Die Lust zu herrschen und zu dienen
Zwei Texte, der eine aus dominanter Sicht, der andere als anonymer Gastbeitrag aus devoter. Als höflicher Mensch gilt natürlich Ladies first.
Die Lust am Dienen
Was ist so schön daran, einer anderen Person zu dienen? Nun, dienen hat in diesem Fall nichts mit bedienen zu tun, wobei das natürlich mit reinspielen kann. Ich betrachte das Dienen umfassender und meine damit mein gesamtes devot Sein. Es geht also darum, was mir an der devoten "Rolle" gefällt und warum. Dies beinhaltet für mich mehrere Aspekte.
Zum Einen möchte ich der Person, der ich diene, das Leben so angenehm wie möglich gestalten. Dazu gehört, dass ich meinem Partner all die Aufgaben abnehme, die er nicht gerne erledigt, sei es Hausarbeit oder irgendwelche anderen Dinge. Das hat allerdings nichts mit Lust zu tun, denn es erregt mich nicht sexuell, wenn ich für ihn Arbeiten übernehme, auf die er keine Lust hat. Dennoch macht es mich auf eine gewisse Art glücklich und zufrieden (ohne, dass hier Glückshormone fließen würden), wenn ich ihm dadurch einen Gefallen tue und er sich nicht mit ungeliebten Dingen ärgern muss.
Für mich ist dies eine der Grundlagen meines devot Seins und hierauf baut sich alles andere auf. Ich spiele keine Rolle, denn genau das bin ich, zumindest dem einen gegenüber. Natürlich hat alles seine Grenzen und die Waage der Rechte und Pflichten sollte nicht in eine extreme Richtung ausschlagen. Es darf also nicht so verstanden werden, dass ich alles für ihn mache und er ein Leben führt, welches nur aus Spaß und Partys besteht.
Des Weiteren möchte ich meinem Partner gefallen. Dies bedeutet, dass ich gerne das tue, was ihm gefällt. In diesem Punkt bin ich wohl sehr personenbezogen, denn ich passe mich hier größtenteils meinem Partner an. Natürlich habe auch ich meine Vorlieben, aber wenn ich feststelle, dass ihm etwas besonders gut gefällt, dann habe ich noch größere Freude daran, es für ihn zu tun.
Dies bezieht sich auf Handlungen, die ich aktiv übernehmen bzw. beeinflussen kann, wie z. B. einen Blowjob oder das Tragen bestimmter Kleidung, die ihm gefällt. Je nach dem, um was es sich handelt, macht es mich einfach nur zufrieden, es zu tun oder aber es erregt mich, weil ich dadurch meiner Bestimmung folge und eine ganz bestimmte, sehr intime Atmosphäre zwischen uns geschaffen wird.
Devot sein bedeutet für mich jedoch auch, die Kontrolle abzugeben, machtlos zu sein. Eben nicht mehr selbst zu bestimmen, was mit einem geschieht. Dies kann zunächst zwar furchtbar sein und man wehrt sich dagegen, aber letztendlich liebe ich halt genau diese Situationen, in denen ich keine Chance habe und ich mich dem Willen meines Herrn unterordnen muss, ob ich dies nun gerade will oder eben nicht.
Zum Zeitpunkt der Chancenlosigkeit sind die Erlebnisse sehr intensiv und es kommen die verschiedensten Emotionen zutage: Wut, Zorn, Empörung, Schock, Trotz, Hilflosigkeit, Verzweiflung und vieles mehr. Dann aber kommt der Punkt, wo sich diese Emotionen ins Gegenteil verkehren können. Auf einmal kann ich loslassen, die Kontrolle abgeben und fühle mich befreit.
Ist dies geschehen, empfinde ich ganz andere Emotionen wie Hingabe, Lust, Entspannung, Erregung und vor allem ein inniges Band und eine tiefe Vertrautheit. Ich finde es sehr aufregend, wenn ich all diese vielen Gefühle in relativ kurzer Zeit durchlebe und ganz besonders den Zeitpunkt, wenn aus eigentlich negativen Gefühlen sehr positive werden.
Ich versuche, es etwas zu veranschaulichen. Wenn er etwas tut, was mir nicht gefällt oder vor dem ich Angst habe (z.B. der Einbezug Dritter), dann fühle ich mich zunächst sehr unwohl, werde wütend, dass er es trotzdem tut usw. Doch irgendwann macht es "Klick" und ich "ergebe mich dem Schicksal". Ich merke, dass er die Situation unter Kontrolle hat bzw. es wird mir klar, dass er schon weiß, was er tut und somit kann auch ich anfangen, die Aktion/Situation zu genießen.
Das ist stark verbunden mit dem Vertrauen, das ich in einen Partner habe. Selbst, wenn meine Moral etwas anderes sagt, in diesem Moment bin ich entschuldigt, denn ich bin die Passive und er macht es mit mir. Dies ermöglicht mir, Dinge zu tun, von denen ich nicht mal zu träumen gewagt hätte. Ich weiß, dass ich gut aufgehoben bin und dass mir nichts (zumindest absichtlich) passieren wird. Dadurch kann ich viele neue Dinge erfahren und Grenzen erweitern (lassen).
Es ist ein unglaublich befriedigendes Gefühl, wenn man etwas gemeinsam geschafft hat, was vor ein paar Wochen eventuell noch undenkbar für einen war oder das man eben nicht einfach mal so tut, ohne mit der Wimper zu zucken. Sich selbst zu überwinden, ruft oftmals einen gewissen Stolz hervor und oftmals stelle ich fest, dass es gar nicht so schlimm war, wie ich es vorher gedacht hätte.
Lust und Erregung spüre ich nicht immer in meiner devoten "Rolle", aber darum geht es mir auch nicht primär, weil für mich manche Dinge einfach dazu gehören (siehe oben). Dennoch kommen auch diese beiden Komponenten meistens nicht zu kurz. Und gerade wenn er mit meiner Lust spielt, also meine körperlichen Bedürfnisse so wie er es will erfüllt, dann empfinde ich es so, dass man als devoter Part viel mehr davon hat als der dominante.
Dies ist allerdings nur meine persönliche Meinung. Ich denke aber, dass sich der devote Part viel besser fallen lassen kann und somit eine Lust empfindet, die dem dominanten verwehrt bleiben wird. Man kann in eine andere Welt abtauchen, muss sich nicht mehr um das hier und jetzt kümmern, sondern kann einfach nur auf der Welle der Lust reiten.
Ich muss nicht aufpassen, dass nichts passiert, denn ich vertraue ihm, dass er auf mich Acht gibt. Ich brauche mir keine Gedanken darüber machen, wie ich in dieser Situation wohl wirke, denn er ist es, der mich in diesen Zustand gebracht hat, weil er es so wollte. Man kann einfach nur sein, sich hingeben und genießen.
Ihre Lust am dienen beschreibt die Verfasserin sehr eindringlich in dem Kurzroman: Neugier und Erfüllung
Die Lust zu herrschen
Nachdem ich eine Bekannte darum gebeten habe, über die Lust am Dienen zu schreiben, kam mir die Idee den (bösen) Zwillingsartikel zu erstellen. Was macht einem eigentlich an der dominanten Rolle Spaß? Hier mag es viele passende Antworten geben, in diesem Fall will ich den Artikel aber ausnahmsweise aus meiner Sicht schreiben.
Die Kontrolle auszuüben bringt einen in die komfortable Situation, den Handlungsverlauf weitestgehend bestimmen zu können. Es werden also immer nur Handlungen vorgenommen, zu denen ich in diesem Moment Lust habe. Natürlich dient nicht jede dieser Handlung der eigenen Luststeigerung, denn auch der devote Part soll aus verschiedensten Gründen Freude an dem Spiel haben. Wäre dem nicht so, würde dieser recht schnell das Weite suchen.
Der dominante Part ist wie die Seite einer Münze: Er braucht den devoten Part um vollständig zu sein. Ein weiterer Aspekt ist, diese Kontrolle offen zu zeigen, primär der Partnerin gegenüber, aber in einem geeigneten Umfeld eben auch Dritten gegenüber.
Gerade das Formen einer Partnerin macht mir besonderen Spaß, wenn es sich auch allein auf den BDSM Kontext bei mir beschränkt. Zu sehen wie das Verhalten des Partners durch gezielte Belohnung und Bestrafung immer mehr den eigenen Idealen entspricht, erfüllt mich mit Stolz. In diesem Sinne handelt es sich um eine Erziehung des anderen zu einer besseren Sub (nicht Mensch, denn dafür ist BDSM nicht das geeignete Mittel). Als Herr hinterlasse ich dabei meine Spuren, die besonders intensiv sind, wenn ich der erste „Dom“ für sie war.
Jedoch beschränkt sich dieser Stolz nicht allein auf die eigenen Handlungen, sondern eben auch auf die Hingabe und das Vertrauen der Partnerin, welches sie mir entgegenbringt. Ja, ich habe auch einen gewissen sadistischen Anteil und sehe zudem durchaus gerne mal die eine oder andere Spur von mir auf ihrem Körper.
Ein weiterer Aspekt ist die Sexualität. Ich habe oft und gerne Sex mit einer Partnerin. Wenn ich mir dieses nehmen kann, wann und wie ich es will, so ist dies für mich auch eine schöne und immer mögliche sexuelle Befriedigung. Genauso erregend finde ich es aber auch, die Partnerin zum Fliegen oder zu einem Orgasmus zu bekommen, also wenn ich es will für die Befriedigung ihrer Lust zu sorgen.
Die Abhängigkeit ihrer eigenen Lust von meinem Willen ist wieder ein Aspekt der Kontrolle, den man durchaus als eine Macht über den anderen verstehen kann. Insoweit ist EPE eine durchaus schöne Spielart.
Abschließend noch ein sehr verbindendes Element, das gemeinsame Überschreiten von Grenzen. Natürlich kann sowohl eine Grenze des dominanten wie auch des devoten Parts überschritten werden, zumindest bei mir waren es aber häufiger die Partnerinnen, die eine solche Grenze überschritten.
Das Gefühl zu wissen, man erreicht gemeinsam einen Punkt der eigentlich eine Grenze darstellt und überschreitet ihn ist etwas sehr besonders. Zuerst schafft man eine Situation in der sich der Partner wohl fühlt und zeigt ihm was hinter der Grenze auf ihn warten könnte. Wenn sein Vertrauen und vielleicht auch seine Lust und Hingabe groß genug sind, betritt man zusammen dieses Neuland.
Dieses ist eine Art erstes Mal und somit immer auch ein einmaliges Geschenk. Gemeinsam und einvernehmlich Grenzen zu erweitern gehört mit zu den intensivsten Erlebnissen, die einem im BDSM Bereich zuteil werden können, dies gilt natürlich insbesondere für die Person die in diesem Moment das Neuland entdeckt.
Inzwischen gibt es auch den Beitrag einer dominanten Frau zu diesem Thema: Was mir am Dominieren Freude bereitet