkt und obendrein eine Wiederaufnahme des Verfahrens erreicht. Ich weiß nicht genau, was das bedeutet, aber so schnell wird man sie nicht wieder einlochen. Nach Lage der Dinge scheint es so, als wäre Silvi unmittelbar vor der Tat selbst einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Vermutlich Vergewaltigung.

Der Untersuchungsbericht beschreibt, dass sie Kampfspuren am Körper trug. Einen Ermittlungsbericht dazu gibt es allerdings nicht. Die Tat könnte eine Kurzschlusshandlung aus vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit gewesen sein. Das würde zwar die Tat nicht besser machen, aber in einem deutlich anderen juristischen Licht erscheinen lassen.
Sabine meint, es würde schwer werden, aus Silvi nach so vielen Jahren den wahren Tathergang herauszuholen. Außerdem könnte es ihr sogar schaden, sich zu erinnern.
Der Staatsanwalt hat vom Richter anscheinend gehörig was zwischen die Hörner bekommen, denn Tollkühns Kollege spricht von einer Siegesfeier. Das machen sie in der Kanzlei wohl immer so, wenn sie „derart“ gewonnen haben. Ich zahle die Rechnung. Mir ist alles egal.

Das Tor von Lauerhof öffnet sich und Silvi kommt heraus. Diesmal läuft sie auf mich zu. Nicht wie beim ersten Mal, als sie beinahe stolperte vor Angst. Die Tasche lässt sie fallen. Ich schließe sie in meine Arme.
„Wenn du noch mal abhaust, kriegst du den Hintern voll. Verstanden?“ flüstere ich. Mein Herz schlägt wie ein Dampfhammer.

Sie erwidert den Druck, als wollte sie mich zerquetschen.
„Ja Herr. Am besten gleich!“


Der Autor gibt zu, dass alles erstunken und erlogen ist...

Außer:

Das Gefängnis gibt es wirklich. Der Autor war früher mal beruflich dort. Es lohnt nicht, hinzufahren.

Das Schicksal der Frau ist real und dürfte auf Einige mehr zutreffen.

Der Behördenumgang ist leider auch real. Warnung an alle: Nicht austesten.

Richard T. mag jeder Mann sein, der mit mehr oder weniger großen Defiziten in dieser Welt seinen Weg suchen muss. Die Idee, auf diese Weise eine Partnerin zu finden, ist sicher nicht neu, aber hat seinen Reiz.

Tollkühn gibt es wirklich. Martina auch. Irgendwo... ganz sicher.

Verfasser Mirador


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