Ich bin Türkin und wundere mich wie wenig Ausländer in der Szene zu finden sind. Wie kommt denn das?
Das stimmt nur in Teilen, denn zumindest Niederländer, Schweizer und Österreicher sind in dieser recht gut vertreten. Aber auch mir ist der geringe Anteil von Ausländern mit einem Migrationshintergund aufgefallen, wobei ich ehrlich sagen muss, wirklich Gedanken habe ich mir darum nie gemacht.
Ich denke, es liegt mehr daran, dass diese Personen leider in unserer Gesellschaft ebenso wie BDSMler immer noch zu einer Randgruppe gehören. Als eh schon Randgruppe sich in eine andere Randgruppe zu integrieren, mag einfach sehr schwer sein und noch mehr Überwindung kosten.
Außerdem könnte es sein, dass die Erziehung in diesen Gruppen noch viel stärker nach alten Werten ausgerichtet ist und diese mit dem Bereich BDSM noch schwerer zu vereinbaren sind, als es bei den oftmals relativ "freidenkend" (mir fällt kein besseres Wort ein, denn antiautoritär passt auch nicht) erzogenen Deutschen der Fall ist.
Wenn junge türkische Mitbürger schon Probleme haben, sich als homosexuell zu outen, dann werden die Probleme für sie noch viel größer sein, wenn sie sich öffentlich als BDSMler zu erkennen geben.
Ich selber suche meine Partnerinnen meist außerhalb der Szene und so kann ich zumindest von sieben devoten Frauen berichten, zwei mit türkischen, jeweils eine mit brasilianischen beziehungsweise ungarischen und drei mit russischen Wurzeln. Gerade in Staaten wie der Türkei und Russland ist das Bild der dienenden Frau noch sehr präsent.
Hierzu zwei Beispiele: Ich unterhielt mich vor einiger Zeit mit meiner Friseurin über Beziehungen und nachdem sie mich gelöchert hat, warum ich in meinem Alter noch nicht verheiratet bin, meinte ich, weil es für mich etwas komplizierter ist, die passende Partnerin zu finden.
Wie Frauen so sind, hakte sie nach und beim dritten Mal sagte ich dann eben, ich sei BDSMler. Da die Gute als Jungfrau in die Ehe gegangen ist, war sie etwas schockiert und als ich sie aufklärte, dass es mir weniger um die Gewalt und mehr um die Macht geht, meinte sie nur "ach, dann bist du einfach nur wie der typische türkische Mann, der im Bett bestimmt was passiert."
Natürlich passt es nicht so ganz, denn ich denke nicht, dass die meisten Türken ihren Frauen Ohrfeigen geben, sie als Hure titulieren oder Tunnelspiele mit ihnen veranstalten. Aber vielleicht ist etwas dran und eine sanfte Variante von BDSM ist in jenen Betten üblich.
Ein anderes Beispiel ist eine russische Bekanntschaft, die die Szene in Sankt Petersburg wohl ganz gut kennt. Dort findet zwar alles im Untergrund statt, dieser scheint aber sehr gut organisiert und belebt zu sein, jedoch hatte sie ein viel größeres Problem. Sie ist Switcherin und laut eigener Aussage gibt es in Russland keine Szene für dominante Frauen, da dies einfach nicht in das Weltbild der Russen passt. Die klassische Kombination devote Frau und dominanter Mann hingegen scheint recht verbreitet zu sein.