In einer Diskussion mit anderen jungen Doms und Subs wurde ich heftig dafür kritisiert, dass ich meinte, dass Doms Lust in einer Session wichtiger sei als eben Subs Lust. Ich musste sogar klarstellen, dass ich keine Tabus oder Grenzen dabei verletzen will, sondern ich einfach meine Befriedigung als wichtiger ansehe als die meiner Sub. In der Diskussion war ich die einzige Person die meinte, Doms Lust sei wichtiger, ein Teil sah da eine Gleichwertigkeit und die meisten, vor allem Doms, fanden sogar, dass Subs Lust entscheidend ist. Es ging sogar so weit, dass ich von einer Person als DummDom bezeichnet wurde.
Wenn alle Gesprächspartner den eigenen Standpunkt kritisieren, sollte man sich schon fragen, ob man falsch liegt, oder zumindest das eigene Anliegen falsch vorgetragen hat. Die Aussage, die ich hier lese, ist vollkommen in Ordnung, ein DummDom bist du wegen einer solchen Aussage ganz sicher nicht. Es ist eh erschreckend, wie oft inzwischen der Begriff für Leute genutzt wird, die schlicht und ergreifend nur ein BDSM praktizieren, welches nicht in das eigene (dann meist sehr) beschränkte Weltbild passt. In der Regel sind die Leute bei realen Treffen sehr zurückhaltend mit solchen Aussagen, DummDom bekommt man meist im Netz zu lesen. Mit deiner Aussage hast du aber sicher in ein Wespennest gestochen. <br/> Erstmal finde ich auch, dass Subs Bedürfnisse mindestens gleichwertig sind. Dom und Sub ergänzen sich und bilden erst zusammen eine funktionierende Einheit. Da Sub in dieser Einheit in der Regel deutlich verletzbarer ist, sehe ich die Bedürfnisse (vor allem Schutz und Sicherheit) von Sub als deutlich höherwertig an. Dennoch bin ich selbst in einer Session tendenziell auf meine Bedürfnisse ausgerichtet. Erscheint sicher für einige widersprüchlich, ist es aber nicht. <br/> Für mich darf dabei nicht nur die Session isoliert betrachtet werden, auch alles im Vorfeld und Nachgang muss einfließen. Gerne gebe ich vor einem ersten Treffen Sub meine Personalien und selbst meinen Arbeitsplatz preis, ich würde aber auf keinen Fall dieses Verhalten bei der Sub erwarten. Sub ist verletzbar, also bekommt Sub auch möglichst vieles von mir, dass Schutz bietet. Ich frage nach Erfahrungen und Wünschen, bespreche vorher, was ich machen darf und was eben nicht und würde nicht ohne ein Safeword spielen, nach der Session stehe ich für jedwedes Problem, das sich aus der Session ergeben hat, diesem Menschen gern zur Seite und Aftercare sollte ebenso nicht zu kurz kommen, wenn Sub dies denn will (nicht jede/r Sub will Aftercare). Vor und nach der Session steht Sub bei mir im Fokus. Bei einer Session zwischen Dom und Sub stelle ich aber meine Bedürfnisse über jene von Sub, natürlich unter Beachtung von Tabus, Grenzen und dem aktuellen Zustand von Sub. Würde ich Subs Bedürfnisse in den Vordergrund stellen, wäre das nicht mehr mein BDSM. Ich mag es zu benutzen, wie kann ich benutzen, wenn ich primär der Lust einer anderen Person diene? <br/> Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn ich mit jemanden nur SM praktiziere und wir keine DS-Ebene haben, dann ist es eine 50/50 Verteilung. Wenn eine Sub keine oder sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann schaue ich auch weit weniger auf meine Bedürfnisse, sondern will, dass Sub möglichst viel Spaß hat, um einen guten Einstieg zu bekommen oder schlechte Erfahrungen etwas zu relativieren. Ich bin nicht so der Typ für ONS, daher dreht sich dieses mit der Zeit dann irgendwann aber auch wieder in meine Richtung. <br/> Wobei es zum Glück viele Subs gibt, deren Bedürfnis es ist zu dienen, dann sind unsere Lustbedürfnisse auch konform und mal ehrlich, eine Sub die dauerhaft ihre Bedürfnisse nicht befriedigt bekommt, wird den Dom über kurz oder lang verlassen. Tja und ohne Sub kann Dom eben auch seine Lust nicht ausleben :) So das war irgendwie nun sehr viel über mich, was ich damit sagen will, es ist ganz normal, wenn du deine Lust über die von Sub stellst. Das sagt man dann vorab und wenn Sub damit nicht einverstanden ist, dann lasst ihr es eben. Lass dich nicht verunsichern, ein guter Dom darf einen gesunden Egoismus aufweisen, ich glaube sogar, ein gesunder (=konsensual, ehrlich, einfühlsam) Egoismus ist ein Faktor den eine gute Dominanz benötigt. <br/> Wenn das deine BDSM-Umgebung anders sieht, ist es so, weder musst du mit einem von denen noch diese mit dir BDSM betreiben. Wenn die Philosophie beim BDSM aber sehr konträr ist, also es auch bei anderen Punkten zu Reibereien kommt, würde ich mir neue Kontakte suchen. So eine Umgebung macht auf Dauer nicht glücklich. <br/> So wie du dein BDSM umreißt, sehe ich keinen Grund zur Kritik, auch wenn du kritisiert wurdest. Wenn alle plötzlich eine ganz andere Position vertreten als man selbst und wenn man dazu noch eher neu im Bereich ist, dann kann ich deine Verunsicherung sehr gut verstehen. So wie du dein BDSM ausleben willst, geht es, ich wage sogar zu behaupten, du gehörst da zur Mehrheit und nicht zur Minderheit :)