Die Psychologische Dynamik hinter BDSM und ihre Tücken und Freuden

Die Liebe zum Schmerz ist eines der schwierigsten und tiefgreifendsten Themen im Bereich der sexuellen Psychologie.

Wie kommt es dazu, dass Liebe Schmerz zufügen will oder Schmerz empfinden will? Wenn es gelingt diese Frage zu beantworten dann kommt man den Verirrungen der Liebe und dem Mysterium von Liebesbeziehungen wohl ein Stück näher.

Sadomasochismus (SM) ist mit einem Stigma behaftet und dieses ist teilweise so groß, dass nur wenige Klienten solche Neigungen vor Ihren Therapeuten oder Ärzten zugeben oder vor ihrem sozialen Umfeld. Es bleibt die Angst vor den Reaktionen der Menschen. Darum befindet sich die SM-Subkultur eher im Untergrund, in Internetforen und einschlägigen Lokalen, wo sich Gleichgesinnte unter sich treffen und sich ohne Scheu austauschen.

Jedoch kommt es immer mehr zu einer Entmystifizierung durch aktuelle Literatur wie z.B. Shades of Grey, dieses Buch wurde zu so einem Bestseller, dass es im Jahre 2015 als Verfilmung in die öffentlichen Kinos kommt. Es wird ein Thema mit dem nun breitere Bevölkerungsschichten in Kontakt kommen. SM polarisiert, der größere Anteil von Menschen findet es pervers oder zumindest abstoßend und nicht vorstellbar für das eigene Sexualleben. Der kleinere Anteil der Bevölkerung findet dieses Konzept Liebe und Sex zu leben sehr anziehend.

Doch weiterhin bleibt es für die meisten „Normalsterblichen“ ein Tabu und ein Tabu in der Gesellschaft treibt in Einsamkeit und Ghettobildung (Subkultur). Natürlich müssen SM-Anhänger ihr Recht verteidigen, dass Erwachsene einvernehmlich alles miteinander tun dürfen was sie wollen. Aber allein diese Tatsache macht eine genaue Reflexion über die sexuelle Beziehung die man führt nicht überflüssig. Schuldgefühle helfen niemals weiter, im Gegenteil. Aber sicher ist, dass SM-Liebhaber sich in Dimensionen wagen von denen die „Stinknormalen“ (oft kommt es auch zur Abwertung gegenüber „Vanillasexlern“ – was auch nicht von großer Toleranz zeigt, wenn man das andere abwerten muss um das eigene aufzuwerten) keine Ahnung haben. SMler sprechen oft von erweitertem Spielraum den sie gegenüber „Normalos“ erleben und sich quasi in einer großen Freiheit bewegen. Doch Freiheit heißt nicht nur Freiheit für das Spiel, sondern auch Freiheit vom Spiel.

Mir ist eines noch bewusst geworden durch den Shades-of-Grade-Hype. SM-Liebhaber stehen der Buch-Triologie oft sehr abwertend gegenüber und ich glaube nicht nur weil es um einen reichen gutaussehenden Millionär geht, der schwer traumatisiert ist und quasi von einer jungen klugen aufmüpfigen Frau geheilt wird. Sondern ich glaube vielmehr dass auch eine Angst dahinter steckt, dass die Gesellschaft ihre Vorlieben akzeptiert und diese Themen salonfähig werden. Wie stünde es dann mit ihrem Selbstbewusstsein? Ist doch gerade das Verruchte, das Verbotene etwas, dass eine tolle Spannung hervorzaubert. Und SM lebt ja von Spannung und Inszenierung und Ritual. Doch was ist wenn das Verpönte plötzlich nicht mehr Verpönt ist, fühlt man sich dann immer noch so besonders, so ganz anders als „die Stinknormalen“? :)

Ich denke einfach die Stinknormalen haben diesen inneren Konflikt nicht zu lösen den SMler mit den extremen Machtgefällebeziehungen verdeutlichen. Ja es ist eine Neigung und diese Neigung hat tiefe Wurzeln, sie kommt nicht als Geschenk des Himmels. Es handelt sich hier, wie schon erwähnt, um eine Randgruppe -> wenn man in Prozenten denkt.

Das Typische an SM ist, dass es im Spielverlauf immer zu einem Machtgefälle kommt. Dieses Machtgefälle ist auch in anderen Bereichen des Lebens immer und überall präsent und es gibt viele Beispiele dazu:

Lehrer-Schüler-Beziehung, Eltern-Kind-Beziehung, Chef-Sekretärin-Beziehung sprich Vorgesetzter-Untergebener, Politiker-Volk-Beziehung, Sektenführer-Anhänger-Beziehung, Betreuer-Klient-Beziehung, Pfarrer-Pfarrköchin-Beziehung;

Das alles sind Möglichkeiten Führung auszuleben, aber in einem anderen Rahmen, in einem natürlichen Rahmen. Aber hat man sich schon mal überlegt wie oft auch in diesen Beziehungen Macht missbraucht wird? Ein Chef der seine Sekretärin quält und all seine Launen an ihr auslässt und sie ihn dafür umbringen könnte, doch in einem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm steht und sich so nicht frei bewegen kann mit ihrer Meinung.

Lehrer die ihre Lieblingsschüler bevorzugen und Politiker die nicht immer ganz uneigennützige Entscheidungen treffen und sie zum Wohl aller verkaufen. Gurus die ihre Schüler finanziell ausnehmen um sich selbst zu bereichern. Der reiche Mann der sich eine junge Frau erkauft und ihr Luxus bietet und sie abhängig von sich macht, da ist selten Liebe im Spiel. Es gibt unendlich viele Beispiele wo man diese Beziehungsdynamik entdecken kann. Und hier geht es nicht um Sex und auch in vielen SM-Beziehungen geht es nicht um Sex, sondern vordergründig um Machtausübung.

Wenn sich sexuelle Lust nur noch durch Machtausübung nährt sollte man ein wenig näherhinblicken, welche Möglichkeiten man noch hat in seinem Leben als ständig an Grenzen zu gehen und diese immer noch mehr zu erweitern, bis es gefährlich wird oder bis auch das langweilig wird und keine Befriedigung mehr eintritt.

Jeder kann sich selbst die Frage stellen welche Beziehung er selbst zur Macht hat. Ist diese noch gesund? Wie viel Bedürfnis haben Sie Einfluss zu nehmen? Kann man sich selbst eingestehen, dass Mann/Frau es mag wenn die Dinge nach dem eigenen Willen laufen? Oder geht es einem nur ums Gemeinwohl?

Ich möchte mich hier möglichst vorurteilsfrei und intensiv mit dem Thema sexuell anders gearteter Menschen auseinandersetzen und zum Nachdenken anregen.

Tiefenpsychologische Konzepte verbinden SM mit der psychoanalytischen Theorie der frühkindlichen Sexualität, also eine Neigung die ihre Wurzeln sehr früh in der Kindheit „schlägt“. Nicht selten haben Menschen mit diesen Neigungen Missbrauchserfahrungen in ihrer sozialen und psychischen Entwicklung erlebt. Missbrauch verbinde ich hiermit nicht unbedingt immer mit körperlichen, sondern auch mit psychischem Missbrauch, der vielfältige Erscheinungsbilder haben kann. Auch zu frühe Übernahme von Eigenverantwortung weil die Eltern mit anderen Dingen als mit der Erziehung der Kinder beschäftigt sind oder emotionale Verwahrlosung und wenig Gefühlsausdruck in der Familie kann zu ungesunder Sexualität oder Beziehung führen. Oder wiederum Missbrauch des eigenen Kindes als Partnerersatz bei Trennungen, quasi Vereinnahmung eines Kindes dass seinem psychischen Entwicklungsstand nicht gerecht wird. Es gibt so viele mögliche Entwicklungen die einen nachhaltig prägen, was sich dann auch in der unglaublichen Vielfalt der Spielarten und Vorlieben im Bereich BDSM ausdrückt.

Ich werde in der Folge die Begriffe masochistisch und devot nicht mehr trennen, weil das zu kompliziert wird, ich denke jeder weiß was gemeint ist, es geht eben um Sub und Dom. Aber hier und jetzt möchte ich nach längerer Überlegung doch auf der psychologischen Ebene genauer darauf eingehen. Denn hier findet sich doch ein wichtiger Unterschied im Grad der ausgelebten Asymmetrie und in der Wahl der Rituale und auf diese möchte ich kurz näher eingehen.

Der sadistische und der masochistische Impuls sind viel grenzüberschreitender und viel tiefgreifender als nur das Rollenspiel der Dominanz und Unterwerfung. Es ist viel gefährlicher und wer körperliche Schmerzen liebt der geht vielmehr an seine eigene Grenze. Schmerz ist eine Sache, die ein psychisch gesunder Mensch vermeiden will. Der menschliche Organismus versucht Schmerz immer zu vermeiden, um die eigenständige Handlungsfähigkeit erhalten zu können. Wenn der devote Teil dies erlaubt und dem dominanten Teil dafür auch noch dankbar ist, verliert der Sadist noch mehr seine Beziehungsangst als es allein bei Gehorsam oder Fesselung möglich wäre. Der Masochist sagt damit aus, selbst wenn du mir Böses tust, werde ich Dich noch LIEBEN.

Ritual Gehorsam :

Bereitschaft zu Disziplin und Gehorsam -> dadurch zeigt der devote Partner dem dominanten, dass er keine Gefahren fürchten muss. Der Sadist geht davon aus, dass er über die Ressourcen des Anderen jederzeit verfügen kann, ohne je auf Widerstand zu stoßen. Er lebt mit der irren Vorstellung, dass er angstfrei er selbst sein kann. Der Masochist tritt nicht nur seine Entscheidungsfreiheit ab, sondern damit auch die Verantwortung für alles was er tut. Somit braucht er keine Angst zu haben, sich durch eigenständige Taten schuldig zu machen. Alles was geschieht liegt in der Verantwortung des Beherrschens der Situation, also alles liegt in den Händen des Sadisten.

Ritual Fesselung:

Die Fesselung des unterworfenen Partners verdeutlicht auch noch auf körperlicher Ebene was Gehorsam heißt. Es geht um totale Entmachtung des devoten Partners, denn der Gefesselte kann sich nicht mehr wehren, selbst wenn er es versuchte. Korsagen sind ein milder Ausdruck von Fesselung. Diese Dessous signalisieren erotische Bereitschaft und symbolisieren symbolisch die Fesselung der Frau, der Mann wird quasi beherrscht von der Macht weiblicher Reize. Es gibt noch viele andere Hilfsmittel die die Objekthaftigkeit des weiblichen Körpers betonen wie Strümpfe, Negligés oder Schminke, sie werden auch im SM als Werkzeuge eingesetzt. Diese leichte Form findet auch in bei Normalos seine Anwendung.

Ritual Schmerz:

Diese Form des Rituales symbolisiert die größte Machtaufnahme auf der einen Seite und die größte Machtabgabe auf der anderen Seite. Es spiegelt die größte Angst beider Seiten vor Intimität wider. Die Angst vor Zurückweisung ist hier sowohl beim Sadisten als auch beim Masochisten am größten. Es werden also besondere Beweise vom Sadisten gefordert, denn durch Fesselung oder Unterordnung alleine wäre diese Intensität der Macht nicht spürbar.

Insgesamt nistest sich die sexuelle Phantasie der Dominanz leichter in männlichen Köpfen ein, was auch mit unserem biologischen Erbe zu tun hat. Die Herrschaft über die Frau wird öfter von Männern beansprucht und als richtig empfunden, das ist noch eine Nachwirkung der patriarchalischen Gesellschaften. Gibt es noch heute Kulturen wo Frauen offiziell unterdrückt werden und sich verhüllen in langen Kutten und auch noch in unserer Gesellschaft gibt es Frauen die gleiche Arbeit leisten und weniger Geld dafür erhalten als Männer. Diese Strukturen werden in unseren Breiten jedoch immer mehr aufgeweicht. Was aber nicht heißt, dass in vielen Frauen die Unterordnung tief verwurzelt und verinnerlicht ist, ich würde hier mal einen neuen Begriff erfinden, denn ich Generationenerbe nenne.

Nicht selten aber hat sich die Phantasie der Dominanz auch in weiblichen Köpfen eingenistet. Doch die männlichen Masochisten die für Schläge bei ihrer Domina sogar bezahlen sind ein eigenes Thema.

SM wird in der Klassifikation für Krankheiten als Störung der Sexualpräferenz eingestuft. Diese pauschale Bewertung ist unter Experten sehr umstritten und bestimmte Länder vertreten dazu unterschiedliche Positionen. Professionelle Hilfe wird meiner Meinung nach nur benötigt wenn SM zur Obsession wird und wenn jemand einen Leidensdruck verspürt oder aber sexuelle Befriedigung nur mehr durch SM gelebt werden kann und man sich gedanklich ständig damit beschäftigt; z.B. wie man das nächste Objekt der Begierde erobern kann und wie die nächste Session aussehen könnte und massive innere Spannungen entstehen wenn dies nicht ausgelebt werden kann.

Krankhaft ist dann wenn es körperlichen oder psychischen Schaden verursacht. Dies kommt dann zustande wenn ein sadistisch veranlagter Mensch anderen Menschen Leiden aufzwingt. Das heißt jedes STOP dass nicht sofort als solches geachtet wird ist ein Missbrauch des Gegenübers. Wenn die Grenze nicht geachtet wird, dann wird es gefährlich für den sadistisch und auch masochistisch veranlagten Menschen. Dies kann schwere psychische Folgeschäden nach sich ziehen.

Besonders warne ich dominant veranlagte Menschen sich devot veranlagte psychisch erkrankte Menschen als Spielobjekt zu nehmen. Diese Menschen gehen oft in eine Opferrolle um tiefe Traumatisierungen aufzulösen, doch werden sie durch die starke Abhängigkeit die SM verursachen kann, noch weiter geschädigt und es kann zu keiner Genesung kommen.

Ein verantwortungsbewusster Dom wird sich niemals an junge und unerfahrene Frauen ranmachen, dessen Willen leicht zu brechen ist, weil sie nicht gefestigt genug sind in ihrer Entwicklung oder an psychisch erkrankte Menschen. Er wird die Größe haben sich einer erwachsenen Frau mit einer bereits entwickelten Sexualität zu stellen, ohne Angst zu haben, sich klein zu fühlen. Je gewachsener beide in ihrer Persönlichkeit sind, desto spannender wird die gelebte Sexualität, da braucht man dann gar keinen Namen wie SM oder einen Deckmantel hinter dem man sich verstecken kann.

Ich rate dringend psychisch erkrankten Menschen, wenn sie ihre sexuelle Neigung in diesem Bereich ausleben wollen, dies unbedingt in Begleitung eines in diesem Bereich erfahrenen Psychotherapeuten ihres Vertrauens (diese sind jedoch nicht leicht zu finden) machen. Denn ansonsten können sie in ein tiefes emotionales Loch fallen, aus dem man alleine nicht mehr herauskommt, weil die Verstrickung und Abhängigkeit zu einem dominanten Mann oft zu tief geht. Das ist dann der große Fall.

Ein sadistischer Mensch der ein klares „STOP“ nicht akzeptiert, hat ein massives Selbstwertproblem. Und eine masochistisch veranlagte Frau, die sich ein STOP nicht sagen traut, weil sie Angst davor hat dann keine gute SUB zu sein, hat auch ein massives Problem, wo eine Therapie sinnvoll ist um den eigenen Selbstwert zu stärken.

An alle devot veranlagten Frauen möchte ich hier eine Botschaft geben, die mir sehr am Herzen liegt. Es ist Manipulation wenn euer DOM meint, es gibt kein STOP, es gibt immer ein STOP und man kann jederzeit aussteigen, wie aus einem Auto oder einem Bus. Das ist das Recht eines jeden Menschen und deswegen seid ihr keine schlechte SUB, sondern eine erwachsene Frau und mit der hat so mancher DUMMIDOM ein massives Problem. Sadistische Neigungen sind auch oft ein Problem von schweren Verbrechen, wie jeder in den Medien immer wieder miterlebt.

Viele Menschen verfangen sich in einer destruktiv-sadomasochistischen Beziehungsfalle und finden schwer einen Ausweg. Wenn zwei Menschen nur noch um die Überlegenheit in der Beziehung zueinander ringen und keine Gelegenheit zur wechselseitigen Demütigung auslassen, dann scheint auch nur noch der Tod der Beziehung als Ausweg, nicht oft hört man von Beziehungsdramen die bis zum körperlichen Tod reichen durch grausame Messerstecherei wo oft sogar die eigenen Kinder getötet werden um den Vater/Mutter noch intensiver emotional zu verletzen.

Ein Ausweg scheint hier einzig und allein die LIEBE zu sein. Das hört sich sehr spirituell an, aber umso mehr Lebenserfahrung mir zuteilwird und umso mehr Beziehungsdramen man selbst und im Umfeld miterlebt, umso mehr beginnt man die Liebe als Heilung zu sehen, auch und vor allem über eine Trennung hinaus. Doch jeder muss seine Lösung für sein Lebensdrama am Ende des Tages selber finden.

Am besten gelingt eine SM-Beziehung wenn man sich selbst und seinem Gegenüber vertrauen kann. Denn in einer so intimen Beziehung öffnet man seinem Partner sein Innerstes. Da das Öffnen seines Inneren immer ein Risiko birgt, braucht man zur Intimität VERTRAUEN. Zumal in sein Gegenüber, dass er seine Dominanz nicht missbraucht und dann zu sich selbst, dass man im Falle eines Missbrauches durch den anderen nicht aus der Bahn geworfen wird, weil man sich durch sein eigenes SELBSTWERTURTEIL gegen das Entwertet sein durch den anderen schützen kann.

Der dominante Partner in einer Spielbeziehung mindert seine Angst vor Zurückweisung und Abwertung indem er vom Partner Unterwerfung fordert. Er kann sich nur dann völlig seinen sexuellen Impulsen überlassen, wenn der dominante Part den devoten so stark demütigen kann, dass dessen mögliche Zurückweisung keine Kraft mehr hat, den Sadisten zu kränken, wenn also ein mögliches Aufbegehren des Unterworfenen dank des Machtgefälles im Keim erstickt werden kann.

Während ein Sadist sich vor Abwertung und vor Zurückweisung fürchtet, ist die Angst des Masochisten vor der Zurückweisung noch grösser, somit ist er bereit innerhalb der SM-Beziehung die untergeordnete Rolle einzunehmen. Zunächst wird das Gefühl der Minderwertigkeit noch verstärkt, denn wenn mich ein so mächtiger Mensch wie mein Partner als Gegenüber wählt, muss an mir selbst etwas wertvoll sein. Sind solche Bedingungen erfüllt, ist die Angst, die seine Fähigkeit zum Lustgewinn abwürgen könnte aus dem Bewusstsein des Sadisten verdrängt und so kann sich der Penis aus der Deckung herauswagen.

Der Masochist hat Angst vor Entwertung und Abgewiesen werden. Meistens ist die Angst vor der Zurückweisung stärker als die der Abwertung. Also auch ihn hindert Angst daran, in einer normalen sexuellen Begegnung Lust zu erleben. Was, wenn er sich öffnet und sein Gegenüber wird nicht allein durch seine erotischen Reize erregt. Was wenn der andere nicht auf ihn steht so wie er ist mit all seinen Schwächen? Dann müsste er das Gefühl aushalten vor sich selbst und dem anderen wertlos dazu stehen.

Somit ist dies eine Gemeinsamkeit nur jeweils auf der anderen Seite der Medaille stehend.

In sadomasochistischen Beziehungen spielen Schamgefühle eine große Rolle.

Der devote schämt sich wenn er den Impuls zur Selbstbestimmung seiner Psyche verrät. Indem er sich unterwirft, löst er aber nicht seinen ureigenen psychologischen Konflikt in sich, sondern er verleugnet ihn. Daraus resultiert neuerlich ein Schamgefühl, denn der Masochist bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Und da er sich durch Unterwerfung wie ein Objekt besitzen lässt, gibt er die Verantwortung für sein Erleben völlig an den dominanten Partner ab. Dadurch vermindert er sein Schamgefühl indem er sich für die eigenen Gefühle als nicht zuständig erklärt.

Und für den Sadisten bedeutet das Beherrschen auch nicht die Lösung all seiner Schamprobleme. Ihm droht neue Scham. Zum einen wird auch er selbst beherrscht durch die Angst dass sein EGO entwertet wird. Im Umgang mit einem devoten Menschen mag er sexuelle Freiheit empfinden, in sich selbst bleibt aber der Zwang die eigenen Gefühle abzuwehren.

Jeder Anspruch auf MACHT ist zugleich ein Signal einer eigenen Bedürftigkeit. Der Macht über andere zu bedürfen und sie zu beherrschen, heißt abhängig zu sein. Ob man es wahrnehmen will oder nicht, wenn man des Machtgefälles bedarf im Liebesspiel, schämt sich auch der Mächtige für sein Bedürfnis nach Macht. Wenn die Schamgefühle übermächtig werden droht eine gefährliche Eskalation. Destruktiv und missbräuchlich wird es wenn sich die Lust des dominanten Parts nicht gleichwertig an der Lust des devoten entzündet, sondern an dessen Leid. Somit kommt es zu immer stärkeren Aggressionen gegenüber dem Opfer, so versucht er unangenehme Gefühle abzuwehren, das kann schlimmstenfalls bis zum Mord führen.

Keine Beziehung auf dieser Welt kommt ganz ohne Verletzungen aus, doch es geht um die Schwere der seelischen Verletzungen. Ist es eine Verletzung die eine Beziehung ertragen kann oder ist es eine Verletzung die nicht mehr heilbar ist und eine Beziehung zerstört, vergleichbar mit einem Autounfall, wo vielleicht die Verletzungen so tiefgreifend sind, dass man einen Rollstuhl braucht oder gar ein Körperteil verliert.

Genauso schwer kann eine Psyche verletzt werden, nur sieht es niemand, weil die Narben auf der Seele liegen und hier kann die Kunst von Therapeuten, Psychologen oder Psychiatern greifen oder die Kunst eines Partners der einen liebt so wie man ist. Wer so einen findet und ihn auch liebt möge ihn festhalten und nicht mehr loslassen.

Dazu braucht es keine Fesselungen und Kneblungen, dass ich alles unter Kontrolle habe und ihn so fest bei mir habe, dass er mir nicht weglaufen kann. Denn diese Dinge die sich tief drinnen abspielen die bedürfen weder Macht noch Unterwerfung. Sie sind ganz einfach da und man spürt das!

Ich wünsche jedem Menschen diese Erfahrung zu machen.

Ein Mensch der beide Seiten der Medaille in sich entdeckt und nicht zwanghaft in einer bestimmten feststeckt, der ist wirklich frei. Ein Mensch der seine devoten und sowohl seine dominanten Anteile in sich integrieren kann; ein Mensch der nicht die eine oder andere Seite unterdrückt; ein Mensch der glücklich darüber ist, beide Seiten in sich zu entdecken und diese auch in unterschiedlichen Bereichen leben zu können; ob als Liebespaar oder als Elternbeziehung zum Kind oder in der Arbeitsbeziehung.

Alles was Ausschlusscharakter bekommt ist aus meiner Erfahrung heraus auf Dauer für niemanden erfüllend. Doch das Leben zeigt einen in seiner ganzen Länge von durchschnittlich 80 Jahren, das ist in unseren Breitengraden das derzeitige Durchschnittsalter, so viele Facetten und ich habe noch niemanden erlebt der sich nicht verändert und weiterentwickelt hat, vorausgesetzt er will das auch.

Also wirklich FREI ist in meinen Augen jener der keine Scheuklappen auf hat und der seinen Kopf wie eine EULE in jede Richtung drehen kann und da innehält wo es ihm gefällt und wo er Menschen findet mit denen er das teilen kann und der niemals am selben Standpunkt stehen bleibt, jemand der sich traut neue Kontinente zu entdecken, dafür muss man aber ab und zu alte verlassen um einen Blick zu erhaschen auf das Neue.

Viel Liebe, viel Sex, viel Beziehung, viel Freude, viel Beglückendes und viel Behutsamkeit wünsche ich jedem der den Artikel gelesen hat. Und den Mut, um zu leben was einem guttut, ohne andere dabei bewusst zu verletzen. Dies kann ein langer Weg und eine lange Reise werden, aber das Ziel zählt.

Ich habe sehr viel Freude und Hingabe empfunden beim Schreiben dieses Artikels und hoffe er kann manche ein Stück weit anstupsen, um nicht FESSELN zu schreiben :)

 

Autorin Masha8 (Mitglied der Community)

 

Andere Sichtweise: Psychologie: Warum BDSM?

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