Der Begriff Sklavin
Eine junge Frau richtete folgende Fragen an mich: Warum nutzt du in deinen Texten wahlweise die Worte Sub und Sklavin und findest du es in Anbetracht des Leids, welches die Sklaverei verursacht hat, überhaupt angemessen, solche Wörter zu nutzen und meinst du wirklich, dass es Frauen gibt die eine Sklavin sein wollen?
Für mich ist Sub eine wertneutrale Bezeichnung einer devoten oder auch nur masochistischen Person. Mit dem Wort Sklavin verbinde ich hingegen eine Person, welche sich ein Machtgefälle wünscht, das, zumindest im Bereich BDSM, recht weit geht. Jede Sklavin ist damit für mich auch eine Sub, aber nicht jede Sub ist eben auch eine Sklavin.
Ich denke, fast niemand will wirklich eine „echte“ Sklavin sein, zumindest nicht so, wie der Begriff historisch zu verstehen wäre. Eine Sklavin wäre dann eine rechtlose Ware, die schutzlos dem ausgeliefert ist, der die (Verfügungs-)Gewalt über sie erlangt hat.
Der Wunsch, der mit diesem Begriff oftmals assoziiert wird, ist der, jemandem gehören zu wollen, einem Menschen, bei dem man sich behütet fühlt und der einen leitet.
Sklavin sein bedeutet für die meisten schlicht, sich gänzlich in die Hände eines anderen begeben zu wollen, einfach mal die Verantwortung abzugeben und sich treiben zu lassen. Andere hingegen meinen, eine Sklavin kann nur sein, wer sich „wirklich“ vollkommen unterwirft und ein Brandzeichen seines Herren trägt und zudem mittels eines Vertrags alle seine Rechte, auch an diesen, abgetreten hat.
Sklavin ist keine Marke oder DIN-Norm, die einem rechtlichen Schutz unterliegt und das ist auch gut so. Jeder, der meint, eine Sklavin sein zu wollen oder zu sein, kann sich als solche bezeichnen.
Ich habe auch schon Beziehungen oder Affären als meine Sklavin bezeichnet, für mich steht es dafür, dass es zwischen mir und dieser Person ein großes Machtgefälle gibt. Dafür muss das Machtgefälle aber sicher nicht jeden Bereich des Lebens betreffen. Um jemanden als Sklavin zu bezeichnen, reicht es mir vollkommen aus, wenn sich dieses Machtgefälle rein auf den Bereich BDSM beschränkt. In diesem Kontext ist sie dann aber auch „Meins“ und damit verbunden meine ich nicht ihr Eigentümer, wohl aber ihr Besitzer zu sein.
Womit selbst in diesem Zusammenhang der Konflikt mit dem alten Bild einer Sklavin besteht, denn diese war Eigentum (umfassendstes Herrschaftsrecht von Rechtsordnungen, welche faktisch nur der Eigentümer wieder auflösen kann) und nicht nur Besitz (etwas über das jemand die tatsächliche, aber nicht unbedingt rechtliche Herrschaft hat und das faktisch auch nicht nur durch ihn wieder gelöst werden kann).
Moralischen Bedenken, das Wort Sklavin aktiv zu gebrauchen und damit einen Tabubegriff zu nutzen, habe ich sicher nicht. Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft die Piratenpartei wegen ihres Namens angreifen würde und doch waren und sind (man denke an Somalia) Piraten verantwortlich für Tod, Raub und Zerstörung. Der letzte Bundestagsbeschluss gegen Piraterie ist keinen Monat alt, ein Beschluss gegen Sklaverei ist mir hingegen nicht bekannt.